So nah und doch so fern?

Pluto
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#561 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von Pluto » Sa 19. Okt 2013, 11:58

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Du musst nicht das Wörtliche überbewerten.
OK - dann machen wir es NOCH allgemeiner: Vereitelt die Nicht-Befähigung Einzelner (oder mehrerer), dass Intersubjektivität nicht eingelöst werden kann?
Ja. Wie bei der Falsifizierung, genügt ein einziger, vorausgesetzt er wird nicht an der Beobachtung gehindert.

[closs' weitere Spitzfindigkeiten nicht berücksichtigt]
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#562 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von closs » Sa 19. Okt 2013, 14:25

Pluto hat geschrieben:Wie bei der Falsifizierung, genügt ein einziger, vorausgesetzt er wird nicht an der Beobachtung gehindert.
Dann wäre das abhängig von Unfähigkeit des Einzelnen - da wird sich immer einer finden lassen.

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Münek
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#563 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von Münek » Sa 19. Okt 2013, 18:18

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wie bei der Falsifizierung, genügt ein einziger, vorausgesetzt er wird nicht an der Beobachtung gehindert.
Dann wäre das abhängig von Unfähigkeit des Einzelnen - da wird sich immer einer finden lassen.

Hi Kurt,

soweit es um das "geistige" Erkennen einer "transzendenten Wirklichkeit"
(das "Jenseits") geht, scheint diese besondere "Fähigkeit" nicht nur einem,
sondern den allermeisten Menschen schlicht abzugehen.

Gruß

Münek

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Demian
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#564 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von Demian » Sa 19. Okt 2013, 18:27

sven23 hat geschrieben:Paulus war zunächst überzeugt, die Wiederkunft selbst noch zu erleben. Als die Jahre ins Land gingen, kamen ihm wohl Zweifel, ob er selbst es noch erleben würde, ging aber immer noch von einem nahen Termin aus.

Wandel in der Erwartung des Heils

"11 Und dies tut als solche, die die Zeit erkennen, dass die Stunde schon da ist, dass ihr aus dem Schlaf aufwacht! Denn jetzt ist unsere Rettung5 näher, als da wir zum Glauben kamen:
12 Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe."
Römer 13, 11-12

sven23 hat geschrieben:Paulus war zunächst überzeugt, die Wiederkunft selbst noch zu erleben. Als die Jahre ins Land gingen, kamen ihm wohl Zweifel, ob er selbst es noch erleben würde, ging aber immer noch von einem nahen Termin aus.

„Das Gottesreich ist nahe“ scheint mir das passende Äquivalent zum buddhistischen „Leben im Hier und Nun“ zu sein. Eine solche Heilserwartung ist nichts, was man präzise in den Kalender eintragen könnte, sondern eher eine mystische Orientierung auf einen tragenden Sinn, der bereits gegenwärtig erfahrbar, aber noch nicht gänzlich realisiert ist. Die religiöse Perspektive verweist nicht nur auf das gegenwärtige, sondern auch auf ein überweltliches Sein.

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Demian
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#565 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von Demian » Sa 19. Okt 2013, 18:31

Münek hat geschrieben: soweit es um das "geistige" Erkennen einer "transzendenten Wirklichkeit"
(das "Jenseits") geht, scheint diese besondere "Fähigkeit" nicht nur einem,
sondern den allermeisten Menschen schlicht abzugehen.

In meinen Augen, ist das ein Irrtum des rein materialistischen Menschenbildes, welches aufgrund einer anderen Deutung essentieller Sinn- und Seinserfahrungen eben zu dieser "Ausschließlichkeit" kommt. Warum sollte man heute weniger spirituelle Erfahrungen machen, als zu anderen Zeiten? Das mentale Zeitalter betreibt einfach einen ( seiner Perspektive gemäßen ) Reduktionismus ( der auch eine gewisse Berechtigung hat, etwa im Rahmen der Herausbildung einer unabhängigen Wissenschaft ). Aber das Bewusstsein ist weiter, offener, vielfältiger. Nichts weiter beanspruchen die verschiedenen Weisheitslehren.

