Die HKM ist mitten unter euch

closs
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#61 Re: Aschera, die Gemahlin Jahwes

Beitrag von closs » Sa 2. Jan 2016, 19:16

Scrypt0n hat geschrieben:Diesen deinerseits ausgemalten Nonsens würde kein Theologie-Absolvent bestätigen...
Unser Selbst-immunisierer ist wieder unterwegs.

Münek hat geschrieben:Die seit zig Jahrhunderten praktizierte Exegese hat die biblischen Aussagen historisch nie in Zweifel gezogen.
Die historisch-kritische Exegese ist zuständig für Quellenkritik, Textkritik, Verfasserkritik, Sprachkritik, historische Kritik, etc. - Sie zieht also anhand vorliegender Quellen ihr Modell durch, das ja an sich gut ist, ABER nur indirekt aus ihrem Modell heraus etwas zur geistigen Realität von Jesus sagen kann (falls sie es überhaupt will). - Insofern wird selbstverständlich nirgends auf der Welt in Universitäten die historisch-kritische Exegese durch die kanonische Exegese ersetzt - das will auch keiner, auch kein Ratzinger.

Der Grund dafür liegt darin, dass kanonische Exegese etwas anderes macht als historisch-kritische Exegese - beide arbeiten NICHT auf derselben Ebene. - Vielmehr nutzt die kanonische Exegese die historisch-kritische Exegese als Information-Geber für ihre geistige Exegese. - Die historisch-kritische Exegese stellt die Frage: "Was wäre Jesus, wenn man Rezeptions-Kritik zum Maßstab für Jesu denken macht. - Die kanonische Exegese stellt die Frage: "Wer ist Jesus im Gesamt-Kontext der Bibel und welche Erkenntnisse der HKM sind dafür wichtig".

Beide Exegesen folgen ihrem jeweiligen Modell, das gesetzt/entwickelt/vom Forscher gemacht wird. - Die historisch-kritische Exegese sagt: "Da wir sonst nichts haben, nehmen wir die ältesten Quellen als Maßstab für die Authentizität in Bezug auf Jesus" - man lässt also das biblisch belegte Motiv des Paradigmen-Wechsels weg, weil man dazu nichts zu sagen hat. - Die kanonische Exegese sagt: "Wir sehen Jesus als den, der sich aus dem geistigen Gesamt-Zusammenhang ergibt".

Das eine ist historisch-kritisches Vorgehen, das andere ist systematisches Vorgehen - beides ist Wissenschaft, aber eine unterschiedliche Sparte von Wissenschaft. - Historisch-Kritisch ist diachron (also durch die Zeiten forschend), kanonisch ist synchron (also gleichzeitig). - Historisch-kritisch guckt, wie sich Rezeptionen und Zeiten verändern, für das Kanonische ist es wurscht, ob ein geistiger Ausspruch in 1. Mose oder in Evangelium nach Lukas steht. - Das sind komplett unterschiedliche Herangehensweisen.

Verstehst Du?

closs
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#62 Re: Aschera, die Gemahlin Jahwes

Beitrag von closs » Sa 2. Jan 2016, 19:18

Münek hat geschrieben:Welche Sichtweise vertritt die "kanonische Exegese" zur Naherwartung Jesu?
Dass Jesus KEINE eigene "äußere" Naherwartung hatte. Da musst Du nur bei Ratzinger nachlesen, der diese Art der Exegese re-vitalisiert hat.

Pluto
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#63 Re: Aschera, die Gemahlin Jahwes

Beitrag von Pluto » Sa 2. Jan 2016, 19:27

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Welche Sichtweise vertritt die "kanonische Exegese" zur Naherwartung Jesu?
Dass Jesus KEINE eigene "äußere" Naherwartung hatte. Da musst Du nur bei Ratzinger nachlesen, der diese Art der Exegese re-vitalisiert hat.
Das halte ich für eine reine Alibi-Übung. Es wird etwas in den Bibeltext hineingelesen was nicht drin steht.

Man kann doch als Laie auch bloß die Bibel lesen, und dort geht die Naherwartung deutlich hervor. Erst als es mit der Wiederkunft nicht zu klappen schien, begann Paulus fieberhaft nach Ausreden zu suchen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#64 Re: Aschera, die Gemahlin Jahwes

Beitrag von closs » Sa 2. Jan 2016, 19:30

Pluto hat geschrieben:Wieso ist Ratzingers Meinung hier Maßstab anzunehmen?
Weil sich die Frage auf die kanonische Exegese bezog, deren prominentester Vertreter Ratzinger ist.

