Stammt die Moral von Gott?

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#61 Re: Stammt die Moral von Gott?

Beitrag von Pluto » Do 9. Feb 2017, 15:07

JackSparrow hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Meinst Du ernsthaft, dass es "Gott" erst gibt, seitdem der Mensch sich um ihn kümmert?
Ich meine ernsthaft, dass sich Menschen erst seit 2600 Jahren um ihn kümmern, und sehe dies als (einen) Beleg dafür an, dass es ihn nicht gibt.
Angesichts der Tatsache, dass der Mensch schon 200'000 Jahre auf der Erde lebt, ist das die falsche Frage.

Richtig wäre:
Wenn es Gott gibt, warum kümmert er sich erst seit 2600 Jahren um seine Schäfchen?
Warum hat er zuvor während 98% der Zeit nur zugeschaut, wie sich die Menschen gegenseitig die Köpfe einschlugen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#62 Re: Stammt die Moral von Gott?

Beitrag von closs » Do 9. Feb 2017, 17:33

Pluto hat geschrieben:Warum hat er zuvor während 98% der Zeit nur zugeschaut, wie sich die Menschen gegenseitig die Köpfe einschlugen?
Das wird auch in Zukunft so sein. - Aus christlicher Sicht ist "die Welt" nicht die Heimat das Menschen, sondern ein zwar schöner, aber feindlicher Raum unter der Fuchtel des "Fürsten der Welt".

Lies noch mal "Hiob" - dort wird es dem Satan erlaubt, "den Menschen zu versuchen", aber nicht zu töten (im existentiell-geistigen Sinn gemeint). - "Die Welt" ist als Erkenntnis-Raum gemeint, nicht aber als Wohlfühl-Raum.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#63 Re: Stammt die Moral von Gott?

Beitrag von sven23 » Sa 11. Feb 2017, 08:01

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Warum hat er zuvor während 98% der Zeit nur zugeschaut, wie sich die Menschen gegenseitig die Köpfe einschlugen?
Das wird auch in Zukunft so sein. - Aus christlicher Sicht ist "die Welt" nicht die Heimat das Menschen, sondern ein zwar schöner, aber feindlicher Raum unter der Fuchtel des "Fürsten der Welt".
Ja, ja , der Fürst der Welt muss auch für alles herhalten. Er ist genau so eine menschliche Erfindung wie Gott.

closs hat geschrieben: Lies noch mal "Hiob" - dort wird es dem Satan erlaubt, "den Menschen zu versuchen", aber nicht zu töten (im existentiell-geistigen Sinn gemeint). - "Die Welt" ist als Erkenntnis-Raum gemeint, nicht aber als Wohlfühl-Raum.
Es werden doch eine ganze Reihe von Menschen getötet, quasi als Kolateralschaden einer göttlich-teuflichen Wette.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#64 Re: Stammt die Moral von Gott?

Beitrag von sven23 » Sa 11. Feb 2017, 08:19

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Stammt die Moral von Gott?
Aus meiner Sicht sagt die Erklärbarkeit von "Moral" innerhalb der Evolutionstheorie nichts darüber aus, ob "Moral" von Gott kommt oder nicht. - Es sagt nur das, dass man "Moral" aus der ET erklären kann.

Interpretieren kann man daraus zwei vollkommen unterschiedliche Dinge:
1) Die "Moral" stammt NICHT von Gott, weil sie auch ohne Gott erklärbar ist.
2) Die "Moral" stammt von Gott, weil er die Natur so geschaffen hat, dass seine "Moral" darin theoretisch abbildbar ist.

Beide Interpretationen sind logisch möglich. - Welche man vorzieht, ist Sache der eigenen Weltanschauung.

"Gott kann also an den Werken der Schöpfung durch die Vernunft erkannt werden. In einer Zeit, da
die Vorgänge der Natur noch viel geheimnisvoller auf die Menschen gewirkt haben mussten, und wo
ein Regenbogen schon als göttliches Zeichen durchging, lag die Rückführung der Welt auf so etwas
wie Schöpfung sicher näher als heute. In Röm 2,14-16 wird das Gewissen als göttlich gegeben
verstanden. Deshalb könnten auch „Heiden, die das Gesetz nicht haben, von Natur aus das tun, was
im Gesetz gefordert ist“. (Röm 21,14)
Heutige Weltsicht sieht das anders. Ein Schöpfergott ist nicht mehr nötig, um die Vielfalt des
Lebens und der Welt zu erklären. Er würde sogar eher stören. Die Natur erschafft sich in
evolutionären Entwicklungen permanent selbst, mit allen Sackgassen, Katastrophen und Neuanfängen,
die, wollte man sie auf einen Gott zurückführen, diesen als doch reichlich planlos und dilettierend
erscheinen ließen. Ähnliches gilt für Moralität und Gewissen. Auch diese sind nicht ohne Evolution
und dann auch durch Sozialisation denk- und erklärbar. Die Anwendung der Vernunft belegt heute,
anders als dies Paulus noch meinte, gerade nicht die Existenz eines Gottes."

