Alles Teufelszeug? X

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Münek
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#61 Re: Alles Teufelszeug? X

Beitrag von Münek » Sa 23. Jun 2018, 00:42

Roland hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Der Gesamtkontext der Jesusworte im NT schließt Naherwartung eindeutig aus.
Nicht einmal dogmenhörige Theologen bezweifeln ernsthaft, dass im ZENTRUM der Heilsbotschaft Jesu die "Nähe des Gottesreiches", der "bevorstehende Anbruch der Gottesherrschaft auf Erden" stand:

"Die Zeit ist erfüllt. Tut Buße; denn das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen."
Ach Münek, das ist auch so 'ne Dauerschleife. Es geht doch darum, was mit "Reich Gottes" gemeint ist.
Nee nee - Deine obige Behauptung ist, dass der Gesamtkontext der Jesusworte eine NAHERWARTUNG Jesu ausschließe, OB-
WOHL im ZENTRUM der Heils- und Gerichtsbotschaft Jesu an das Volk ohne jeden Zweifel das "Nahe-Herbeigekommensein der Gottesherrschaft" stand.


Roland hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Das hat nicht nur Jesus, sondern das haben auch seine 70 von ihm ausgesandten Jünger und Johannes der Täufer verkündigt.
Es bestand mE tatsächlich die Möglichkeit, dass die Juden samt ihrer Geistlichkeit, Jesus als den Gottessohn erkennen würden.
Diese Möglichkeit ist insofern vollkommen ausgeschlossen, als das Judentum KEINEN himmlischen, präexistenten "eingeborenen Sohn Gottes" kannte.

Roland hat geschrieben:War vermutlich Plan A. Dem diente die Aussendung der 70 Jünger.
Gott hatte einen Plan A? :o Was war Gottes Plan B?

Roland hat geschrieben:: "Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt!" Lk. 13, 34
Richtig. Der historische Jesus aus Nazareth sah sich als PROPHET an, als einer, der wie sein Lehrer Johannes der Täufer das nahe Gottesreich verkündigte, aber gewiss hielt er sich nicht für ein präexistentes himmlisches Gotteswesen, für den einzig erzeugten Sohn Gottes.

Jesus hat den Titel "Gottessohn" nie für sich in Anspruch genommen (Hans Küng).

Roland hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Und wenn Du nicht den Blick in die "Apokalypse des Johannes" scheust, wirst Du leicht feststellen, dass auch dort mehrfach von "nahe", von "in Kürze" und von "bald" die Rede ist. Das kannst Du doch nicht ernsthaft ignorieren.
Christen haben das nie ignoriert aber anders verstanden, nämlich als Appell zur Bereitschaft.
Klar - weil sie irgendwann mal zur Kenntnis nehmen mussten, dass sich die Prophezeiungen der Johannesapokalypse NICHT erfüllt haben. Denn die an sieben kleinasiatische Gemeinden gerichtete "Offenbarung Jesu Christi" wollte seinen Knechten zeigen, was IN KÜRZE geschehen soll. "Denn die Zeit ist NAHE". "Siehe, ich komme BALD."

Das steht im Einklang mit der nicht wegzudiskutierenden nahen Parusieerwartung der Urchristen (Ankunft des richtenden Menschensohnes), die sich wie ein roter Faden durch nahezu alle neutestamentlichen Schriften zieht.

Wir haben es hier mit einem doppelten Irrtum zu tun. Erst Jesu Irrtum über den nahen Anbruch der Gottesherrschaft noch
innerhalb seiner Generation, dann der Irrtum der Urchristen über die nahe Ankunft des richtenden Menschensohnes (Stich-
wort: Parusieverzögerung).

Roland hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Da das "Königreich Gottes" tatsächlich nicht kam, wurde kirchlicherseits fleißig umgedeutet.
Es musste nichts umgedeutet werden.
Hat man aber: Das "Reich/die Königsherrschaft Gottes" ist a) Jesus in Person, b) befindet sich inwendig im Menschen, c) ist mit der katholischen Kirche identisch. Suche Dir was aus.

