Münek hat geschrieben: Ich spreche nicht von Wahrnehmung, sondern DEM angeblichen Unterschied zwischen der "Welt als Entität" und der "Welt als ICH-Vorstellung".
"(Naturalistische) Welt als Entität" heißt, dass Mond, Kuh, Zugspitze und Hase von jedem als Mond, Kuh, Zugspitze und Hase wahrgenommen werden können - es ist eine materielle Welt (Res extensae). - "Welt als Ich-Vorstellung" heißt, dass der Mensch nur Monade einer inneren geistigen Welt ist. - Münek und Closs würden also in komplett verschiedenen geisitigen Welten leben, zu denen es NICHT eine gemeinsame materielle Erdung gibt - es gibt dann kein naturalistisches Universum.
Genau daran, dass es dieses Universum gibt, glaubt aber Descartes, weshalb er sich (mit mehr oder weniger großem Erfolg) den Naturwissenschaften zuwenden kann (eine monadische Ich-Welt naturwissenschaftlich zu untersuchen wäre blödsinnig).
Münek hat geschrieben:die funktionierende Welt/das unendliche Universum mit ihren Naturgesetzen und ihrer Jahrmilliarden alten Geschichte können NIEMALS das Gedankenprodukt des menschlichen Geistes ("ICH") sein. Völlig ABSURD. Völlig UNMÖGLICH.
Was Du alles weißt.
![Lachend :lol:](./images/smilies/icon_lol.gif)
- Wichtig: DU sprichst vom menschlichen Geist - ich spreche vom "Geist, aus dem Materie ist" (also Gott) ---- natürlich kann dieser Geist im Menschen soweot abgelegt werden, dass damit eine Vorstehungswelt entsteht.
Münek hat geschrieben:Wenn SEINE reale Welt mit der anderen realen Welt (= Entität) identisch wäre, könnte er es NICHT.
Dann nicht - denn dann gäbe es ja einen Dualismus, den es im anderen Fall nicht gibt. - Im anderen Fall IST das Ich die einzige Welt.
Münek hat geschrieben:Was ist an meiner Feststellung falsch, dass die Existenz der Welt nicht davon abhängig ist, ob sich ein ICH für oder gegen diese Existenz entscheidet?
Nichts.
![Überglücklich :D](./images/smilies/icon_e_biggrin.gif)
- Dein Denkfehler liegt einmal mehr in Deiner Setzung: Du setzt nämlich in Deinem Gedanken, dass es die "(naturalistische) Welt" gibt. - MEIN Gedanke (bzw. Descartes') geht darum, ob wir diese "(naturalistische) Welt" überhaupt wissen können - es ist also offen. Und da ist die Antwort: "Nein, wir WISSEN es nicht, wir müssen es GLAUBEN - und wir tun es auch". - Du dagegen bezeichnest etwas als "Wissen", was in Wirklichkeit "Glaube" ist, um dann Deine als "Wissen" etikettierte Glaubens-Welt gegen eine religiöse Glaubens-Welt abzugrenzen.
Münek hat geschrieben:Du verstümmelst mein Zitat
Warum denn das? - Ich zitiere üblicherweise nicht alles, nachdem ein Gedanke dasteht und durch Nachstehendes kein anderer Gedanke wäre. - Wo habe ich etwas weggelassen, was einen anderen Gedanken aus dem macht, was ich zitiert habe?
Münek hat geschrieben: Entgegen Deiner falschen Behauptung haben weder Ratzinger noch Berger der HKM jemals "Kompetenzüberschreitung" vorgeworfen.
Deine Auffassung, dass der Begriff "Antichrist" begründet ist mit der sauberen wissenschaftlichen Arbeitsweise der HKM, ist genial überirdisch - auf so was muss man erst mal kommen.
