Alles Teufelszeug? II

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#531 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von closs » Sa 26. Mär 2016, 17:19

Thaddäus hat geschrieben:Die häufige Wiederholung einer falschen Aussage macht diese nicht irgendwann wahr.
Du kommst mir zuvor. ;)

Thaddäus hat geschrieben:Die kanonische bzw. Ratzinger-Exegese ist nicht wissenschaftlich begründbar, denn sie setzt die Ergebnisse voraus, die erst erwiesen werden müssen.
Die HKM-Exegese Deiner Facon schließt methodisch bedingt (= Prämisse) eine wirkliche Ergebnisoffenheit aus, weil sie nur auf der Basis schlussfolgern kann, dass Jesus ein normaler Mensch ist. - Was ist besser?

Thaddäus hat geschrieben:Die kanonische bzw. Ratzinger-Exegese stellt keine interpretatorische Perspektive auf Basis der biblischen Quellen dar.
Doch - natürlich.

Thaddäus hat geschrieben:Kanonische/Ratzinger-Exegese ist wissenschaftlich keinesfalls der HKM gleichgestellt
Beides ist nicht vergleichbar. - Die HKM Deiner Facon sammelt Beobachtungen und beschreibt sie, kann sie aber nicht für den Fall interpretieren, dass Jesus WIRKLICH der ist, für den das Christentum ihn hält. - Dieses Vakuum füllt die kanonische Exegese aus.

Thaddäus hat geschrieben:Während ihre hermneutische Prämisse nicht nur wissenschaftlich, sondern auch aus Gründen wissenschaftlicher und intellektueller Redlichkeit hoch problematisch ist, basiert die HKM auf keiner solchen hoch problematischen Prämisse, sondern auf der Wirksamkeit ihrer philologischen Methoden.
Philologische Methoden bringen - wie man hier sieht - doch selber hoch problematische Prämissen mit sich.

Ich will der kanonischen Exegese überhaupt keinen Heiligenschein aufsetzen - sicherlich übertreibt sie im Sinne Deiner Ausführungen. - Nur: Man braucht halt auch eine Exegese, die es für möglich hält, dass Jesus wesensgleich mit Gott ist.

Wenn es nach mir ginge, würde dies von der HKM erledigt - wenn diese WIRKLICH ergebnis-offen wäre. - Nach meiner Auffassung von Wissenschaft und HKM wäre dies problemlos möglich - aber da scheint es in den letzten Jahrzehnten Entwicklungen gegeben zu haben, die dies nicht mehr möglich machen.

Merke:
Die Kanonische Exegese ist (nach meinem Verständnis) allein deshalb re-vitalisiert worden, weil ein Vakuum entstanden ist. - Hätte aus meiner Sicht nicht nötig sein müssen.

Thaddäus hat geschrieben:Die Ergebnisse historisch-kritischer Analyse der biblischen Schriften ändern sich nicht unter der Annahme zusätzlicher metaphysischer Eigenschaften der historischen Person Jesus aus Nazareth oder eines göttlichen Heilsplanes.
Doch. - Der Umgang mit Texten/Rezeptionen (Evangelien, etc.) wäre ein anderer, wenn man die Motive "Der Mensch versteht Gott/Jesus nicht" und "Paradigmenwechsel des NT durch Jesus" mitbeeinziehen müsste - und eben dieses müsste man, wenn man einen "göttlichen Heilsplan" perspektivisch mit-berücksichtigen würde. - Die Interpretationen wären in wichtigen Punkten schlicht anders.

Dass dies nicht gesehen wird, beunruhigt - und schwächt aus meiner Sicht die wissenschaftliche Kompetenz.

Frohe Ostern! ;)

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#532 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von closs » Sa 26. Mär 2016, 17:24

Münek hat geschrieben:Dass beispielsweise Jesus im Auftrag Gottes für unsere Sünden gestorben sein soll, das festzustellen, kann nicht Aufgabe der theologisch-historischen Wissenschaft sein.
Aber es ist keine "THEOLOGISCH-historische Wissenschaft, wenn sie nicht kapiert, dass es ein wesentlicher Unterschied bei der Interpretation von Texten macht, ob man einen Jesus, in dem Gott am Kreuz stirbt, zur Basis nimmt, oder einen beliebigen Wanderprediger in Palästina.

