Eben gerade nicht. Die Bekenntnissätze existierten ja bereits als Paulus noch Saulus war.sven23 hat geschrieben:Deshalb spricht man auch von paulinischer Theologie. Mit dem historischen Jesus hat das nicht viel zu tun.Roland hat geschrieben:Das ist schlicht falsch. Die von der Wissenschaft rekonstruierten, ursprünglichen Texte weisen Jesus von Beginn an als Gottes Sohn aus. Schon kurz nach Jesu Tod und Auferstehung wurden um 30 formelhafte Glaubens- und Bekenntnissätze geprägt, die von Jesu Auferstehung sprechen und überliefert wurden. Paulus zitiert ein solches z.B. in 1. Kor. 15, 3+4 etwa um 54 n.Chr., also vor allen Evangelien:
Aber wie ich schon zu closs sagte: irgendwann verselbständigt sich das Narrativ und wird wichtiger als der historische Jesus.
Näher dran am historischen Ereignis geht’s kaum. Legendenbildung praktisch ausgeschlossen.
Timothy Keller schreibt richtigerweise:
Die Menschen von Jerusalem waren dabei gewesen; sie hatten mit in der Menge gestanden, die Jesus zugehört und erlebt hatte. Die Texte des Neuen Testaments konnten [zum Beispiel] die Kreuzigung Jesu nicht erfinden, wenn es Tausende noch lebende Augenzeugen gab, die genau wussten, ob er gekreuzigt worden war oder nicht.
Wenn die Erscheinungen des Auferstandenen, das leere Grab und das, was Jesus über sich selbst gesagt hatte – wenn dies alles nicht gestimmt hätte, es wäre nie etwas geworden aus dem Christentum; die Menschen hätten sich kaputtgelacht über das, was da in den Briefen und Evangelien behauptet wurde.
Nein, das ist die Befundlage: Es gab kurze Zeit nach Jesu Auferstehung bereits eine vollständige Christologie, mit vielen etablierten Glaubens- und Bekenntnissätzen über Jesus als den Christus.sven23 hat geschrieben:Die Befundlage ist eine andere. Der Prozess vom spröden, von den Theologen eher ungeliebten Markusevangelium bis hin zu Ratzingers Lieblingsevangelium, in dem die Vergottung am weitesten vorangeschritten ist, könnte deutlicher nicht sein.Roland hat geschrieben:Kein voranschreitender "Vergottungsprozess" sondern von Anfang an eine vollständige Christologie.
Und natürlich ist Jesus auch schon im Markusevangelium der Sohn Gottes!
Vers 1: "Dies ist der Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes."
Vers 10+11: "Und alsbald, als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass sich der Himmel auftat und der Geist wie eine Taube herabkam auf ihn.
11 Und da geschah eine Stimme vom Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen."
Oder 3, 11: "Und wenn ihn die unreinen Geister sahen, fielen sie vor ihm nieder und schrien: Du bist Gottes Sohn!"
und in Mk. 14 heißt es: "Da fragte ihn der Hohepriester abermals und sprach zu ihm: Bist du der Christus, der Sohn des Hochgelobten?
62 Jesus aber sprach: Ich bin's; und ihr werdet sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen mit den Wolken des Himmels".
Dazwischen Heilung des Aussätzigen, Heilung des Gelähmten, Heilung am Sabbat, Stillung des Sturms, Austreibung von Geistern, Heilung der blutflüssigen Frau, Speisung der Fünftausend usw. Heilung des Blinden usw. usw. bis hin zur Auferstehung.
Weiter könnte ein angeblicher "Vergottungsprozess" gar nicht voranschreiten.
Auch falsch. Ich habe gesagt, die Schreiber behaupten, dass es sich um Tatsachenberichte handelt und so sind sie auch gestaltet. Mit konkreten Zeit-, Orts- und Personenangaben. Die stimmen i.d.R. und vieles ist auch außerbiblisch belegt. Aber letztlich darf jeder daran zweifeln, es ist am Ende eine Glaubensfrage.sven23 hat geschrieben:Dann muss das ein anderer Roland gewesen sein. Wahrscheinlich wolltest du sagen, obwohl die Schreiber sagen, dass die Berichte historisch zuverlässig sind, sind sie historisch zuverlässig.Roland hat geschrieben: Nirgends sage ich weil die Schreiber es sagen sind die Evangelien historisch zuverlässig.
Na, dann hat sie ja dazugelernt!sven23 hat geschrieben:Das sagt ja auch die Forschung.Roland hat geschrieben: Gäbe es wirkliche "Ergebnisse" die Jesus nur als einfachen Menschen erweisen könnten, würde sie keine Kirche der Welt unter der Decke halten können. Allein: Es gibt sie nicht. Im Gegenteil, die HKM-Jesus-Romane können allesamt die Wirkung, die vom wirklichen Jesus ausgegangen ist, nicht erklären und sind, in all ihrer bunten Verschiedenheit, eher Abbild des Weltbildes des jeweiligen Autors.

Nein, weil kein Jesus-Bild stimmiger ist und besser erklärt, was sich in der Folgezeit an Wirkung zugetragen hat. Ein Sandalen tragender Wanderphilosoph, der brave Moralismen verbreitet und sich in seinen Vorhersagen geirrt hätte, wäre heute wahrscheinlich nur noch eine Randnotiz der Geschichte. Stattdessen hat er eine Zeitenwende hervorgerufen, wir zählen heute unsere Jahre in vor- und nach Christus.sven23 hat geschrieben:Warum das denn? Nur weil die Schreiber behaupten, sie seien historisch zuverlässig?Roland hat geschrieben: Die wahrscheinlichste ist es, den Texten der Evangelien zu folgen.
Der Nachweis ist ganz leicht zu erbringen. Die wissenschaftlich rekonstuierten Texte liegen vor und wenn man sie willentlich so erörtert, als seinen sie durchweg gelogen, liegt eine bewusste Fälschung vor.sven23 hat geschrieben:Sagen wir so: er behauptet es, den Nachweis bleibt er schuldig.Roland hat geschrieben: Außerdem bezeichnet er nicht die gesamte historische Jesusforschung als Bibelfälscher. Zeigt aber klar auf, wo gefälscht wird.