Der Gott Israels ist der Gott der Christen?

Helmuth
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#71 Der Gott Israels ist der Gott der Christen?

Beitrag von Helmuth » So 30. Mai 2021, 08:15

sven23 hat geschrieben:
So 30. Mai 2021, 05:46
Die Forschung geht davon aus, dass Johannes kaum authentische Jesusworte bringt, was bei dem großen zeitlichen Abstand auch mehr als verständlich ist. Er verfolgt seine eigenen theologischen Interessen und unterscheidet sich deshalb auch deutlich von den 3 synoptischen Evangelien.
Einige Aspekte davon würde ich gelten lassen. Aber eben nur einige, wie das halt so ist wenn man nur Halbwahrheiten zu Verfügung hat. Anderen Aspekte müsste man ebenso berücksichtigen, aber ich gehe davon aus, das blendest du aus. Wie das eben so ist bei denen, welche nicht wirklich nach der ganzen Wahrheit suchen. Das ist mir aber egal, daher blende ich sie mal kurz ein.

Johannes war der einzige echte Zeitzeuge unter den vier Evangelisten, der Jesus die gesamten drei Jahre seiner Sendung auf Erden Seite an Seite begleitet hatten. So war er der beste Augen- und Ohrenzeuge seiner Worte. Er kann daher wesentlich exakter bezeugen, was Jesus alles gesprochen hatte und demensprechend unterscheidet sich dieses Evangelium auch erheblich von den Synoptikern, von denen keiner der direkte Wegbegleiter Jesu war, auch nicht Matthäus.

Das Jh-Ev geht auch in vielen Dinge wesentlich mehr in die geistliche Tiefe und so legt Joahnnes dies auch in seiner theologischen Art aus. Man denke nur an den Prolog, was nur eines von vielen Merkmalen ist. Durch das Jh-Ev hat mich der HG am meisten in die Wahrheit geführt, gerade das macht es für mich so wertvoll.

Dass die spätere Theologie auch ihren Senf dazu geleistet hat, nicht immer zum Besten, das ist allseits bekannt. Nur muss das korrekt bewertet werden Z.B. wurde das Mt-Ev dem Apostel Matthäus zugeschrieben, wofür es kaum Anhaltspunkte gibt. Ebenso gibt es Hinweise auf theologische Ergänzungen im Jh-Ev durch spätere Autoren. Ja das ist eben die Art wie die Theologie sich schon immer eingemischt hatte.

Das Jh-Ev endet an sich mit Kapitel 20 und das 21. wurde später ergänzt. Alles schön und richtig, dennoch legte die Basis der wirkliche Apostel Johannes, wiewohl voraussichtlich Schüler von ihm dann den Bericht letztendlich abgefasst hatten. Aber sie referenzieren auf den Apostel als Zeuge des Berichts.

Klarerweise können sich damit auch Irrtümer einschleichen, wie es ja in allen Schriften so ist. Und dennoch, man darf das Kinde nicht mit dem Bade ausschütten. Das ist der Kardinalfehler aller Atheisten, denn das tun sie. Sie schütten damit die Wahrheit insgesamt weg. Nun, das ist ihr Problem.

Man muss lernen, wie ein Kriminalist. aus allen Zeugnissen das herauszulesen, was der Wahrheit entspricht. Und dafür gibt Gott denen, die an Jesus glauben, den HG. Ohne den HG versteht kein Schwein was Sache ist. Da können sie sich deppert studieren bis die Schädel rauchen, Gott versperrt ihnen den Weg zur Wahrheit, indem er in ihrer Ablehnung ihre Herzen verstockt.

Und so verstehen solche auch niemals den Bezug zum AT, der wiederum die Grundlage für das NT liefert. Also ohne AT kein NT. Jesu Nachfolger wissen das. Der Gott Israels, JHWH ist sein Name, hat die Sendung Jesu auch bezeugt und zwar durch seinen HG.

