Alles Teufelszeug? II

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sven23
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#651 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von sven23 » Mo 28. Mär 2016, 18:38

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Doch, gerade in der "Wirklichkeit" gilt die Analogie-Bildung
Sie trifft in der Wirklichkeit oft zu - das bestreitet niemand. - Aber sie ist kein Gesetz.
Zumindest ist eine Verletzung dieses "Gesetzes" noch nie beobachtet worden, halt nur in alten Myhten. Das gibt zu denken.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Aber nicht in der Leben-Jesu-Forschung, das muß man schon auseinander halten.
Wenn man Leben-Jesu-Forschung als rein biografistischen Neben-Schauplatz versteht, hast Du recht.
Die Biografie Jesu, die ja leider nur in groben Zügen rekonstruierbar ist, soll ein Neben-Schauplatz sein? Das erinntert an das merkwürdige Desinteresse des Paulus am historischen Jesus. (der Jesus im Fleische geht uns nichts an). Die Vermutung liegt nahe, dass ihm der historische Jesus für die Entfaltung seiner Theologie im Wege stand.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Für Schismen gibt es die Religionen, die dafür von ihrer unklaren Grundkonstruktion prädestiniert sind. In der Wissenschaft besteht die Gefahr nicht.
Die Gefahr ist bereits da - es ist nur noch offen, wie die Sache ausgeht. - Zur Zeit bin ich pessimistisch.
Für die Wissenschaft sehe ich da überhaupt keine Gefahr. Die Gefahr besteht höchstens darin, dass sie für ideologische Zwecke instrumentalisiert wird.
Aber wie heißt es so schön: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. ;)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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closs
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#652 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von closs » Mo 28. Mär 2016, 19:19

Thaddäus hat geschrieben:Lediglich bei der Interpretationen mancher Ergebnisse gehen die Meinungen auseinander, die Methode ist jedoch immer dieselbe.
Damit wäre ich einverstanden - wenn man unter HKM in erster Linie versteht, dass man rein sachlich beobachtet und das Beobachtete rein sachlich beschreibt, kann nichts passieren - so sollte es sein.

Thaddäus hat geschrieben:Nur wenige Theologen sind in der Lage und fähig solche exegetisch umfassenden, fundierten Kommentare überhaupt zu verfassen, denn sie erfordern einerseits eine absolut sichere Beherrschung des Hebräischen, Aramäischen, Alt-Griechischen und Lateinischen sowie ein hoch-spezialisiertes Wissen um alle historisch-kritischen Methoden und andererseits umfassende historische Kenntnisse der gesamten mythologischen, philosophischen, sozialen, politischen usw. Umwelten des alten und neuen Testamentes.
Das ist alles ok - das Problem liegt in der Interpretation, die i.d.R. weltanschaulich geprägt ist und/oder nicht erkennt, dass sie weltanschaulich geprägt ist - konkret:

Die von Jung mit Hinweis auf Troetsch genannte Analogiebildung, die offenbar vielen als sicheres Interpretations-Kriterium gilt, trägt in sich, dass Jesus nicht Gott sein kann. :lol: - Sorry, da muss ich wirklich mal den :lol: bemühen, weil es wirklich ein Treppenwitz ist. - Aus meiner Sicht müsste dies ein unabhängiger Wissenschaftler auf Anhieb merken.

Thaddäus hat geschrieben:Die heute allegemein in der akademischen Theologie geteilte Einsicht, dass Jesus eine Naherwartung nicht nur predigte, sondern auch diesem seinen Glauben gemäß handelte, hast du, closs, vor allem dem großen Albert Schweitzer zu verdanken.
Da schließe ich mich halt denen an, die gute Gründe haben, die offenbar aus methodischen Zwängen nicht thematisiert werden können, dem großen Schweitzer zu widersprechen.

