Thaddäus hat geschrieben:Gottlieb Fichte hat als subjektiver Idealist in diese Richtung gedacht. Bertrand Russell hat Fichtes Philosophie deshalb als die Philosophie eines Wahnsinnigen bezeichnet.
Davon abgesehen, dass ich im Moment nicht beurteilen kann, worauf Fichte rauswollte, ist Russells Beurteilung nicht unbedingt maßgeblich. - Er ist (nach meiner Erinnerung) Analytischer Philosoph, fällt also genau unter die Riege derer, die Philosophie als Öl im materialistischen Getriebe der Welt verstehen - also gar nicht spirituell denken dürfen, wenn sie ihre programmatische Linie nicht verlassen wollen.
Thaddäus hat geschrieben:alles zunächst anzuweifeln, um dann festzustellen, dass es aber etwas gibt, was nicht angezweifelt werden kann.
Dazu gehören aber die Res extensa nur deshalb, weil deren Unzweifelhaftigkeit durch die Existenz Gottes frei gemacht werden muss. - Ich glaube, das ist der entscheidende Punkt.
Thaddäus hat geschrieben:Und wenn du, closs, zu bedenken gibst, die Welt sei aber an sich so und so und ganz unabhängig von unserem Wissen über die Welt, dann ist das wiederum nur ein deiner Ansicht nach korrektes Wissen über die Welt.
Dann ist das kein Wissen über die Welt, wie sie wirklich ist (im Sinne von: Ich weiss es besser), sondern ein Dämpfer gegenüber epistemologischer Selbstüberhebung.
Das "Ich weiss, dass ich nichts weiss" ist kein Bonmot, sondern ein knallharter philosophischer Satz. - Will heißen: Ich weiss nur, wenn ich setzungs-behaftete Modelle vorschalte - ich weiss also nur gemäß meines menschen-gemachten Wahrnehmungs-Systems (sei es kritisch-rationalistisch oder emotional oder ... , ist wurscht).
Thaddäus hat geschrieben:Du verstehst offenbar nicht, dass wir überhaupt nur epistemologisch über unser Wissen und unsere Erkenntnisse über die Welt sprechen können.
Gerade WEIL ich es weiss, weiss ich auch, dass somit epistemologisches Wissen immer nur Modell-/Methodik-/Perspektiven-Wissen sein kann (sogar Trug-Wissen, also Schein-Wissen sein kann). - Jetzt musst Du einen Schritt nachrücken.
Thaddäus hat geschrieben:Aber Putnams Beweis würde hier zu weit führen, und du bist zudem weit davon entfernt, in auch nur ansatzweise verstehen zu können. Der deutsche Philosoph Olaf Müller benötigt über 500 Seiten, um Putnams Beweis zu prüfen und ihn zu bestätigen.
Hat Du schon mal erzählt - und ich stimme Dir zu. - Und genau deshalb interessiert mich die Basis, auf der dieser Beweis gestartet wird.
Thaddäus hat geschrieben:geht er berechtigterweise nur davon aus, dass sich sprachliche Ausdrücke auf etwas beziehen müssen, was selbst keine Simulation sein kann, da ansonsten ein logischer Widerspruch entsteht.
Sind wir uns einig, dass dieses "Etwas" definiert sein muss?
Dahinter steht nach wie vor meine Frage: Geht Putnam davon aus, dass die Natur, in der wir leben, "echt" sein MUSS? - Oder anders rum: Wäre die Beweisführung die selbe, wenn Putnam davon ausginge, dass der Mensch Geist ist und die Frage dessen Materialität zweitrangig ist? - Deine Antwort darauf ist ziemlich wichtig.
Thaddäus hat geschrieben:Wie würde es aussehen, wenn du nicht jeden Philosophen, der nicht zu deinen merkwürdigen Ergebnissen kommt, mangelnde Ergebnisoffenheit vorwerfen würdest.
Jede Philosophie, die erkennbar macht, dass sie um ihre Prämissen weiss und somit um die Begrenztheit ihres prämisse-bedingten Mandats weiss, ist optimale Philosophie. - Eine Philosophie, die NICHT um ihre Prämissen kennt und gleichzeitig den Eindruck universaler Aussagekraft erweckt, ist dagegen nicht vertrauenswürdig.
Konkret: Wenn bspw. eine Analytische Philosphie sagt, sie bewegte sich in folgendem Rahmen und darüber Hinausgehendes sei für sie irrelevant, wäre sie vertrauenswürdig. - Wenn sie sagt, es gehe nichts über das eigene Mandat hinaus, ist sie NICHT vertrauenswürdig.
Thaddäus hat geschrieben:Descartes Beweis "geht" auch nicht bei Schweizer Käse. Ich frage mich öfter, was eigentlich in deinem Kopf vorgeht, wenn du so etwas schreibst?
