Descartes und Glaube

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#61 Re: Descartes und Glaube

Beitrag von closs » So 24. Apr 2016, 16:40

Pluto hat geschrieben:Ein denkbar schlechter Vergleich.
Er soll lediglich dem Verständnis dienen.

Pluto hat geschrieben:Im Gegenteil: Überzeitlichkeit gehört zu DEINEM Weltbild.
Auch richtig.

Pluto hat geschrieben: Pech nur, dass es bei der Behauptung bleibt.
Davon abgesehen, dass es diesen "Omega-Punkt" auch physikalisch-mathematisch geben KANN, also nicht grundsätzlich in einem naturalistischen Weltbild ausgeschlossen ist, kann man geistige Dinge eh nicht kritisch-rationalistisch nachweisen - prinzipiell - "bauart-bedingt".

Pluto hat geschrieben:Welche Setzungen?
Deine und meine.

SilverBullet hat geschrieben:Du willst dir in einer fortlaufenden Serie, das „Ich“ aus der Wahrnehmung, als ganz bestimmte Wahrnehmungsunabhängigkeit (unsichtbarer Denk-Kern) erschwindeln
Erschwindeln nicht - aber begründen.

Wenn ein "x" als Subjekt mit logischen Mitteln zweifelsfrei nachweisen kann, dass es auch als Objekt x ist, dann geht das - wie gesagt: "Personal-Union" aus Subjekt und Objekt. - Man kann allenfalls darüber streiten, ob ein zweifellos Seiendes NICHT Objekt sein kann. - Ach so - und weil dieses "x" einen Namen haben soll, nennt man es "Ich".

SilverBullet hat geschrieben:Doch, siehe „drei Punkte“ in meinem letzten Beitrag.
Schon - aber Du musst Dich entscheiden, welches Modell Du jetzt haben willst. - Verschiedene Modelle gleichzeitig geht nicht.

SilverBullet hat geschrieben:Ich weiss nicht, wie oft ich schon gesagt habe, dass Wahrnehmung nicht 1:1 an die „auslösenden Sachverhalte“ herankommt.
Ähm - das kommt eigentlich von mir - siehe Stichwort "ontologische Differenz".

SilverBullet hat geschrieben:Ob die „in der Wahrnehmung verstandene Bedeutungswelt“ dieser „wahrnehmungsunabhängigen Welt“ entspricht, kann die Wahrnehmung nicht „wahrnehmungsunabhängig wissen“
Genau das meint auch Descartes - und zwar konsequent. - Deshalb bleibt für ihn ohne Setzung nur "Ich" übrig, was setzungsfrei "ist".

SilverBullet hat geschrieben:Ich stelle deshalb die wahrnehmungsabhängige Schlussfolgerung (Vermutung) auf, dass die Festlegung der vermutlich „evolutionär gewachsenen“ Wahrnehmung, genau auf die „Welt“, die in der Wahrnehmung (so gut wie möglich) nachgebildet wird, zurückgeht.
Tue ich auch. - Descartes auch - weil er mit guter Begründung GLAUBT, dass es so ist. - Es ist eine gut begründete Vermutung - ganz wie Du sagst.

SilverBullet hat geschrieben:Es handelt sich hierbei nicht um Wissen, sondern um die direkteste Möglichkeit, ohne Annahme von zusätzlichen Unbekannten.
Ja - aber diese direkteste Möglichkeit ist - bei Descartes - Folge der Setzung "Gott".

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#62 Re: Descartes und Glaube

Beitrag von closs » So 24. Apr 2016, 16:46

Münek hat geschrieben:Sage Du mir lieber, wie das MÖGLICH sein sollte, was ich aus sehr guten Gründen für unmöglich erachte.
Es ist direkte Folge der Einsicht, dass jegliche Wahrnehmung falsch sein KANN (bis auf das "Cogito").

Münek hat geschrieben:Sage Du mir lieber, WESSEN Vorstellung das sein könnte.
Von der Res Cogitans, die selbst unabhängig von Materie sein kann, WENN Materie nichts anderes als eine Ableitung (oder meinetwegen anderer Aggregatszustand) von Geist ist.