Nochmals: Ich habe wirklich in den letzten Jahrzehnten mit einigen evangelischen und katholischen Theologen von Gemeinde-Pfarrern bis habilitierten Theologen, die alle aus gesamt-biblischen Zusammenhängen dieser Meinung widersprochen haben - komischerweise war damit oft der Hinweis verbunden, dass dies schon längst ausdiskutiert wäre - kalter Kaffee. - Letzteres scheint wohl nicht so zu sein. ;)

Thaddäus hat geschrieben: weil so etwas wie die kanonische Exegese schon vom Grundansatz her schlicht und einfach nicht wissenschaftlichen Ansprüchen genügt, also nicht wissenschaftlich ernst genommen werden kann.
Das klingt eher nach Pfeifen im Wald - ich muss Dir hier widersprechen. - Es wird nach wie vor Wissenschafts-Theorien geben, die Hermeneutik als Wissenschaft verstehen, wenn sie in ihrem Vorgehen entsprechende methodische Kriterien verwendet.

Unterschätze das nicht - dieser Prozess des Schismas in Geistes-Wissenschaften ist bereits im Gange. - Da nützt es nichts, dass eine Seite meint, die andere Seite sei doch gar nicht wissenschaftlich. - Ratzi kommt mir da ein bißchen wie Luther vor, der reformieren wollte und dann eine eigene Konfession gründen musste, weil die betonierten Strukturen nicht aufzuweichen waren.

Thaddäus hat geschrieben:Das göttliche Wunder einer leiblichen Auferstehung ist überhaupt nur in einem mythischen Weltbild relevant
Wie wäre dann zu beurteilen, wenn es wirklich stattgefunden hat? - Ist dieser Fall überhaupt vorgesehen?

Thaddäus hat geschrieben:Von einem mythologisch-gläubigen Weltbild aus betrachtet, ist es geradezu ein Zeichen von Kleingläubigkeit, sich nicht ausschließlich auf Gott, sondern auf einen Arzt zu verlassen
Das trifft auf die Realität nicht zu - das klingt eher nach Eigen-Gewächs.

Thaddäus hat geschrieben:So wird die gläubige Vorstellung einer leiblichen Auferstehung zu nichts anderem als einem bloßen Mirakelglauben
Nochmals: Was wäre, wenn die Auferstehung tatsächlich und historisch statfgefunden hätte? - Das klingt alles so nach "Was nicht sein darf, das nicht sein kann".

Thaddäus hat geschrieben:Nach Bultmann gilt es heute, die Auferstehungserzählung existenzial zu deuten, also so, dass sie auch der im heutigen Weltbild lebende Mensch als für sein Leben noch relevant erkennen kann.
Das ist ja vernünftig - es soll nicht nur um irgendeine Show gehen, sondern vor allem darum, was es bedeutet. - Da kämen wir wahrscheinlich zusammen. - Aber warum man dazu die historische Möglichkeit der Auferstehung ausschließen sollte, verstehe ich nicht.

Thaddäus hat geschrieben:Im Kern bedeutet sie in der bultmannschen existenzialen Interpretation, dass in dieser Erzählung Gott ein Heilsversprechen für jeden Menschen über den Tod hinaus macht und einen neuen Bund mit ihm eingeht
Ja - auf dieser Ebene kommen wir zusammen.

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#653 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von closs » Mo 28. Mär 2016, 19:26

Thaddäus hat geschrieben:Das soll hoffentlich kein Argument sein.
Doch - ich kann es auch allgemeiner formulieren: Was macht man, wenn sich eine Realität herausstellen würde, die methodisch nicht vorgesehen ist?

Thaddäus hat geschrieben: So einfältig vorgetragen muss diese materialistisch-erkenntnistheoretische Hypothese natürlich falsch sein, denn wäre sie wahr, "existierten" nicht nur die gesamte Mathematik nicht, sondern überhaupt nichts Geistiges.
Zustimmung.

Thaddäus hat geschrieben:Andererseits ist es mindestens ebenso einfältig, zu glauben, Gott oder andere transzendent gedachte Wesen würden genau so "real existieren", wie Atome, Betten und Rauhaardackel.
Nicht "genau so", also erscheinungs-gleich, jedoch sehr wohl qualitativ gleich. - Unter "qualitativ gleich" würde ich verstehen, dass etwas unabhängig von unserer Wahrnehmung "ist".

Thaddäus hat geschrieben:Ein Unsinn, dem durch eine angeblich leibliche Himmelfahrt Mariens oder Jesu von Seiten der katholischen Kirche auch noch Vorschub geleistet wird.
Da bin ich einfach vorsichtiger - ich weiss es nicht. - Aber ich weiss, dass es auch Du nicht wissen kannst.

