Allversöhnung

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Demian
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#531 Re: Allversöhnung

Beitrag von Demian » Fr 18. Okt 2013, 10:52

Rembremerding hat geschrieben:@Lena
was würde sich an deinem Denken, an deinen Worten und Taten ändern, wenn es die AV gibt?
Wenn du aufmerksam und bewusst darüber nachdenkst, erkennst du in diesen Änderungen jene Bereiche, in denen du vorankommen musst auf den Weg zur Heiligung, die doch erst durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Christus Jesus, dem gerechten Richter, überhaupt möglich wurde.
Gen 3,4; HSK
Die Schlange sprach zur Frau: »0 nein, auf keinen Fall werdet ihr sterben!«
Hatte die Schlange recht?

In einer globalisierten Welt ist es zunehmend unglaubwürdig und lächerlich, wenn eine Religion irgendeine Monopoltheologie aufrecht erhalten möchte. Nicht um Monopole sollte es gehen, sondern um initiatorische Hilfe auf einem persönlichen Weg. Da reichen solche Phrasen wie "doch erst durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Christus Jesus" einfach nicht. Damit werden alle Nichtchristen und die vielen nichtchristlichen Kulturen und spirituellen Traditionen in ihrer Tiefe, Sinn- und Menschlichkeit mit ein paar Wörtlein beiseite gewischt. Was hat das mit der Verkündigung einer universalen, grenzensprengenden und öffnenden Liebe zu tun?

Die Geschichte mit der Schlange und der Frau würde ich empfehlen in ihrer Entstehung aus einer patriarchalen Kultur heraus zu lesen, zu hinterfragen und neuzubewerten. Exegese unterhalb des Niveaus der weiblichen Emanzipation passt nicht mehr in unsre Zeit – viel mehr sollte sie den oft rein politischen Feminismus, um eine spezifische Betonung der weiblichen Spiritualität ergänzen ( Mutter Erde, die göttliche Sophia, die Himmelskönigin, die große Mutter, der weibliche Heilige Geist und andere Archetypen wären mythologische Ansätze )
Zuletzt geändert von Demian am Fr 18. Okt 2013, 11:54, insgesamt 1-mal geändert.

Rembremerding
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#532 Re: Allversöhnung

Beitrag von Rembremerding » Fr 18. Okt 2013, 11:45

@Demian
Es geht nicht darum, was im 21. Jahrhundert gerade "in" ist und der Mensch in seiner angeblichen Aufgeklärtheit erträgt, sondern um den Heilsplan Gottes, der räumlich, wie zeitlich unterschiedliche Entfaltungsstadien aufweist.
Da hilft keine postmoderne Wischiwaschi-Gleichmacherei, typisch für die Diktatur des Relativismus, sondern es geht konkret darum, dass Christen den von Gott für sie offenbarten einzigen und letztgültigen Weg annehmen in Christus Jesus.
Mag Gott für Buddhisten, Animisten, Hinduisten, Theosophen etc. einen anderen Weg zu ihm bereiten, Christen wurde vom Herrn sein Weg, der beste Weg, der innerlichen Reifung und Heiligung gegeben. Mögen dir diese christlichen Phrasen nichts gelten, die in der Hl. Schrift dargelegt sind, so sind wir doch alle als Geschöpfe des einzigen Gottes durch seine uns geschenkte Liebe in dieser verpflichtet jeden so anzunehmen, wie er ist. Das ist wahre Toleranz.
Christen haben darum kein Problem Nichtchristen zu lieben. Mehr noch: Als Christ und Mensch ohne Möglichkeit der Selbsterlösung müssen wir uns, in der Nachfolge des Herrn, geringer erachten, als den Nächsten und dienen. :wave:
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#533 Re: Allversöhnung

Beitrag von closs » Fr 18. Okt 2013, 12:05

Rembremerding hat geschrieben:Hatte die Schlange recht?
Nein - aus ihrer Sicht war es unrecht, da sie nicht über Leben und Tod befinden kann. - Hätte Gott diesen Satz gesagt, wäre er richtig gewesen.

