So nah und doch so fern?

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Demian
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#571 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von Demian » So 20. Okt 2013, 08:02

Münek hat geschrieben: Die uns altvertrauten Götter unserer seligen Altvorderen (auf der ganzen Welt) brauchen wir heute in der
Tat nicht mehr [...] Kurioserweise scheint Dein Weltverständnis ohne einen Gott für Dich nicht stimmig zu sein. :shock: Wie kommt das?

Von welchem "wir" sprichst du da? Welche Erfahrungen jemand auf seinem geistigen Weg macht - und wie er/sie diese Erfahrungen interpretiert - kann eigentlich nur diese Person für sich alleine beantworten.

Wieso brauchst Du einen Gott? Und wieso hast Du Dir von
allen Göttern ausgerechnet den mit Recht höchst umstrittenen alten "Jahwe" ausgewählt?

Fragt sich wie umstritten "Jahwe" ist, wenn man allein die 1.214.000.000 katholischen Christen bedenkt. Davon abgesehen ist es doch gut, wenn religiöse Betrachtungen umstritten sind. Das ist der existenziellen Tiefe solcher Themen nur angemessen.

Für 2011: Die Zahl der Katholiken weltweit hat erstmals die Marke von 1,2 Milliarden überschritten, doch in Europa sind die Zahlen rückläufig. Vor zwei Jahren gab es demnach im Vergleich zum Vorjahr 1,5 Prozent mehr Katholiken, was einen Anstieg von 1,196 Milliarden auf 1,214 Milliarden bedeutet. Die Weltbevölkerung wuchs im gleichen Zeitraum um 1,23 Prozent. Damit liegt der Anteil der Katholiken an der Weltbevölkerung wie bislang bei 17,5 Prozent.

Quelle

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sven23
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#572 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von sven23 » So 20. Okt 2013, 08:34

Demian hat geschrieben: Fragt sich wie umstritten "Jahwe" ist, wenn man allein die 1.214.000.000 katholischen Christen bedenkt.

Na ja, Masse allein war noch nie ein Kriterium für Qualität. ;)
Es ist ja auch bei den meisten keine bewußte Entscheidung, sondern die Konfessionszugehörigkeit entscheidet sich per Geburt. Tiefergehende Auseinandersetzungen mit dem Glauben sind eher die Ausnahme.

Übrigens Jahwe, der rachsüchtige, nachtragende und Opfer fordernde Gott des AT ist zu recht umstritten. Er ist aber wie alle anderen Götter auch eine rein menschliche Erfindung.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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Demian
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#573 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von Demian » So 20. Okt 2013, 08:48

sven23 hat geschrieben:Na ja, Masse allein war noch nie ein Kriterium für Qualität. ;)

Das habe ich auch nicht behauptet - das bezog sich kritisch auf folgende Aussage von unsrem werten Münek:"Die uns altvertrauten Götter unserer seligen Altvorderen (auf der ganzen Welt) brauchen wir heute in der Tat nicht mehr" - ich fragte mich eben für welches "Wir" er da spricht.

Es ist ja auch bei den meisten keine bewußte Entscheidung, sondern die Konfessionszugehörigkeit entscheidet sich per Geburt. Tiefergehende Auseinandersetzungen mit dem Glauben sind eher die Ausnahme.

Das lass mal die Leute entscheiden ;) Ich war lange Jahre ein säkularisierter Christ - also ich wurde zwar getauft, war aber in Wahrheit ein Atheist ( jedenfalls dachte ich das ) und habe mich dann, als es für mich persönlich nötig wurde, auf einen inneren Jakobsweg begeben. Das ist eben eine sehr persönliche Angelegenheit.

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Demian
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#574 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von Demian » So 20. Okt 2013, 08:54

Ein interessantes Forschungsfeld der Evolutionspsychologie, wäre folgende Tatsache ... :Herz:

Deutlich mehr als 80 Prozent der Weltbevölkerung gehören einer organisierten Religion an. Der Rest gehört keiner Religion an oder ist nicht zuordenbar. Unter ihnen findet sich jedoch ein beträchtlicher Anteil von Gottgläubigen oder religiösen Menschen im weiteren Sinn des Wortes. Das sind die neuesten Angaben des amerikanischen PEW-Instituts über die globale Religionszugehörigkeit [...]
Während sich Islam, Hinduismus und Christentum im Verhältnis zum Weltbevölkerungswachstum als dynamische Religionen zeigen, überaltern Buddhismus, Judentum und Religionslose. Letztere weisen ein Durchschnittsalter von 34 Jahren auf.

Quelle

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sven23
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#575 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von sven23 » So 20. Okt 2013, 09:03

Demian hat geschrieben:Ein interessantes Forschungsfeld der Evolutionspsychologie, wäre folgende Tatsache ... :Herz:


Sicher werden Religionen und Götter kulturell tradiert, aber sie sind auch nicht vor dem Aussterben gefeit, wie die Geschichte gezeigt hat. Evolutionsbiologisch ist der Mench noch sehr jung, da ist noch Entwicklungspotential nach oben. ;)
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#576 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von Demian » So 20. Okt 2013, 09:09

sven23 hat geschrieben: Sicher werden Religionen und Götter kulturell tradiert, aber sie sind auch nicht vor dem Aussterben gefeit, wie die Geschichte gezeigt hat. Evolutionsbiologisch ist der Mench noch sehr jung, da ist noch Entwicklungspotential nach oben. ;)

Stimmt - geistig spirituell ist das Entwicklungspotential unendlich. Eigentlich bin ich kein großer Freund von Statistiken, aber es ist eben ironisch, dass sich viele Atheisten - zur Begründung ihrer eigenen Ansichten - auf die Evolutionstheorie stützen. Aber es zeigt sich, dass sich Religion evolutionär nicht nur bewährt, sondern sogar durchsetzt. Religion, Psychologie und "Fruchtbarkeit" gehen offenbar Hand in Hand.