Ansonsten bin ich ein großer Fan des Wortes "Chiffre" - es ist also aus meiner Sicht sehr wohl AUCH möglich, dass ein historisch dargestelltes Geschehen "nur" für etwas steht. - Hinwiederum ist Historie selbst aus meiner Sicht Chiffre - etwas geschieht historisch, um für etwas zu stehen.

Thaddäus hat geschrieben:Nicht materialistisch, sondern naturalistisch ist dagegen ein Weltbild, welches die Phänomene ausschließlich auf natürliche Ursachen zurückführt, ein Weltbild, welches heutzutage von den allermeisten Menschen zumeist intuitiv geteilt wird.
Was aber ontologisch nichts aussagt - anders gesagt: WENN etwas "ist", ist es unabhängig davon, welchen Senf wir dazu abliefern.

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#654 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von closs » Mo 28. Mär 2016, 19:32

sven23 hat geschrieben:Zumindest ist eine Verletzung dieses "Gesetzes" noch nie beobachtet worden,
Weil man es normalerweise nicht mit nicht-wiederholbaren Geschehnissen zu tun hat - konkret:

Wenn man Caesar, Stalin, Hitler, Jong Il und weiss der Kuckuck wen noch vergleicht, wird man historisch-kritisch feststellen können (vermute ich), dass Alpha-Tiere charakteristische Eigenschaften haben - was ab einer gewissen Anzahl von Einzelbeobachtungen zu Analogie-Bildungen berechtigt. - Dass Gott im Menschen aufersteht, wird es jedoch nur einmal geben - es gibt keine Vergleichswerte.

sven23 hat geschrieben:Die Biografie Jesu, die ja leider nur in groben Zügen rekonstruierbar ist, soll ein Neben-Schauplatz sein?
Für mich ist es so. - Was interessiert mich, was er zum Frühstück gefuttert hat? - WENN Jesus der ist, für den ihn das Christentum hält, ist das Leben Jesu im biografischen Sinne völlig unerheblich, weil dann seine Aussagen nicht Folge von Sozialisierung sind.

sven23 hat geschrieben: Die Gefahr besteht höchstens darin, dass sie für ideologische Zwecke instrumentalisiert wird.
Das ist exakt das Argument der Gegenseite. - Verstehst Du?

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Savonlinna
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#655 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von Savonlinna » Mo 28. Mär 2016, 19:56

closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Nach Bultmann gilt es heute, die Auferstehungserzählung existenzial zu deuten, also so, dass sie auch der im heutigen Weltbild lebende Mensch als für sein Leben noch relevant erkennen kann.
Das ist ja vernünftig - es soll nicht nur um irgendeine Show gehen, sondern vor allem darum, was es bedeutet. - Da kämen wir wahrscheinlich zusammen. - Aber warum man dazu die historische Möglichkeit der Auferstehung ausschließen sollte, verstehe ich nicht.
Weil die historisch-kritische Forschung verstanden hat, dass die neutestamentlichen Texte nicht historisch-gemeint sind, sondern als Glaubensaussage zu verstehen sind. Man kann nur das ausschließen, was die Texte nicht hergeben.

Da Du ein konkretes physiches Wunder nicht ausschließen möchest, könnte es nur dann bestätigt werden, wenn es dafür einen Zeugen geben würde.
Aber warum forderst Du von Textforschern, dass sie das Bedürfnis des 21. Jahrhunderts nach physischen Wundern befriedigen?

Angenommen, eines Tages ist die Evolution soweit, dass Gestorbene wieder lebendig werden können.
Angenommen weiterhin, dass ein Vorexemplar in Jesus schon mal vorhanden war.

Das WÄRE überliefert worden.

Aber niemand hat es überliefert. Nur solche, die Jesus nie gekannt haben, sprechen vom Glauben an die Auferstehung. UNd die Textforscher sehen darin keinerlei Anzeichen dafür, dass dieses Geschehen historisch war, sondern dass es Legendenbildung war, die dann umschlug in eine hoch-geistige Auffassung, dass wir Menschen eine Dimension mehr haben als man so allgemein annimmt.

Textforscher sind keine Abenteurer, sie spekulieren nicht, was außerhalb der Texte sonst noch alles drin wäre im Menschen.
Du forderst von ihnen aber, dass sie die Textdeutung verlassen sollen und unseriöse Möglichkeiten in ihre Deutung hineinbringen sollen.