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sven23
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#65 Re: Aschera, die Gemahlin Jahwes

Beitrag von sven23 » Sa 2. Jan 2016, 19:32

closs hat geschrieben: Das eine ist historisch-kritisches Vorgehen, das andere ist systematisches Vorgehen - beides ist Wissenschaft, aber eine unterschiedliche Sparte von Wissenschaft. - Historisch-Kritisch ist diachron (also durch die Zeiten forschend), kanonisch ist synchron (also gleichzeitig). - Historisch-kritisch guckt, wie sich Rezeptionen und Zeiten verändern, für das Kanonische ist es wurscht, ob ein geistiger Ausspruch in 1. Mose oder in Evangelium nach Lukas steht. - Das sind komplett unterschiedliche Herangehensweisen.

Verstehst Du?

Das versteht niemand, weil es schlicht falsch ist.
Will man bestimmte Fragen beantworten, wie etwa, ob Jesus selber an das nahe Gottesreich glaubte, dann ist die kanonische Exegese völlig ungeeignet, da sie sich nicht für den ursprünglichen Sinn der Texte interessiert, sondern nur für das kanonisierte und kontaminierte Endprodukt, also Rezeption pur.

"Die Kanonische Exegese fragt nicht nach dem ursprünglichen Sinn der Bibeltexte, sondern nach deren Rezeption (Empfang) in der Glaubensgemeinschaft.."
Quelle: Wikipedia

Für solche Fragen ist nur die historisch-kritische Methode geeignet.

"Solche Passagen, die das Weltgericht als unmittelbar bevorstehend schildern, können aus logischen Gründen nicht erfunden sein, da sie sich zur Zeit der Textabfassung bereits als evident falsch erwiesen haben. Diese beiden historisch gesicherten Tatsachen – bieten unabhängig voneinander – ein kohärentes Bild. Jesus stand in der jüdischen Tradition, war von antirömischer Gesinnung, glaubte an das baldige Ende der bestehenden Welt und das unmittelbar bevorstehende Anbrechen des irdischen Gottesreiches. Mit der Auffassung des Christentums ist dieser Befund unvereinbar.

Noch deutlicher drückt sich Jesus in der sogenannten Aussendungsrede aus (Mt 10,23), wo er seinen Jüngern Anweisungen für die Missionierung gibt: „Amen ich sage euch: Ihr werdet nicht zu Ende kommen mit den Städten Israels, bis der Menschensohn (Messias) kommt.“

Diese Aussage ist glaubhaft. Die Missionierung Israels ist eine Sache von Monaten. Da das prophezeite Ereignis offensichtlich nicht eingetreten ist, wäre es sinnlos, eine solche Stelle später, also zu einem Zeitpunkt, als sich die Vorhersage schon als irrig erwiesen hat, zu erfinden. Es spricht somit alles dafür, dass hier ein authentisches Jesuswort vorliegt. Die Erkenntnis der apokalyptischen Dimension seiner Lehre ist die Basis für das Verständnis der gesamten Jesuanischen Ideologie."

Dr. Ronald Bilik
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Münek
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#66 Re: Aschera, die Gemahlin Jahwes

Beitrag von Münek » Sa 2. Jan 2016, 19:40

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Welche Sichtweise vertritt die "kanonische Exegese" zur Naherwartung Jesu?
Dass Jesus KEINE eigene "äußere" Naherwartung hatte. Da musst Du nur bei Ratzinger nachlesen, der diese Art der Exegese re-vitalisiert hat.

Sagen wir es besser so: Es ist ein Herzenswunsch dieses alten Dogmatikers und Patrologen, wenn die altkirchliche und mittelalterliche Exegese wieder praktiziert werden würde. Das Rad der Geschichte lässt sich aber nicht zurückdrehen.

Da kann man nur von Glück reden, dass der Ex-Papst nichts zu bestimmen hat.
Sein frommer Wunsch, Wissenschaft mit Glauben zu einem giftigen Exegesege-
bräu vermischen, wird sich gewiss nicht erfüllen.


