Roland hat geschrieben:Anton B. hat geschrieben:Richtig ist aber, dass eine "natürliche" Entstehung gesucht wird, weil eine Entstehung mit der Hilfe eines übernatürlichen Wirkens die Grenzen der vernünftigen Begründung verlässt.
"Vernünftig" ist nur absichtslose Zufallsentstehung, nicht aber Intelligenz, schon klar…
Wie tief doch ein solches Paradigma in den Köpfen verwurzelt ist!
Nur übernatürliche Intellligenz ist derzeit ausgeschlossen, weil es sich gemäß der logischen Argumentation vom Hume nicht mit der vernünftigen Begründung verträgt. Widerlege diese Argumentation, und das Rädchen hat sich weiter gedreht. Dann ist auch dieses "Paradigma" weg.
Roland hat geschrieben:Anton B. hat geschrieben:Die Entstehung des Menschen ist in der Evolutionstheorie als Evolutionsgeschehen ja auch nur ein winzig kleines Zipfelchen des Ganzen.
Darüber reden wir aber.
Du redest davon. Für mich ist es wirklich nur ein kleines Zipfelchen. In meiner Forschung komme ich mit diesem Zipfel auch gar nicht in Kontakt.
Roland hat geschrieben:Und wenn in dieser Frage ausschließlich Kraft und Stoff, Physik und Chemie als Ursache gelten dürfen, "um Gottes Willen" aber nicht Intelligenz, dann muss man schon fragen, welchen Vorteil diese Vorannahme für unser Leben generieren soll und was unser "Gemeinwesen" davon hat. Denn diese Vorannahme ist nicht falsifizierbar und natürlich auch nicht beweisbar.
Wissen nennen wir Erkenntnisse, die vernünftig begründet sind. Aus der vernünftigen Begründung ergibt sich "vernünftig begründet" für unsere Naturwissenschaften die Adäquatheit von Modellen und den Beobachtungen. Hume hat gezeigt, dass ein übernatürliches Wirken in diesem Zusammenhang nicht vernünftig behandelt werden kann. Deshalb ist die Negierung von übernatürlichem Wirken in naturwissenschaftlichen Theorien keine willkürliche Vorannahme, sondern sie wird gerechtfertigt. Nämlich durch (vernünftig begründete) logische Ableitungen aus der Definition des Wissensbegriffs.
Roland hat geschrieben:Anton B. hat geschrieben: Und dass eine naturwissenschaftliche Theorie nicht "bewiesen" werden kann, weißt Du doch.
Sagen wir es also genauer: obwohl die entscheidenden Fragen bezgl. unserer Entstehung unbenatwortet sind. Das weiß jeder, der sich nicht ausschließlich via Ideologen ala Dawkins informiert.
Wie Du meinst. Es sind aber überall in den Naturwissenschaften entscheidende Fragen nicht beantwortet.
Roland hat geschrieben:Anton B. hat geschrieben:Keiner musste, widersagen, bekam Hausarrest oder wurde durch den Scheiterhaufen oder dem Ende der beruflichen Existenz bedroht.
Berufliche Existenzen sind durchaus für Wissenschaftler bedroht, wenn sie in der Ursprungsfrage Intelligenz ins Spiel bringen.
Wenn sie in ihrer Profession als Naturwissenschaftler übernatürliches Wirken in ihre Modelle einbringen, obwohl die Unwissenschaftlichkeit gut dargelegt ist (Hume), dann kann der Dienstherr womöglich sanktionieren. Wenn der Naturwissenschaftler das jedoch privat macht, oder gar im Auftrag seines Arbeitgebers (Reinhold Junker)!, dann ist doch alles fein.
Roland hat geschrieben:Diese Strafen sind in der heutigen Zeit subtiler, mit Hausarrest oder dem Tod muss niemand rechnen, sagt aber auch niemand.
Wenn "subtil" heißt, es wird Kritik geäußert, mag das so sein. Noch "subtiler" ist es wahrscheinlich, wenn die Vorstellung nicht vermittelt werden kann und erst gar keine oder nur ganz wenige Reaktionen kommen.
Roland hat geschrieben:Anton B. hat geschrieben:Obwohl die Kreation römischer Öllampen und anderer Werke durch einen mehr oder weniger intelligenten Schöpfer ja durchaus vertreten wird.
