Warum läßt Gott so viel Leid zu?

closs
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#561 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von closs » Sa 23. Nov 2013, 00:48

sven23 hat geschrieben:„Sofern das Böse in der Welt zu Gott gehört, ist er nicht gut, läuft es aber seinem Plan zuwider, ist er nicht allmächtig. Er kann nicht zugleich allmächtig und gut sein.“
Hume bringt das auf den falschen Punkt.

Die Welt ist (nach christlicher Sicht) der Erkenntnisraum des Menschen zur Unterscheidung von gut und böse - also zwischen Göttlichem und Nicht-Göttlichem. Es ist in diesem Sinne kein Zufall, dass der Satan als "Fürst der Welt" bezeichnet wird (siehe auch Hiob).

Es läuft NICHT Gottes Plan zuwider, dass es das Böse in der Welt ("Dasein") gibt, weil sein Plan ja ist, dass der Mensch erkennt und deshalb die Dialektik aus gut und böse braucht. - Humes Schlussfolgerung ist allenfalls logisch im Sinne seiner Voraussetzungen - aber diese sind falsch.

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Demian
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#562 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Demian » Sa 23. Nov 2013, 00:56

closs hat geschrieben:Die Welt ist (nach christlicher Sicht) der Erkenntnisraum des Menschen zur Unterscheidung von gut und böse - also zwischen Göttlichem und Nicht-Göttlichem. Es ist in diesem Sinne kein Zufall, dass der Satan als "Fürst der Welt" bezeichnet wird (siehe auch Hiob).

Gott ist die harmonische Einheit alles Seienden - das "Teuflische" findet also in Gott statt und wird auch in ihm überwunden, erlöst. Ein einseitig helles Gottesbild geht zurecht an der Realität des Menschen vorbei. In der Konfrontation mit "Gut und Böse" erkennt der Mensch, in meinen Augen, dass alles das in ihm ist und Gott wiederum die Transzendierung dieses bloß dualistischen Denkens ins "ganzheitliche" - Advaita ... die Liebe Christi ... wie auch immer.

closs
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#563 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von closs » Sa 23. Nov 2013, 01:03

Demian hat geschrieben:das "Teuflische" findet also in Gott statt
Das sehe ich nicht so. - Versteht man unter dem Bösen das Nicht-Sein des Guten, kann in Gott nicht das Nicht-Sein seines Wesens sein. - Die "Vertreibung" ist eine Chiffre für die Trennung von göttlichem Sein und menschlichem Dasein - das Hineingeworfensein in die menschliche Existenz. - Dialektisch ist Dein Ansatz angreifbar.

Salome23
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#564 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Salome23 » Sa 23. Nov 2013, 01:04

Gott ist die harmonische Einheit alles Seienden - das "Teuflische" findet also in Gott statt und wird auch in ihm überwunden, erlöst. Ein einseitig helles Gottesbild geht zurecht an der Realität des Menschen vorbei.
Ach Demian-auch du konstruierst dir ein Gottesbild anhand deiner(Wunsch-) Vorstellung :)
Zuletzt geändert von Salome23 am Sa 23. Nov 2013, 01:05, insgesamt 1-mal geändert.

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#565 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Demian » Sa 23. Nov 2013, 01:05

closs hat geschrieben:
Demian hat geschrieben:das "Teuflische" findet also in Gott statt
Das sehe ich nicht so. - Versteht man unter dem Bösen das Nicht-Sein des Guten, kann in Gott nicht das Nicht-Sein seines Wesens sein. - Die "Vertreibung" ist eine Chiffre für die Trennung von göttlichem Sein und menschlichem Dasein - das Hineingeworfensein in die menschliche Existenz. - Dialektisch ist Dein Ansatz angreifbar.

Das eben meine ich, wenn ich dein "dualistisches" Denken kritisiere -
Zuletzt geändert von Demian am Sa 23. Nov 2013, 03:30, insgesamt 1-mal geändert.

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#566 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Demian » Sa 23. Nov 2013, 01:08

Salome23 hat geschrieben:
Gott ist die harmonische Einheit alles Seienden - das "Teuflische" findet also in Gott statt und wird auch in ihm überwunden, erlöst. Ein einseitig helles Gottesbild geht zurecht an der Realität des Menschen vorbei.
Ach Demian-auch du konstruierst dir ein Gottesbild anhand deiner(Wunsch-) Vorstellung :)

Gottesbilder sind für mich Spielereien - ich habe kein bestimmtes.

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#567 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von closs » Sa 23. Nov 2013, 01:44

Demian hat geschrieben:Das eben meine ich, wenn ich dein "dualistisches" Denken kritisiere -
Wenn es ein endgültiges Denken wäre, hättest Du recht. - Du schreibst ja im folgenden von "Aufhebung" - genau. - Aber UM etwas aufheben zu können, muss es erst einmal dialektisch in These und Antithese getrennt sein. Und die Notwendigkeit dieser Trennung ist exakt der Grund, warum es Dasein/Heilsgeschichte gibt.

Die Entscheidungsfähigkeit von gut und böse ist nur im dialektischen, also dualistischen Raum möglich - im Paradies ging das nicht - weshalb A+E vor dem Fall streng genommen erkenntnis-frei waren. - Sie haben einfach exisitiert.

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#568 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Demian » Sa 23. Nov 2013, 01:50

closs hat geschrieben:
Demian hat geschrieben:Das eben meine ich, wenn ich dein "dualistisches" Denken kritisiere -
Wenn es ein endgültiges Denken wäre, hättest Du recht. - Du schreibst ja im folgenden von "Aufhebung" - genau. - Aber UM etwas aufheben zu können, muss es erst einmal dialektisch in These und Antithese getrennt sein. Und die Notwendigkeit dieser Trennung ist exakt der Grund, warum es Dasein/Heilsgeschichte gibt.

Das Problem ist: der Mensch denkt dualistisch.

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#569 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von closs » Sa 23. Nov 2013, 02:18

Demian hat geschrieben:Das Problem ist: der Mensch denkt dualistisch.
Das muss er auch, weil er in einer dualistischen Welt lebt: Es GIBT das Gute und das Böse. - Das heilsgeschichtliche "Kunststück" besteht doch gerade darin, diese Dialektik aufheben zu lassen. - Dialektik ist DER Indikator des sogenannten "Sündenfalls" - die Revision des Sündenfalls ist die Aufhebung der Dialektik in Gott. - Nach Aufhebung der Dialektik gibt es keine teleologischen Größen mehr wie Leid und Wille, sondern nur noch den "Holon".

Das ist übrigens das Haupt-Argument für Allversöhnung (müssen wir jetzt nich schon wieder diskutieren): Alles kann nicht in Einem sein, wenn etwas fehlt - es sei denn, man verstünde die "Hölle" als Teil Gottes - dann aber gäbe es eine Dialektik in Gott selbst - undenkbar.

Deshalb habe ich Probleme mit Deinem Satz:
Demian hat geschrieben: das "Teuflische" findet also in Gott statt

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#570 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Demian » Sa 23. Nov 2013, 02:40

closs hat geschrieben:
Demian hat geschrieben:Das Problem ist: der Mensch denkt dualistisch.
Das muss er auch, weil er in einer dualistischen Welt lebt: Es GIBT das Gute und das Böse.

Die Lösung für die Theodizee-Frage ist, meiner Sichtweise nach, die Aufhebung des dualistischen Gottesbildes. "Ich weiß nicht, was ich soll; es ist mir alles eins: Ort, Unort, Ewigkeit, Zeit, Nacht, Tag, Freud und Pein." ( Angelus Silesius )

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