Anthropozentrismus in der Bibel

ThomasM
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#61 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von ThomasM » Mo 18. Jan 2016, 17:19

Pluto hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:Weder die Existenz noch die Nicht-Existenz Gottes sind naturwissenschaftlich nachweisbar (das ist doch das, was du mit "beweisen" meinst).
Eben!
Und hier ist ein Negativbeweis schlicht unmöglich.
Und ein Positiv Beweis auch.
Wenn du etwas mit einem untauglichen Werkzeug bearbeitest und darüber schimpfst, dass du das Ding nicht repariert bekommst, dann liegt das nicht an dem Ding, sondern an deiner Wahl des Werkzeugs.

Pluto hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wie sagte noch der 2011 verstorbene Christopher Hitchens...?
  • What can be asserted without evidence can be dismissed without evidence.
Und umgekehrt. Die umgekehrte Richtung pflegst du aber immer zu ignorieren.
Das ist DEIN Stockfehler. ;)
Wo gibt es in der Naturwissenschaft, fehlende Nachweise?
An ziemlich vielen Ecken. Naturwissenschaftler bilden Modelle und halten daran fest, selbst wenn sie nicht nachweisbar oder nicht eindeutig nachweisbar sind.
Und es gibt Fragen, die sind gar nicht naturwissenschaftlich nachweisbar (wie z.B. der Schöpfungsakt). Aus grundsätzlichen Erwägungen.
Bei diesen Fragen haben wir eine weite Freiheit, unser Weltbild zu formen, auch wenn du von denen, die nicht deinem Weltbild nachgehen, Nachweise forderst, die du für dein eigenes Weltbild weder geben kannst noch geben willst.
Statt dessen sagst du, dass Schönheit keinerlei Bedeutung in unserem Leben hat.
Oder dass die Existenz des Bösen keiner Erklärung bedarf
Oder all die Sachen, die du oben so eben mal in die Tonne getreten hast.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Novas
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#62 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von Novas » Mo 18. Jan 2016, 17:29

Halman hat geschrieben:Der "Anthropozentrismus in der Bibel" ist meiner bescheidenen Meinung nach der menschlichen Pespektive geschuldet, aus der die Bibel geschrieben wurde.

So ist es ganz einfach. Durch das Menschenwort (was sehr fehlbar sein kann) scheint manchmal das Wort Gottes hindurch. Das ist Glaube mit menschlichem Antlitz. Nichts anderes will der christliche Glaube sein. Entweder nehmen wir die Bibel wörtlich oder wir nehmen sie ernst.
Da sind Erzählungen in denen die Erfahrungen von Menschen mit Menschen und Menschen mit Gott und Gott mit den Menschen in Worte und Bilder gefasst werden. Sie werden nicht bewiesen. Sie werden einfach dargestellt.
Zuletzt geändert von Novas am Mo 18. Jan 2016, 17:44, insgesamt 2-mal geändert.

Pluto
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#63 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von Pluto » Mo 18. Jan 2016, 17:40

ThomasM hat geschrieben:Und es gibt Fragen, die sind gar nicht naturwissenschaftlich nachweisbar (wie z.B. der Schöpfungsakt). Aus grundsätzlichen Erwägungen.
Eben.
Der Schöpfungsakt gehört in die Kategorie der Dinge die man auch ohne Evidenz verwerfen kann.

ThomasM hat geschrieben:Statt dessen sagst du, dass Schönheit keinerlei Bedeutung in unserem Leben hat.
Natürlich hat unsere Wahrnehmung von Schönheit eine groß Bedeutung in unserem Leben, Sie ist aber als "Gottesbeweis" nicht relevant.
Ein einfaches Beispiel:

Die Farbe Grün wirkt auf die meisten Menschen beruhigend. Warum ist das so?
Hat deshalb Gott die Wiesen und Wälder deshalb grün gemacht, oder ist es einfach so, dass wir uns an die Farbe des schützenden Urwalds orientieren?
Aus denselben evolutiven Gründen sind Rot und Gelb Signalfarben. Sie versetzen uns in einen Zustand erhöhter Aufmerksamkeit weil man ein Feuer vermutet.