Richtig. Auch beim Auffinden eines Fauskeils aus der Steinzeit, wird nach Ausschluss natürlicher Ursachen für dessen Form, also etwa Frostabsprengung oder Erosionsprozesse, am Ende auf eine intelligente Verursachung geschlossen.
Unsaubere Formulierung. Es werden abiogene natürliche Ursachen ausgeschlossen und biogene, im speziellen Fall anthropogene, Ursachen in Erwägung gezogen. Und die biogenen Verursacher sind wiederum natürlicher Genese.
Roland hat geschrieben:[Bei einer Bakterienzelle jedoch, die weniger als ein Billionstel Gramm wiegt und die mit einer echten Fabrik verglichen werden kann, mit Tausenden von vorzüglich gestalteten Teilen einer molekularen Maschinerie, die insgesamt aus einhunderttausend Millionen Atomen besteht, so komplex und auf allerkleinstem Raum, dass von Menschen konstruierte Maschinen dagegen einfach nur plump erscheinen, wird intelligente Verursachung von vornherein ausgeschlossen.
Und zwar einzig und allein deshalb, weil "der göttliche Fuß in der Tür" verboten ist.
Weil der "göttliche Fuß" mit der Definition von Wissen nicht in Einklang zu bringen ist, deshalb wird er nicht in wissenschaftliche Modelle eingebracht.
Roland hat geschrieben:Anton B. hat geschrieben: Die besondere Intelligenz eines W&W-Autors könnte sich ja in einem fundamentalen wissenschaftstheoretischen Beitrag äußern, warum übernatürliches Wirken in naturwissenschaftlichen Theorien doch dem Anspruch der vernünftigen Begründung genügen kann.
Soweit ich weiß, besitzt du das evolutionskritsche Lehrbuch. Kapitel 1 beschäftigt sich genau mit dieser Frage. Ansonsten gibt es eine "Fachgruppe Wissenschaftstheorie" bei W+W, die entspr. Beiträge veröffentlicht. Z.B. diese hier
http://www.wort-und-wissen.de/index2.ph ... /main.html
Weiß ich doch. Nur haben diese Ausführungen innerhalb der Philosophie, an die sie sich ja richten, kein übermäßiges Echo gefunden.
Roland hat geschrieben:Anton B. hat geschrieben: Oder er wischt in vermeintlicher Feyerabend-Manier einfach alle Ansprüche weg und generiert direkt fruchtbare Modelle mit übernatürlicher Wirkungskomponente. Zum Beispiel in der Rohstoffsuche, im Ingenieurwesen, in Medizin und Handwerk.
Es geht nur um die Ursprungsfrage, lieber Anton. Mit Medizin und Ingenieurwesen steht Schöpfungsforschung nicht in Konflikt.
Sicherlich. Ganz verwegen dachte ich, solcherart könnten sich Erkenntnisse mit einem Schöpfer ihn Sachen Natur besondere Meriten und ein besonderes Vertrauen erwerben. Denn so hat sich die von Janina sogenannte Wissenschaft 1.0 ja auch in die Herzen und Köpfe der Menschen geschmuggelt.
Roland hat geschrieben:Anton B. hat geschrieben: Die Naturwissenschaft (1) erstellt Theorien, aus denen Beobachtungsvorhersagen extrahierbar sind. Und (2) diese Beobachtungsvorhersagen müssen mit gestern, heute und morgen gemachten Beobachtungen überein stimmen.
Dann kann Naturwissenschaft eine Theorie "Schöpfung" erstellen.
Wenn Du vorher den Hume widerlegst, ja. Das ist der
Casus knacktus. Deshalb ist es aus der Sicht derer, die göttliche Schöpfung in Wissenschaft einbringen möchten, durchaus sinnvoll, sich da umzutuen.
Roland hat geschrieben:Man tausche die weltanschauliche Setzung [...]
Falscher Ansatz. Entweder wird vernünftig begründet, warum der Hume schief liegt, oder es wird ein Projekt außerhalb der vernünftigen Begründung -- also außerhalb Wissenschaft -- betrieben.
Das ist die vernünftige Herangehensweise, und die kommt auch ohne die Vorwürfe von Verboten aus.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.