"Es ist mir ein Rätsel, dass Du das nicht kapierst" - aber Du scheinst nicht der einzige zu sein . - Dieses Virus scheint ganz tief in einer speziellen Auffassung von Wissenschaft zu stecken - aus meiner Sicht kultur-geschichtlich bemerkenswert.

Benutzeravatar
Savonlinna
Beiträge: 4300
Registriert: So 2. Nov 2014, 23:19

#533 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von Savonlinna » Sa 26. Mär 2016, 18:05

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Dass beispielsweise Jesus im Auftrag Gottes für unsere Sünden gestorben sein soll, das festzustellen, kann nicht Aufgabe der theologisch-historischen Wissenschaft sein.
Aber es ist keine "THEOLOGISCH-historische Wissenschaft, wenn sie nicht kapiert, dass es ein wesentlicher Unterschied bei der Interpretation von Texten macht, ob man einen Jesus, in dem Gott am Kreuz stirbt, zur Basis nimmt, oder einen beliebigen Wanderprediger in Palästina.
Ob das überhaupt der Fall ist, so wie Du Dir den Gottestod am Kreuz vorstellst, muss ja erst untersucht werden. Und zwar von der Theologie.

Du willst - wie auch der Kommunismus in seiner Art - das Ergebnis bereits festlegen.
Die kommunistische Wissenschaft müsste, in ihrer Art des Vorgehens, eine Wissenschaft nach Deinem Herzen sein:
Sie untersucht nicht das Ergebnis, sondern sie setzt voraus, dass das Ergebnis richtig ist, und danach beurteilt sie die Gegenwart, die Vergangenheit und die Zukunft.

Das forderst - analog - auch Du.
Die Theologische Wissenschaft habe nicht zu untersuchen, in welcher Form in der Bibel vom Kreuzestod geredet wird, sondern sie habe eine spezifische Form davon vorauszusetzen und danach erst die Dinge zu berurteilen.

Wie schon oft von mir gesagt: der totalitär denkende Mensch redet so, wie ich es am Ende skizziert habe.
Und einmal mehr ist das der Nachweis, dass die Forderung nach einer bestimmten Form der Wissenschaft Ergebnis der psychischen Struktur des so fordenden Menschen ist.

Male Dir doch mal wie in einer Erzählung aus, wie die Kirchenmitglieder oder Gläubigen darauf reagieren würden, wenn Deine Vorstellung des Kreuzestodes die theologische Wissenschaft generieren würde.
Da es ja innerhalb der Theologie sehr viele Auffassungen des Neuen Testamentes gibt, auch die über den Kreuzestod, könnte nur eine Art Krieg das Problem lösen. Mit Argumenten ginge ja nicht, weil schließlich einer ja siegen muss, um die Theologie in Deiner Variante zu reformieren.

closs hat geschrieben:"Es ist mir ein Rätsel, dass Du das nicht kapierst" - aber Du scheinst nicht der einzige zu sein . - Dieses Virus scheint ganz tief in einer speziellen Auffassung von Wissenschaft zu stecken - aus meiner Sicht kultur-geschichtlich bemerkenswert.
Es ist der Virus der Demokratie, closs. Du vertrittst eine Art Theokratie innerhalb der Theologie, und dieser Virus sitzt in Dir.

SilverBullet
Beiträge: 2414
Registriert: Mo 17. Aug 2015, 19:04

#534 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von SilverBullet » Sa 26. Mär 2016, 18:54

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Das 3D-Lebewesen wirkt auf die 2D-Umgebung derart ein, dass eine Kommunikation von den 2D-Lebewesen als "wirklich" erfahren wird (intersubjektiv).
Aber nicht als 3-D-Einfluss gesehen wird, wenn man es nicht spirituell glaubt.
Redest du hierbei noch über das 3D-2D-Beispiel oder bist du wieder mitten in deinem Weltbild?

Tatsache ist, ein 3D-Lebewesen kann mit einem 2D-Lebewesen interagieren, so dass es zu einer Kommunikation kommt, bei der das Eingreifen einer 3D-Intelligenz vom 2D-Lebesen als Wirklichkeit erlebt wird. „Glaube“ oder „Spiritualität“ wird nicht benötigt.

Beispiel:
Das 3D-Lebewesen möchte, dass das 2D-Lebwesen nach rechts läuft, also wird ein Hindernis auf der linken Seite so verändert, dass der Weg immer versperrt ist. Aus diesem Anfangsschritt kann langsam immer mehr werden.
Wenn das 2D-Lebewesen über Sprache verfügt, ist das Kommunizieren gar kein Problem, weil das 3D-Lebewesen Laute erzeugen und dem 2D-Lebewesen zugänglich machen kann.
Alles kein Problem.