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Demian
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#534 Re: Allversöhnung

Beitrag von Demian » Fr 18. Okt 2013, 12:05

Rembremerding hat geschrieben:@Demian
Es geht nicht darum, was im 21. Jahrhundert gerade "in"

Darum geht es tatsächlich nicht - es geht darum, was den ethischen Standards und geistigen Erkenntnissen und Erfahrungen am Besten entspricht. Schon seit der deutschen Romantik gibt es einen kontinuierlichen Strom der östlichen Weisheitslehren ins europäische Denken, also durch Beschäftigung mit dem Sanskrit, den Upanishaden, der Bhagavad Gita und dergleichen mehr. Das ist längst keine Mode mehr, sondern eine ernsthafte Auseinandersetzung auf intellektueller Ebene. Wenn du das nicht weißt, ist das lediglich deine beträchtliche Wissenslücke.

Da hilft keine postmoderne Wischiwaschi-Gleichmacherei, typisch für die Diktatur des Relativismus,

Wenn dir in Anbetracht anderer Denkweisen nur Gleichmacherei oder Ablehnung als Option einfällt, dann hast du nicht mit genügend liebenden Augen betrachtet und differenziert. Es geht einfach um ganzheitliches Denken, Differenzierung, universales Streben nach Wissen und die Fähigkeit die eine Wirklichkeit in immer neuen Perspektiven zu betrachten. Das relativiert nichts - aber das vertieft alles.

Mehr noch: Als Christ und Mensch ohne Möglichkeit der Selbsterlösung müssen wir uns, in der Nachfolge des Herrn, geringer erachten, als den Nächsten und dienen.

Was soll dieser negatives Begriff vom "Selbst"? Was meinst du damit überhaupt? Erkläre dich. Selbstlosigkeit ( wie im geistlichen Kontext des Evangeliums als Nachfolge ) und Selbstentfaltung sind keine Gegensätze, sondern Kehrseiten des selben Bewusstseins.
Zuletzt geändert von Demian am Fr 18. Okt 2013, 13:51, insgesamt 1-mal geändert.

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#535 Re: Allversöhnung

Beitrag von Rembremerding » Fr 18. Okt 2013, 12:34

Ach @Demian, wir nehmen uns viel zu wichtig. :)
Guten Willen nicht erkennen, den anderen versuchen herabzusetzen, in Geist, Intellekt und Erkenntnis und gar lieben zu können in Frage stellen, dass sind die Resultate davon.
Man kann aber daraus lernen, wie weit der Weg noch ist.

Das geistige Christentum erklärt sich übrigens nicht durch Menschen oder der Wissenschaft, sondern durch Christus Jesus.
Wenn wir uns durch ihn entfalten lassen, werden wir ihn in uns erkennen und das Selbst und ER sind eins im Ich im Vater.
Aber dies alles ist OT.
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#536 Re: Allversöhnung

Beitrag von Demian » Fr 18. Okt 2013, 12:48

Rembremerding hat geschrieben: Guten Willen nicht erkennen, den anderen versuchen herabzusetzen, in Geist, Intellekt und Erkenntnis und gar lieben zu können in Frage stellen, dass sind die Resultate davon.

Wenn man von mächtigen Wahrheiten überzeugt ist, dann kann man einen kritischen und sogar scharfen, intensiven und doch offenen Dialog führen. Das versuche ich mit Vorliebe. Herabgesetzt habe ich dich mit meinen Worten jedenfalls nicht - meine Kritik bezog sich auf deine Ansichten, die ich fragwürdig und bedenkenswert finde. Ob du das tun willst ist deine Sache.

Das geistige Christentum erklärt sich übrigens nicht durch Menschen oder der Wissenschaft, sondern durch Christus Jesus.
Wenn wir uns durch ihn entfalten lassen, werden wir ihn in uns erkennen und das Selbst und ER sind eins im Ich im Vater.
Aber dies alles ist OT.

Das geistige Christentum erklärt sich auch durch Menschen, Wissenschaft, jede Art von schöpferischer/spiritueller/künstlerischer Praxis. Wenn die christliche Geisteshaltung stimmt, dann ist das so. Dann könnte sie durch Offenheit auch nicht widerlegt oder relativiert werden. Entweder sie ist wahr oder falsch.

