Roland hat geschrieben:Sven23 hat geschrieben: Naivität ist die Basis jeder Religion.
Ganz besonders gilt das für die herrschende Religion der heutigen Zeit, von der der große Physiker und Philosoph Carl Friedrich v. Weizsäcker spricht (siehe meine Signatur).
Wer glaubt, dass die älteste Abschrift des NT, die immerhin 2-3 Hundert Jahre "redaktionelle Überarbeitung" hinter sich hat, noch so jungfräulich und original wie vom Verfasser geschrieben, uns vorliegt, der braucht wirklich eine extra Portion Naivität.
Roland hat geschrieben:
Da aber keine Beweisführung möglich ist sondern nur Glaubens-Sätze verkündet werden, begehen weder die HKM noch andere Exegeten den Beweisfehler des Zirkelschlusses.
Eigentlich schon, wenn Ratzinger und Berger historisches Geschehen postulieren,
weil es in der Bibel geschrieben steht. Klassicher Zirkelschluss.
q.e.d.
Roland hat geschrieben:
Sven23 hat geschrieben: Eigentlich schon, wenn Ratzinger und Co. alles biblische als historisches Geschehen verstanden wissen wollen und die Schrift selbst als Beweis anführen. Klassischer Zirkelschluss.
Der Fehler liegt (wie dutzendfach angemerkt) in dem Wort "Beweis". Es geht, hüben wie drüben, nicht um Beweise sondern um Glauben und um Plausibilität.
Um Glauben geht es bei den Glaubensdogmatikern. Von historischer Plausibilität wollen sie jedoch nichts wissen. Das historische Plausibilitätskriterium ist ein wichtigen Instrument der historisch-kritischen Methode.
Roland hat geschrieben:
Sven23 hat geschrieben: Natürlich, in Märchenbüchern findet man alles, wonach man sucht, auch fliegende Apostel und zum leben erweckte geröstete Thunfische.
Der Unterschied zwischen Märchen und der Bibel besteht in den Worten "es war einmal" (Märchen) und: "Es begab sich aber zu der Zeit, […] von dem Kaiser Augustus […] zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war…" (Bibel)
Das eine sind ausgedachte Geschichten, das andere datierbare, geschichtswissenschaftlich prübare Tatsachenberichte.
Das Problem ist die Vermischung von Fakten und Fiktion.
In deiner Logik wären die Bremer Stadtmusikanten historisch, da Bremen nun mal eine reale Stadt ist. So einfach ist es dann aber doch nicht.
Roland hat geschrieben:
Sven23 hat geschrieben: Warum geschieht nicht heute, für jeden sichtbar, so ein Wunder. Sollte doch für einen allmächtigen Gott eine leichte Übung sein.
Klar, Gott könnte sich unabweisbar zeigen. Was aber die freie Entscheidung des Menschen für oder gegen Gott abwürgen würde.
Wieso das denn?
Frei entscheiden kann sich dann jeder immer noch. Aber bis zum Beweis des Gegenteils bleibt es dabei: Wunder sind literarische Erfindungen.
Roland hat geschrieben:
Genau, deshalb sagt Theißen und die Forschung generell auf Basis der Textbefunde:
„Als Jesus den gegenwärtigen Beginn der Gottesherrschaft verkündigte, rechnete er mit deren Kommen während seines Lebens.“
Gerd Theißen
Und genau dieser Gerd Theißen sagt, dass es sich bei seinen "Ergebnissen" um Vermutungen auf der Basis von Voreingenommenheit handelt. Hab's ja mehrfach zitiert. Geht gar nicht anders![/quote]
Also von Voreingenommenheit spricht Theißen nicht. Er sagt wörtlich:
„So könnte es aufgrund der Quellen gewesen sein."
Und das ist eben der Unterschied zur Glaubensdogmatik, die nicht hinterfragbare "Wahrheiten" verkündet.
Roland hat geschrieben:
Sven23 hat geschrieben:Closs faselt übrigens immer in diesem Zusammenhang von "Kompetenzüberschreitung" der HKM, was aber nur zeigt, dass ihm die Ergebnisse nicht gefallen.
