closs hat geschrieben:Anton B. hat geschrieben:Was passiert denn danach?
Man interpretiert - und Interpretation ist, wenn es um geistige Fragestellungen geht,
a) notwendig und
b) weltanschaulich geprägt
Es geht aber um historische Fragestellungen.
closs hat geschrieben:Das ist das, was "danach" passiert - also NACH der historisch-/text-kritischen/also wissenschaftlichen Untersuchung der Texte. - Dies ist nicht zu kritisieren - hier geht es einzig und allein darum, dass es dem weltanschaulich geprägten Urteil des Wissenschafters obliegt, aus seinen wissenschaftlichen Beobachtungen eine entsprechende Schlussfolgerung zu ziehen. - Und da plädiere ich dafür, dass man den wissenschaftlichen und interpretativen Teil einer Forschung erkennbar unterscheidet - mehr will ich gar nicht.
Hier geht es darum, dass der closs unqualifiziert Unterstellungen absondert. Unqualifiziert, weil er nicht mal in der Lage ist, mit qualifizierten Zuweisungen zu arbeiten. Statdessen arbeitet er mit dem, was er glaubt, was ist. Entschuldige bitte, aber nicht mit mir.
closs hat geschrieben:Anton B. hat geschrieben: Es gibt aber einen ausgeprägten Konsens innerhalb der Forschenden.
Was sagt das inhaltlich aus? - Zumal dieser Konsens spätestens seit 1973 in Frage gestellt wird:
"Nicht ohne Grund ist denn auch in der neueren Exegese die These von der Naherwartung Jesus, die vielen Exegeten als nahezu unumstößliches Dogma gilt, bestritten worden oder wenigstens fragwürdig geworden". (Th. Lorenzmeier, Zum Logion Mt. 12,28; Lk. 11,20, In: Festschrift für Herbert Braun, Tübingen 1973, S.301). (Lorenzmeier zitiert dazu in den Anmerkungen einige seiner Wissenschafts-Kollegen, die dies unterstreichen).
Was sagt uns das? Die Einstein'schen RTen werden seit Beginn an auch von Fachwissenschaftlern kritisiert und in Frage gestellt. Bei der ET genauso. Da Du nicht qualifiziert fachspezifisch argumentieren kannst (mangelnde Kenntnis des Forschungsstandes, mangelnde Kenntnis der Methoden, mangelnde Kenntnis über Wissenschaft an sich) sagt es vor allem eines aus: Der closs sucht sich zusammen, was gerade zu seiner Meinung passt.
closs hat geschrieben:Anton B. hat geschrieben:Sie thematisieren ja auch nichts, "... worauf es nur geistige Antworten geben kann."
Doch - es ist schon ein Unterschied, ob die HKM verwendet wird, wenn es um Quellen-Analyse, Linguistik, zeitgeschichtliche Informationen, etc. geht, oder ob man die geistige Frage stellt, ob Jesus eine "äußere" Naherwartung hatte.
Es geht aber nicht um die geistige Frage, was Jesus gedacht hat, sondern um die historische Frage, was Jesus gesagt, wie Jesus gehandelt hat.
closs hat geschrieben:Allenfalls könnte man fragen, ob Urchristen und Schreiber eine "äußere" Naherwartung hatten - das geht, weil man die Texte der Schreiber und unabhängige Quellen zur Zeitgeschichte hat. - Aber was Jesus SELBST erwartet hat, ist pure Spekulation.
Eigenanspruch der historisch-theologischen Wissenschaften ist, Jesus wissenschaftlich zu rekonstruieren. Das steht auch so in den Lehrbüchern aber der closs weigert sich ja, da hinein zu schauen. Denn dann könnte er auch womöglich diesen Anspruch als Abgrenzungskriterium auffassen.
closs hat geschrieben:im Gegenteil: Unter geistigen Gesichtspunkten (Motiv-Forschung AT/NT - Äußerungen Jesu darüber, dass er nicht verstanden wird - etc.) ist es naheliegend, dass Jesus KEINE Naherwartung hatte (wobei man ernsthaft darüber diskutieren könnte, warum Motiv-Forschung AT/NT - Äußerungen Jesu darüber, dass er nicht verstanden wird - etc. nicht auch Teil einer HKM-Forschung sein sollten.
