Münek hat geschrieben:Nur sollte man dem Verfasser eines Textes nicht etwas unterschieben, was dieser höchstwahrscheinlich gar nicht gemeint hat.
So einfach ist es nicht, da es letztlich nicht um den Verfasser geht, sondern um das, worüber er schreibt. - Das gilt nicht nur für die Bibel, sondern auch für säkularer Schreiber und sogar Komponisten.
Münek hat geschrieben:Wir reden hier vom "Wissen" über eine spekulativ angenommene TRANSZENDENTE WELT, die den menschlichen Sinnen nicht zugänglich sein kann.
Es gibt auch geistige Sinne, selbst wenn dies nicht ins Muster des kritischen Rationalismus passt.
Münek hat geschrieben: christgläubige Spekulationssache, die im "Alten Testament" nicht den mindesten Anhalt findet
Natürlich tut sie das - was nicht heißen muss, dass dieser Anhalt der richtige sein MUSS.
Münek hat geschrieben:der jüdische Tanach kennt keinen eingeborenen trinitarischen "Sohn Gottes" .
Korrekt - dies ist "nur" ein Begriff, der diverse "Anhalte" theologisch zusammenfasst.
Münek hat geschrieben:Nur solltest Du nicht hingehen und behaupten, dieses oder jenes hat der Autor nicht wörtlich, sondern als "Chiffre" gemeint, wenn dies erkennbar nicht der Fall ist.
Die Frage ist nicht, was der Autor gemeint hat, sondern was es "ist". - Wenn Paulus aus seiner Zeit heraus meint, Adam sei eine "historische" Größe (weil man damals nicht wie heute "geistig wirklich" und "historisch" unterschieden hat), dann kann er auch nicht wissen, dass die Genesis eine Chiffre/ein Gleichnis/ ... für die Existenz des Menschen an sich ist.
Münek hat geschrieben: Der Autor legt fest, ob er eine Chiffre benutzen wollte
Manchmal tut er es bewusst, ein andermal nicht. - Mit anderen Worten: Es ist sekundär, was der Autor meint - wichtig ist, was er schreibt.
Münek hat geschrieben:Wenn aber Deine Textinterpretation gegen die Intention des Verfassers verstößt, betreibst Du unseriöse Textauslegung.
Denkfehler. - Wichtig ist, was da steht, nicht das, was der Autor sich dabei gedacht hat - wobei das Eine sicherlich oft mit dem Anderen einhergeht. - Beliebiges Beispiel:
Als Heidegger seine Ontologie geschrieben hat, tat er dies aus existenzialistischer Sicht - also auf materialistischer Ebene. - Trotzdem ist seine Ontologie problemlos und genial auf transzendeller Ebene verwendbar - was Heidegger im Moment des Schreibens nicht bewusst war. - Dass es ihm im Spätwerk gedämmert ist ("die Kehre"), bestätigt dies noch.
Es geht hier nicht um Heidegger - man könnte genauso Hegel oder Beethoven nennen. - Es geht darum, dass ein Genie immer in der Zeit und über der Zeit tätig ist, also die Tragweite seines Kreierten gar nicht unter Kontrolle hat.
Dein Ansatz ist historisch-kritisch interessant - im Sinne von: "Was hat sich der Autor gedacht?". - Theologie geht anders - da heisst es: "Was bedeutet das, was der Autor geschrieben hat?".
sven23 hat geschrieben:Ja!
Das könnte Dein Irrtum sein. - Was einmal mehr zur Frage führt, was Begriffe wie Vernunft, Aufklärung, Kritik eigentlich zu bedeuten haben. - Um es pointiert zu sagen: Aus geistiger Sicht stellen sich Leute wie etwa Kubitza als unvernünftig, unaufgeklärt und unkritisch dar - was sie natürlich verständlicherweise überhaupt nicht verstehen können.
Es geht also nicht um die Frage, wer vernünftiger, etc. ist, sondern was man jeweils unter Vernunft, etc. versteht. - Hier gibt es eklatante Unterschiede.