Roland hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Von "Voreingenommenheit" und "Vermutungen" ist in Theißens Vorwort NICHT die Rede. Historische-kritische Exegese spricht immer nur von mehr oder weniger großen Wahrscheinlichkeiten, nie von Tatsachen und Beweisen - was angesichts der Dürftig-
keit der Quellenlage selbstverständlich ist.
Zitat aus dem Vorwort: "Wissenschaft sagt nicht: »So war es« , sondern: »So könnte es aufgrund der Quellen gewesen sein.« " Also Vermutungen.
Das sind keine Vermutungen.

Roland hat geschrieben:"Wissenschaft sagt nicht: »Das ist unser Ergebnis«, sondern: »Das ist unser Ergebnis aufgrund bestimmter Methoden« " Also methodische Voreingenommenheit.
Eine wissenschaftliche Methodik ist keine Voreingenommenheit.

Roland hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Mit apriorischen Glaubens-Vorannahmen hat die HKM nichts am Hut.
Wie gesehen ist das falsch. Sie folgt einer Hermeneutik, die bestimmte Dinge ausschließt, die aber grundsätzlich nicht ausgeschlossen werden können.
Nein - Du ignorierst beharrlich die eindeutigen Vorgaben der "Päpstlichen Bibelkommission" an die historisch-kritische Exegese. Die HKM schließt die Existenz Gottes nicht aus, aber auch nicht ein. Täte sie es in die eine oder andere Richtung, handelte sie unwissenschaftlich.

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sven23
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#62 Re: Alles Teufelszeug? X

Beitrag von sven23 » Sa 23. Jun 2018, 07:03

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Der "wirkliche" ist ja der historische. Und er steht nun mal dem Glauben im Weg, wie Lindemann sagt.
Da schmeißt Du wieder mal alles durcheinander. - Wenn man in der Wissenschaft "historisch" sagt, ist damit "methodisch" gemeint und eben NICHT "wirklich"- Dass das Ziel ist, beiden koinzident zu bringen, ist klar.
Es ist auf jeden Fall derselbe Jesus gemeint, der vor 2000 Jahren gelebt hat. Der ist nun mal völlig verschieden von dem legendenhaften Mythos, der posthum aus ihm gemacht wurde. Deshalb spricht man auch euphemisierend vom "Ostegraben".


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Er war kein Christ, sondern Jude, was viel gerne vergessen.
Aber nicht Theologen. :roll:
Gerade die Theologen, die nur glaubensideologisch unterwegs sind, vergessen das nur allzu gerne.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Er vertrat einen jüdischen Nationalismus und religiösen Partikularismus.
Das kann man bei entsprechender Hermeneutik vertreten - mehr nicht.
Ja, bei wissenschaflich fundierter Hermeneutik.


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Selbstverständlich kann die Forschung die Verfasserintention von deren Rezeption in den Gemeinden unterscheiden.
Darum geht es doch gar nicht - die Frage im Sinne von Apg. 8,30 lautet, was ein Text geistig bedeutet.
Ähm, doch, genau darum geht es.
Du verwechselst ständig "verstehen" mit "dran glauben müssen".

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Warum soll die Aufklärung ein Rückschritt sein, nur weil die Religion auf den Boden der Tatsachen geholt wurde?
Echte Aufklärung ist IMMER ein Fortschritt - aber hier geht es nicht um Aufklärung, sondern um Forcierung einer geistig unaufgeklärten Hermeneutik.
Doch, der Fortschritt besteht doch allein schon darin, dass die biblischen Texte nicht mehr als unantastbare heilige Worte Gottes betrachtet werden müssen, sondern kritisch hinterfragt werden dürfen. Im Islam ist das weitgehend noch verboten. Ihm fehlt die Kraft zur Aufklärung.


closs hat geschrieben: Immer wieder dasselbe:
Kritisch-rational ist jemand wie Metzinger oder Conzelmann aufgeklärter als Ratzinger und Berger - geistig sind Ratzinger und Berger aufgeklärter als Metzinger und Conzelmann. - Hier stehen anthropozentrische gegen theozentrische Aufklärung.
Hier steht aufgeklärte Wissenschaft gegen Glaubensideologie/Glaubensdogmatik.