Das ist aber nicht vergleichbar mit der Situation der Religionen. Eine derartige Interaktion und Kommunikation gibt es dort nicht. (deshalb verwendest du ja die Wörter „spirituell“ und „Glaube“)

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Das 2D-Lebewesen kann sagen „beweise, dass du eine weitere Dimension zur Verfügung hast, indem du ein Objekt von A nach B transportierst, ohne dass ich den Weg verfolgen kann“.
Das wäre dann ein "Wunder", das ein 2-D-Naturalist als Fälschung bezeichnen würde, bis es "bewiesen" ist - und genau das geht nicht
Kein Problem, dann transportiert das 3D-Lebwesen einfach das 2D-Lebewesen von A nach B. Auch wenn das 2D-Lebewesen nicht versteht, wie es passiert, so versteht es dennoch, dass es tatsächlich transportiert wurde.

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:man braucht das religiös/philosophische Hineindeuten nur, wenn man keine Kommunikation "in der Wirklichkeit" durchführt.
Menschen, die Kontakt mit Gott fühlen, sind doch in ihrer diesbezüglichen Kommunikation "in der Wirklichkeit"
Nein, denn ansonsten hätten sie sich nicht die Zusammenhänge „Glaubensentscheid“, „Unterscheidung der Geister“ und „Glaube“ ausgedacht und würden nicht eine Frage wie eine Antwort behandeln müssen.

Zitat-closs: „was Du aber nicht anerkennen würdest.

Frag dich mal selbst, was das für ein „Schöpfer“ sein soll, der keinen eindeutigen Erkennungsmechanismus einbaut.

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Darauf gibt es keine Antwort, sondern es bleibt immer nur diese Frage übrig.
Da es nicht falsifizierbar ist, gibt es nur Glaubensantworten
In der Religion gibt es keine „Glaubensantworten“ sondern nur Fragen, die man wie Antworten verwaltet. Das ist ein „lustiger Trick“, der aber schnell langweilig wird, wenn man ihn durchschaut hat.

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Du wirst kein Konzept liefern können, in dem die Frage aus dem anfänglichen Schöpferverdacht nicht mehr enthalten ist.
Es wird Konzepte geben, die die geglaubte Glaubensantwort - egal von welchem Weltbild - erklärt.
Wann soll es sie geben?
Tatsache ist, wenn ein Mensch annehmen will, dass es einen Schöpfer gibt, dann benötigt er ein Konzept, um an diesen Inhalt zu denken, wenn er an die Existenz dieses Konzeptes glaubt.

Da das Konzept jedoch fehlt, besteht der „Glaube“ lediglich aus dem Durchspielen einer Demutshaltung, sozusagen einem Sich-Klein-Machen unter der Annahme, beobachtet zu werden – von einem „konkreten Gott“ ist da weit und breit nichts zu finden.

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Du kritisierst immer die Verwendung von Methodik innerhalb der Naturwissenschaft
Das tue ich NIE. - Ich kritisiere, wenn man eine Methodik als Wirklichkeits-Monopolisten versteht.
Selbstverständlich, du sagst, dass man „Wirklichkeit“ nicht von Methodik abhängig machen darf. Wenn man aber genau hinschaut, versuchst du dir über eine Methodik (Hermeneutik) einzureden, dass eine Frage eine wirkliche Antwort darstellen soll. Es gibt keinen schlechteren Weg, um sich zu fragen, ob man ein wirkliches Ergebnis vor sich hat.

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Mit dem „hermeneutischen Zirkel“ versucht sich ein Leser die Meinung zu generieren, als habe er einen Text verstanden, mehr nicht.
Er versucht, sein Anfangs-Verständnis immer mehr zu entwickeln.
Das hast du sehr grosszügig formuliert, denn wer macht das nicht?

Tatsache ist, dass die „Hermeneutik“ einen beliebigen Spielraum lässt, um sich Gewissheit einzubilden, wo keine ist.
Ansonsten wäre es dir doch schon aufgefallen, dass du eine Frage wie eine Antwort verwaltest.