Wer diese Sendung mitsamt Jesu Tod und Auferstehung in der Art nicht anerkennt, der hat auch den HG nicht, und er weiß gar nicht worüber er redet. Also sind sämtliche Auftritte der Atheisten und JHWH-Leugner allesamt Unwissende, und wie sie Gott nicht kennen, so kennt auch Gott sie nicht.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
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sven23
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#72 Der Gott Israels ist der Gott der Christen?

Beitrag von sven23 » So 30. Mai 2021, 09:50

Helmuth hat geschrieben:
So 30. Mai 2021, 08:15
sven23 hat geschrieben:
So 30. Mai 2021, 05:46
Die Forschung geht davon aus, dass Johannes kaum authentische Jesusworte bringt, was bei dem großen zeitlichen Abstand auch mehr als verständlich ist. Er verfolgt seine eigenen theologischen Interessen und unterscheidet sich deshalb auch deutlich von den 3 synoptischen Evangelien.
Einige Aspekte davon würde ich gelten lassen. Aber eben nur einige, wie das halt so ist wenn man nur Halbwahrheiten zu Verfügung hat. Anderen Aspekte müsste man ebenso berücksichtigen, aber ich gehe davon aus, das blendest du aus. Wie das eben so ist bei denen, welche nicht wirklich nach der ganzen Wahrheit suchen. Das ist mir aber egal, daher blende ich sie mal kurz ein.

Johannes war der einzige echte Zeitzeuge unter den vier Evangelisten, der Jesus die gesamten drei Jahre seiner Sendung auf Erden Seite an Seite begleitet hatten.
Diese Sichtweise wird nur noch von biblizistischen und evangelikalen Kreisen vertreten.
Konsens in der neutestamentlichen Forschung ist, dass auch Johannes, oder besonders er, kein Augen- und Ohrenzeuge von Jesus war.

Sowohl die literarische Gestalt als auch das theologische Profil des Joh sprechen dagegen, dass ein Augenzeuge und Jünger Jesu sein Verfasser war. Die Verkündigung des "Reiches Gottes", die nach dem Zeugnis der synoptischen Evangelien im Zentrum der Botschaft Jesu stand, fehlt im Joh fast vollkommen.
...
Sein theologisches Profil weist den Verfasser des Joh als einen Autor aus, der die Wirksamkeit Jesu mit erheblichem Zeitabstand und auf einem hohen Reflexionsniveau betrachtet. Damit dürfte er kaum zur Generation der ersten Zeugen gehören. Da der Verfasser intensiv Traditionen nutzt, deren Ursprung im hellenistischen Judentum zu suchen ist, war er selbst möglicherweise Judenchrist. Dafür könnte auch die Geschichte der Adressaten sprechen.

Quelle: bibelwissenschaft.de
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Naqual
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#73 Der Gott Israels ist der Gott der Christen?

Beitrag von Naqual » So 30. Mai 2021, 10:11

sven23 hat geschrieben:
Fr 28. Mai 2021, 19:38
Die gnostischen Strömungen sind aber erst im 2. und 3. Jahrhundert entstanden. Umstritten ist die Frage, ob das Christentum die Gnosis beeinflußt hat oder die Gnosis das Christentum. Jesus war sicher kein Anhänger dieser Denkrichtung. Er war ganz und gar im Judentum verhaftet und demzufolge Anhänger eines strikten Monotheismus.
Genau genommen weiß man es wohl nicht so genau, wann die gnostischen Strömungen entstanden sind, weil ALLE religöse Gruppierungen dazu neigen, auf möglichst alte traditionelle Vorstellungen zurückgreifen wollen. Also wenn dann bei einigen Strömungen altägyptische Mythologie auftaucht, braucht einen das nicht weiter zu verwundern. Hinzu kommt, dass die Gnostiker gerne auch Schriften anderer Religionen in ihre Überlegungen einbezogen haben, während die früh- oder vorkatholischen Strömungen bereits das in Ketzernähe gebracht hätten.
Als sicher gilt jedoch, dass gnostische Strömungen und vorkatholische Strömungen sich gegenseitig beeinflusst haben. Das waren religiös-philosophische Kämpfe über Jahrhunderte. Letzlich wurden die Kämpfe dann ganz weltlich und militärisch entschieden, mit der (knappen) Mehrheit der Fürsten auf der Seite gegen die Gnostiker. Die Sieger haben dann die Schriften sehr gerne vernichtet. Und zitieren dann gerne die Kirchenheiligen der ersten Jahrhunderte, dass diese schon .. dies und das verworfen hatten und ihre Argumente überliefert sind, im Gegensatz zur Gegenseite.