ThomasM hat geschrieben:Oder dass die Existenz des Bösen keiner Erklärung bedarf
Gut und Böse sind rein subjektive Wahrnehmungen des Menschen. Sie entstehen aus Eigennutz, aber absolut Gutes und Böses gibt es nicht.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#64 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von Pluto » Mo 18. Jan 2016, 17:42

Novalis hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Der "Anthropozentrismus in der Bibel" ist meiner bescheidenen Meinung nach der menschlichen Pespektive geschuldet, aus der die Bibel geschrieben wurde.
So ist es ganz einfach.
Da bin absolut Eurer Meinung! :D
Beweist das nicht, dass die Bibel unmöglich Gottes inspiriertes Wort sein kann?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#65 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von Novas » Mo 18. Jan 2016, 17:49

Pluto hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Der "Anthropozentrismus in der Bibel" ist meiner bescheidenen Meinung nach der menschlichen Pespektive geschuldet, aus der die Bibel geschrieben wurde.
So ist es ganz einfach.
Da bin absolut Eurer Meinung! :D
Beweist das nicht, dass die Bibel NICHT Gottes inspiriertes Wort ist?

Das zeigt nur das menschliche Antlitz des christlichen Glaubens. Das Wort Gottes kann uns unmenschlich nicht berühren, es scheint durch im Menschenwort. Christen sprechen in diesem Zusammenhang vom Heiligen Geist. Geist wird häufig als Lebensatem verstanden. Die Bibel zeigt das in einem wunderbaren dichterischen Bild: Gott haucht einem Lehmfigürchen seinen Atem ein und der erste Mensch wird geboren.
Soetwas muss man nicht wörtlich nehmen. Man muss nur einen Hauch Phantasie und ein minimales Gefühl für die Sprache der Dichtung haben. ;)

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#66 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von Novas » Mo 18. Jan 2016, 18:31

ThomasM hat geschrieben:Und es gibt Fragen, die sind gar nicht naturwissenschaftlich nachweisbar (wie z.B. der Schöpfungsakt). Aus grundsätzlichen Erwägungen.
Bei diesen Fragen haben wir eine weite Freiheit, unser Weltbild zu formen

Das hast Du gut gesagt. Bei diesen Fragen haben wir eine weite Freiheit. Wenn ich mir selbst diese Freiheit nehme, dann muss ich sie auch anderen zugestehen.
Zuletzt geändert von Novas am Mo 18. Jan 2016, 19:12, insgesamt 1-mal geändert.

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#67 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von Novas » Mo 18. Jan 2016, 18:48

Pluto hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Der "Anthropozentrismus in der Bibel" ist meiner bescheidenen Meinung nach der menschlichen Pespektive geschuldet, aus der die Bibel geschrieben wurde.
So ist es ganz einfach.
Da bin ich absolut Eurer Meinung! :D
Beweist das nicht, dass die Bibel unmöglich Gottes inspiriertes Wort sein kann?

Ich erinnere gerne daran, dass der zentrale christliche Mythos die Menschwerdung Gottes ist. Gott wird also radikal vom Menschen her gedacht.

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Zeus
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#68 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von Zeus » Mo 18. Jan 2016, 19:28

ThomasM hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:Weder die Existenz noch die Nicht-Existenz Gottes sind naturwissenschaftlich nachweisbar (das ist doch das, was du mit "beweisen" meinst).
Eben!
Und hier ist ein Negativbeweis schlicht unmöglich.
Und ein Positiv Beweis auch.
Wenn du etwas mit einem untauglichen Werkzeug bearbeitest...
Das richtige Werkzeug ist die Logik.
"Die Nichtexistenz einer Sache ist deutlich schwieriger zu beweisen als ihre Existenz. Wenn sich die Definition einer Sache jedoch selbst (oder bekannten Tatsachen) widerspricht, kann die definierte Entität nicht existieren. So ist es auch bei der Definition des Bibel-Gotts: Ganz offensichtlich ist keine für das Universum “zuständige” Entität gleichzeitig allmächtig und allgütig. So eine Entität existiert nicht, der Gott der Christen ist widerlegt."
...
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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#69 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von ThomasM » Di 19. Jan 2016, 09:28

Zeus hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben: Wenn du etwas mit einem untauglichen Werkzeug bearbeitest...
Das richtige Werkzeug ist die Logik.
"Die Nichtexistenz einer Sache ist deutlich schwieriger zu beweisen als ihre Existenz. Wenn sich die Definition einer Sache jedoch selbst (oder bekannten Tatsachen) widerspricht, kann die definierte Entität nicht existieren. So ist es auch bei der Definition des Bibel-Gotts: Ganz offensichtlich ist keine für das Universum “zuständige” Entität gleichzeitig allmächtig und allgütig. So eine Entität existiert nicht, der Gott der Christen ist widerlegt."
...
Wieso ist die Existenz von etwas einfacher zu beweisen, als die Nicht-Existenz?