____________________________________


Münek hat geschrieben:Ich kenne keinen Wissenschaftszweig, der mit der Hypothese "GOTT" arbeitet
Naturwissenschaftlich keine ich auch keinen Zweig, der das machen würde.
(Theologie und Philosophie dürfen aus meiner Sicht als machen, was sie wollen – ich wundere mich ja sowieso schon)

Das hat auch einen Grund:

„Gott“ ist keine Hypothese, sondern nur ein Name, der dazu dient, sich selbst vorzumachen, einer Antwort gegenüberzustehen, obwohl man immer noch die gleiche Frage stellt.

Die eigentliche Hypothese ist der „Schöpfungsverdacht“. Diese ist allerdings unvollständig, denn es fehlt (unter anderem) der „Jemand“, der es gemacht haben soll.
Daraus resultiert die Frage: „Wer soll das sein?“.

Egal welche „Beschreibung“ mir für das Wort „Gott“ geliefert wurde, ich kann immer noch die gleiche Frage stellen: „Wer soll das sein?“.

=> „Gott“ und „Hypothese“ sind zwei Wörter, die nichts miteinander zu tun haben.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#535 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von closs » Sa 26. Mär 2016, 20:15

Savonlinna hat geschrieben:Ob das überhaupt der Fall ist, so wie Du Dir den Gottestod am Kreuz vorstellst, muss ja erst untersucht werden.
Kann man - aber den wesentlichen Punkt kann man NICHT nachweisen:
a) War Jesus ein beliebiger Wanderprediger, der irgendwas erzählt hat? - Nicht falsifizierbar.
b) War Jesus der, für den ihn das Christentum hält? - Auch nicht falsifizierbar.

Der entscheidende Punkt:
Identische Texte (!) der Bibel sind anders zu interpretieren, ob a) oder b). - Wir haben also den Fall, dass wir zwei nicht-falsifizierbare Grundlagen haben, auf denen sich die Interpretation aufbaut.

Mein Kritikpunkt:
Wissenschaft, die etwas auf sich hält, müsste BEIDE Möglichkeiten berücksichtigen, weil sie sonst nicht ergebnisoffen ist. - Dass die kanonische Exegese diesbezüglich nicht ergebnis-offen ist, gibt sie ausdrücklich zu - sie meint, dass ihre Existenz-Berechtigung nur darin liegt, dass b) wahr ist. - Dass die HK-Exegese, so wie sie hier dargestellt wird, auch nicht ergebnis-offen ist, wird von ihr vehement bestritten. - Sie verkennt, dass ihre methodischen Prämissen den Fall b) nicht zulassen, sie also Jesus so verstehen muss, als sei a) richtig. - Sie überspielt dies, indem sie meint, sie würde immer dasselbe interpretieren, egal ob a) oder b) - was reine Selbst-Täuschung ist.

Savonlinna hat geschrieben:Du willst - wie auch der Kommunismus in seiner Art - das Ergebnis bereits festlegen.
Nein - ich will, dass Prämissen erkannt werden. - Dass unterschiedliche Prämissen unterschiedliche Ergebnis-Spielräume mit sich bringen, ist naheliegend. - ICH will nichts fest legen. - Im Gegenteil: Ich habe kein Problem, die Bibel auch mal unter naturalistischen Gesichtspunkten zu interpretieren.

Savonlinna hat geschrieben:Das forderst - analog - auch Du.
Nein - siehe oben. - Was Du sagst, ist ganz einfach falsch.

Savonlinna hat geschrieben:Die Theologische Wissenschaft habe nicht zu untersuchen, in welcher Form in der Bibel vom Kreuzestod geredet wird, sondern sie habe eine spezifische Form davon vorauszusetzen und danach erst die Dinge zu berurteilen.
Nein. - die Wissenschaft hat sich dessen bewusst zu sein
a) aus welcher Perspektive sie untersucht, und
b) aus welchen Perspektiven sie somit NICHT untersucht.
Deine Aussage ist in Bezug auf mich komplett daneben.

Savonlinna hat geschrieben: der totalitär denkende Mensch redet so, wie ich es am Ende skizziert habe.
Stimmt. - Und was hat das mit dem Thema hier zu tun?

Savonlinna hat geschrieben:Und einmal mehr ist das der Nachweis, dass die Forderung nach einer bestimmten Form der Wissenschaft Ergebnis der psychischen Struktur des so fordenden Menschen ist.
Man muss es nicht gleich psychologisch aufziehen - aber wenn Du willst, ist auch gut. - Für mich ist auf anderer Ebene der Nachweis gebracht, dass eine prädisponierte Weltanschauung in der philologischen Wissenschaft Ergebnisse stark beeinflusst.