Das ist das große Dilemma der unterschiedlichen Gottesbilder.
Geht man von AT-Gott aus, dann relativiert sich das Theodizeeproblem in der Tat. Denn Gott hat hier keine Probleme mit dem Leid der Menschen. Im Gegenteil verursacht er selber immer wieder Leid.
Geht man von einem "guten" Gott aus, wie die Gnostiker, dann wird das Theodizeeproblem wieder akut. Die Lösung der Gnostiker war es, alles Negative dem Demiurgen in die Schuhe zu schieben. Allerdings zu dem Preis, dass man es nun mit 2 Gottheiten, bzw. mit 2 Prinzipien, zu tun hatte. Das lehnte die Kirche aber energisch ab, ebenso wie den Dualismus von Gut und Böse.
Was die Kirche heute kategorisch ablehnt ist philosophisch reichlich blödsinnig, weil dieselbigen nämlich massivst vom Dualismus der Gnosis beeinflusst wurden. Gerade der Kampf zwischen dem gefallen Engel Teufel der (gottgleich!) über Jahrtausende dem lieben Gott die Seelen unter der Nase wegklaut, trotz dessen Allmacht, ist belegtes Zeugnis.

Das Theodizee taucht beim "Wahren" nicht unbedingt auf, weil dieser tatsächlich nicht in dieser Welt ist und nach gnostischen Vorstellungen nicht allmächtig (in unserem heutigen Sinn) ist. Er wirkt ja geradezu klammheimlich über gewisse "Aktionen", z.B. er schickte die Schlange in den Garten Eden zur Aufklärung des ersten Pärchens (über gut und böse). Er baute über den "göttlichen Funken" im Menschen selbst eine Art "Brücke". Aber der "Wahre" selbst ist nicht da.
 

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Naqual
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#74 Der Gott Israels ist der Gott der Christen?

Beitrag von Naqual » So 30. Mai 2021, 10:43

Helmuth hat geschrieben:
So 30. Mai 2021, 08:15
Wer diese Sendung mitsamt Jesu Tod und Auferstehung in der Art nicht anerkennt, der hat auch den HG nicht, und er weiß gar nicht worüber er redet. Also sind sämtliche Auftritte der Atheisten und JHWH-Leugner allesamt Unwissende, und wie sie Gott nicht kennen, so kennt auch Gott sie nicht.
Naja, die anders glauben, denen wird der Geist abgesprochen. Nur... in was gründet sich denn Dein (sinngemäß) "meine Glaubensgenossen und ich haben den Heiligen Geist" ganz konkret? Jedenfalls nicht darin, dass Deine Glaubensgenossen eine homogene Meinungsfront bilden würden, nein, die streiten sich über alles Mögliche. Deswegen ja die vielen Konfessionen, die sich schon bis aufs Blut über Jahrhunderte bekriegt haben, deswegen sogar die vielen unterschiedlichen Meinungen im Lager der Evangelikalen, der Charismatiker etc.
Wenn sie nun den Geist haben aber ihre Dogmen nicht auf eine Reihe kriegen, was soll ich von dem Geist denn nun halten?

Überzeugen kann man mit Argumenten, nicht mit herablassenden Äußerungen.

Helmuth
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#75 Der Gott Israels ist der Gott der Christen?