Münek hat geschrieben:Und wie unterschiede sich die "vorgestellte Welt" von der "realen Welt"?
Gar nicht - deshalb muss man doch setzen, ob man an das eine oder an das andere glauben will.

Wir - Descartes, Münek, Closs - glauben ALLE, allerdings aus ganz unterschiedlichen Gründen, dass "die Welt" NICHT nur vorgestellt, sondern "echt" ist. Darüber streiten wir nicht. - Mir geht es lediglich um die Einsicht, dass es ebenfalls eine GLAUBE ist, wenn man sich für die "Echt-" Variante entscheidet.

Warum geht es mir darum? - Weil damit offensichtlich wird, dass wir Weltbilder nicht nach "real" und "virtuell" unterscheiden können - ALLE Weltbilder sind Glaubens-Produkte. Um DIESE Einsicht geht und um sonst nichts.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#63 Re: Descartes und Glaube

Beitrag von Pluto » So 24. Apr 2016, 16:52

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Ein denkbar schlechter Vergleich.
Er soll lediglich dem Verständnis dienen.
Das Gedankenexperiment (Unter und Über Wasser) war völlig untauglich, da du die Prämissen verändert hattest.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Pech nur, dass es bei der Behauptung bleibt.
Davon abgesehen, dass es diesen "Omega-Punkt" auch physikalisch-mathematisch geben KANN, also nicht grundsätzlich in einem naturalistischen Weltbild ausgeschlossen ist, kann man geistige Dinge eh nicht kritisch-rationalistisch nachweisen - prinzipiell - "bauart-bedingt".
Du scheinst zu übersehen, dass der Omega-Punkt eine widerlegte Hypothese ist. Es gibt ihn NICHT.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Welche Setzungen?
Deine und meine.
Da ich keine Setzung brauche, bleiben NUR deine Setzungen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Benutzeravatar
NIS
Beiträge: 2677
Registriert: Sa 2. Aug 2014, 15:01
Kontaktdaten:

#64 Re: Descartes und Glaube

Beitrag von NIS » So 24. Apr 2016, 16:58

Was ist ein Omega Punkt? :shock:
Der Heilige Geist (Hauke)

WISSEN VON MACHT

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#65 Re: Descartes und Glaube

Beitrag von sven23 » So 24. Apr 2016, 17:04

NIS hat geschrieben:Was ist ein Omega Punkt? :shock:
Bestimmt so was ähnliches wie der G-Punkt. ;)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#66 Re: Descartes und Glaube

Beitrag von closs » So 24. Apr 2016, 17:21

Pluto hat geschrieben:Du scheinst zu übersehen, dass der Omega-Punkt eine widerlegte Hypothese ist. Es gibt ihn NICHT.
Mir geht es nicht um inner-physikalische Diskussionen, was gerade als widerlegt gilt und was nicht, sondern darum, dass sogar die Physik so etwas grundsätzlich für möglich hält.

Pluto hat geschrieben:Da ich keine Setzung brauche, bleiben NUR deine Setzungen.
Das genau ist der Punkt, den ich generell an der Philosophie des 20./21. Jh (bzw. großen Teilen davon) kritisiere:

Sie definiert so, dass sie meinen kann, sie habe keine Setzungen. - Das Problem: Man ist dann sowas von selbst-immunisiert, dass man seine eigene Position ontologisch gar nicht mehr hinterfragen kann. - Aus ontologischen Fragestellungen werden dann plötzlich epistologische Fragestellungen. - Ich frage mich dabei nur eins: Ist das Raffinesse oder Selbst-Vergessenheit?

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#67 Re: Descartes und Glaube

Beitrag von Pluto » So 24. Apr 2016, 17:22

NIS hat geschrieben:Was ist ein Omega Punkt? :shock:
"The Big Crunch"
Google mal nach Tipler. (bin Grad nur über Handy im Forum.)
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Benutzeravatar
NIS
Beiträge: 2677
Registriert: Sa 2. Aug 2014, 15:01
Kontaktdaten:

#68 Re: Descartes und Glaube

Beitrag von NIS » So 24. Apr 2016, 17:31

Pluto hat geschrieben:
NIS hat geschrieben:Was ist ein Omega Punkt? :shock:
"The Big Crunch"
Google mal nach Tipler. (bin Grad nur über Handy im Forum.)
Omegapunkt :thumbup:

Kann man den Omegapunkt mathematisch als einen Kreis (Anfang = Ende) mit dem Radius Null verstehen?
Der Heilige Geist (Hauke)

WISSEN VON MACHT

Benutzeravatar
Thaddäus
Beiträge: 1231
Registriert: Sa 14. Sep 2013, 18:47

#69 Re: Descartes und Glaube

Beitrag von Thaddäus » So 24. Apr 2016, 17:56

closs hat geschrieben:Das genau ist der Punkt, den ich generell an der Philosophie des 20./21. Jh (bzw. großen Teilen davon) kritisiere:

Sie definiert so, dass sie meinen kann, sie habe keine Setzungen. - Das Problem: Man ist dann sowas von selbst-immunisiert, dass man seine eigene Position ontologisch gar nicht mehr hinterfragen kann. - Aus ontologischen Fragestellungen werden dann plötzlich epistemologische Fragestellungen. - Ich frage mich dabei nur eins: Ist das Raffinesse oder Selbst-Vergessenheit?
Es ist ein Grundanspruch der Philosophie, möglichst nichts zu setzen, sondern für jede Theorie, jedes Modelle und jede Hypothese möglichst einleuchtende Begründungen vorzulegen. Ausgeklügeltes Argumentieren und Begründen ist doch gerade der Wesenszug seriöser philosophischer Wissenschaft. Obwohl es in der Philosophie viele unterschiedliche Schulen und Richtungen gibt - von der Hermeneutik bis zur analytischen Philosophie - versucht jede von ihnen, den eigenen Denkansatz so plausibel wie irgend möglich darzulegen, denn es soll überzeugt, aber nicht überredet werden. Genau deshalb spielt z.B. der bloße Glaube an Gott in der Philosophie keine Rolle, sondern allein die diversen Versuche von Gottesbeweisen. Wenn man das nicht einzulösen bereit oder in der Lage ist, dann ist man eben kein Philosoph, sondern Theologe oder Esoteriker. Wenn dennoch Setzungen in der Philosophie gemacht werden müssen, dann sollten diese Setzungen unmittelbar evident sein, das heißt, sie sollten logisch unmittelbar einleuchten. Insofern verwundert es also in keiner Weise, wenn die Philosophie versucht, möglichst ohne spekulative und vage Setzungen auszukommen.
Die Selbstimmunisierungstendenz zum Beispiel in der katholischen Philosophie oder im Marxismus, wird gerade von Philosophen wie Popper oder Albert scharf kritisiert.

Es ist auch geradezu kurios, wenn ausgerechnet du der Philosophie Selbstimmunisierung vorwirfst, denn die von dir in den letzten gefühlt 1000 Posts vorgetragenen Überzeugungen, strotzen nur so von impliziten selbstimmunisierenden Behauptungen.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#70 Re: Descartes und Glaube

Beitrag von Pluto » So 24. Apr 2016, 17:59

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Du scheinst zu übersehen, dass der Omega-Punkt eine widerlegte Hypothese ist. Es gibt ihn NICHT.
Mir geht es nicht um inner-physikalische Diskussionen, was gerade als widerlegt gilt und was nicht, sondern darum, dass sogar die Physik so etwas grundsätzlich für möglich hält.
Wie gesagt. Tiplers Hypothese eines Omega-Punkts ist widerlegt, also hält die heutige Physik ihn nicht für möglich.

closs hat geschrieben: Das Problem: Man ist dann sowas von selbst-immunisiert, dass man seine eigene Position ontologisch gar nicht mehr hinterfragen kann. - Aus ontologischen Fragestellungen werden dann plötzlich epistologische Fragestellungen. - Ich frage mich dabei nur eins: Ist das Raffinesse oder Selbst-Vergessenheit?
Das klingt mir nach eine sehr vagen und unplausiblen Behauptung.
Aber du kannst mich überzeugen in dem du mir konkret Setzungen nennst die die Naturwissenschaft braucht.

PS: Selbst die von dir behauptete Setzung, dass die Welt existiert, ist nichts weiter als eine Schlussfolgerung aus Millionen von Beobachtungen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Antworten