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#577 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von sven23 » So 20. Okt 2013, 09:22

Die Frage, die Münek an closs gestellt hat, ist doch eine hoch spannende:

"Kurioserweise scheint Dein Weltverständnis ohne einen Gott für Dich nicht stimmig
zu sein. :shock: Wie kommt das? Wieso brauchst Du einen Gott? Und wieso hast Du Dir von
allen Göttern ausgerechnet den mit Recht höchst umstrittenen alten "Jahwe" ausgewählt?"


Für viele ist Jahwe nur deshalb nicht umstritten, weil sie sich noch nie näher mit ihm befaßt haben. Manchmal bin ich erschüttert, wie wenig manche Menschen überhaupt von "ihrem" Glauben wissen.
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#578 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von Demian » So 20. Okt 2013, 09:37

sven23 hat geschrieben: Für viele ist Jahwe nur deshalb nicht umstritten, weil sie sich noch nie näher mit ihm befaßt haben. Manchmal bin ich erschüttert, wie wenig manche Menschen überhaupt von "ihrem" Glauben wissen.

An irgendeinen bösartigen Gott glaubt ein Christ ja auch nicht; und Schriftreduktionismus ist, in meinen Augen, auch sehr unchristlich. Für mich ist der Ansatz im 21. Jahrhundert: die Schrift ist ein Zeugnis persönlich gelebter Spiritualität. Darum brauche ich nicht mit allem einverstanden zu sein, einmal weil ich meinen eigenen persönlichen Weg habe - und zum anderen, weil man eine so alte Schrift nicht einfach unreflektiert in die Gegenwart übernehmen sollte. Dann wäre die Frage, warum ich mich überhaupt noch auf die Bibel beziehe. Die Antwort ist für mich ganz einfach und knapp: Aus Tradition. Die meisten Juden sind heutzutage säkular - und dennoch pflegen sie ihre Traditionen. Auch das geht also. ;)

Davon abgesehen ist eben sichtbar, dass Religion zur Evolution nach wie vor dazu gehört - und nichts spricht dafür, dass sich daran wirklich etwas ändert. Der Mensch ist scheinbar evolutionär bedingt ein spirituelles Wesen, ein Homo Spiritus. Das bis in die tiefsten Strukturen von Biologie und Psyche hinein. Warum das so ist, sei dahingestellt - ich habe da meine Antwort.

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#579 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von sven23 » So 20. Okt 2013, 09:50

Demian hat geschrieben:
Davon abgesehen ist eben sichtbar, dass Religion zur Evolution nach wie vor dazu gehört -

Man sollte aber nicht den Eindruck erwecken, als sei Religion genetisch verankert. So etwas wie ein Religonsgen gibt es nicht. Religionen und die dazu gehöhrenden Götter sind kulturelle Traditionen.

Abgeschnitten von den Traditionen käme ein Mensch niemals auf die gleichen Göttermyhten wie seine Vorfahren. Das ist anerzogen und antrainiert. Da gibt es keine zwingenden Erkenntnisse.

Jeder Neugeborene kommt in religiöser Hinsicht mit unformatierter Festplatte auf die Welt. Erst die Umgebung spielt ihm die Software drauf, je nach Kulturkreis was anderes.
Zuletzt geändert von sven23 am So 20. Okt 2013, 10:10, insgesamt 1-mal geändert.
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#580 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von Münek » So 20. Okt 2013, 09:51

Demian hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Die uns altvertrauten Götter unserer seligen Altvorderen (auf der ganzen Welt) brauchen wir heute in der
Tat nicht mehr [...] Kurioserweise scheint Dein Weltverständnis ohne einen Gott für Dich nicht stimmig zu sein. :shock: Wie kommt das?

Von welchem "wir" sprichst du da? Welche Erfahrungen jemand auf seinem geistigen Weg macht - und wie er/sie diese Erfahrungen interpretiert - kann eigentlich nur diese Person für sich alleine beantworten.

Hallo Demian,

Du fühlst Dich angesprochen? O.k.

Von welchem "wir" ich spreche? Na, von dem Milliardenheer der Nichtein-
geweihten, der Uninspirierten, der (im Gegensatz zu Dir) geistig Blinden, der
nicht von einem möglichst wohlgesonnenen Gott existenziell abhängigen Men-
schen
....

Was Du Dir höchstpersönlich einbildest (Erfahrungen auf deinem geistigen Weg),
ist selbstverständlich Dein "Bier". Aber das hat wegen der unmaßgeblichen Subjek-
tivität keinerlei Relevanz.

Die allermeisten Menschen kommen ohne einen imaginierten Gott (d.h. der hef-
tigst erwünschten Einbildung einer fürsorglich sorgenden und das ewige Le-
ben versprechenden Gottheit
) gut aus.

Lieben Gruß

Mnek

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