closs hat geschrieben: Der eine versteht darunter "Aufklärung in Bezug auf eigenes methodisches Verstehen", der andere versteht darunter "Aufklärung in Bezug auf Wahrheit".
Wobei Glaubensideologen/Glaubensdogmatiker das zur Wahrheit erklären, was sie darunter verstehen.
Die Forschung ist da völlig offen, weil sie apriorifrei an die Texte herangeht.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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SilverBullet
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#63 Re: Alles Teufelszeug? X

Beitrag von SilverBullet » Sa 23. Jun 2018, 10:08

closs hat geschrieben:HINTER diesem Versuch steht die Substanz, nämlich ein "unteilbarer, unerschaffener Ausgangspunkt"
…
"Wissen" ist in der Wissenschaft das, was innerhalb eines Modells eben dieses bestätigt. - Daneben gibt es einen umgangssprachlichen Gebrauch dieses Wortes: "Ich weiß, dass ich heute noch ein Bier trinke" - im Sinne von "Ich bin mir sicher, dass ..."
OK, versuchen wir deine Aussagen mal etwas zu analysieren.

Bei „Wissen“ scheinst du zumindest vier Anteile zu benötigen:
1.
ein „Etwas“, das „wissend“ sein kann
2.
eine Handlung, eine Einstellung (du nennst es „sich sicher sein, dass…“)
3.
einen Zugang zu einem „Wissensgegenstand“ (selbst wenn der „Wissensgegenstand“ nur das „Etwas“ wäre, müsste es einen selbstbezüglichen Zugang geben)
4.
Eine Quelle für unterschiedliche Zusammenhänge, so dass man am Ende überhaupt von „Wissen“ sprechen kann.

Möchtest du also „den Ausgangspunkt“ als „wissend“ bezeichnen (die All-All-All-Übertreibungen kann man sowieso getrost vergessen), dann ist er niemals „unteilbar“, denn du teilst ja bereits bei deiner Definition von Wissen auf.

Zitat-closs:
nur zum diese Substanz geht es, und nicht um Sprachzirkus.

Naja, es sieht eher danach aus, dass du ausschliesslich Sprachzirkus aufführst.

closs hat geschrieben:Nicht mal das muss richtig sein. - Wie kommst Du darauf, dass eine geistige Existenz keine Emotionen haben könnte? - Vollkommen willkürlich.
Ganz einfach, weil du nicht sagen kannst, was eine „geistige Existenz“ sein soll – war das jetzt so schwer?

Nur weil du die Fähigkeiten des Körpers mit dem Wort „geistig“ versiehst und darauf setzt, dass dieses Theater nicht auffällt, bedeutet das nicht, dass du etwas vorweisen kannst.
Mit „geistiger Existenz“ drückst du lediglich aus, dass du keine Ahnung hast, wie ein Mensch funktioniert.

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:„Liebe“ ist das Verständnis einer körperlichen Ausrichtung
Hä? - Du bist GANZ weit weg. - Du sprichst hier über geistige Dinge wie ein 3-Jähriger über die Allgemeine Relativitäts-Theorie.
Naja, trotz meiner „gigantischen Defizite“ kannst du rein gar nichts dagegen setzen :-)

Das Theaterstückchen „Gott ist die Liebe“ kann man damit auch getrost entsorgen.

Hast du noch andere Ideen?

closs
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#64 Re: Alles Teufelszeug? X

Beitrag von closs » Sa 23. Jun 2018, 14:43

sven23 hat geschrieben:Es ist auf jeden Fall derselbe Jesus gemeint, der vor 2000 Jahren gelebt hat.
Klar - "gemeint" ist derselbe - aber wer trifft "Denselben" mit welcher Methodik besser?

sven23 hat geschrieben:Ja, bei wissenschaflich fundierter Hermeneutik.
Falsch: Mit "Hermeneutik" sind die VOR-Annahmen gemeint, bevor man auf deren Basis wissenschaftlich arbeitet - Du vermengst das immer noch.

sven23 hat geschrieben:Du verwechselst ständig "verstehen" mit "dran glauben müssen".
Ich meine ausschließlich "verstehen" im Sinne von "erkennen" und sonst gar nichts.

sven23 hat geschrieben:Doch, der Fortschritt besteht doch allein schon darin, dass die biblischen Texte nicht mehr als unantastbare heilige Worte Gottes betrachtet werden müssen, sondern kritisch hinterfragt werden dürfen.
Auch wenn Bibel-Texte als "heilige Worte" betrachtet werden, muss man sie erst mal verstehen - auch dann kommt ein Sammelsurium an Interpretationen heraus: - Mit anderen Worten: Dein Ansatz ist irrelevant.