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sven23
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#566 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von sven23 » Sa 19. Okt 2013, 19:02

Demian hat geschrieben:
„Das Gottesreich ist nahe“ scheint mir das passende Äquivalent zum buddhistischen „Leben im Hier und Nun“ zu sein. Eine solche Heilserwartung ist nichts, was man präzise in den Kalender eintragen könnte, sondern eher eine mystische Orientierung auf einen tragenden Sinn, der bereits gegenwärtig erfahrbar, aber noch nicht gänzlich realisiert ist. Die religiöse Perspektive verweist nicht nur auf das gegenwärtige, sondern auch auf ein überweltliches Sein.

Ich würde dir ja zustimen, wenn nicht zum einen die Naherwartung fester Bestandteil des frühen Christentums wäre und einige Protagonisten wie Paulus und Jesus selbst diese Erwartung nicht noch bekräftigt hätten.
Der Versuch, dies in eine unbestimmte Zukunft zu verschieben ist zwar aus heutiger Sicht verständlich, weil das Ereignis defacto nicht eingetreten ist, aber die Schriften geben das nicht her.
(Vorausgesetzt sie sind authentisch und keine Fälschungen)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#567 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von Demian » Sa 19. Okt 2013, 19:06

sven23 hat geschrieben: Ich würde dir ja zustimen, wenn nicht zum einen die Naherwartung fester Bestandteil des frühen Christentums wäre und einige Protagonisten wie Paulus und Jesus selbst diese Erwartung nicht noch bekräftigt hätten.

Das ist nur für jemanden ein Problem, der von einer Religion erwartet, dass sie absolute Erkenntnisse frei Haus liefert. Ich persönlich habe ohnehin ein realistisches Jesusbild, d.h. für mich war Jesus ein jüdischer Mystiker und kein absolutes, über jeden Zweifel erhabenes Wesen, dessen Worte ( die wir wortwörtlich gar nicht kennen ) auch noch anhand einer Schrift wortwörtlich glauben müssten. Ich sehe ihn eher als eine geistige Herausforderung. Darum die Forderung Sören Kierkegaards, man müsse "zeitgleich" mit Christus werden, als wäre man ein Jünger seiner Zeit, nicht bloß retrospektiv. Als Jünger darf ich ihm auch widersprechen, denn man führt miteinander ein Gespräch, nicht wahr?

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#568 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von sven23 » Sa 19. Okt 2013, 20:12

Demian hat geschrieben: Als Jünger darf ich ihm auch widersprechen, denn man führt miteinander ein Gespräch, nicht wahr?

Natürlich, für Widerspruch bin ich immer zu haben. ;)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#569 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von closs » Sa 19. Okt 2013, 20:43

Münek hat geschrieben:, scheint diese besondere "Fähigkeit" nicht nur einem, sondern den allermeisten Menschen schlicht abzugehen.
Ja - diesbezüglich ist unsere Zeit verstopft und verarmt - was sogar noch als "Fortschritt" verstanden wird. :lol: :lol:

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#570 Re: So nah und doch so fern?

Beitrag von Münek » So 20. Okt 2013, 07:12

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:, scheint diese besondere "Fähigkeit" nicht nur einem, sondern den allermeisten Menschen schlicht abzugehen.
Ja - diesbezüglich ist unsere Zeit verstopft und verarmt - was sogar noch als "Fortschritt" verstanden wird. :lol: :lol:

Hi Kurt,

der Nicht-mehr-Glaube an Götter ist in der Tat - entgegen Deiner Auffassung - natür-
lich ein Fortschritt! Da ist nichts "verstopft", da ist nichts "verarmt". Die uns altvertrau-
ten Götter unserer seligen Altvorderen (auf der ganzen Welt) brauchen wir heute in der
Tat nicht mehr.

Kurioserweise scheint Dein Weltverständnis ohne einen Gott für Dich nicht stimmig
zu sein. :shock: Wie kommt das? Wieso brauchst Du einen Gott? Und wieso hast Du Dir von
allen Göttern ausgerechnet den mit Recht höchst umstrittenen alten "Jahwe" ausgewählt?

Übrigens:

Nach den Schilderungen im "Alten Testament" war Gott alles andere als transzendent!
Genau im Gegenteil!

Machs gut

Münek

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