Das Karsamstags-Evangelium

2Lena
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#61 Re: Das Karsamstags-Evangelium

Beitrag von 2Lena » Mi 6. Apr 2016, 09:29

Sven23 hat geschrieben:Trotzdem: wenn eine Methode gut ist und eine weitgehende Objektivität garantiert, dann sollten die Glaubensprämissen nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Es geht dabei wie beim elektrischen Strom:
Du darfst als einfacher Mensch GLAUBEN, dass in der Leitung eingehüllt in Wandputz, Strom fließt, den DU nicht siehst. Wenn du neugierig den Wandputz aufhackst, kommt trotz aller Mühe bloß ein Kabel zum Vorschein. Bei dem spürst du auch nichts.

Wehe dir, wenn du in Energie-Berührung hast und darüberhinaus "leitfähig" wirst.
Nie mehr wirst du nach dem Schock Fragen nach dem Glauben stellen.
Und, wie willst du das beweisen, lieber Sven23?

closs
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#62 Re: Das Karsamstags-Evangelium

Beitrag von closs » Mi 6. Apr 2016, 10:10

sven23 hat geschrieben:Nee, du forderst immer das Gegenteil, nämlich dass die Theologen mit einer Glaubensprämisse herangehen müssen.
Falsch. - Ich erwarte, dass ein Theologe in der Lage ist, die Bibel aus so auszulegen, als sei er Christ - so wie ich von mir als Wissenschaftler erwarten würde, in der Lage zu sein, die Bibel unter agnostischen Gesichtspunkten auszulegen.

Um 2Lenas Bild zu verwenden:
Man muss in der Lage sein, so zu interpretieren, als sei es sowohl eine taube Leitung als auch eine Leitung mit Strom. - Ich erwarte von einem GEISTES-Wissenschaftler/Theologen BEIDES.

sven23 hat geschrieben:wenn eine Methode gut ist und eine weitgehende Objektivität garantiert, dann sollten die Glaubensprämissen nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Wenn eine Methodik nur dann Objektivität garantiert, wenn man davon ausgeht, dass die Leitung taub ist, ist die Methodik nicht hinreichend. - Das ist exakt der Grund, warum Ratzi will, dass sich die HKM zum Geistigen hin öffnet.

2Lena hat geschrieben:Es geht dabei wie beim elektrischen Strom
Danke für das Bild. :thumbup:

2Lena
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#63 Re: Das Karsamstags-Evangelium

Beitrag von 2Lena » Mi 6. Apr 2016, 10:56

closs hat geschrieben: Man muss in der Lage sein, so zu interpretieren, als sei es sowohl eine taube Leitung als auch eine Leitung mit Strom. - Ich erwarte von einem GEISTES-Wissenschaftler/Theologen BEIDES.
Beides kann nicht erörtert werden.
Es gehört ein "anderer Weg".

Die Wissenschaft von Elektrik kann die Energieversorgung erklären, aber nicht wirklich den "Strom" und Arten aus Energie. Sogar diese Wissenschaft ist voller Lücken. Nur die praktische Anwendung:
"Au das tut weh", oder der Lichtschalter überzeugt vom Vorhandensein des Stroms.

Der Fehler der Weltanschauung, damit auch die Vorstellungen von Atheismus, hängen in einem allgemein nur materialistischen gezeigten Weltbild. Die heutige Zeit kann die Symbole früherer Generationen nicht "LESEN". Sie hat nicht genug Wissen, um die Welt zu erklären. Das geht nämlich niemals in materieller Sicht. Das passende Bild zur hohen Ebene hat sie nicht mehr.

Die heutige Wissenschaft fand kein Bild.
Esoteriker "erklären", Gott sei auch in Menschen, in Stein und Pflanzen.
Das sehen die Materialisten anders.
Die Restchristen bekennen: Jesus kam als Gott und Mensch auf die Erde.
Die Atheisten können sich das nicht vorstellen.

Die suchen nicht historisch. Sie suchen nicht literarisch und auch nicht mit dem zweiten Gesicht.
Die merken es nicht in den Spuren der Gesellschaft, nicht in den Gesetzen. Dazu lernten sie es nicht im Elternhaus, nicht in der Schule, die sie als alleinige Bildungsinstanz anerkennen. Dann benutzen sie allein die dort angepappten Werkzeuge.