Den psychologischen Hintergrund ( Selbstlosigkeit und Selbstentfaltung ) könnte man noch genauer im christlichen Kontext beschreiben, aber das sprengt hier den Rahmen. Mir ist lediglich der Hinweis wichtig, dass die östliche Spiritualität nicht "Selbstentfaltung" in einem egozentrischen Sinne betreibt - und es gibt auch keine homogene östliche Spiritualität, sondern eine sehr reichhaltige Weisheitslehre und Philosophie mit einem nicht weniger komplexen System reflektierter Religionskritik.

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#537 Re: Allversöhnung

Beitrag von Naqual » Fr 18. Okt 2013, 12:50

Rembremerding hat geschrieben:Es geht nicht darum, was im 21. Jahrhundert gerade "in" ist und der Mensch in seiner angeblichen Aufgeklärtheit erträgt, sondern um den Heilsplan Gottes, der räumlich, wie zeitlich unterschiedliche Entfaltungsstadien aufweist.
Also verweist Du auf die dogmatischen Vorstellungen, die in der Antike und Mittelalter "in" waren in der Deutung des einen Gottes und erklärst sie über alle Kritik erhaben.

Da hilft keine postmoderne Wischiwaschi-Gleichmacherei, typisch für die Diktatur des Relativismus, sondern es geht konkret darum, dass Christen den von Gott für sie offenbarten einzigen und letztgültigen Weg annehmen in Christus Jesus.
Gott ist nur für Christen da? Diejenigen, die Jesus nicht annehmen sind ewig verdammt? Wie stellst Du diese Gesinnung einer Diktatur gegenüber? Es ist bereit Diktatur, solches anzunehmen von Gott.
Und die Vorstellung, man müsse nur Jesus annehmen, egal wie klein oder groß der Sünder ist: Gleichmacherei?
Offen gesagt, ich kann mit so Schlagworten wie "Wischiwaschi-Gleichmacherei" und "Diktatur des Relativismus" nichts anfangen. Damit kann man jeden vorwurfsvoll bedienen.

Mag Gott für Buddhisten, Animisten, Hinduisten, Theosophen etc. einen anderen Weg zu ihm bereiten, Christen wurde vom Herrn sein Weg, der beste Weg, der innerlichen Reifung und Heiligung gegeben. Mögen dir diese christlichen Phrasen nichts gelten, die in der Hl. Schrift dargelegt sind, so sind wir doch alle als Geschöpfe des einzigen Gottes durch seine uns geschenkte Liebe in dieser verpflichtet jeden so anzunehmen, wie er ist. Das ist wahre Toleranz.
Nun, da braucht man nur seine Augen aufmachen, die verschiedenen Vertreter der Richtungen anschauen und sieht, ob der Anspruch, den besten Weg zu vertreten, gerechtfertigt ist. Auch ein Blick in die Geschichte ist hier lehrreich, jedenfalls führt dieser zwingend in eine demütige Haltung.


Christen haben darum kein Problem Nichtchristen zu lieben. Mehr noch: Als Christ und Mensch ohne Möglichkeit der Selbsterlösung müssen wir uns, in der Nachfolge des Herrn, geringer erachten, als den Nächsten und dienen.
Wie macht man das konkret, also sich geringer erachten, wenn man weiß den besten Weg zu gehen?

Der Christ in Deinem Sinne kennt keine Selbsterlösung und sündigt selbst weiter (vielleicht widerwillig und vielleicht weniger, aber...) . Wovon er sich erlöst glaubt, ist die Strafe, nicht die Sünde. Das ist insoweit dann also richtig mit der Selbsterlösung, dass man sich einen Straferlass schlecht selbst geben kann.
Zuletzt geändert von Naqual am Fr 18. Okt 2013, 12:58, insgesamt 1-mal geändert.

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#538 Re: Allversöhnung

Beitrag von closs » Fr 18. Okt 2013, 12:52

Demian hat geschrieben:Was soll dieser negatives Begriff vom "Selbst"?
Da verstehe ich Remembering schon - allerdings passt der Begriff "negativ" nicht so ganz.

