Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Catholic
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#701 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Catholic » Sa 1. Aug 2015, 23:16

Hallo sven23,

Du liesst diesen Text:

"Über Inder gibt es unterschiedliche Meinungen,...Fakt ist,dass alle Inder Lügner sind."
(Quelle:Dr. Hans Müller,Ethnologe an der Universität München
)

(Name usw. habe ich mir gerade ausgedacht,mir geht es um das Beispiel!)

Wenn Du den Text so wie er da steht liesst,gehst Du dann davon aus,dass Hans Müller das so gesagt hat?

closs
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#702 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von closs » Sa 1. Aug 2015, 23:17

sven23 hat geschrieben:In der Wissenschaft haben aber Glaubensdogmen nichts verloren.
Da würde jeder Theologe zustimmen - auch Ratzinger.

Das Missverständnis scheint immer noch nicht ausgeräumt zu sein, dass es nicht um Glaubens-Kontaminierung INNERHALB des wissenschaftlichen Arbeitens gibt, sondern um weltanschauliche Aussagen, die sich auf wissenschaftliche Beobachtungen berufen können, aber nichtsdestoweniger eben weltanschaulicher Natur sind.

Wenn man alle Kubitza-Unterlagen einem christlichen Wissenschaftler auf den Schreibtisch legt, wird er sie genauso wissenschaftlich bearbeiten und zu einem diametral anderen Ergebnis kommen können wie Kubitza. - Weil BEIDE unterschiedlich weltanschaulich gepolt sind - der eine positivistisch, der andere christlich. - Ich verstehe beim besten Willen nicht, warum diese wirklich ziemlich einfache Aussage nicht allseits kapiert wird.

sven23 hat geschrieben:Ratzinger lobte in seinem Jesusbuch die historisch-kritische Methode, schränkte aber gleichzeitig ein, daß diese auf biblische Texte nur eingeschränkt anwendbar seien, weil sie von Gott inspiriert seien. - Das hat natürlich mit Wissenschaft nicht mehr viel zu tun.
Ratzinger tut der Wissenschaft damit einen guten Dienst, wenn er sie außer Dienst stellt, sobald es weltanschaulich wird - genau das würde ich mir auch von den positivistischen Theologen wünschen.

Catholic
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#703 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Catholic » Sa 1. Aug 2015, 23:22

sven23 hat geschrieben:
Catholic hat geschrieben: Wann und wo hat Joseph Ratzinger während seiner universitären Lehrtätigkeit Glaube und Wissenschaft vermischt und ist deswegen kritisiert worden?

Ratzinger lobte in seinem Jesusbuch...

Thema verfehlt,setzen,sechs! ;)
Im Ernst,Papst Benedikt hat etwas Wesentliches geschrieben mit dem er vollkommen Recht hatte,ich stimme der Aussage von closs zu.

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sven23
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#704 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von sven23 » Sa 1. Aug 2015, 23:23

Catholic hat geschrieben:Hallo sven23,

Du liesst diesen Text:

"Über Inder gibt es unterschiedliche Meinungen,...Fakt ist,dass alle Inder Lügner sind."
(Quelle:Dr. Hans Müller,Ethnologe an der Universität München
)

(Name usw. habe ich mir gerade ausgedacht,mir geht es um das Beispiel!)

Wenn Du den Text so wie er da steht liesst,gehst Du dann davon aus,dass Hans Müller das so gesagt hat?
Davon könnte man ausgehen (ohne den Zusammenhang näher zu kennen)
Aber nochmal: was hat das mit meinem Zitat zu tun?
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sven23
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#705 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von sven23 » Sa 1. Aug 2015, 23:28

closs hat geschrieben:Ratzinger tut der Wissenschaft damit einen guten Dienst, wenn er sie außer Dienst stellt, sobald es weltanschaulich wird - genau das würde ich mir auch von den positivistischen Theologen wünschen.
Nein, er will den Eindruck erwecken, als arbeite er wissenschaftlich (was teilweise auch zutreffen mag), aber die HKM für biblsiche Texte zu bannen, geht natürlich gar nicht.
Auch für den Papst gilt immer noch:
Wer den Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erhebt, muß sich auch an den Kriterien der Wissenschaft messen lassen.
Das kann auch ein Papst nicht ex Cathedra aushebeln.
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#706 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Catholic » Sa 1. Aug 2015, 23:29

Hallo sven23,

es hat etwas mit Deinem Zitat zu tun,denn Du schriebst über eine Aussage von "Glaube und Wissen",die aber nicht von denen stammt,sondern von einer Person,die sie lediglich zitierten.
Durch Deine Zitierweise erscheint es aber so,als sei der gesamte Abschnitt ein "Glaube und Wissen"-Zitat.