Kubitza, Der Dogmenwahn
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#65 Re: Stammt die Moral von Gott?

Beitrag von closs » Sa 11. Feb 2017, 10:54

sven23 hat geschrieben:der Fürst der Welt muss auch für alles herhalten. Er ist genau so eine menschliche Erfindung wie Gott.
Eine menschliche Chiffrierung für das, was der Fall ist - und auch schon war, bevor es menschlich in Worte chiffriert wurde.

sven23 hat geschrieben:Es werden doch eine ganze Reihe von Menschen getötet, quasi als Kolateralschaden einer göttlich-teuflichen Wette.
Das sind keine Kollateralschäden, sondern "normale" Vorgänge. - Du kannst das nur verstehen, wenn man Daseins-Tod nicht als das Ende versteht.

sven23 hat geschrieben:Heutige Weltsicht sieht das anders. Ein Schöpfergott ist nicht mehr nötig, um die Vielfalt des Lebens und der Welt zu erklären.
Aus spät-aufklärerischer Verstümmelungs-Perspektive ist das richtig - Paulus meint es ganz anders, nämlich nicht nur naturalistisch.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#66 Re: Stammt die Moral von Gott?

Beitrag von sven23 » Sa 11. Feb 2017, 12:04

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:der Fürst der Welt muss auch für alles herhalten. Er ist genau so eine menschliche Erfindung wie Gott.
Eine menschliche Chiffrierung für das, was der Fall ist - und auch schon war, bevor es menschlich in Worte chiffriert wurde.
Das ist wohl wahr. Shit happens all the time, auch lange bevor der Mensch existierte. Deshalb benötigt man auch keinen Sündenbock und keinen Erlöser. Es ist ein überflüssiges Zusatzgadget.


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Es werden doch eine ganze Reihe von Menschen getötet, quasi als Kolateralschaden einer göttlich-teuflichen Wette.
Das sind keine Kollateralschäden, sondern "normale" Vorgänge. - Du kannst das nur verstehen, wenn man Daseins-Tod nicht als das Ende versteht.
Es soll normal sein, wenn Menschen mal so eben wegen einer Wette getötet werden? Ich glaube, da wird deutlich, warum das AT als ethisches Vorbild völlig untauglich ist. Oder gibt es unter Religiösen besonders viele Empathiekrüppel? Ich weiß es nicht. Es erinnert an die Einstellung des Paulus zur Lüge. Wenn diese der Verherrlichung Gottes dient, sei sie keine Sünde, meint er. Übertragen würde es bedeuten: Todesopfer sind erlaubt, wenn sie einem höheren Zweck dienen. Der höhere Zweck wäre hier der Gewinn einer Wette. Da kann einem schon übel werden. :sick:


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Heutige Weltsicht sieht das anders. Ein Schöpfergott ist nicht mehr nötig, um die Vielfalt des Lebens und der Welt zu erklären.
Aus spät-aufklärerischer Verstümmelungs-Perspektive ist das richtig - Paulus meint es ganz anders, nämlich nicht nur naturalistisch.
Paulus, bzw. seine Schreiber lebten auch in einer Phantasiewelt voller alternativer Fakten mit einer kreierten "Wahrheit".
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#67 Re: Stammt die Moral von Gott?

Beitrag von Pluto » Sa 11. Feb 2017, 12:42

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Es werden doch eine ganze Reihe von Menschen getötet, quasi als Kolateralschaden einer göttlich-teuflichen Wette.
Das sind keine Kollateralschäden, sondern "normale" Vorgänge.
Gott scheint das aber anders zu sehen. Am Ende bereut er und gibt Hiob jede Menge Entschädigung al "Wiedergutmachung" dafür, dass Er Hiobs Leben zerstört hat.
Und selbst das ist viel zu menschlich gedacht, denn ein allwissender Gott und "Wiedergutmachung" passen irgendwie nicht zusammen (wusste Gott das nicht alles vorher, dann ist er nicht allwissend).

closs hat geschrieben:Du kannst das nur verstehen, wenn man Daseins-Tod nicht als das Ende versteht.
Ja, ja... Wir hirnlosen Atheisten haben keine Ahnung!
Warum wieder diese christliche Moralkeule?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Helmuth
Beiträge: 7948
Registriert: So 5. Jun 2016, 12:51

#68 Re: Stammt die Moral von Gott?