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#656 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von Savonlinna » Mo 28. Mär 2016, 20:28

closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Nicht materialistisch, sondern naturalistisch ist dagegen ein Weltbild, welches die Phänomene ausschließlich auf natürliche Ursachen zurückführt, ein Weltbild, welches heutzutage von den allermeisten Menschen zumeist intuitiv geteilt wird.
Was aber ontologisch nichts aussagt - anders gesagt: WENN etwas "ist", ist es unabhängig davon, welchen Senf wir dazu abliefern.
Das also nennt Du "Ontologie".
Es kann genausogut anders sein, und alles spricht dafür, dass es anders ist:
dass nichts, rein gar nichts, unabhängig von dem Senf ist, den wir dazu abliefern.

Deine Auffassung ist heidnisch, meine ist jüdisch-christlich.
Denn wir sind Schaffende und als Schaffende geschaffen worden.
Gerade dies ist ein Grundgedanke des Katholizismus - er ist mir in dieser Konsequenz in katholischen Kreisen erstmalig begegnet.

Das griechisch-heidnische Denken hingegen, das Du vertrittst, kann sich nicht bewahrheiten: weder durch das Christentum noch durch die Beobachtung dessen, wie der Mensch funktioniert - wie das, was viele als "göttlichen Funken" bezeichnen oder als "Ebenbildlichkeit Gottes", durch den Menschen vollzogen wird: er kann nicht anders, als schöpferisch tätig sein.
Was immer er anfasst, verwandelt sich unter seinen Händen - und das ist nachweisbar und wird heute in vielen geisteswissenschaftlichen Fächern nachgewiesen.
Gerade die Rezeptionsästhetik - in dem Fall wirklich die Rezeptionsästhetik und nicht die Rezeptionsgeschichte - zeigt das auf: dass jedes Lesen schon ein schöpferischer Akt ist.

Dein griechisches Heidentum hingegen kann außer Beteuern und Fordern, dass man das zu übernehmen habe, keinen Hinweis geben, außer, dass Du das Statische willst. Aber warum?
Zuletzt geändert von Savonlinna am Mo 28. Mär 2016, 20:52, insgesamt 1-mal geändert.

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#657 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von Thaddäus » Mo 28. Mär 2016, 20:49

sven23 hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben: Nicht materialistisch, sondern naturalistisch ist dagegen ein Weltbild, welches die Phänomene ausschließlich auf natürliche Ursachen zurückführt, ein Weltbild, welches heutzutage von den allermeisten Menschen zumeist intuitiv geteilt wird.
Ja, das kann ich unterschreiben.
Allerdings kann ich auch unterschreiben, was wiki über Materialismus schreibt:
"Der Materialismus geht davon aus, dass selbst Gedanken, Gefühle oder das Bewusstsein auf Materie zurückgeführt werden können."
Ja, allerdings sind wir da schon bei der nächsten Frage: nämlich was "Materie" eigentlich ist? Naiv stellen sich viele Menschen Materie immer noch als eine Art Legosteine vor, aus der die Welt und der Kosmos zusammengebaut sind. Die Quantenphysik hat den Begriff "Materie" jedoch nachhaltig problematisiert, indem sie aufzeigte, dass auch Atome komplexe zusammengesetzte physikalische Objekte sind, innerhalb derer quantenphysikalische Kräfte wirken, die die Welt im Innersten zusammenhalten. Der Begriff "Materie" allein erklärt noch nicht viel. Offenbar muss sich "Materie" wiederum zu komplexen Strukturen wie z.B. den Dendriten im Gehirn anordnen, deren hoch komplexe Verschaltung wiederum die Grundlage für informationsverarbeitende komplexe Gebilde, wie eben das menschliche Gehirn, darstellen. "Geist", mentale Zustände und Bewusstsein etc. sind somit keine unmittelbaren Eigenschaften der Materie, sondern Eigenschaften hoch komplexer physischer Systeme. Ihre besondere Architektur erst ermöglicht die Verarbeitung von Information und produziert emergente Eigenschaften.

sven23 hat geschrieben: Es bedarf also zunächst erst mal der Materie, damit sich Gedanken, Gefühle und Bewusstein entwickeln können. Ohne Materie gibt es solche Phänomene nicht. Dass es diese Phänomene gibt, wird ja wohl niemand bestreiten.
Jedenfalls scheint es ziemlich sicher, dass ohne Gehirn auch keine mentalen Zustände existieren können ...

