closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Also kannst Du selber, closs, überhaupt nichts über die Anwesenheit des Geistigen in konkreten Menschen und in ganzen Zeitaltern sagen.
Auf der Ebene, auf der Du hier zu sprechen scheinst, kann der Mensch gar nichts sagen außer über sich selbst
Er kann auch über sich selber nichts sagen. Er weiß nicht, wer oder was er ist.
closs hat geschrieben:Nur bin ich zur subjektiven geistigen Erkenntnis gelangt, dass die Res Extensa tatsächlich existieren und nicht nur mein Wahrnehmungs-Produkt sind.
Für mich ist nicht einmal diese Alternative nachvollziehbar.
Es sind so viele undurchdachte Begriffe drin, dass ich da eigentlich nur ein Buchstabenrauschen höre. Da sagt jemand irgendwas. Aber was? Keine Ahnung.
closs hat geschrieben:Das ist eine Glaubenssache (der Glaube an "den wohlwollenden Gott", wie es Descartes genannt hat). - Nun kann man diese Erkenntnis so stehen lassen und fortan Würste kaufen, oder man denkt weiter: "Was bedeutet die Setzung/der Glaube, dass die Res Extensa nicht nur Realität in meiner Wahrnehmung sind, sondern auch ohne meine Wahrnehmung sind" - es gibt die Würste auch ohne mich, nur dass sie dann ein anderer isst.
Ja, im Alltag ist das richtig. Aber was, wenn niemand Würste erfunden hat?
Das ist alles so kurz gedacht, dass es mir nichts sagt.
Ich höre nur heraus, dass es für Dich zentral ist, das mit den Würsten, und dass die ein anderer isst, wenn Du sie nicht isst.
Darum ist also Gott auch da.
Für Dich ist das ganz logisch. Für mich steckt da keine Logik drin. Warum glauben also so viele nicht an die Existenz von Gott, wenn die Existenz der Würste - ohne closs - das doch plausibel macht?
closs hat geschrieben:Denkt man so UND hat sich vorher überlegt, welche Eigenschaften "Gott" haben muss, damit das Wort "Gott" überhaupt einen universalen Sinn macht, kommt man zu weiteren geistigen Erkenntnissen.
Also gut. Aber interessiert das Gott, welche Eigenschaften Du ihm zurechnest?
closs hat geschrieben:Diese Erkenntnisse kommen dann zum Ergebnis, dass Gott nur "Gott" genannt werden kann, wenn er über der naturalistischen Welt und über dem, was UNSERE Wahrnehmung "Zeit" nennt, steht, und dass dieser Gott in all dem ist, das aus im in der Zeit ist.
Also geht es jetzt nur um Benennung. Gott muss bestimmte Bedingungen erfüllen, damit er "Gott" genannt werden kann.
Solche Argumentationen habe ich als Schülerin so menschlich-allzumenschlich empfunden, dass mir klar war, dass es mit dem christlichen Glauben nichts weiter auf sich hat.
closs hat geschrieben:- Also nicht nur in dem geistig Erkennenden (das wäre lächerlich, weil man dann Gott abhängig machen würde von der eigenen Erkenntnis), sondern in allem.
Also Gott kann nur dann "Gott" gemannt werden, wenn er in allem ist?
Verstehe ich das jetzt richtig?
closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Mehr kannst Du nicht sagen, und nicht einmal das kannst Du korrekt sagen.
Man kann nur konkret sprechen auf Basis eigener Setzungen, die entweder authentisch zu dem sind, was "Gott als Entität" ist oder nicht. - Im ersten Fall spricht man wahr, im zweiten Fall spricht man unwahr. - Überprüfen lässt sich dies intersubjektiv sowieso nicht -
und auch subjektiv ist man immer darauf angewiesen, dass man dem wahren Geist folgt und nicht den brillanten Doppelgängern. - Letztlich ist es eine Frage des Vertrauens - man MUSS sich ausliefern, weil das eigene menschliche Vermögen PRINZIPIELL nicht in der Lage ist, hier Sicherheit zu bieten.
Siehst Du es anders?
Ich hab's nicht so, bei solchen Dingen andauernd Begriffe wie "intersubjektiv" etc. einzublenden, die für mich nur aus der Abwehr gegen eine andere Ideologie entstanden sind.
Anders sehe ich auf jeden Fall, dass "der wahre Geist" keine Sicherheit vermitteln kann.
Er kann das sehr wohl, aber ich sehe den "wahren Geist" nicht analog zur Naturwissenschaft - so wie Du es zu sehen scheinst -, sondern sehr viel "geistiger".
Wenn man als Individuum Entscheidungen zu treffen hat, so mag es da Unsicherheiten geben.
Aber es kann auch der Zustand der Sicherheit auftreten.
So weiß ich bis heute, wo ich in meinem Leben Entscheidungen getroffen habe, die vollkommen dem entsprochen haben, was für mich "dran" war.
Die meisten Entscheidungen jedoch, die ich getroffen habe, waren falsch, waren neben der Spur, waren nicht auf der Basis des "wahren Geistes" in mir. Auch wenn ich weiß, dass ich nicht anders habe entscheiden können.
Ich kann auch da, wo lebenswichtige Entscheidungen gefällt werden müssen und die eigene Entscheidungskraft versagt, mich "führen lassen" - von etwas, das ich nicht kenne, das aber real vorhanden ist.
Wir wissen einfach überhaupt nicht, was in den Menschen und zwischen den Menschen abläuft, aber dennoch kann man bestimmte Dinge nutzen.
So wie die Schauspieler und die Regisseure Intutionen nutzen, die sie für ihren Beruf geschult haben.
"Intersubjektiv" sind solche geschulten Eigenschaften schon, weil sie ja vielen bekannt sind.
Dass man sich "der Führung" in extremer eigener Ratlosigleit ausliefern muss, wenn man handeln will, wie Du oben in etwas anderem Zusammenhang schreibst, unterstütze ich.
Ideal wäre, für mich, wenn ich in extremen Situationen nicht die Nerven verlieren würde, sondern auch mein Bewusstsein mitwirken lassen könnte: also nicht nur das Ruder dem "anderen" überlasse, sondern das andere mit mir zusammen handeln könnte.
Aber verliert man die Nerven, dann gibt es eine Art Autopilot in einem, wenn man sich diesem Autopilot völlig anvertraut. der einen dann zum Ziel führt, und sehr viel besser, als wenn man nur mit dem
bewussten Bewusstsein hahdelt.
Ich nehme an, dass auch Atheisten diese Erfahrung gemacht haben - darum finde ich die Unterscheidung von Gläubigen und Nicht-Gläubigen letztlich längst überholt. Das Entscheidende passiert quer durch die Menschen hindurch, egal, in was sie sich eintüten.