"Kritisch" aus geistiger Sicht ist, dass man Texte in ihrer Substanz zu verstehen versucht - und nicht, dass man sie zum Gegenstand methodischer Ergebnisse macht, ohne etwas zu verstehen.

sven23 hat geschrieben:Die Forschung ist da völlig offen, weil sie apriorifrei an die Texte herangeht.
Das ist Dein dogmatisches Mantra, das Du noch nicht einmal selber verstanden hast.

SilverBullet hat geschrieben:Ganz einfach, weil du nicht sagen kannst, was eine „geistige Existenz“ sein soll – war das jetzt so schwer?
OK - ich interpretiere Dich: Weil ich "geistige Existenz" naturalistisch nicht definieren kann, kann diese Existenz nicht emotional sein" - richtig?

SilverBullet hat geschrieben:Das Theaterstückchen „Gott ist die Liebe“ kann man damit auch getrost entsorgen.

Hast du noch andere Ideen?
Bei Dir fällt es mir schwer, neue zu finden. :D

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sven23
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#65 Re: Alles Teufelszeug? X

Beitrag von sven23 » Sa 23. Jun 2018, 15:05

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Es ist auf jeden Fall derselbe Jesus gemeint, der vor 2000 Jahren gelebt hat.
Klar - "gemeint" ist derselbe - aber wer trifft "Denselben" mit welcher Methodik besser?
Glaubensideologen habe keine Methodik, sondern nur ihr Glaubensbekenntnis, das sie zirkelreferent in den Texten bestätigt finden wollen. Darauf beschränkt sich ihre "Forschung".

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Ja, bei wissenschaflich fundierter Hermeneutik.
Falsch: Mit "Hermeneutik" sind die VOR-Annahmen gemeint, bevor man auf deren Basis wissenschaftlich arbeitet - Du vermengst das immer noch.
Nein, Hermeneutik ist die Kunst des Verstehens von Texten. Das geht eben nur mit wissenschaftlicher Methodik und nicht mit Glaubensbekenntnissen. Die gehören in die Kirche.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Du verwechselst ständig "verstehen" mit "dran glauben müssen".
Ich meine ausschließlich "verstehen" im Sinne von "erkennen" und sonst gar nichts.
Jeder in der Forschung arbeitende Theologe versteht und erkennt die Intention des Markusevangeliums genauso wie die des Johannesevangeliums.
Nur hält sie das Markusevangelium in Bezug auf den historischen Jesus für authentischer als das späte Johannesevangelium, das als weitgehend freie Komposotion eines unbekannten Schreibers gilt.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Doch, der Fortschritt besteht doch allein schon darin, dass die biblischen Texte nicht mehr als unantastbare heilige Worte Gottes betrachtet werden müssen, sondern kritisch hinterfragt werden dürfen.
Auch wenn Bibel-Texte als "heilige Worte" betrachtet werden, muss man sie erst mal verstehen - auch dann kommt ein Sammelsurium an Interpretationen heraus:
Eben, deshalb kommt man zu 42000 Konfessionen, weil der vermutliche Analphabet Jesus nichts Schriftliches hinterlassen hat. Das Neue Testament ist ein Sammelsuruium an unterschiedlichen Texten, Traditionen und theologischen Absichten.

closs hat geschrieben: "Kritisch" aus geistiger Sicht ist, dass man Texte in ihrer Substanz zu verstehen versucht - und nicht, dass man sie zum Gegenstand methodischer Ergebnisse macht, ohne etwas zu verstehen.
Auch das ist das Alltagsgeschäft der Forschung. Trotzdem geht es nicht ohne wissenschaftliche Methodik.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die Forschung ist da völlig offen, weil sie apriorifrei an die Texte herangeht.
Das ist Dein dogmatisches Mantra, das Du noch nicht einmal selber verstanden hast.
Was ist daran so schwer zu verstehen, dass die Forschung keine Glaubensbekenntnisse benötigt, ebenso wenig wie bei der Untersuchung anderer antiker Texte.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#66 Re: Alles Teufelszeug? X