Savonlinna hat geschrieben:Male Dir doch mal wie in einer Erzählung aus, wie die Kirchenmitglieder oder Gläubigen darauf reagieren würden, wenn Deine Vorstellung des Kreuzestodes die theologische Wissenschaft generieren würde.
Nachdem ich den Kreuzestod nicht themantisiert habe (ich habe erwähnt, dass es ein Unterschied ist, ob man von "Gott am Kreuz" oder von einem "beliebigen Wanderprediger" ausgeht), wüsste ich nicht einmal, welche Vorstellungen ich diesbezüglich anbieten sollte - aber vielleicht fällt mir was ein, wenn es in einem anderen Thread ein Thema ist.

Savonlinna hat geschrieben:Mit Argumenten ginge ja nicht, weil schließlich einer ja siegen muss, um die Theologie in Deiner Variante zu reformieren.
Schon wieder nein. - Ich habe nichts dagegen, wenn der eine sagt "Gott ist ein alter Mann mit Bart" oder der andere "Gott ist pure Einbildung des Menschen" oder "Köhler ist ein Fußball-Gott". - Das sind alles Ausdrücke eines individuellen Kenntnis-Standes. - Das wäre jetzt ein heilsgeschichtliches Thema.

Menschen müssen hier nicht siegen - es ist überhaupt nicht ihre Sache. - Mir liegt hier an etwas ganz anderem: Dass der Mensch erkennt, unter welchen Bedingungen er zu "seinen" Ergebnissen kommt. - Und da meine ich bezüglich unseres eigentlichen Themas in der Tat, dass sich die Ratzis dieser Welt bewusst sind, unter welchen Bedingungen ("Prämissen") sie zu ihren Ergebnissen kommen, also mit offenem Visier sprechen. - Dieses Kompliment kann ich leider denen, die hier die HKM zu vertreten, nicht machen.

Savonlinna hat geschrieben:Es ist der Virus der Demokratie, closs.
Oje - lasst uns in der Wissenschaft abstimmen. :devil:

Savonlinna hat geschrieben:Du vertrittst eine Art Theokratie innerhalb der Theologie
Nochmal ein Nein - denn zwischen "theozentrisch" und "theokratisch" besteht ein großer Unterschied. - "Theozentrisch" ja - denn in der Tat macht es aus meiner Sicht keinen Sinn, Theologie ohne Gott zu betreiben. - Ich gehe tatsächlich davon aus, dass es Gott als Instanz nicht nur in uns, sondern auch über uns gibt.

Nachweisen kann ich das nicht - wie auch andere ihre Prämissen nicht nachweisen können. - Aber ich habe nichts dagegen, wenn man die Bibel unter
* theokratischen
* feministischen
* naturalistischen
* atheistischen
* vegetarischen :oops:
* psychologischen
* anthropozentrischen
* mythologischen
* kantischen
* hegelschen
* heideggerschen
* islamischen
* gender-mainstream-ischen
* preussischen oder
* bayrischen
Gesichtspunkten liest. - Man muss sich nur klar sein, unter welcher Flagge man es tut. - Das scheint schwer durchsetzbar zu sein.

Im übrigen:
Du hast in diesem Thread so viele offensichtliche Falschaussagen gemacht, dass Du auch mal in Dich gehen solltest. - So diametral falsch, wie Du mich verstehst, kann nicht nur an mir liegen.
Zuletzt geändert von closs am Sa 26. Mär 2016, 20:18, insgesamt 2-mal geändert.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#536 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von sven23 » Sa 26. Mär 2016, 20:16