Also nochmals: Es geht darum, dass die HKM auf säkular-weltanschauliche Interpretations-Ergebnisse kommt, die reine Sachdarstellungen überschreiten. - Weder Ratzinger noch Berger habe etwas dagegen, wenn die Wissenschaft herausfindet, dass das Turiner Grabtuch im 12. Jh. gewebt wurde.
Münek hat geschrieben:Warum behauptest Du dann: "Niemand erwartet, dass die HKM ihre methodischen Grenzen überschreitet"? Ist Ratzinger ein "Niemand"?
Ratzinger will entweder eine rein sachliche HKM oder eine geistig (statt säkular) interpretierende andere Exegese - er hat also die Grundlagen der HKM übernommen, ersetzt aber den interpretativen Teil durch eine geistige Perspektive.
Richtig wäre, wenn die HKM GAR nicht interpretieren würde, sondern nur Sachergebnisse liefern würde.
Münek hat geschrieben:Eine "Kompetenzüberschreitung" hast Du immer darin gesehen, dass die "Naherwartungsfrage" eine "geistige" Frage sei, für deren Beantwortung der HKM die Kompetenz fehle.
Richtig.
Münek hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Niemand erwartet, dass die HKM ihre methodischen Grenzen überschreitet.
Blödsinn - denn genau DAS erwartet des Ex-Papst Ratzinger von den Exegeten.
Nochmals: WENN Interpretation innerhalb der Exegese, dann geistige Interpretation - und das kann die HKM nicht. - Ansonsten (MEINE Auffassung) scharfe Trennung zwischen "Exegese = Sachaussagen" und "Hermeneutik = Interpretation".
Münek hat geschrieben:Dass die historisch-kritische Forschung Bibelstellen interpretiert, die Du als "geistig-relevant" einstufst, damit wirst Du Dich abfinden müssen.
Längst geschehen - aber Du musst die Folgen sehen: Zwei Karawanen ziehen in unterschiedliche Richtungen weiter.
Münek hat geschrieben:Jawoll - das Beste wäre es, wenn die historisch-kritische Exegese ihre Haupttätigkeit, nämlich biblische Texte zu interpretieren (= auszulegen), einstellen würde.
Mit ist vorgestern ein blöder Witz in einer Berliner Stadtzeitung über den Weg gelaufen:
"Fritzle" wird gefragt, was er sich zum Geburtstag wünsche. - Seine Antwort: "Tampons". - Worauf er gefragt wird "Warum denn das?" - Seine Antwort: "Ich habe gelesen, dass man damit radfahren, schwimmen, bergsteigen und noch viel mehr kann".
Genau das hat mich an den Begriff "Interpretation" erinnert. - "Fritzle" könnte nachweisen, was Radfahren, Schwimmen und Bergsteigen ist - er könnte weiterhin aufzählen, welche Räder es gibt, wo man schwimmen kann und welche Berge es gibt. - Er kann also den Satz "Damit kann man radfahren, schwimmen, bergsteigen und noch viel mehr" in alle Einzelteile zerlegen und wieder zusammenbauen. - Am Ende kommt raus: "Ich kann nachweisen, dass dieser Satz jenes bedeutet".
Aber hat er diesen Satz als Ganzes und im Kontext richtig verstanden? "Fritzle" versteht, dass man mit Tampons radfahren lernen (möglichweise incl. Fahrrad), schwimmen lernen und bergsteigen lernen kann. - Der geistig Verständige weiß sofort, dass damit gemeint ist, dass eine Frau in dieser Zeit nicht auf Schwimmen, Radfahren und Bergsteigen verzichten muss - aber er kann es nicht nachweisen, weil es rein sprachlich auch so verstanden werden kann, wie es "Fritzle" versteht.
Und damit - Transfer - magst Du eine Impression haben, wie sich "geistig Verständige" fühlen, wenn sie von lauter und lauten "Fritzles" umgeben sind. - Genau das ist das Problem von Ratzinger und Berger - ich kann das auch persönlich sehr gut nachvollziehen.