Beitrag von Helmuth » So 30. Mai 2021, 11:29

Naqual hat geschrieben:
So 30. Mai 2021, 10:43
Überzeugen kann man mit Argumenten, nicht mit herablassenden Äußerungen.
Ich brauche und kann gar niemand überzeugen, das ist Aufgabe des HG. Ich verweise dazu nur auf Jesu Wort. Das ist mein Job. Deine Vorwürfe treffen daher nicht, sie zeigen nur das angekratzte Ego der Gegenseite, die nicht willig sind auf Jesu Wort zu hören. Lies dazu die Geschichte aus Lukas 16 über den Reichen und Lazarus und wer wie welches Ende nimmt.

Der Gott Israels begann sein Heilswerk mit Abraham und erfüllte es mit Jesus bzw. erfüllt er auch noch all das, was uns noch weissagend bevorsteht. Und dazu sind Mose und die Propheten weiterhin eine wichtige Grundlage, wenn es um die historischen Belange geht. JHWH ist der Urheber all dessen, der da war, der da ist und der da kommt.

Aber was wird es dem nützen, der wie der Reiche nach Jesu Erzählung aus Lukas 16 dazu nicht erbbrechtigt ist? Wenn du von Herablassung redest, richtet sich der Vorwurf nicht gegen nmich, sondern gegen Jesus. Beachte: Es sind seine Worte, die ich predige nicht meine, ich bin nur der Bote. Und man bewerte hier weniger den Boten, sondern die Botschaft.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
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Eusebius
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#76 Der Gott Israels ist der Gott der Christen?

Beitrag von Eusebius » So 30. Mai 2021, 15:33

sven23 hat geschrieben:
So 30. Mai 2021, 05:46
Liebe Maryam, was machen wir denn mit den Aussagen von Jesus? Ignorieren wir einfach seine Forderung nach Toraverschärfung?

Zuerst mal kann man alles ignorieren, was man will. Das steht jedem frei, wie er es mag und für richtig hält. Man kann und darf auch alles auf seine eigene Weise verstehen und interpretieren und mag dann zu ganz anderen Schlüssen kommen. Auch wenn das nicht jedem passt. Bei der Bibel gilt das umso mehr, denn es gibt nicht wirklich viel darin, was historisch als gesichert gilt. Weiß man das, ob er das gesagt hat? Ist das bewiesen? Vielleicht hat man es ihm ja auch nur angedichtet. Vielleicht ist es eine Fälschung. Vielleicht war er in dem Moment nicht ganz bei sich, stand unter Einfluss von Rauschdrogen? Vielleicht hat er seine Meinung zwischenzeitlich auch geändert? Vielleicht waren diese Worte nicht für alle bestimmt sondern explizit die Zuhörer? Vielleicht hat er anderen ganz andere Dinge gesagt.

Ja man weiß es nicht. Und darum ist alles eine Frage des Glaubens. Glaub was Du willst. Suche nach Deiner eigenen Wahrheit und folge ihr. So einfach ist das.

Ich selbst fasse diese Worte so auf:
Es herrscht hier unten, in der Welt des Satans, ein strenges Regiment, das harte Strafen vorsieht. Es ist aber nicht Gott, der bestraft. Sondern der Herrscher der Welt. Denn er bestimmt die Regeln und Gesetze hier unten, es ist schließlich sein Reich, nicht wahr? Was Jesus also sagt, fasse ich nicht als Gebote auf sondern als Warnung. Eine Warnung, die ich persönlich sehr ernst nehme.

Man kann auch sagen, Jesus warnt die Juden vor ihrem eigenen Gott, aber verweist auf einen gnädigen Gott der Liebe, Vergebung, Barmherzigkeit und Erlösung. Es mag ja sein, dass Jesus einfach nicht aussprechen durfte, dass der Gott des alten Testaments eigentlich nicht der höchste Gott ist. In jedem Falle ist es klar, dass jede Schuld, jede Sünde, die sonst so bestraft werden würde, wie er es erklärt, vergeben werden kann. Und dass es ohne Vergebung auch garnicht möglich ist, sich diesem System zu entziehen.