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Das tut die Forschung.
Das kann sie doch nur sehr bedingt. - Vor allem darf sie nicht analog zu anderen historisch-kritischen Themen setzen, dass ältere Quellen zwingend authentischer sein müssen als jüngere.
Nicht zwingend, aber nach allgemeiner Lebenserfahrung und gesundem Menschenverstand ist es so. Deshalb scheidet das Johanesevangelium auch weitgehend als Quelle für authentische Jesusworte aus.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:"Linientreue Wissenschaft ist keine Wissenschaft mehr."
Korrekt - aber das ist doch genau mein Vorwurf an das, was hier als HKM verkauft wird. - Du merkst nicht, dass Du im Glashaus sitzt.
Das war die Aussage des Neutestamentlers Prof. Dr. Michael Theobald zu Ratzinger. Er hat gute Gründe für diesen Vorwurf. Das hat überhaupt nicht mit Kritik an der historisch-kritischen Methode zu tun.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#537 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von sven23 » Sa 26. Mär 2016, 20:23

closs hat geschrieben: Nämlich dass Generationen vergangener und heutiger Spitzenwissenschaftler für doof oder unwissenschaftlich verkauft werden sollen, weil sie EINER Schule nicht bedingungslos folgen.
Sie müssen nicht doof sein, sie sollten sich an die wissenschafliche Methodik halten, wenn sie Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erheben. Mehr braucht es doch gar nicht.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#538 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von sven23 » Sa 26. Mär 2016, 20:29

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Dass beispielsweise Jesus im Auftrag Gottes für unsere Sünden gestorben sein soll, das festzustellen, kann nicht Aufgabe der theologisch-historischen Wissenschaft sein.
Aber es ist keine "THEOLOGISCH-historische Wissenschaft, wenn sie nicht kapiert, dass es ein wesentlicher Unterschied bei der Interpretation von Texten macht, ob man einen Jesus, in dem Gott am Kreuz stirbt, zur Basis nimmt, oder einen beliebigen Wanderprediger in Palästina.

"Es ist mir ein Rätsel, dass Du das nicht kapierst" - aber Du scheinst nicht der einzige zu sein . - Dieses Virus scheint ganz tief in einer speziellen Auffassung von Wissenschaft zu stecken - aus meiner Sicht kultur-geschichtlich bemerkenswert.
Na ja, seien wir ehrlich. Dass du keinen Zugang zu wissenschaftlicher Vorgehensweise hast, war spätestens seit der Homöopathiedebatte klar. Aber dass du überhaupt keinen Ausweg aus dem zirkelreferenten Denken findest, ist schon bemerkenswert und bisweilen tragik-komisch.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#539 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von closs » Sa 26. Mär 2016, 20:35

SilverBullet hat geschrieben:Redest du hierbei noch über das 3D-2D-Beispiel?
Ja - ein 2-D-ler erkennt 3-D-Einflüsse nicht, wenn er nicht vorher auf die Idee kommt, dass es 3-D geben könnte. - Jetzt klarer?

SilverBullet hat geschrieben:Tatsache ist, ein 3D-Lebewesen kann mit einem 2D-Lebewesen interagieren, so dass es zu einer Kommunikation kommt, bei der das Eingreifen einer 3D-Intelligenz vom 2D-Lebesen als Wirklichkeit erlebt wird.
Herrschaft - aber 2D nimmt 3D auf 2D wahr - und wenn er nichts anderes (geistig) kennt als 2D, wird er das 3D als Phänomen von 2D interpretieren.

SilverBullet hat geschrieben:Eine derartige Interaktion und Kommunikation gibt es dort nicht.
Das "Spirituelle" ist doch gerade die Voraussetzung, dass 2D überhaupt auf die idee kommen kann, dass es 3D geben kann - das nennt man "Transzendenz-Fähigkeit" - für 2D ist 3D transzendent. - 2D kann nur transzendent erkennen, dass eine 3D-Äußerung auf 2D nicht 2D, sondern genuin 3D ist. - Mann, wird das schon wieder kompliziert.

SilverBullet hat geschrieben: Auch wenn das 2D-Lebewesen nicht versteht, wie es passiert, so versteht es dennoch, dass es tatsächlich transportiert wurde.
Stimmt - das nennt man "Teleportation", was man problemlos ohne Transzendenz interpretieren kann.

Wenn heute der Papst in Rom in Messe lesen würde und 2 Stunden später in Buenos Aires wäre, würde man dies wissenschaftlich zu klären wissen. - Wenn jede Fälschungs-Möglichkeit ausgeschlossen wäre, würde man Forschungen in Bezug auf Teleportation intensivieren - "da ist etwas, wir müssen es rausfinden". - Überhaupt kein Vorwurf - aber man würde nicht sagen: "Dies war ein göttliches Wunder". - Übertragen auf Dein obiges Beispiel: Man würde auf 2D bleiben.