Beitrag von closs » Sa 23. Jun 2018, 15:30

sven23 hat geschrieben:Glaubensideologen habe keine Methodik, sondern nur ihr Glaubensbekenntnis, das sie zirkelreferent in den Texten bestätigt finden wollen.
Möglich - damit kenne ich mich nicht aus. - Mein bezug war die Theologie.

sven23 hat geschrieben:Hermeneutik ist die Kunst des Verstehens von Texten.
Ojemine - das ist etwas ganz was anderes. - Wir reden hier von "Hermeneutik" im Sinne des hermeneutischen Zirkels. - Du musst Dich mal über Grundlagen der Hermeneutik klar werden.

sven23 hat geschrieben:Jeder in der Forschung arbeitende Theologe versteht und erkennt die Intention des Markusevangeliums genauso wie die des Johannesevangeliums.
Ja - das ist eine ganz spezifische Verstehens-Ebene - es sei gegönnt. - Aber das hat nichts mit Apg. 8,30 zu tun.

sven23 hat geschrieben:Das Neue Testament ist ein Sammelsuruium an unterschiedlichen Texten, Traditionen und theologischen Absichten.
Möglich - aber entscheidend ist, was geistig drin steht. - Und das kann man nicht auf HKE-Ebene ermitteln.

sven23 hat geschrieben:Trotzdem geht es nicht ohne wissenschaftliche Methodik.
Alleweil - genau deshalb untersuchen die unterschiedlichen theologischen Disziplinen systematisch nach wissenschaftlich-methodischen Kriterien. - Der wesentliche Unterschied: Die untersuchen Jesus, als wäre er auch göttlich, während andere Jesus untersuchen, als wäre er nur menschlich.

sven23 hat geschrieben:Was ist daran so schwer zu verstehen, dass die Forschung keine Glaubensbekenntnisse benötigt,
Es ist gar nicht schwer zu verstehen, weil dies für ALLE gilt, die wissenschaftlich forschen - oder für niemanden.

Ob "alle" oder "niemand" häüngt davon ab, ob man Vorannahmen als Vorlauf der Forschung versteht (das wäre normal) oder als Gegenstand der Forschung (das wäre ganz und gar nicht normal). - Die Spezialität bei Deinesgleichen:

Bei der HKE versteht Ihr Vorannahmen als Vorlauf der Forschung, bei anderen Exegesen als Gegenstand der Forschung - dieses Vorgehen kann man sich nur ideologisch erklären.

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sven23
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#67 Re: Alles Teufelszeug? X

Beitrag von sven23 » Sa 23. Jun 2018, 15:55

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Glaubensideologen habe keine Methodik, sondern nur ihr Glaubensbekenntnis, das sie zirkelreferent in den Texten bestätigt finden wollen.
Möglich - damit kenne ich mich nicht aus. - Mein bezug war die Theologie.
Die meisten Theologen, die nicht historisch-kritisch arbeiten, sind Glaubensideologen. Eine wissenschaftliche Methodik können die nicht vorweisen, nur Glaubensbekenntnisse.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Hermeneutik ist die Kunst des Verstehens von Texten.
Ojemine - das ist etwas ganz was anderes. - Wir reden hier von "Hermeneutik" im Sinne des hermeneutischen Zirkels. - Du musst Dich mal über Grundlagen der Hermeneutik klar werden.
Dein hermeneutischer Zirkelschluss taugt nichts für wissenschaftliche Ansprüche.
Wenn Theißen oder die Forschung von Hermeneutik und hermeneutischer Reflexion sprechen, dann meinen sie selbstverständlich das Verstehen von Texten. Da fehlt es bei dir an den Grundlagen.
Wilhelm Dilthey weist auf die Gefahr hin, einen Text besser verstehen zu wollen, als der Verfasser selbst.
Wieso mit da gleich closs in den Sinn kam, weiß ich auch nicht. :lol:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Jeder in der Forschung arbeitende Theologe versteht und erkennt die Intention des Markusevangeliums genauso wie die des Johannesevangeliums.
Ja - das ist eine ganz spezifische Verstehens-Ebene - es sei gegönnt. - Aber das hat nichts mit Apg. 8,30 zu tun.
Das ist doch Unfug. Was ist denn laut closs der "geistige" Gehalt des Johannesevangeliums gem. Apg. 8,30?