SilverBullet
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#658 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von SilverBullet » Mo 28. Mär 2016, 22:11

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Irgendwann wird das 2D-Lebewesen fragen: „wer bist du?“ und dann wird es eine vernünftige Antwort bekommen.
Wenn das 3D-Wesen aber dann sagt: "Ich bin Gott" oder sonstwas, wird der Bewusstseinszustand des 2D-lers entscheiden, ob es dies als Humbug versteht oder als Höher-Dimensionales akzeptiert.
Nein, das 2D-Lebewesen wird sich Fragen und Tests ausdenken und das 3D-Lebewesen wird diese Tests aktiv durchführen können. Die zwei Lebewesen versuchen sich zu verständigen.
Es wird also nicht, wie bei den Religionen, auf eine reine Interpretation ankommen.
=> dein 2D-3D-Beispiel ist ungeeignet.

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Das 3D-Lebewesen wird dem 2D-Lebewesen einfach direkt die Situation erklären.
Solche Dinge gibt es - allerdings sollte man nicht drüber reden, weil dies mindestens karriere-schädigend, wenn nicht sogar mit einer Einweisung in die Psychiatrie verbunden ist.
Nein, es gibt in erster Linie die Behauptungen, dass es diese „Dinge“ gäbe – das ist ein wichtiger Unterschied.

Wie ich schon geschrieben habe, werden sich immer Menschen finden lassen, die etwas behaupten, wenn sie leicht durchschauen können, dass man diese Behauptung nicht kontrollieren kann. -> egal zu welchem Thema. Wenn aber auch noch Geld und/oder Macht im Spiel sind (wie bei Religion), dann wird es diese Behauptungen auf jeden Fall in hoher Zahl geben.

Es wäre verrückt, wenn sich die Wissenschaft auf dieser Basis eine Einschränkung auferlegen und so tun würde, als decke sie nicht alle Bereiche ab.
Sobald ein neuer Bereich als Wirklichkeit auf Basis einer Interaktion und Wahrnehmungsunabhängigkeit zugänglich ist, wird er von der Wissenschaft erfasst werden – kein Problem, die menschliche Neugierde ist einer der verlässlichsten Motivationsfaktoren.

Probleme haben jedoch alle Behauptungen, die nicht von „reinem Theater“ unterschieden werden können.
Es ist auch gut, dass es dort Probleme gibt, denn wenn man in die Geschichte schaut, dann war es immer „das Schwert“, mit dem sich einzelne Theaterbehauptungen gegen andere Theaterbehauptungen durchgesetzt haben (logisch, denn sie unterscheiden sich ja nicht in der nicht vorhandenen Qualität)

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Nein, das nennt man nicht "Teleportation", weil das 3D-Lebewesen eine für das 2D-Lebewesen erlebbare Kommunikation durchführt und erklärt, wie es funktioniert und auf Rückfragen eingeht.
Du machst es Dir zu einfach:
a) 2D muss überhaupt erstmal erkennen, dass 3D mit ihm spricht.
b) Gibt 2D dies zu, wird er als religiöser Spinner bezeichnet.
Zu a)
Dafür sorgt das 3D-Lebewesen, weil es eine für 2D-Lebewesen (Mehrzahl!) erlebbare Kommunikation durchführt (den Ablauf habe ich skizziert).
Zu b)
Nein, denn diese Kommunikation ist intersubjektiv nachvollziehbar, d.h., ein 2D-Lebewesen kann drauf zeigen und sagen „da ist es“.

Zitat-closs: „Unterm Strich:
All das, was Du hier als "konkret" bezeichnest, passiert alltäglich, wird aber naturalistisch subsummiert, wenn man davon spricht.


Das halte ich für ein vollständiges Gerücht, denn es passiert eben keine alltägliche Kommunikation mit einem höherdimensionalen Lebewesen, bei der es zu einer intersubjektiv nachvollziehbaren Interaktion kommt.

Du formulierst es hier lediglich so, um deinen Wunsch zum Ausdruck zu bringen.