SilverBullet hat geschrieben:denn ansonsten hätten sie sich nicht die Zusammenhänge „Glaubensentscheid“, „Unterscheidung der Geister“ und „Glaube“ ausgedacht
Nee - das hat andere Gründe. - Es hat damit zu tun, dass Phänomene für den Menschen auch im Geistigen nicht immer identifizierbar sind. - Aber das wäre jetzt Oberseminar - wir sind noch im Vorseminar.

SilverBullet hat geschrieben:In der Religion gibt es keine „Glaubensantworten“ sondern nur Fragen, die man wie Antworten verwaltet.
Verstehe ich nach wie vor nicht - klingt sehr praxis-fern.

SilverBullet hat geschrieben:Da das Konzept jedoch fehlt
Wenn man die Genesis entschlüsselt (ich spreche nicht von wörtlichem Verstehen), hast Du eine Menge Konzept. - Aber da wirst Du Dich intensiver beschäftigen müssen.

SilverBullet hat geschrieben:Selbstverständlich, du sagst, dass man „Wirklichkeit“ nicht von Methodik abhängig machen darf.
Korrekt - der Schwanz darf nicht mit dem Hund wackeln. - Realität steht über der Wahrnehmung.

SilverBullet hat geschrieben:Wenn man aber genau hinschaut, versuchst du dir über eine Methodik (Hermeneutik) einzureden, dass eine Frage eine wirkliche Antwort darstellen soll.
Diesen Satz verstehe ich immer noch nicht - ich meine, Dir wiederholt erklärt zu haben, was Hermeneutik ist. - Darauf kamen keine konkreten Rückfragen, was ich als "verstanden" gewertet habe.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#540 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von closs » Sa 26. Mär 2016, 20:52

sven23 hat geschrieben:Nicht zwingend, aber nach allgemeiner Lebenserfahrung und gesundem Menschenverstand ist es so.
Es ist auch i.d.R. in den Bereichen so, in denen ich gearbeitet habe - hier konkret: Quellen-Geschichte mittelalterlicher Epen.

Aber es geht halt nicht immer so. - Stell Dir bspw. vor, dass der Erst-Abschreiber eines Autographs (gibt's ja in der Bibel eh nicht) den Text fälschen wollte, um seinem gegenwärtigen Herrn zu schmeicheln (war im Mittelalter gang und gäbe). - Und stell Dir vor, dass ein späterer Abschreiber das noch existierende Autograph in einem Kloster gefunden und neutral abgeschrieben, wäre die spätere Quelle authentischer.

Für "Menschenverstand" sollte man in der Wissenschaft einen höheren Standard finden als Automatismen.

sven23 hat geschrieben:Deshalb scheidet das Johanesevangelium auch weitgehend als Quelle für authentische Jesusworte aus.
Eine dramatisch unwissenschaftliche Aussage. - Als Hypothese kann man das bringen, aber nicht als "Gesetz" - dazu ist Wissenschaft zu knifflig.

sven23 hat geschrieben:as hat überhaupt nicht mit Kritik an der historisch-kritischen Methode zu tun.
Glaube ich Dir - aber dieser Satz gilt überall - siehe oben: Automatismen.

sven23 hat geschrieben:Sie müssen nicht doof sein, sie sollten sich an die wissenschafliche Methodik halten
Sie wissen darüber als wir beide und gehen damit vielleicht verantwortungsvoller zu als irgendwelchen Automatismus-Freunden.

sven23 hat geschrieben:Dass du keinen Zugang zu wissenschaftlicher Vorgehensweise hast
Naja - so viel wird sich in den letzten Jahrzehnten dann doch nicht wieder verändert haben. - Allerdings ist richtig, dass ich keinen Zugang zu weltanschaulich kontaminierter Wissenschaft haben möchte.

Und da ist der entscheidende Punkt, ob man offen legt, von welcher Perspektive man forscht und die Konsequenzen daraus abschätzen kann - da ist mir, wie wiederholt gesagt, eine Ratzi, der von erkannten Glaubens-Prämissen aus forscht ("Ich forsche auf der Basis, dass es Gott gibt, auch wenn ich nicht beweisen kann, dass es Gott gibt") sympathischer als eine sich als ergebnis-offen wähnende Wissenschaft, die methodisch bedingt mögliche Realität ignoriert.

sven23 hat geschrieben:Aber dass du überhaupt keinen Ausweg aus dem zirkelreferenten Denken findest
Du sitzt da im Glashaus und ich möglicherweise nicht.

Antworten