Pluto hat geschrieben:Das geht aber sicher nur WENN man es mit fest geschlossenen Augen tut.
Nene - das passt schon - allerdings nicht unbedingt mit mancher üblichen Exegese.
Pluto hat geschrieben:Was tut er denn?
WENN wir über göttliche Gerechtigkeit sprechen, setzen wir ja voraus, dass es Gott gibt. - Unter dieser Voraussetzung ist Gott im Leid des Menschen zu einem von ihm gewählten Zeitpunkt da - dem Opfer ist es dann egal, ob es Opfer eines Unfalls, eines Verbrechens oder einer Krankheit ist.
Pluto hat geschrieben:Warum wird das Opfer immer so vernachlässigt?
Wieso "warum"? Wie meinst Du das? - Meinst Du, dem Opfer ist gedient, wenn der Täter (wie auch immer) gerichtet wird?
Pluto hat geschrieben:Du meinst Bibelexegese tut nicht exakt dasselbe?
Man kann die Bibel so interpretieren, dass sie es auch tut. - Unabhängig davon gibt es Grundaussagen, auf die man auch ohne Bibel kommen kann.
Pluto hat geschrieben:Es geht hier im Wesentlichen um unser ethisch-moralisches Verständnis, was laut christlichem Dogma von Gott kommt. Wie können da menschliches und göttliches Rechtsverständnis voneinander abweichen?
OK - jetzt scheinen wir einen Knackpunkt zu haben. Das hieße dann, dass menschliches Gericht gleichsam göttlich autorisiert ist, da es ja Abbild davon sei. - Brandgefährlich - das war die Mentalität des "Römischen Reichs Deutscher Nation" mit ihrem Gottesgnadentum. - Ich trenne beides vom Grundsatz her.
Natürlich fließt da AUCH ethisch-moralisches Verständnis mit ein - es ist nicht die Rede davon, dass das säkulare Recht teuflisch wäre. - Aber es ist geistig bunt gemischt - mal was Göttliches, mal was Satanisches. - Wie's passt.
Pluto hat geschrieben: Würdest du das wirklich so sehen, wenn eines deines Kinder ein solches Opfer wäre?
In diesem Fall würde ich darauf bestehen, dass mir der Täter nicht in die Nähe käme, weil ich wahrscheinlich NICHT die Kraft hätte, ihm zu vergeben. - Ansonsten wäre es mir egal, ob er im Knast oder irgendwo in Australien seine Last trägt. - Aus Selbstschutz aber möglichst weit weg.
Pluto hat geschrieben:Nochmals.... woher willst du wissen was die Unterschiede sind?
Zwei Antworten: Das "merkt" man geistig - so viel zur subjektiven Befindlichkeit. - Weiterhin kann man es ziemlich umfassend begründen im fundamental-theologischen/ontologischen Kontext. Da würde zur Sprache kommen, was eigentlich Dasein "ist", was eigentlich Sinn des Lebens "ist", etc.
Pluto hat geschrieben:Interessant. -- Also sieht sich Gott als Rächer?
In der Volkssprache klingt das so - eines der vielen Beispiele für konnotative Kontaminierung des geistigen Ur-Sinnes einer Aussage. - Was hier mit "rächen" übersetzt wird, sollte man neutraler mit "vergelten" wiedergeben.
"Vergelten" hieße dabei, dass einem Unrecht ein Recht entgegengestellt wird - also einer Balance Genüge getan wird (Genugtuung). - Arg einfaches Beispiel: Wenn Du einen gefährlichen Infekt hast, wird dem per Antibiotika etwas entgegengestellt, damit das Ungleichgewicht ausgeglichen wird. - Wenn eine Wunde eitert, schneidet man sie aus dem selben Grund auf.
Um mal Gott etwas salopp in den Mund zu legen: "Ihr wollt in Eurem Verständnis 'Rache" haben - bevor ich Euch jetzt lange erkläre, was Ihr eh nicht kapiert, werde ich jetzt mal autoritär und sage: 'Rache' ist mein Ding und nicht Eures - was ich darunter verstehe, werdet Ihr irgendwann mal kapieren".
Pluto hat geschrieben:Und wo bleibt die Gerechtigkeit?
Gerechtigkeit ist dann, wenn "gerichtet" wird - allerdings nicht oberflächlich, sondern dort, wo's auch weh tut. - Es kann sein, dass wir aneinander vorbeireden, weil Dein Gerechtigkeits-Bild möglicherweise amerikanisch beeinflusst ist. - Dort sagt man im Volk: "Life for Life" - also: Da ist einer gestorben - deshalb muss ein anderer dafür sterben oder mindestens (buchstäblich) ein Leben lang ins Knast - und dann ist gut. - Manchmal hört man sogar (es fällt mir jetzt sehr schwer, nicht ironisch zu werden), dass Mordopfer erst ruhen könnte, wenn die Tat an ihnen dementsprechend gesühnt sei.
Die so reden, haben mindestens das NT verpasst - und streng genommen eigentlich auch das AT - denn auch dort steht: "Gewaltsam wie der Tod ist die Liebe" (Hohes Lied, 8,5). - Also auch die Bandagen liebenden Richtens sind harte Bandagen - aber eben etwas ganz anderes.