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das Neue Testament ist ein Sammelsuruium an unterschiedlichen Texten, Traditionen und theologischen Absichten.
Möglich - aber entscheidend ist, was geistig drin steht. - Und das kann man nicht auf HKE-Ebene ermitteln.
Selbstverständlich kann man das und wir ja auch getan, wie jeder nachlesen kann.
Du bist lediglich enttäuscht, wenn die Forschung nicht mit verklärtem Blick auf die Knie fällt und Hosianna anstimmt. :lol:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Trotzdem geht es nicht ohne wissenschaftliche Methodik.
Alleweil - genau deshalb untersuchen die unterschiedlichen theologischen Disziplinen systematisch nach wissenschaftlich-methodischen Kriterien. - Der wesentliche Unterschied: Die untersuchen Jesus, als wäre er auch göttlich, während andere Jesus untersuchen, als wäre er nur menschlich.
Kanoniker haben immer noch keine wissenschaftliche Methode zur Verfügung. :roll:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Was ist daran so schwer zu verstehen, dass die Forschung keine Glaubensbekenntnisse benötigt,
Es ist gar nicht schwer zu verstehen, weil dies für ALLE gilt, die wissenschaftlich forschen - oder für niemanden.
Eben, deshalb können glaubensbasierte Exegesen nicht in der Forschung eingesetzt werden. Sie gehören in die glaubensideologische Abteilung.


closs hat geschrieben: Bei der HKE versteht Ihr Vorannahmen als Vorlauf der Forschung, bei anderen Exegesen als Gegenstand der Forschung - dieses Vorgehen kann man sich nur ideologisch erklären.
Nein, das ist völlig normal. Glaubensbekenntnisse haben in der Forschung nichts verloren.

„Die Bibel ist von Menschen geschrieben, sie ist ein menschliches Buch, und darum kann sie nicht anders gelesen und verstanden werden und nicht nach anderen Methoden ausgelegt werden als jedes andere Buch.“
(Heinz Zahrnt, dt. Theologe, 1915-2003)

Der Theologieprofessor Werner Stenger nimmt Nietzsches Philippika als Ansporn für die bei ihm Studierenden, indem er warnend den Finger hebt, Nietzsche habe aufgedeckt, dass "Theologen in der Gefahr stehen, für ihre Auslegung der Bibel solche Privilegien zu beanspruchen"(6) und er meint mit Privilegien den Fehler, den mancher Theologe macht, wenn er "als Glaubender den Büchern der Bibel eine größere Autorität über sich einräumt als anderen Büchern" und dann versucht ist, "die biblischen Texte bei der Auslegung methodisch grundsätzlich anders zu behandeln als andere schriftliche Dokumente aus Vergangenheit und Gegenwart.""
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#68 Re: Alles Teufelszeug? X

Beitrag von closs » Sa 23. Jun 2018, 16:45

sven23 hat geschrieben:Die meisten Theologen, die nicht historisch-kritisch arbeiten, sind Glaubensideologen.
Ganz sicher falsch - aber schön, dass man Dich dazu bringen kann, Dich so deutlich zu outen.

sven23 hat geschrieben:Dein hermeneutischer Zirkelschluss taugt nichts für wissenschaftliche Ansprüche.
Es gibt keinen mir bekannten hermeneutischen Zirkelschluss.

sven23 hat geschrieben:Wenn Theißen oder die Forschung von Hermeneutik und hermeneutischer Reflexion sprechen, dann meinen sie selbstverständlich das Verstehen von Texten.
Das ist kindisch platt von Dir verstanden - natürlich geht es IMMER um das Verständnis. :roll: - Aber unter "Hermeneutik" versteht man, was unter welchen Vorannahmen wie zu verstehen ist.