Zitat-closs: „Außerdem: WENN es Gott gibt - …

Beschreib mal, was ich denken soll, um anzunehmen, dass es „Gott“ gibt.
(gut ok, das kannst du nicht, weil du auch bei „universelles Wesen, aus dem wir kommen und in das wir gehen“, die Frage „wer soll das sein“ nicht ausräumen kannst, also letztlich nur eine Frage, als „Antwort“ behandelst)

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Auf geht’s, versuche meine Aussage, die du für „praxis-fern“ hältst, zu widerlegen.
Wie soll das bei Deinem Weltbild gehen? - Du bräuchtest eine Weltbild dazu, das Transzendenz beinhaltet:
Ach so, du redest von „Praxis-Ferne“ und wenn ich darauf eingehe, verschwindet die „Praxis“ sang und klanglos hinter dem „Vorhang der Inhaltsleere: Transzendenz“.

Solche „Argumentationsversuche“ zeigen sehr deutlich, wie „exakt“ du vorgehst.

Interessant ist, dass du auch bei deiner „nachfolgenden Frageliste“ „vergessen“ hast, „deine Antworten“ zu geben. Vermutlich, weil ich sie dann mit Leichtigkeit auf die Frage aus dem Schöpfungsverdacht reduziert hätte.

Du lieferst mit deinen „Fragestellungen“ lediglich eine Liste von Themen, in denen die Religion das Vorhandensein von „Antworten“ behauptet, aber nicht erfüllt, weil man die Frage aus dem Schöpfungsverdacht nicht auflösen kann.

Fazit:
Mit Praxis hat dein „Wunschansatz“ rein gar nichts zu tun:

=> du kannst nicht beschreiben, was ich denken soll, wenn ich annehmen soll, dass es „Gott“ gibt

=> du kannst die Aussage nicht widerlegen, dass „Gott“ nur die Frage aus dem Schöpfungsverdacht ist.

closs hat geschrieben:Woher kommt der Mensch?...
Oder: Was ist die Existenz des Menschen …
Warum gibt es Leid?...
Warum kann der Mensch transzendent denken?...
Etc.

Erst wenn man diese oder ähnliche Frage aufrichtig stellen KANN, weil man ein dazu geeignetes Weltbild hat, macht "Gott" überhaupt einen Sinn. - Wir reden also über Voraussetzungen - die musst DU aber bringen.
Dein „Weltbild“ ist also die Voraussetzung, dass man diese Fragen stellt.
(„-> die Religion gibt vor, Probleme zu lösen, die es ohne die Religion gar nicht gäbe“)

Das ist doch nichts anderes, als das, was ich sage: „die Voraussetzung für diese Religion ist, dass die Anhänger die Frage aus dem Schöpfungsverdacht, wie eine Antwort behandeln und sie, mit dem Trick einer Namensgebung, als Person ansehen.“
Weil man den Schöpfungsverdacht dann „als bestätigt“ ansieht, formuliert man die Fragen aus deiner Liste, denn man „muss“ die Situationen des menschlichen Lebens ja irgendwie mit einer „Schöpferabsicht“ in Zusammenhang bringen.

Du hast damit meine Aussage nicht widerlegt, sondern bestätigt – gut, warum denn nicht gleich so?

Dein „Weltbild“ kann die Frage aus dem Schöpfungsverdacht somit in keiner Weise beantworten, weil es voraussetzt, dass man die Frage, über die Vergabe des Namens „Gott“, als beantwortet betrachtet – eine schlechtere Qualität gibt es vermutlich nicht.

=> Das christliche „Weltbild“ legt Wirklichkeit fest und verlangt von der menschlichen Wahrnehmung, dass sie diese zu erkennen hat.

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Du kannst ganz normale Zusammenhänge verwenden, die nicht im Verdacht stehen, „mystisch/religiöse Metaphysik“ zu sein.
Du verwechsest offenbar "normal" mit "naturalistisch/materialistisch".
Nein, Ich verwechsle da gar nichts.
Du kannst jeden Bedeutungszusammenhang verwenden, der dir immer mal wieder begegnet.