Eigentlich für mich Selbstverständliches, das gelegentlich nicht als selbstverständlich verstanden wird. - Wenn wir uns einig sind, dass das "Cogito" eine Alleinstellung hat, sind wir uns ein gutes Stück einig.
Thaddäus hat geschrieben:Nein, Gott wird von Descartes nicht gesetzt, sondern er versucht ihn argumentativ zu begründen, und die Eigenschaften, die Gott haben muss, MUSS er haben, weil er sonst nicht Gott ist.
Herrschaftnochmal - man kann doch nichts begründen, was man nicht vorher als existent gesetzt hat. - Wenn ich Thaddäus mit 2 Ohren und einer Milz beschreibe, macht es doch nur Sinn, wenn ich vorher Thaddäus als existent setze: "Wenn es Thaddäus gibt UND sie ein Mensch ist, dann ..."
Descartes zweifelt doch nicht an der Existenz Gottes, sondern begründet ihn als Gott: "Ich gehe von der Existenz Gottes aus - dann begründe ich Euch jetzt, was sein muss, dass diese Annahme Sinn macht".
Thaddäus hat geschrieben:Und was glaubst du ist Descartes? Klempner?
Descartes ist ein ontologisch sehr tief denkender Philosoph - und nebenbei hat er vielleicht zuhause Rohre repariert - aber das ist keine Voraussetung für ersteres.
Thaddäus hat geschrieben:Nein, das ist mit Sicherheit falsch.
Ein Christ KANN gar nicht anders denken. - Man kann es anders ausdrücken ("Aggregatszustand" ist MEINE Ausdruck gewesen), aber der Ausgangspunkt "Geist" über allem Materiellen, das aus Geist geschaffen ist, gehört zum Christentum wie die Legislative zum souveränen Staat.
Wie kommst Du darauf, dass Descartes dies NICHT gedacht hätte? Descartes war Christ (im Grunde waren es damals ja noch alle).
Thaddäus hat geschrieben:Von Descartes aber nur innerhalb seines methodischen Zweifelns, welches ein anderes Ziel hat, als diese Frage zu beantworten..
Ich verstehe das anders. - Seine (übrigens fast wortgleich augustinischen) Zweifel, waren doch nicht primär epistemologischer Natur ("Wie pack ich's an?"), sondern ontologischer Natur ("Was kann der Mensch eigentlich mit seiner Wahrnehmung zweifelsfrei erkennen und was nicht?").
Im übrigen ist es aus meiner Sicht nach wie vor ein Widerspruch in sich selbst, wenn man einerseits nur das "Cogito" zweifelsfrei sicher erkennen kann, und dann andererseits einfach davon ausgeht, dass die Res extensa als materielle Größe als sicher anzunehmen sind. - Wat jetzt?
Thaddäus hat geschrieben:Du bist sprachlich viel zu offen, weshalb begrifflich bei dir auch einiges durcheinander geht.
Diese Kritik nehme ich an, weil ich einfach seit 30 Jahren nicht mehr in der Wissenschaft bin. - Aber bei mir geht inhaltlich nichts Wesentliches durcheinander. - Wenn Du mir sprachlich auf die Sprünge hilfst, bin ich Dir dankbar - aber das kann kein Ersatz für ein Nirwana in den ersten Fragen sein.
Thaddäus hat geschrieben:Ich kann dir meiner bisherigen Erfahrung nach versichern: du lässt dich nicht eines Besseren belehren.
Sieh es neutraler: Wir haben beide fest verankerte Weltanschauungen.
Bei Dir ist es besonders deutlich, weil Du philosophisch geschult bist und man deshalb nicht auf Unbeholfenheit oder Unbedachtheit schieben kann - mit anderen Worten: Du scheinst ein geeigneter Vertreter der heutigen Grobrichtung der Philosophie zu sein.
Den möglicherweise entscheidenden Hinweis hat Du mir damit gegeben, als Du die menschliche Ratio als Maßstab für

oder

gegeben hast. - Das ist zu wenig für Philosophie, die WIRKLICH weise sein will.
Wenn Du das Christentum auch nur ansatzweise verstehen willst, musst Du die (kurze) Babel-Geschichte und vor allem das Buch "Hiob" verstanden haben. - Menschliche Ratio als Werkzeug im Dasein: gut - menschliche Ratio als Maßstab für das, was darüber hinausgeht: schlecht. - Eine ganz andere Welt als die heutige Selbst-Maß-Philosophie.
Eine persönliche Bemerkung: Aus ganz anderen Bemerkungen von Dir meine ich beurteilen zu können, dass Du ein extrem spirituell-geistiger Mensch bist (manches, was Du sagst, kann man nicht sagen, wenn man es nicht ist). - Gleichzeitig hält Dich Deine intellektuelle Disziplin davon ab, diesem Geistigen die Oberhand zu gewinnen. - Das nur nebenbei.
