closs hat geschrieben:Das ist eher ein Problem der Konnotation - auch ich werde in einer Welt, die das Ich zum Zentrum des Seins macht (auf existentialistische Weise gemäß Sartre) misstrauisch, wenn das Wort "Selbstliebe" kommt. - Das es in einem gereinigten Sinne etwas ganz anderes bedeuten kann, sei unbenommen.Demian hat geschrieben:wer Selbstliebe zuerst und völlig reduziert mit Egozentrismus oder Narzissmus übersetzt, hat einen sehr fragwürdigen Liebesbegriff.
Altruismus ohne Selbstliebe gibt es nicht, das halte ich für einen Irrtum - und ich sehe auch keinen ausreichenden Grund dieses schöne und tiefe Wort negativ zu bewerten. Indirekt spielt man damit einer verunmündigenden Gehorsamsideologie in die Hände ... es gibt in der christlichen Geschichte leider eine sehr starke Herabwürdigungskultur gegenüber der Einzelseele. Erst aber Selbsterkenntnis und Selbsttranszendenz kombiniert, ergeben die Individuation. Der Beweis meiner Argumentation ist die christliche Praxis selbst, in der die "Selbstlosigkeit" häufig nur ein Lippenbekenntnis blieb. Wie soll man auch universal lieben, wenn man noch nicht mal bei sich selbst begonnen hat, in einem sinnvollen Verhältnis zur eigenen Person und Innenwelt steht. Man möchte vielleicht das "moralisch Gute" tun, aber man kann es nicht, weil die psychologische Reife fehlt - so entsteht Doppelmoral und religiöse Heuchelei, während es ratsamer gewesen wäre einfach nur bei sich selbst zu beginnen , wie es im Anfängergeist des Zen praktiziert wird.