#551 Re: Alles Teufelszeug? VII
Verfasst: Di 10. Okt 2017, 17:05
Mich würde mal interessieren, wo für dich die Grenze eines nicht-atheistischen Ansatzes ist.Roland hat geschrieben: Ganz im Sinne einer Methode, die im Ansatz atheistisch ist.
Hast du eine bestimmte Systematik, "Vernunft" in die Bibelauslegung zu bringen? Mit dem Problem, dass Vernunft eine menschliche Eigenschaft ist und Gott sich über jede Vernunft erhebt.
Der methodologische Atheismus der Naturwissenschaft wurde nämlich nicht ohne Grund formuliert. Das Problem ist, dass mit Gottes Allmacht jede Logik ihr Ende hat. Man sieht etwas und es hat keinerlei Relevanz, weil man keine Schlussfolgerungen ziehen kann.
In der Naturwissenschaft war es ein methodischer Befreiungsschlag, sich von dem Wunderwirken Gottes zu lösen und sich auf das zu konzentrieren, was objektiv feststellbar ist, jenseits einer bestimmten Glaubensrichtung oder Bibelauslegung. Erst danach war die technische Entwicklung in Europa wirklich möglich.
In der Theologie kann man so natürlich nicht vorgehen. Wenn man Gott zu einem wissenschaftlichen Gegenstand machen will, dann schießt man sich selbst ins Knie, wenn man annimmt, den Gegenstand gibt es gar nicht.
Dennoch kann die Frage "was kann ich sagen, wenn ich von Gott Abstand nehme" eine wertvolle methodische Vorgehensweise sein, da sie glaubensunabhängig Aussagen ermöglich.
Als Beispiel kann man Jesus als menschlichen Juden betrachten und seine Aussagen im Licht der Kultur betrachten. Dann wird man feststellen, dass manche Aussagen gar nicht so radikal sind, wie sie sich heute anhören, weil sie nämlich im damaligen kulturellen Verständnis völlig normal waren.
Danach kann man dann glaubensmäßige Voraussetzungen formulieren und damit sagen, worin man als glaubender Christ über diese Aussagen hinausgeht.