Vor allem muss klar sein, dass man Gott nicht auf den Tisch legen kann, wie das Ergebnis von Mathematik und Physik, sonst wäre der Glaube auch kein "Verdienst", keine Gottesgnade.
Zunächst kann die Völkerkunde und die Religionswissenschaft darauf hinweisen, dass es niemals ein religionsloses Volk der Geschichte gegeben hat!
Alfred Adler, der Begründer der Tiefenpsychologie, führte den Nachweis, dass der Mensch "unheilbar religiös" sei, also Religion zum Wesen des Menschen gehört. Alle Anlagen, alles Triebe des Menschen sind stets auf ein konkretes "Objekt" gerichtet, sind damit erfüllbar und sinnvoll. Es wäre absurd, dass ausgerechnet die Anlage des Menschen nach dem Sinn und Ursprung der Welt und seines Daseins zu fragen ins Leere gerichtet sein soll und ebenso die Frage, was hinter der materiellen Wirklichkeit ist, welche für ihr Dasein und ihr Sosein, sowie ihre Zeitlichkeit doch einer letzten immateriellen tragenden Ursache bedarf (Kausalitätsgesetz, Kontingenz).
Das ganze sichtbare Universum, dessen zeitlichen Anfang und Ursprung wir berechnen können, sollte sich also selbst ins Dasein gebracht haben? Aus Nichts wird Nichts, das haben schon die alten Griechen gesagt.
Ein großes Problem in Diskussionen scheint unter anderem die "aristotelische Philosophie" zu sein, deren sich die Kirche des Westens bedient und die von den Jüngern des Atheismus, aus Mangel eigener philosophischer Grundlagen, übernommen wurde. Die Kirche des Ostens bedient sich der "platonischen Philosophie".
Die aristotelische Philosophie ist eine analythische, die alles zerlegt, bis zuletzt der Fachmann unendlich viel über unendlich wenig weiß! Die platonische Philosophie ist hingegen synthetisch. Sie erkennt nach dem berühmten Höhlengleichnis, dass sie über Gott nur Aussagen machen kann, welche in die richtige Richtung zielen, aber das ganze Sein an sich intellektuell und verbal nicht erfassen kann. So bleibt Gott immer der "Unergründliche", mit menschlichen Begriffen "Unfassbare".
Gott kann niemals mit Verstand und Erkenntnis erkannt werden, sondern nur mit der Liebe und durch die Liebe!
Die Offenbarung Gottes im AT und NT bleibt eine menschlich vermittelte Offenbarung, welche die zeitliche Fassungskraft des Menschen ansprechen muss. Daher bedarf sie, geführt vom Hl. Geist, der theologischen und philosophischen Interpretation, sonst endet sie in einem sektenartigen Biblizismus!
Viele Atheisten und Agnostiker in diesem Forum sind gute Beispiele dieser suchenden Menschen und sie sind im Grunde ebenso "unheilbar religiös", auch wenn sie es sich nie eingestehen würden. Auch sie suchen Antworten auf die Gottesfrage, die auch Sie nicht loslässt!
Viele Gottesbilder in der Geschichte zeichnen sich allerdings tatsächlich durch Insuffizienz aus, doch auf diese Annahme antwortet bereits Leo Tolstoi, wenn er schreibt:
"Wenn ein Eingeborener aufhört seinen Götzen aus Holz anzubeten, dann heißt das nicht, dass es keinen Gott gibt, sondern nur, dass er nicht aus Holz ist!"
So spiegelt sich Gott auch immer im Gottesbild des unvollkommenen Menschen, wird vom Menschen zu dem gemacht, was er sich gerade in Zeit und Raum darunter vorstellen möchte und ihm dienlich ist. Das SEIN Gottes, das LEBEN in Gott und das ERKENNEN in und durch Gott bleibt dadurch jedoch völlig unberührt.
Zu den Begriffen Mythen und Mythos sei zudem noch erwähnt, dass sie beispielsweise hinsichtlich der Schöpfungstexte in Genesis nicht richtig sind! Ein Mythos ist eine Göttergeschichte, ihr liegt
immer ein zyklisches Weltbild zu Grunde, Christen wissen jedoch von einem linearen Weltbild!