Solltest du verheiratet sein, dann könntest du z.B. die Beziehung zu deiner Frau verwenden.
(Also nicht „deine Frau“ oder „die Liebe“, sondern die „alltäglich erlebbare Beziehung“)
Gib dieser Beziehung einen Namen („Gabi“, „Valleri“ - egal) und behandle sie explizit wie eine Person, die Charakterzüge aufweist. Wenn du dich darauf einlässt, was jeder Mensch kann, wirst du feststellen, dass „Gabi“ sehr launisch aber auch sehr fröhlich sein kann. Vielleicht wirst du sogar anfangen zu versuchen, „Gabi“ mit Ritualen zu beeinflussen.
Am Ende bist du sozusagen „nie wieder alleine“ mit deiner Frau :-)

Genauso könntest du im Sport einer/jeder Übung einen „personalen Namen“ geben und explizit eine Beziehung zu dieser „Entität“ aufbauen. Sehr schnell wirst du auch hier Charaktereigenschaften feststellen können.

Wenn du es möchtest, kann dein Leben geradezu von „immateriellen Entitäten“ wimmeln.

Das mag komisch klingen, aber es funktioniert.
Es funktioniert auf Basis der einfachen Tricks, auf denen auch die Gottes-Religionen aufbauen: Anreize zur Vermenschlichung von Zusammenhängen – mehr ist das gar nicht.

Das sind Tricks, die man bereits bei kleinen Kindern, suggestiv „anwenden“ kann, um sie zu prägen – es funktioniert bei sehr vielen Kindern (nahezu bei allen?).

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#659 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von closs » Mo 28. Mär 2016, 23:13

Savonlinna hat geschrieben:Weil die historisch-kritische Forschung verstanden hat, dass die neutestamentlichen Texte nicht historisch-gemeint sind, sondern als Glaubensaussage zu verstehen sind.
Man kann es trotzdem nicht ausschließen. - Man kann zum Ergebnis kommen, dass mit der HKM diesbezüglich nichts nachweisbar ist, aber man kann nicht ausschließen, dass es so ist - WENN es stattgefunden hat, dann ist es so - das kann dann auch die HKM nicht verhindern.

Savonlinna hat geschrieben:Aber warum forderst Du von Textforschern, dass sie das Bedürfnis des 21. Jahrhunderts nach physischen Wundern befriedigen?
Gar nicht. - Ich will nur, dass Dinge nicht ausgeschlossen werden, die sein könnten.

Savonlinna hat geschrieben:Angenommen weiterhin, dass ein Vorexemplar in Jesus schon mal vorhanden war.
Verstehe den Zusammenhang nicht. - Was wäre dann?

Savonlinna hat geschrieben:Nur solche, die Jesus nie gekannt haben, sprechen vom Glauben an die Auferstehung.
Das würde unterstellen, dass die Evangelien-Schreiber etwas erfunden hätten - und so weit nach Jesu Tod sind diese ja nun auch wieder nicht entstanden. - Das kann man postulieren und begründen - aber immer wieder: Man kann damit nicht ausschließen.

Savonlinna hat geschrieben:Du forderst von ihnen aber, dass sie die Textdeutung verlassen sollen und unseriöse Möglichkeiten in ihre Deutung hineinbringen sollen.
Auch nicht - es reicht schon, wenn man seine Ergebnisse als inner-methodische Ergebnisse präsentiert und nicht den Anschein erweckt, dass damit etwas, was stattgefunden haben kann, aus methodischen Gründen nicht stattgefunden haben dürfe.

Savonlinna hat geschrieben:Das also nennt Du "Ontologie".
In der allgemeinen Bedeutung als Lehre dessen, was sein kann. - Natürlich ist Ontologie als Wissenschaft mehr als das - aber es schadet manchmal nicht, an die Grundbedeutung zu erinnern.

Savonlinna hat geschrieben:Es kann genausogut anders sein
Selbstverständlich - dies stelle ich überhaupt nicht in Abrede. - Natürlich kann es auch anders gewesen sein - natürlich können die Ergebnisse der HKM mit dem übereinstimmen, was WIRKLICH war.

Savonlinna hat geschrieben:Gerade die Rezeptionsästhetik - in dem Fall wirklich die Rezeptionsästhetik und nicht die Rezeptionsgeschichte - zeigt das auf: dass jedes Lesen schon ein schöpferischer Akt ist.
Das finde ich sehr naheliegend, verstehe aber nicht, was dies mit dem Thema zu tun haben soll. - Mein Thema ist, dass sich keine Methode der Welt über das stellen darf, was wirklich ist/gewesen sein kann. - Mehr nicht.