Der sogenannte "Sündenfall" ist gleichzusetzen mit der Konkurrenz von Gott-Bewusstsein und Ich-Bewusstsein (diesen Dualismus gab es vor dem Sündenfall NICHT). - Heilsgeschichte (insgesamt oder individuell) ist somit, dieses Ich-BEWUSSTSEIN aufzuheben in ein Gott-Bewusstsein. - Dabei scheint es sehr schwer vermittelbar zu sein, dass dies keine Aufgabe des Ich, sondern eine Aufhebung des Ich (im hegelschen Sinne), also eine Veredelung des Ich ist.

Das Verwirrende dabei ist, dass man dasselbe genau anders ausdrücken kann, indem man sagt: Heilsgeschichte ist das Eintauchen ins Ich (mit der klammheimlichen Voraussetzung, dass das Eintauchen ins Ich zu Gott führt. Geht auch und ist so gesehen dasselbe, wie die obige Variante - klingt aber genau gegenteilig.

Problematisch ist, wie man das gottnahe Eintauchen ins ich unterscheiden soll vom gottfernen Eintauchen ins Ich - das wird beispielsweise deutlich, wenn man den Existenzialismus eines Kierkegaard vergleicht mit dem Existenzialismus eines Sartre. - Unsere heutige Zeit kennt diesbezüglich Kierkegaard NICHT, sondern - wie es scheint - nur Sarte.

Wir müssen also über Begrifflichkeiten sprechen. - Rememberings Auffassung entspricht der Überwindung des Ich mit dem Ziel seiner Aufhebung in Gott - dem kann ich folgen. Aber nicht im Sinne einer Vernachlässigung ("negativ") des Ichs.

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#539 Re: Allversöhnung

Beitrag von Magdalena61 » Fr 18. Okt 2013, 13:04

Vitella hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Was bedeutet Gerechtigkeit, wenn Menschen wie Adolf Hitler am Ende der Tage neben (auf gleicher Höhe wie) Paulus und Augustinus sitzen?
Paulus hat sehr viel gemordet als Saulus, bevor er zu Paulus wurde, es sind, resp. waren beide Mörder.
Augustinus würde es bestimmt nicht stören.
Man kann Paulus doch nicht mit Hitler vergleichen.
Paulus war ein tiefgläubiger Pharisäer und ein "Eiferer für Gott", aber verpeilt. Er hat sich jedoch korrigieren lassen.
Hitler... hat nicht für Gott "geeifert"; nicht für den Gott der Bibel. Wenn überhaupt, dann für irgendwelche germanischen Gottheiten-- seine geistlichen Ratgeber waren dämonischer Natur.
LG
God bless you all for what you all have done for me.

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Naqual
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#540 Re: Allversöhnung

Beitrag von Naqual » Fr 18. Okt 2013, 13:09

closs hat geschrieben: Das Verwirrende dabei ist, dass man dasselbe genau anders ausdrücken kann, indem man sagt: Heilsgeschichte ist das Eintauchen ins Ich (mit der klammheimlichen Voraussetzung, dass das Eintauchen ins Ich zu Gott führt. Geht auch und ist so gesehen dasselbe, wie die obige Variante - klingt aber genau gegenteilig.
Den scheinbaren Widerspruch kann man an einem Vergleich verdeutlichen:
Der einzelne und die Gemeinschaft, deren Teil er ist. Dabei ist der einzelne für die Gemeinschaft da und die Gemeinschaft für den einzelnen. Beides. Fehlt eines der beiden Dinge haben wir entweder den egoistisch Vereinzelten oder politisch in der härtesten Ausprägung den Faschismus, bzw. die Diktatur.
M.E. muss man also stets BEIDE Wege gehen. Sie bedingen sich einander.

Problematisch ist, wie man das gottnahe Eintauchen ins ich unterscheiden soll vom gottfernen Eintauchen ins Ich - das wird beispielsweise deutlich, wenn man den Existenzialismus eines Kierkegaard vergleicht mit dem Existenzialismus eines Sartre. - Unsere heutige Zeit kennt diesbezüglich Kierkegaard NICHT, sondern - wie es scheint - nur Sarte.
Hier bist Du gleich auf zwei Bildungslücken bei mir gestoßen. Kannst Du das kurz näher beschreiben?

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