Die "Wissenschaft" ist stolz auf ihre Fachkenntnisse. Die reichen aber nicht als Basis für alles aus.

closs
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#64 Re: Das Karsamstags-Evangelium

Beitrag von closs » Mi 6. Apr 2016, 11:58

2Lena hat geschrieben:Der Fehler der Weltanschauung, damit auch die Vorstellungen von Atheismus, hängen in einem allgemein nur materialistischen gezeigten Weltbild. Die heutige Zeit kann die Symbole früherer Generationen nicht "LESEN". Sie hat nicht genug Wissen, um die Welt zu erklären. Das geht nämlich niemals in materieller Sicht. Das passende Bild zur hohen Ebene hat sie nicht mehr.
Ich kann Dir nur zustimmen - aber es wird nicht erkannt.

Ich erwarte nicht einmal, dass man dem zustimmt, aber ich erwarte, dass eine Erkenntnis-Disziplin dies erkennt oder zumindest zu erkennen versucht. Meine diesbezügliche Erwartung scheint zu hoch zu sein.

2Lena hat geschrieben:Die "Wissenschaft" ist stolz auf ihre Fachkenntnisse. Die reichen aber nicht als Basis für alles aus.
Ja - das meine ich mit "ontologisch" - eine offensichtlich aussterbende Denklweise.

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Savonlinna
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#65 Re: Das Karsamstags-Evangelium

Beitrag von Savonlinna » Mi 6. Apr 2016, 12:38

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:wenn eine Methode gut ist und eine weitgehende Objektivität garantiert, dann sollten die Glaubensprämissen nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Wenn eine Methodik nur dann Objektivität garantiert, wenn man davon ausgeht, dass die Leitung taub ist, ist die Methodik nicht hinreichend. - Das ist exakt der Grund, warum Ratzi will, dass sich die HKM zum Geistigen hin öffnet.
Belege bitte diese Aussage!

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#66 Re: Das Karsamstags-Evangelium

Beitrag von closs » Mi 6. Apr 2016, 12:49

Savonlinna hat geschrieben:Belege bitte diese Aussage!

"Es gibt eine Reihe von Fällen, in denen die Evangelisten so genannte freischwebende Logien des Herrn zu tradieren hatten, die zwar unzweifelhaft aus seinem eigenen Munde stammten, deren ursprünglicher Zusammenhang jedoch verlorengegangen war. Da gibt nun der Evangelist dem Logion an irgendeiner Stelle einen neuen Zusammenhang, der das Wort in eine neue Beleuchtung rückt und in ihm daher auch einen neuen Sinn sichtbar werden läßt. Was nun hier noch innerhalb des biblischen Wort es, innerhalb der Schrift selbst geschieht, läßt sich verlängert denken in die Kirche hinein. Die Kirche kann eine neue Beleuchtung eines Textes in neuen Zusammenhängen vollziehen, ohne damit dem Wort Gottes untreu zu werden, denn ähnlich wie der Evangelist (wenn auch anders) gehört sie selbst mit in den Vorgang der Wortmitteilung, der Offenbarungsvergegenwärtigung hinein. Das Wort Gottes ist gegeben in der überliefernden Tat der Kirche"
(aus: Hansjürgen Verweyen "Joseph Ratzinger und die Exegese. Die Antrittsvorlesung in Münster im Kontext des Gesamtwerks")

Dieses Verständnis der Bibel-Texte ist historisch-kritisch (im hier mehrheitlich vertretenen Sinne) nicht akzeptabel, da es Spiritualität voraussetzt, die ja aus Gründen dessen, was man selbst als "Ergebnisoffenheit" bezeichnet, zu verwerfen ist. - Ratzinger dagegen sagt an anderer Stelle (die ich nicht finde), dass die HKM deshalb so wichtig sei, weil sie sich dem Spirituell-Geistigen öffnen können - also genau das Gegenteil vom Verständnis von "Ergebnisoffenheit", wie es heute maßgeblich vertreten wird.

Zunächst mal nur das. - Kommt dieser Gedanke rüber?