Was meinen Beispieltext betrifft,ergänze ich mal,was (wiederum fiktiv,es geht nur um das Beispiel) dort steht,wo ich die Auslassung ("...") stehen habe.

"Über Inder gibt es unterschiedliche Meinungen,auch die mancher Rechtsextremisten,die immer noch behaupten:
"Fakt ist,dass alle Inder Lügner sind."
(Quelle:Dr. Hans Müller,Ethnologe an der Universität München
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Gruss,
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#707 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Catholic » Sa 1. Aug 2015, 23:31

sven23 hat geschrieben: Das kann auch ein Papst nicht ex Cathedra aushebeln.

Das hätte er nicht mal ex cathedra für ungültig erklären können,wenn er es gewollt hätte.

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sven23
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#708 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von sven23 » Sa 1. Aug 2015, 23:34

Catholic hat geschrieben:Hallo sven23,

es hat etwas mit Deinem Zitat zu tun,denn Du schriebst über eine Aussage von "Glaube und Wissen",die aber nicht von denen stammt,sondern von einer Person,die sie lediglich zitierten.
Durch Deine Zitierweise erscheint es aber so,als sei der gesamte Abschnitt ein "Glaube und Wissen"-Zitat.

Was meinen Beispieltext betrifft,ergänze ich mal,was (wiederum fiktiv,es geht nur um das Beispiel) dort steht,wo ich die Auslassung ("...") stehen habe.

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Und wie kommst du darauf, daß dies kein redaktioneller Beitrag der Seitenbetreiber ist?
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#709 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von closs » Sa 1. Aug 2015, 23:42

sven23 hat geschrieben:Wer den Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erhebt, muß sich auch an den Kriterien der Wissenschaft messen lassen.
Dieser Satz ist richtig - UND Du wendest ihn zum x-ten Mal falsch an.

Anders gesagt: In dem Moment, in dem man nach wissenschaftlicher Kärrnerarbeit zur substantiellen Bedeutung einer Bibelstelle kommt, verlässt man die wissenschaftliche Sphäre - und Ratzinger sagt das auch, macht also deutlich, dass Wissenschaft wissenschaftlich bleiben muss.

sven23 hat geschrieben:aber die HKM für biblsiche Texte zu bannen
Tut er doch nicht - gerade Ratzinger hat klargestellt, dass Exegese ohne HKM nicht geht - so wie sich ein Formel-1-Pilot ohne Vorarbeit der Mechaniker nichts ins Cockpit setzen braucht.

Wenn ein Theologe bspw. den Römerbrief auslegen will, ist ihm als Vorbereitung ganz wichtig, was die HKM dazu sagt (Entstehung?/Autor?/Quellen?/Ort der Entsthehung?/Sprache?/etc.). - Wenn er das weiss, beginnt erst die inhaltliche/substantielle/geistige Deutung. - Nochmals: Die HKM ist ein wichtiger Baustein/ein wichtiges Tool, um danach einen Text möglichst gut auslegen zu können. - Erst Beobachtung - dann Auslegung.

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#710 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Catholic » Sa 1. Aug 2015, 23:44

Weil in dem Beitrag eindeutig die Aussage einer anderen Person als Zitat (!!!) erwähnt wurde.

Wenn die SPD,Ortsverband Dortmund,in ihrem Parteiblatt in einem Artikel über Fremdenfeindlichkeit schreibt

"Der Vorsitzende der NPD Duisburg-Süd ist der Meinung:
"Nigger sollte man erschiessen!"
Diese Meinung teilen wir selbstverständlich nicht!"
(alles fiktiv zu Demozwecken erdacht!)

dann haltet es sich bei
"Nigger sollte man erschiessen!"
nicht (!!!!) um die Meinung der Dortmunder SPD.

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