Sven-Beispiel, damit er es versteht:
"Ich bin die Wahrheit, der Weg und das Leben" ist unter der hermeneutischen Vorannahme "Jesus ist nur Mensch" ganz anders zu verstehen als unter der Vorannahme "Jesus ist auch göttlich". - DERSELBE Text bedeutet dann was ganz was anderes.

sven23 hat geschrieben:Wilhelm Dilthey weist auf die Gefahr hin, einen Text besser verstehen zu wollen, als der Verfasser selbst.
Stimmt - wobei (jetzt muss ich Dich schocken) genau das passieren kann. - Ein Schriftsteller/Künstler weiß mit seinen grundlegenden Aussagen manchmal nicht, was sie alles bedeuten können - das hat damit zu tun, dass das Ewig-Wahre, aus einer Zeit des Autoren gesehen, nicht in allen seinen möglichen Bedeutungen erkannt werden kann. - Möglicherweise denkt die HKE nicht so weit.

sven23 hat geschrieben:Was ist denn laut closs der "geistige" Gehalt des Johannesevangeliums gem. Apg. 8,30?
Da müsste man Satz für Satz durchgehen - genau dafür sind christliche Hermeneutiker da.

sven23 hat geschrieben:Selbstverständlich kann man das und wir ja auch getan, wie jeder nachlesen kann.
Nein - hier scheint das große Mißverständnis zu liegen.

sven23 hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Bei der HKE versteht Ihr Vorannahmen als Vorlauf der Forschung, bei anderen Exegesen als Gegenstand der Forschung - dieses Vorgehen kann man sich nur ideologisch erklären.


Nein, das ist völlig normal.
Genau. :devil:

sven23 hat geschrieben:Glaubensbekenntnisse haben in der Forschung nichts verloren.
Richtig - deshalb sind es VOR-Annahmen. - Der eine nimmt vorher an, dass er die Texte am authentischsten verstehen kann, wenn er sie wie normale antike Texte sieht - der andere nimmt vorher an, dass Jesus auch göttlich ist. - Beide forschen NACH dem daVOR und machen das daVOR NICHT zum Gegenstand ihrer Forschung - jetzt komme ich demnächst mit dem gelangweilten Plattwurm. :lol:

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#69 Re: Alles Teufelszeug? X

Beitrag von SilverBullet » Sa 23. Jun 2018, 18:08

closs hat geschrieben:OK - ich interpretiere Dich: Weil ich "geistige Existenz" naturalistisch nicht definieren kann, kann diese Existenz nicht emotional sein" - richtig?
Nein, das ist Sprachzirkus, denn du solltest schon zuerst abklären, ob der Begriff Existenz angebracht ist, bevor du Fähigkeiten verteilst.

Versuch mal zu beschreiben, was „geistige Existenz“ ist und wo, wann „sie“ vorkommt.

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#70 Re: Alles Teufelszeug? X

Beitrag von sven23 » Sa 23. Jun 2018, 18:43

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die meisten Theologen, die nicht historisch-kritisch arbeiten, sind Glaubensideologen.
Ganz sicher falsch - aber schön, dass man Dich dazu bringen kann, Dich so deutlich zu outen.
Von mir aus auch Glaubensdogmatiker. Es ändert aber nichts an der Situation zwischen historischem Jesus und kerygmatischen Christus.



closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Dein hermeneutischer Zirkelschluss taugt nichts für wissenschaftliche Ansprüche.
Es gibt keinen mir bekannten hermeneutischen Zirkelschluss.
Kanonische Exegese ist ein einziger hermeneutischer Zirkelschluss. :lol:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wenn Theißen oder die Forschung von Hermeneutik und hermeneutischer Reflexion sprechen, dann meinen sie selbstverständlich das Verstehen von Texten.
Das ist kindisch platt von Dir verstanden - natürlich geht es IMMER um das Verständnis. :roll:
Und zwar das ursprüngliche Verständnis des Verfassers, und nicht darum, was spätere Generationen mit der hermeneutischen Spirale hineingedeutet haben. Das scheint dir immer noch nicht klar zu sein.

closs hat geschrieben: - Aber unter "Hermeneutik" versteht man, was unter welchen Vorannahmen wie zu verstehen ist.
Eben, wer nicht apriorifrei ist, sondern Glaubensbekenntnisse benötigt, hat in der Forschung nichts verloren.