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#68 Re: Aschera, die Gemahlin Jahwes

Beitrag von closs » Sa 2. Jan 2016, 19:47

sven23 hat geschrieben:"Die Kanonische Exegese fragt nicht nach dem ursprünglichen Sinn der Bibeltexte, sondern nach deren Rezeption (Empfang) in der Glaubensgemeinschaft.."
Das wurde ja inzwischen relativiert (blättere mal zurück) - ich glaube Zenger hat sich dazu sehr intelligent geäußert. - Ich glaube nicht, dass Ratzinger nicht am Sinn der Bibeltexte nicht interessiert wäre - da stimmt irgendwas nicht. - Prüf mal nach, wer das bei wik geschrieben hat.

sven23 hat geschrieben:Solche Passagen, die das Weltgericht als unmittelbar bevorstehend schildern, können aus logischen Gründen nicht erfunden sein, da sie sich zur Zeit der Textabfassung bereits als evident falsch erwiesen haben.
Auch das ist im Sinne Deines Verständnisses falsifiziert, weil hier das Moment der Fehl-Rezeption, die gesamt-biblisch naheliegend ist, nicht beachtet wird.

Münek hat geschrieben:Da kann man nur von Glück reden, dass der Ex-Papst nichts zu bestimmen hat.
Irrelevant - was wahr ist, setzt sich ganz am Ende eh durch. - Die Frage ist, wer sich davor dafür interessiert.

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#69 Re: Aschera, die Gemahlin Jahwes

Beitrag von Münek » Sa 2. Jan 2016, 20:01

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Da kann man nur von Glück reden, dass der Ex-Papst nichts zu bestimmen hat.
Irrelevant - was wahr ist, setzt sich ganz am Ende eh durch.

Fürwahr - die Verunreinigung der Wissenschaft durch Glaubenskonstrukte wird sich gewiss nicht durchsetzen. :thumbup:

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sven23
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#70 Re: Aschera, die Gemahlin Jahwes

Beitrag von sven23 » Sa 2. Jan 2016, 20:30

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Dass Jesu Botschaft falsch rezipiert wurde, ist Deine persönliche, wunschgesteuerte Meinung.
Das ist eine biblisch geradezu routine-mäßig bestätigte Aussage - Thäddäus hat an die 10 diesbezügliche Zitate aus dem Ärmel geschüttet. Und die christlichte Theologie weiss es ohnehin.
An solche Aussagen von Thaddäus kann ich mich gar nicht erinnern. Ich habe eher sowas in Erinnerung:

Thaddäus hat geschrieben: Wenn du aber Theologie als Wissenschaft betreiben möchtest - und die Kirchen wollen das - dann gibt es nur die historisch-kritische Methodik, die Geschichtswissenschaft und die Archologie, - und mehr gibt es nicht! Wenn man sich da noch etwas hinzu erfindet wie kanonische Exegese oder Ähnliches, dann macht man sich selbst und den anderen nur etwas vor!
...
Aber den überdimensionierten Firlefanz, den Ratzinger von Jesus in seinem Buch zu erzählen weiß: das ist tatsächlich nichts als Phantasterei, - eben weil er nicht wissenschaftlich arbeitet!
...
Die historisch-kritische Methode ist die einzige wissenschaftliche Methodik, mit der wissenschaftlch fundierte Aussagen über die zugrunde liegenden Texte getroffen werden können. Deshalb bildet sie die Standardmethode in der biblischen Exegese. Die katholische Kirche beruft sich darüber hinaus auf die Unfehlbarkeit ihrer eigenen Lehramtstradition (ihre historischen Konzile mit ihren Dogmenbildungen) und die Unfehlbarkeit des Papstes. Es wird schlicht und einfach behauptet, dass sich die katholische Tradition und der Papst in Lehrfragen nicht irren. Das aber ist gerade irre und stellt eine Immunisierungsstrategie gegen Kritik dar.
Bei den Protestanten berufen sich Fundamentalisten und Evangelikale auf höhere persönliche Erleuchtung durch den hl. Geist, und wem der abgeht, kann die Glaubenswahrheiten eben nicht erkennen. Ebenfalls eine Immunisierungsstrategie gegen Kritik und fast eine noch perfidere als die, der Katholiken.

Bei beiden Immunisierungsstrategien werden heute dafür verwendet, die Ergebnisse der wissenschaftlichen historisch-kritischen-Methode aufzuweichen, weil die eben oft unangenehm sind und lieb gewordene Glaubensüberzeugungen infrage stellen.

Kann es sein, daß du dich mal wieder auf Zeugen beruftst, die deine Meinung gar nicht stützen, sondern ganz im Gegenteil sogar vehement widersprechen?
Das finde ich aus Gründen der Redlichkeit nicht in Ordnung.
Zuletzt geändert von sven23 am Sa 2. Jan 2016, 20:42, insgesamt 1-mal geändert.
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