 

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sven23
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#77 Der Gott Israels ist der Gott der Christen?

Beitrag von sven23 » So 30. Mai 2021, 17:33

Eusebius hat geschrieben:
So 30. Mai 2021, 15:33
sven23 hat geschrieben:
So 30. Mai 2021, 05:46
Liebe Maryam, was machen wir denn mit den Aussagen von Jesus? Ignorieren wir einfach seine Forderung nach Toraverschärfung?

Zuerst mal kann man alles ignorieren, was man will. Das steht jedem frei, wie er es mag und für richtig hält.
Natürlich darf man im Rahmen der Glaubensfreiheit alles glauben, was man will.
Will man aber in einem Diskussionsforum Exegese betreiben und diese Position stringent, kohärent und konsistent herleiten, dann ist eben nicht alles erlaubt. Amateurexegeten neigen erfahrungsgemäß aber dazu, Cherrypicking zu betreiben oder das AT nach der Steinbruchmethode zu verwenden, besonders dann, wenn glaubensideologische Positionen
rechtfertigt werden sollen.
Die Forschung geht dagegen unvoreingenommen an die Texte heran, so wie bei jedem anderen antiken Text auch. Das müßte dir doch eigentlich entgegen kommen.


Eusebius hat geschrieben:
So 30. Mai 2021, 15:33
Vielleicht hat man es ihm ja auch nur angedichtet.
Die Forschung hat ja gezeigt, dass man ihm posthum vieles angedichet hat.


Eusebius hat geschrieben:
So 30. Mai 2021, 15:33
Vielleicht war er in dem Moment nicht ganz bei sich, stand unter Einfluss von Rauschdrogen?
Jesus war ja als Fresser und Weinsäufer verschrien. Dass er Drogen genommen hat, ist mir neu. Woher hast du deine Informationen?


Eusebius hat geschrieben:
So 30. Mai 2021, 15:33
Ich selbst fasse diese Worte so auf:
Es herrscht hier unten, in der Welt des Satans, ein strenges Regiment, das harte Strafen vorsieht. Es ist aber nicht Gott, der bestraft. Sondern der Herrscher der Welt. Denn er bestimmt die Regeln und Gesetze hier unten, es ist schließlich sein Reich, nicht wahr?
Das ist mit der Vorstellung eines allmächtigen Gottes unvereinbar, deshalb hat das die Kirche auch immer abgelehnt.
Was bestraft denn der "Herrscher der Welt"?


Eusebius hat geschrieben:
So 30. Mai 2021, 15:33
Was Jesus also sagt, fasse ich nicht als Gebote auf sondern als Warnung. Eine Warnung, die ich persönlich sehr ernst nehme.
Natürlich mahnte Jesus zur Umkehr, aber nicht Menschen außerhalb des Judentums und schon gar nicht heutige Menschen.
Er vertrat einen jüdischen Nationalismus und religiösen Partikularismus, so wie die meisten gläubigen Juden es bis heute tun.
Als Anhänger des apokalyptischen Judentums glaubte er an die unmittelbar bevorstehende Zeitenwende. Wie wir wissen, war das sein größter Irrtum.


Eusebius hat geschrieben:
So 30. Mai 2021, 15:33
Man kann auch sagen, Jesus warnt die Juden vor ihrem eigenen Gott, aber verweist auf einen gnädigen Gott der Liebe, Vergebung, Barmherzigkeit und Erlösung. Es mag ja sein, dass Jesus einfach nicht aussprechen durfte, dass der Gott des alten Testaments eigentlich nicht der höchste Gott ist.
Das ist unwahrscheinlich. Für jeden gläubigen Juden gibt es nur einen Gott und Schöpfer der Welt, nämlich Jahwe. Das galt natürlich auch für den Wanderprediger.
Um den endzeitlichen Gericht zu entgehen, war es seiner Meinung nach notwendig, die mosaischen Gesetze noch strenger zu befolgen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Eusebius
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#78 Der Gott Israels ist der Gott der Christen?