Alles Privat-Exegese des closs. Die Forschergemeinschaft sieht es in der Mehrheit aber anders.
closs hat geschrieben:DAVOR wird definiert, welche Schwerpunkte man legen will - hält man sich bspw. nur am untersuchten Text und dessen Umfeld oder bezieht man bspw. Motiv-Forschung AT/NT oder Äußerungen Jesu darüber, dass er nicht verstanden wird, mit ein. - Es ist eine Entscheidung DAVOR, was man für seine wissenschaftliche Arbeit als relevant oder irrelevant verstehen will.
Wenn es wissenschaftlich sein soll, steht auch das DAVOR im wissenschaftlichen Kontext und die wissenschaftlichen Anforderungen daran sind wiederum die gleichen, wie für das DAVOR des DAVOR wie auch für das NACHHER hinter dem NACHHER. Das heißt, lieber closs, auch für das DAVOR werden keine willkürlichen Entscheidungen getroffen. Das könntest Du auch alles wissen, wenn Du Dich mit dem oftmals gemachten Literaturtip zu Wissenschaftstheorie auseinander gesetzt hättest. Du aber setzt Dich mehr mit dem Auseinander, was sich aufgrund der begrenzten Informationslage in Deinem Kopf abspielt
closs hat geschrieben:DANACH wird interpretiert - und da wird ein Agnostiker/Atheist ganz sicher anders interpretieren als ein Christ. - NICHT, weil der Agnostiker/Atheist frei von Dogmen ist und der Christ nicht, sondern weil die jeweilige Weltanschauung zu anderen Ergebnissen aus den wissenschaftliche erarbeiteten Daten kommt.
Das ist ausnahmsweise mal korrekt. Das machen aber nicht die Wissenschaftler, das machen Hinz und Kunz. Und wenn Hinz und Kunz das korrekt machen, dann lässt sich erkennen, wo die persönliche Positionierung beginnt.
closs hat geschrieben:Anton B. hat geschrieben:Er schaut ja erst gar nicht in wissenschaftliche, zusammenfassende Werkchen, wie z.B. Lehrbücher, rein.
Theissen/März sind sogar Standard-Bücher für Theologie-Examina - und spiegeln gleichzeitig nichts anderes als den gerade vorherrschenden Wind in den theologischen Fakultäten. - Meines Wissens hat Ratzinger als Papst da eine Kehrtwende gemacht - also wird demnächst ein anderer Wind vorherrschen. - Beides ohne Wertung.
Also wird demnächst der vielgestresste Paradigmenwechsel stattfinden. Weil closs es sagt. Ganz ohne Wertung natürlich.
closs hat geschrieben:Anton B. hat geschrieben:die nun eher auf sein Qualifikationsniveau zugeschnitten sind
Leider ja - ich wäre auch gerne mal mainstream-gefällig. - Man kann sich's aber nicht raussuchen.
An seiner Qualifikation ließe sich arbeiten. Nur der Wille müsste da sein.
closs hat geschrieben:Natürlich versuche ich, biblische Texte christlich zu verstehen - meistens klappt's. - Aber ich WEISS, dass ich weltanschaulich "belastet" reingehe. - Die wissenschaftliche Konsens-Truppe ist EBENFALLS weltanschaulich "belastet" - ob sie verschweigt, es zu wissen, oder es wirklich nicht erkennt, weiss ich nicht. - Letzteres könnte leider möglich sein.
Genauso könnte es möglich sein, dass der closs es vorwirft, weil Ergebnisse der Forschung nicht in seinen Kram passen. Dann greift er zu Vorwürfen wie "präjudiziert", weltanschaulich belastet", "dogmatisch" usw. Und wenn das nicht hilft, wird der Majoritätskonsens an sich bestritten. Auf jedem Fall ist die Lehrbuchmeinung falsch. Mainstream eben. Hilft das auch nicht, ist es das DAVOR und DANACH. Und wenn das nicht greift, geht der Trend eben zum Paradigmenwechsel.
Und außerdem, fragt der closs, ist es denn kein Dogmatismus, wenn eine Mehrheitsmeinung so ausgeprägt ist? Und -- ergänzt in diesem Sinne der Anton -- hatte nicht der Nobelpreisträger Philipp Lenard schon 1920 den Unsinn der Einstein'schen RTen nachgewiesen?
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.