Beitrag von Helmuth » Sa 11. Feb 2017, 14:31

Pluto hat geschrieben:Ja, ja... Wir hirnlosen Atheisten haben keine Ahnung!
Warum wieder diese christliche Moralkeule?
Es geht nicht ums Hirn. Das möge funktionieren, Es geht ums Herz. Dort wo Gott bei dir hinmöchte, du ihn aber nicht lässt. Und daher kommt keine Erkenntnis, die zum ewigen Leben führt oder zum Eingeständnis deiner Schuld vor Gott und damit den Mangel an Herrlichkeit eingestehst, den du haben könntest, es aber von dir weist.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#69 Re: Stammt die Moral von Gott?

Beitrag von closs » Sa 11. Feb 2017, 15:06

sven23 hat geschrieben:Deshalb benötigt man auch keinen Sündenbock und keinen Erlöser. Es ist ein überflüssiges Zusatzgadget.
Wenn Du an diese Frage genauso ran gehst wie an Röm, dann kann man zu solchen ERgebnissen kommen.

sven23 hat geschrieben:Es soll normal sein, wenn Menschen mal so eben wegen einer Wette getötet werden?
Nicht WEGEN einer Wette. - Die Wette ist selbst eine Chiffre/ein Gleichnist für etwas.

sven23 hat geschrieben:Es erinnert an die Einstellung des Paulus zur Lüge. Wenn diese der Verherrlichung Gottes dient, sei sie keine Sünde, meint er.
Und schon wieder trampelst Du auf Deinem Irrtum rum - im Text steht exakt das Gegenteil.

sven23 hat geschrieben:Übertragen würde es bedeuten: Todesopfer sind erlaubt, wenn sie einem höheren Zweck dienen.
"Erlaubt" ist gar nichts. - Es "ist".

Pluto hat geschrieben: Am Ende bereut er und gibt Hiob jede Menge Entschädigung al "Wiedergutmachung"
Gott "bereut am Ende"? - Wie kommst Du denn DArauf?

Pluto hat geschrieben:Wir hirnlosen Atheisten haben keine Ahnung!
Das hat nichts mit "hirnlos" zu tun. - Jedenfalls ist offensichtlich, dass viele Diskutanten und auch Wissenschaftler nicht die geringste Ahnung zu haben scheinen, worum es eigentlich geht und welchen Sinn Texte haben. - Das geht bis in absolut gegenteilige Interpretationen hinein.

Der Grund dafür ist nicht "das Hirn", sondern Denk-Formatierungen. - Ein materialistisch und kritisch-rational formatierter Mensch kann offenbar geistige Texte gelegentlich nicht verstehen und de-chiffrieren. - Es ist mir wirklich einige Male (auch hier auf dem Forum) passiert, dass ein semantisch absolut glatt durchgehender Text mit Interpretationen versehen wird, bei denen einem wirklich spontan ein "Hä?" entweicht.

JackSparrow
Beiträge: 5501
Registriert: Mi 30. Okt 2013, 13:28

#70 Re: Stammt die Moral von Gott?

Beitrag von JackSparrow » Sa 11. Feb 2017, 15:11

Helmuth hat geschrieben:Dort wo Gott bei dir hinmöchte, du ihn aber nicht lässt.
Steht irgendwo in der Bibel, wo dein Gott überall hinmöchte und was ihn davon abhält, oder hast du dir den Spruch bloß ausgedacht, um deinen Mitmenschen mal wieder ein paar geheuchelte Vorwürfe machen zu können?

oder zum Eingeständnis deiner Schuld vor Gott
Welcher Tat werde ich verdächtigt?

und damit den Mangel an Herrlichkeit eingestehst, den du haben könntest
Freudscher Versprecher?


closs hat geschrieben:Ein materialistisch und kritisch-rational formatierter Mensch kann offenbar geistige Texte gelegentlich nicht verstehen und de-chiffrieren.
"Kunst spiegelt nicht das Leben wider, sondern ihren Betrachter." (Oscar Wilde)

Geist ist eben die Fähigkeit, einem Haufen logisch inkonsistentem, historisch falschem, moralisch fragwürdigem und naturwissenschaftlich unhaltbarem Nonsense immer noch wertvolle Lebensweisheiten zu entlocken.

Klappt vielleicht auch mit der Zutatenliste von Maggi-Nudelsuppe, wenn man den richtigen Glauben hat.

Antworten