closs hat geschrieben: Sven-Beispiel, damit er es versteht:
"Ich bin die Wahrheit, der Weg und das Leben" ist unter der hermeneutischen Vorannahme "Jesus ist nur Mensch" ganz anders zu verstehen als unter der Vorannahme "Jesus ist auch göttlich". - DERSELBE Text bedeutet dann was ganz was anderes.
Dazu muss man wissen, dass der Satz aus dem Johannesevangelium stammt, also einer späten Schrift eines unbekannten Verfassers, die als weitgehende freie unhistorische Eigenkomposition gilt, in der der Vergottungsprozess am weitesten fortgeschritten ist. Die theologischen Absichten des Verfassers sind als ebenso wichtig zum hermeneutischen Verständnis des Textes.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wilhelm Dilthey weist auf die Gefahr hin, einen Text besser verstehen zu wollen, als der Verfasser selbst.
Stimmt - wobei (jetzt muss ich Dich schocken) genau das passieren kann.
Ähm, das ist das Geschäftsmodell der Kanoniker. :roll:


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Was ist denn laut closs der "geistige" Gehalt des Johannesevangeliums gem. Apg. 8,30?
Da müsste man Satz für Satz durchgehen - genau dafür sind christliche Hermeneutiker da.
Also weißt du es mal wieder nicht. :roll:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Selbstverständlich kann man das und wir ja auch getan, wie jeder nachlesen kann.
Nein - hier scheint das große Mißverständnis zu liegen.
Das Mißverständnis liegt nach wie vor bei dir, indem du verstehen mit dran glauben gleichsetzt. :roll:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Bei der HKE versteht Ihr Vorannahmen als Vorlauf der Forschung, bei anderen Exegesen als Gegenstand der Forschung - dieses Vorgehen kann man sich nur ideologisch erklären.
Nein, das ist völlig normal.
Genau. :devil:
Wie gesagt: die Forschung benötigt keine Glaubensbekenntnisse.

„Die Bibel ist von Menschen geschrieben, sie ist ein menschliches Buch, und darum kann sie nicht anders gelesen und verstanden werden und nicht nach anderen Methoden ausgelegt werden als jedes andere Buch.“
(Heinz Zahrnt, dt. Theologe, 1915-2003)

Der Theologieprofessor Werner Stenger nimmt Nietzsches Philippika als Ansporn für die bei ihm Studierenden, indem er warnend den Finger hebt, Nietzsche habe aufgedeckt, dass "Theologen in der Gefahr stehen, für ihre Auslegung der Bibel solche Privilegien zu beanspruchen"(6) und er meint mit Privilegien den Fehler, den mancher Theologe macht, wenn er "als Glaubender den Büchern der Bibel eine größere Autorität über sich einräumt als anderen Büchern" und dann versucht ist, "die biblischen Texte bei der Auslegung methodisch grundsätzlich anders zu behandeln als andere schriftliche Dokumente aus Vergangenheit und Gegenwart.""
Norbert Rodenbach

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Glaubensbekenntnisse haben in der Forschung nichts verloren.
Richtig - deshalb sind es VOR-Annahmen. - Der eine nimmt vorher an, dass er die Texte am authentischsten verstehen kann, wenn er sie wie normale antike Texte sieht - der andere nimmt vorher an, dass Jesus auch göttlich ist. - Beide forschen NACH dem daVOR und machen das daVOR NICHT zum Gegenstand ihrer Forschung
Und was sollen dann solche Glaubensbekenntnisse?

Die inspirierten Bücher lehren die Wahrheit. ,,Da also all das, was die inspirierten Verfasser oder Hagiographen aussagen, als vom Heiligen Geist ausgesagt gelten muß, ist von den Büchern der Schrift zu bekennen, daß sie sicher, getreu und ohne Irrtum die Wahrheit lehren, die Gott um unseres Heiles willen in heiligen Schriften aufgezeichnet haben wollte"
Katechismus der katholischen Kirche

Damit gestehst du doch ein, dass Kanonik nichts mit Forschung zu tun hat. :clap:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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