Closs hat recht, denn es sind eben keine "wissenschaftlichen Ergebnisse" sondern es sind weltanschaulich eingefärbte Interpretationen wissenschaftlich gewonnenener Daten. Und die kann man auf der Grundlage einer anderen Weltanschauung auch ganz anders interpetieren.
Da muss man halt unterscheiden: Interpratation auf wissenschaftlicher Basis oder Interpretation auf glaubensdogmatischer Basis.
Wissenschaft vs. Glaubensdogmatik, das alte Lied, bzw. Leid.
Roland hat geschrieben:
Sven23 hat geschrieben: Roland hat geschrieben:
Die Wahrscheinlichkeit hierfür ist gering.
Ich würde eher sagen, die Wahrscheinlichkeit ist genau so groß wie bei allen anderen Mythen, Sagen, Legenden und Märchen.
Du darfst gern weiterhin datierbare Tatsachenberichte mit Mythen, Sagen, Legenden und Märchen verwechseln.
Es sind eben
keine historischen Tatsachenberichte, sondern mythologische Erzählungen, die historisches mit unhistorischem, Fakten mit Fiktion verwoben haben, und das ziemlich hemmungslos. Darüber gibt es in der Forschung einen breiten Konsens.
Roland hat geschrieben:
Sven23 hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Man muss aufgrund der Textquellen nicht davon ausgehen, dass ein Unterschied zwischen dem Jesus der Bibel und dem "historischen Jesus" besteht. Man kann, wenn man will. Und die HKM will, aus den bekannten Gründen.
Ähm, eigentlich schon, denn Skepsis ist die Basis jeder Wissenschaft und damit auch der historisch-kritischen Methode.
Leichtgläubigkeit wird zu Unrecht zu einer Tugend stilisiert.
Das gilt eben auch umgekehrt: Skepsis gegenüber der Grundentscheidung des Atheismus ist angebracht!
Die Frage ist: für welche Version ist mehr Skepsis angebracht?
Roland hat geschrieben:
Sven23 hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Nein, man MUSS garnichts. Aber man KANN natürlich genauso auch den Koran auslegen unter der Vorgabe, dass es Allah tatsächlich gibt.
Eben, und die sagen, dass Jesus nur ein Prophet von vielen war und zudem einer, der sich geeirrt hat, also im biblischen Sinne sogar ein falscher Prophet.
Der nachweisliche Massenmörder Mohammed wollte als der letzte und größte Prophet gelten.
Wenn ich die Wahl habe, wer nun der falsche Prophet ist, Jesus oder er, fällt mir die Entscheidung leicht.
Nun, man könnte ebenso vom "nachweislichen Massenmörder Jahwe" im AT sprechen. Merkst du, wie die Sozialisation in der jeweiligen Religion das Urteil beeinflusst? Deshalb geht die Forschung an alte Texte mit der gleichen Methodik ran. Sonderbehandlungen, egal für welche Religion, sind strikt abzulehnen.
Roland hat geschrieben:
Das spricht alles gegen Legenden sondern für Tatsachenberichte von Anfang an.
Als Gläubiger darf man sich natürlich alles schön reden, als Wissenschaftlicher muss man sich an die Fakten halten, im Fall des NT an die Textbefunde. Übrigens sieht es für das AT nicht viel besser aus, was die historische Glaubwürdigkeit anbelangt.
Roland hat geschrieben:
Der ungläubige polnische Philosoph Leszek KoÅ‚akowski : "Wenn Gott wirklich tot ist, dann reden wir uns vergeblich ein, dass der Sinn unversehrt geblieben sein könnte. Die gleichgültige Leere saugt uns auf und vernichtet uns. Von unserem Leben und unseren Mühen bleibt nichts zurück. Keinerlei Spuren hinterlassen wir im sinnlosen Tanz der Atome. Das Universum will nichts, strebt nichts an, kümmert sich um nichts, spricht weder Lob aus, noch verhängt es Strafe.Wer behauptet, dass es Gott nicht gibt und es lustig sei, belügt sich selbst."
Sieh es doch mal positiv. Wenn es kein ewiges Leben nach dem Tod gibt, wirst du es nicht als Verlust empfinden.