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#660 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von closs » Mo 28. Mär 2016, 23:32

SilverBullet hat geschrieben:das 2D-Lebewesen wird sich Fragen und Tests ausdenken und das 3D-Lebewesen wird diese Tests aktiv durchführen können.
Am besten interaktiv nachvollziehbar? :angel:

SilverBullet hat geschrieben:Es wäre verrückt, wenn sich die Wissenschaft auf dieser Basis eine Einschränkung auferlegen und so tun würde, als decke sie nicht alle Bereiche ab.
Selbstverständlich deckt sie nicht alle Bereiche ab.

SilverBullet hat geschrieben:Dafür sorgt das 3D-Lebewesen
Nein - da 3D nur auf 2D von 2D erkennbar sein kann, muss 2D erkennen, dass ein 2D-Phänomen von 3D sein kann. - Wenn es dies NICHT erkennt, wird es ALLES, was in seiner Wahrnehmung stattfindet als 2D-generiert verstehen. - Da kommst Du logish nicht drum rum.

SilverBullet hat geschrieben:denn es passiert eben keine alltägliche Kommunikation mit einem höherdimensionalen Lebewesen
Frag mal tief gläubige Christen.

SilverBullet hat geschrieben:bei der es zu einer intersubjektiv nachvollziehbaren Interaktion kommt.
Wie soll das möglich sein? - Bevor man etwas intersubjektiv vermitteln kann, muss der Wahrnehmende erst mal erkennen, dass das, was er da auf 2D wahrnimmt, 3D-generiert ist. - Genau dies ist nicht vermittelbar - da will erkannt werden.

SilverBullet hat geschrieben:Beschreib mal, was ich denken soll, um anzunehmen, dass es „Gott“ gibt.
Das ist mir egal. - Es geht um intellektuelle Disziplin, die erkennt, dass es theoretisch zwei Möglichkeiten gibt: Es gibt Gott oder nicht. - Das, was der Fall ist, ist der Fall unabhängig davon, was Du darüber denkst oder was ich darüber denke.

SilverBullet hat geschrieben:die „Praxis“ sang und klanglos hinter dem „Vorhang der Inhaltsleere: Transzendenz“.
Die geistige Praxis IST transzendent generiert - sonst wäre es keine GEISTIGE PRaxis.

SilverBullet hat geschrieben:behauptet, aber nicht erfüllt, weil man die Frage aus dem Schöpfungsverdacht nicht auflösen kann
Wenn es transzendente Realität gibt, ist sie nicht falsifizierbar - eben weil wir nur in unserem Wahrnehmungs-Rahmen falsifizieren können. - Um es im obigen Bild zu sagen:

3D-Realität ist in 2D als 3D nicht abbildbar, muss also auf 2D runtergebrochen/offenbart werden. - Als Offenbarung jedoch ist das Offenbarte 2D - was von denen, die nicht an Offenbarungen aus 3D glauben, als 2D-generiert interpretiert werden. - immer wieder dasselbe.

SilverBullet hat geschrieben:Dein „Weltbild“ ist also die Voraussetzung, dass man diese Fragen stellt.
Ja - ohne Bewusstsein von 2D für 3D (= Weltbild) kann man keine Fragen zu 3D stellen. - Das wirst Du hoffentlich als logisch anerkennen.

SilverBullet hat geschrieben:Das christliche „Weltbild“ legt Wirklichkeit fest und verlangt von der menschlichen Wahrnehmung, dass sie diese zu erkennen hat.
Wenn Du als 2D nicht auf die Idee kommst, dass es 3D geben kann, kannst Du nicht 3D erkennen - so einfach ist es. - Das heisst nicht, dass das Postulat, es gäbe 3D nicht auch falsch sein kann. - Aber wenn es es gibt, ist dies der einzige Weg.

SilverBullet hat geschrieben:Das sind Tricks
Jeder 2D-ler, der 3D ausschließt, wird diesbezügliche Hinweise als "Tricks" verstehen. - Unterm Strich bleibt: Entweder Deine Vermutung von Wirklichkeit stimmt oder meine.

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