Benutzt man die Empirik, dann ist das richtig.
Und die Existenz von Gott ist auf dem empirischen Weg bewiesen. Ich habe ihn erfahren, wie 99% der Menschheit auch. Empirisch ist die Nicht-Existenz von etwas nicht zu beweisen. Daher haben die 1% Verbliebenen hier schlechte Karten. (Wie beweise ich die Nicht-Existenz eines vor mir stehenden Tisches? Ich schaue einfach nicht hin!)

Also muss man Analytik benutzen. Dies ist möglich, wenn man es schafft, das etwas, was man belegen oder widerlegen will, analytisch zu beschreiben. Und genau hier liegt das Problem!
Es ist simpel zu zeigen, dass Begriffe wie allgütig und allmächtig für sich selbst genommen widersprüchlich sind. Aber charakterisieren diese Begriffe auch Gott vollständig? Und was bedeuten sie wirklich?
Das gilt übrigens auch umgekehrt. Gödels Gottesbeweis beruht darauf, eine logische Struktur von göttlichen Eigenschaften zu definieren und dann zu beweisen, dass es dieses Ding mit diesen Eigenschaften notwendig geben muss. DAS ist Logik.
Also Zeus, wenn Logik für dich der Master ist, dann halte dich an Gödel, den größten Logiker aller Zeiten.

Aber der Widerspruch hat noch keinen Glaubenden von der nicht-Existenz Gottes überzeugt und Gödels Beweis noch keinen Atheisten von der Existenz Gottes.
Das zeigt, dass Logik eben NICHT das taugliche Werkzeug ist. Glaube ist das taugliche Werkzeug, definiert als innere Überzeugung von dem, was ist. Auch entgegen dem Augenschein.
Also wird der Atheist an seinem Glauben an die Nicht-Existenz Gottes festhalten, egal wieviele Fakten oder Logiken ihm präsentiert werden, dass seine innere Überzeugung nicht der Realität entspricht.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Pluto
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#70 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von Pluto » Di 19. Jan 2016, 10:42

ThomasM hat geschrieben:Und die Existenz von Gott ist auf dem empirischen Weg bewiesen. Ich habe ihn erfahren, wie 99% der Menschheit auch. Empirisch ist die Nicht-Existenz von etwas nicht zu beweisen. Daher haben die 1% Verbliebenen hier schlechte Karten. (Wie beweise ich die Nicht-Existenz eines vor mir stehenden Tisches? Ich schaue einfach nicht hin!)
Nee Thomas...
Es sind nicht 1% sondern (zumindest in Europa) eine Mehrheit, die mit dem Begriff "Gott" nichts anfangen können, weil er so diffus definiert ist.
Man definiert "Gott" gerne über seine Eigenschaften: Allmacht und Allwissenheit. Doch diese Eigenschaften sind nachweislich unverträglich, also steht man mit einem solchen "Gottesbeweis" wieder im Regen.

ThomasM hat geschrieben:Gödels Gottesbeweis beruht darauf, eine logische Struktur von göttlichen Eigenschaften zu definieren und dann zu beweisen, dass es dieses Ding mit diesen Eigenschaften notwendig geben muss. DAS ist Logik.
Also Zeus, wenn Logik für dich der Master ist, dann halte dich an Gödel, den größten Logiker aller Zeiten.
Gödel hat den Beweis von Anselm aufgegriffen, um zu zeigen, dass Anselms innere Logik stimmig ist. Mehr wollte er gar nicht; schon gar nicht wollte Gödel die Existenz Gottes beweisen.

Aber dass das nur scheinbar so ist, wusste Gödel (einer der genialsten Mathematiker die jemals gelebt haben) ganz genau, denn er wusste vom Unterschied eines gedachten Begriffs und der darunter liegenden Realität. Diesen Umstand hat seinerzeit ein Zeitgenosse von Anselm (der Mönch Gaunilo) mit seiner Analogie von der Existenz einer perfekten Insel seht schön dargelegt, und Anselms Gottesbeweis ging in lauwarmer Luft auf.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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