Beitrag von Eusebius » So 30. Mai 2021, 19:59

sven23 hat geschrieben:
So 30. Mai 2021, 17:33
Will man aber in einem Diskussionsforum Exegese betreiben und diese Position stringent, kohärent und konsistent herleiten

Haha, wovon redest Du da?
sven23 hat geschrieben:
So 30. Mai 2021, 17:33
Die Forschung geht dagegen unvoreingenommen an die Texte heran, so wie bei jedem anderen antiken Text auch. Das müßte dir doch eigentlich entgegen kommen.

Die Forschung macht es auf ihre eigene, passende Weise. Ich bin kein Wissenschaftler und Maryam wohl auch nicht.
sven23 hat geschrieben:
So 30. Mai 2021, 17:33
Das ist mit der Vorstellung eines allmächtigen Gottes unvereinbar, deshalb hat das die Kirche auch immer abgelehnt.
Was bestraft denn der "Herrscher der Welt"?
Kann ich nicht so sehen. Macht haben und Macht gebrauchen sind zwei unterschiedliche Dinge. Gott ist allmächtigt aber aus Liebe und Respekt mischt er sich hier nur im Rahmen der geltenden Regeln ein.

Was er bestraft? Alles natürlich. Alles wird vergolten, alles wird ausgeglichen. Jede Kleinigkeit. Nicht nur das, was man tut. Jeder Gedanke, jede Vorstellung, jedes Wort, jedes Lachen - alles einfach. Wer gibt, muss bekommen, wer austeilt, muss einstecken. Wer Wind sät, wird Sturm ernten. Natürlich wird man auch belohnt. 
sven23 hat geschrieben:
So 30. Mai 2021, 17:33
Das ist unwahrscheinlich. Für jeden gläubigen Juden gibt es nur einen Gott und Schöpfer der Welt, nämlich Jahwe. Das galt natürlich auch für den Wanderprediger.
Um den endzeitlichen Gericht zu entgehen, war es seiner Meinung nach notwendig, die mosaischen Gesetze noch strenger zu befolgen.

Das, was Jesus zuletzt wollte, haben seine Apostel und seine Jünger seiner Lehre und seinen Wünschen entsprechend umgesetzt. Die, die ihn wirklich kannten, die mit ihm gelebt und für ihn gearbeitet hatten. Das wäre nicht nur einer sondern mindestens 10 oder mehr, die Zeugnis gaben für die Lehre Jesu. Was sie hinterließen, ist etwas näher und greifbarer als das, was Jesus selbst betrifft. Insofern kann man sich daran auch besser orientieren.





 

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sven23
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#79 Der Gott Israels ist der Gott der Christen?

Beitrag von sven23 » So 30. Mai 2021, 20:53

Eusebius hat geschrieben:
So 30. Mai 2021, 19:59
Die Forschung macht es auf ihre eigene, passende Weise. Ich bin kein Wissenschaftler und Maryam wohl auch nicht.
Das ist nicht zu übersehen, aber totzdem kann man sich ja wissenschaftliche Expertise einholen, wenn man Interesse an dem hat, was historisch höchstwahrscheinlich der Fall war. Mit Amateurexegese kommt man da nicht weit.



Eusebius hat geschrieben:
So 30. Mai 2021, 19:59
sven23 hat geschrieben:
So 30. Mai 2021, 17:33
Das ist mit der Vorstellung eines allmächtigen Gottes unvereinbar, deshalb hat das die Kirche auch immer abgelehnt.
Was bestraft denn der "Herrscher der Welt"?
Kann ich nicht so sehen. Macht haben und Macht gebrauchen sind zwei unterschiedliche Dinge. Gott ist allmächtigt aber aus Liebe und Respekt mischt er sich hier nur im Rahmen der geltenden Regeln ein.
Wenn er sich an fremde Regeln halten muss, die er selbst nicht aufgestellt hat, dann ist er nicht allmächtig.