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sven23
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#67 Re: Das Karsamstags-Evangelium

Beitrag von sven23 » Mi 6. Apr 2016, 14:07

closs hat geschrieben:
2Lena hat geschrieben:Die "Wissenschaft" ist stolz auf ihre Fachkenntnisse. Die reichen aber nicht als Basis für alles aus.
Ja - das meine ich mit "ontologisch" - eine offensichtlich aussterbende Denklweise.
Tja, mit Ontologie und Metaphysik kann man heute keinen mehr vom Hocker reißen. Ist das ein Verlust? Ich meine nein.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#68 Re: Das Karsamstags-Evangelium

Beitrag von closs » Mi 6. Apr 2016, 14:16

sven23 hat geschrieben: Ist das ein Verlust? Ich meine nein.
Doch - weil das Beschränken auf jeweilige Methodik-Universen immer eine Rutschen auf einem Ölfilm bleiben muss - was man aber aus der Innensicht eines Methodik-Universums nicht erkennt. - Man erfährt von dem Opfer nicht, das man bringt.

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#69 Re: Das Karsamstags-Evangelium

Beitrag von R.F. » Mi 6. Apr 2016, 15:27

closs hat geschrieben: - - -
Ich erwarte, dass ein Theologe in der Lage ist, die Bibel aus so auszulegen, als sei er Christ - so wie ich von mir als Wissenschaftler erwarten würde, in der Lage zu sein, die Bibel unter agnostischen Gesichtspunkten auszulegen.
- - -
Zum Agnostizismus, zu dem sich viele bekennen, weil sie glauben, dieser habe etwas mit echter Wissenschaft zu tun:

https://de.wikipedia.org/wiki/Agnostizismus

Zitat aus obigem Link:

Der Begriff des Agnostizismus wurde maßgeblich von Thomas Henry Huxley (1825–1895) geprägt. Obwohl es sich um eine noch junge Begriffsbildung handelt, ist die dahinter stehende Auffassung deutlich älter und findet sich unter anderem im Rigveda, bei Laotse (chinesischer Philosoph im 6. Jahrhundert v. Chr.) sowie bei Sophisten und einigen anderen griechischen Vorsokratikern.

Bereits im 5. Jahrhundert v. Chr. erklärte Protagoras, einer der vorsokratischen sophistischen Philosophen der griechischen Antike, seinen agnostischen Standpunkt mit den Worten:

„Über die Götter allerdings habe ich keine Möglichkeit zu wissen, weder, dass sie sind, noch, dass sie nicht sind, noch, wie sie etwa an Gestalt sind; denn vieles gibt es, was das Wissen hindert: die Nichtwahrnehmbarkeit und dass das Leben des Menschen kurz ist.“

Im 18. und 19. Jahrhundert legten die Philosophen David Hume, Immanuel Kant und Søren Kierkegaard kritische Gegenpositionen zu den verschiedenen Gottesbeweisen dar, worin sie ihre Zweifel ausführten, dass es einen definitiven, unangreifbaren Beweis für oder gegen die Existenz Gottes geben könne. Der US-amerikanische Redner Robert G. Ingersoll wird aufgrund seiner wohlformulierten Texte zu diesem Thema auch als the „Great Agnostic“, der „Große Agnostiker“, bezeichnet.

Im 20. Jahrhundert gilt Bertrand Russells religionskritischer Essay Warum ich kein Christ bin (1927) als ein klassisches Dokument des Agnostizismus. Eine spätere Schrift desselben Verfassers heißt Am I an Atheist or an Agnostic? („Bin ich Atheist oder Agnostiker?“).

Der vernünftige Gebrauch der Sinne und des Verstandes hätte die Genannten erkennen lassen müssen, dass sie in einem Meer von Belegen schwimmen, deren Existenz ohne einen Schöpfer nicht wirklich erklärbar ist. Dass die Universitätsbibliotheken voll Werken über Versuche sind, mit denen genau diese Tatsache widerlegt werden soll, ist mir bekannt.

Um einen Bezug zur Aktualität herzustellen: Die vorgenannten Experten würden heute ebenso dümmlich und heuchlerisch über die Ursachen der Weltfinanzkrise rätseln wie über die Beweise der Existenz des Schöpfers...

closs
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#70 Re: Das Karsamstags-Evangelium

Beitrag von closs » Mi 6. Apr 2016, 19:15

R.F. hat geschrieben:Der vernünftige Gebrauch der Sinne und des Verstandes hätte die Genannten erkennen lassen müssen, dass sie in einem Meer von Belegen schwimmen, deren Existenz ohne einen Schöpfer nicht wirklich erklärbar ist.
Finde ich persönlich auch - aber das ist im Außenverhältnis irrelevant.

Man muss davon ausgehen, dass jedes weltanschauliche System Lösungen findet, um alles System-Relevante auf eigene Weise zu beantworten. - Was darüber hinausgeht, wird nicht wahrgenommen.

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