Eusebius hat geschrieben:
So 30. Mai 2021, 19:59
Was er bestraft? Alles natürlich. Alles wird vergolten, alles wird ausgeglichen. Jede Kleinigkeit. Nicht nur das, was man tut. Jeder Gedanke, jede Vorstellung, jedes Wort, jedes Lachen - alles einfach. Wer gibt, muss bekommen, wer austeilt, muss einstecken. Wer Wind sät, wird Sturm ernten. Natürlich wird man auch belohnt. 
Also Zuckerbrot und Peitsche. Die Kirche hat das Prinzip von Belohnung und Bestrafung übrigens 2000 Jahre zu ihrem Vorteil ausgenutzt. Es ist ein Zeichen für menschliche Unreife.


Eusebius hat geschrieben:
So 30. Mai 2021, 19:59
sven23 hat geschrieben:
So 30. Mai 2021, 17:33
Das ist unwahrscheinlich. Für jeden gläubigen Juden gibt es nur einen Gott und Schöpfer der Welt, nämlich Jahwe. Das galt natürlich auch für den Wanderprediger.
Um den endzeitlichen Gericht zu entgehen, war es seiner Meinung nach notwendig, die mosaischen Gesetze noch strenger zu befolgen.

Das, was Jesus zuletzt wollte, haben seine Apostel und seine Jünger seiner Lehre und seinen Wünschen entsprechend umgesetzt.
Im Gegenteil. Die Lehre des Paulus hat sich durchgesetzt. Sein Desinteresse am historischen Jesus ist geradezu sprichwörtlich. Man hat von Anfang an gegen die Lehre Jesu verstoßen.
Aber es ist nicht weiter verwunderlich. Weder Paulus noch die Evangelisten waren Begleiter von Jesus. Man kann jetzt darüber streiten, ob das eine Verbesserung oder Verschlechterung war. Schließlich gab es bei Jesus neben Licht auch viel Schatten.
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#80 Der Gott Israels ist der Gott der Christen?

Beitrag von Eusebius » So 30. Mai 2021, 21:22

sven23 hat geschrieben:
So 30. Mai 2021, 20:53
Das ist nicht zu übersehen, aber totzdem kann man sich ja wissenschaftliche Expertise einholen, wenn man Interesse an dem hat, was historisch höchstwahrscheinlich der Fall war. Mit Amateurexegese kommt man da nicht weit.

Ich finde es interessant, sich mit der historischen Forschung zur Bibel zu beschäftigen. Das ist eine Bereicherung. Klarheit kann sie mir aber auch nicht geben. Eine Sache kann selbst dann wertvoll sein, wenn nicht alles daran (oder auch garnichts) wahr ist. Eine Lehre ist, was sie ist, egal, woher sie kommt und was daran wahr ist.

Man kann einen Meister erfinden und ihm bestimmte Dinge andichten. Sich einfach eine schöne Geschichte ausdenken, die man nicht widerlegen oder beweisen kann. Dann stellt man sich hin und erzählt das, man glaubt das und andere glauben das auch. Ist das dann unbedingt etwas Schlechtes? Ich denke: Nein.

Was es ist, sieht man dann daran, was daraus entsteht. Wenn die Menschen dadurch motiviert werden, an sich zu arbeiten, bessere Menschen werden, ist es doch wunderbar. Was spielt es da für eine Rolle, was daran wahr war oder nicht? Ok - sowas zu tun, ist natürlich verwerflich. Ich würde das niemals tun. Aber ich verurteile sowas auch nicht.

Ich denke zB dass es ein großer Vorteil ist, dass die meisten Gläubigen ihre eigenen Schriften kaum kennen. Weil man ja sieht, was dann oftmals dabei heraus kommt - und das ist nicht unbedingt etwas, was ich so gut finde. Es gibt zB so viele Muslime, die ich sehr sehr gut finde, weil sie ein Herz haben, Hingabe haben. Weil es gute Menschen sind. Die haben aber kein großes Interesse daran, den Koran zu studieren. Ich meine, man braucht die Bibel nicht zu kennen, um ein guter Christ zu sein und man braucht auch den Koran nicht zu kennen, um ein guter Moslem zu sein. Ich halte die Bedeutung dieser Schriften für maßlos überschätzt. Das scheint mir zunehmend zu eskalieren.

Man kann doch zB mit der Erklärung des Weltethos anfangen:

1) Das Prinzip der Humanität: Jeder Mensch muss menschlich behandelt werden.
2) Die Goldene Regel der Gegenseitigkeit:
"Was du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem anderen zu"

Ein Mensch, der danach lebt, ist für mich schon recht nah dran an dem, was einen guten Gläubigen für mich ausmacht. Ok, das ist natürlich noch nicht alles bzw. etwas Entscheidendes fehlt noch. Aber allein in diesen zwei Prinzipien steckt schon eine tragende Säule praktisch aller oder so gut wie aller Religionen.
sven23 hat geschrieben:
So 30. Mai 2021, 20:53
Also Zuckerbrot und Peitsche. Die Kirche hat das Prinzip von Belohnung und Bestrafung übrigens 2000 Jahre zu ihrem Vorteil ausgenutzt. Es ist ein Zeichen für menschliche Unreife.

Ein Gesetz ist ein Gesetz. Wir haben hier Gesetze. Da steht drin: Das darfst Du, das nicht. Wenn Du es tust, musst Du mit Strafe rechnen. Anderseits gibt es Möglichkeiten, sich etwas zu verdienen. Man arbeitet, bekommt dafür Geld und kann sich schöne Sachen kaufen. Eventuell gibt es auch sozial eingestellte Menschen, die helfen wollen. ZB nahe Verwandte. Dann werden so vielleicht Schulden getilgt oder man bekommt einen besseren Anwalt, der einen dann raushaut.

Was hat das mit Unreife zu tun? So ist nun mal das Leben. Wer Mist baut, wird oft bestraft (nicht immer), wer etwas leistet, etwas Gutes macht, wird belohnt (nicht immer). Und wer Glück hat, wird vielleicht besser oder gut davon kommen bzw. auch mal was bekommen, ohne dass er was dafür getan hat. So wie es im Leben ist, nicht anders soll es auch vor dem spirituellen Leben sein.

Die Frage ist eine ganz andere: Gibt es diese Gesetze denn überhaupt? Darum geht es. Da heißt es im Christentum: Ja, die gibt es.
Du scheinst per se davon auszugehen, dass das alles Märchen und Erfindungen sind. Aber das sollen sie eben nicht sein.

Vielen Leuten passen die Gesetze nicht. Aber es gibt sie nun mal. Und Nichtwissen schützt vor Strafe nicht.
sven23 hat geschrieben:
So 30. Mai 2021, 20:53
Im Gegenteil. Die Lehre des Paulus hat sich durchgesetzt. Sein Desinteresse am historischen Jesus ist geradezu sprichwörtlich. Man hat von Anfang an gegen die Lehre Jesu verstoßen.
Aber es ist nicht weiter verwunderlich. Weder Paulus noch die Evangelisten waren Begleiter von Jesus. Man kann jetzt darüber streiten, ob das eine Verbesserung oder Verschlechterung war. Schließlich gab es bei Jesus neben Licht auch viel Schatten.

Hm, da kann ich Dir jetzt nicht ganz folgen. Paulus war sehr speziell. Er war besessen, das wußte er auch, es hat es auch gesagt, steht in der Bibel. Er hatte damit eine große Last und es hat sich natürlich auch ausgewirkt. Aber ansonsten... keine Ahnung wie Du auf sowas kommst. Wenn es so ist ... kann ja sein. Ich notiere mir das mal, vielleicht schaue ich mir das irgendwann genauer an.

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