Allversöhnung

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Naqual
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#521 Re: Allversöhnung

Beitrag von Naqual » Do 17. Okt 2013, 21:45

Hi Lovetrail,
lovetrail hat geschrieben: Wenn man sich die "Versöhnungsverse" ansieht, dann geht es eigentlich nicht darum, dass der Vater versöhnt wird sondern die Welt, also alles was auf Erden und im Himmel ist:
Denn es gefiel [Gott], in ihm alle Fülle wohnen zu lassen und durch ihn alles mit sich selbst zu versöhnen, indem er Frieden machte durch das Blut seines Kreuzes — durch ihn, sowohl was auf Erden als auch was im Himmel ist. Auch euch, die ihr einst entfremdet und feindlich gesinnt wart in den bösen Werken, hat er jetzt versöhnt in dem Leib seines Fleisches durch den Tod, um euch heilig und tadellos und unverklagbar darzustellen vor seinem Angesicht, (Kol. 1,19-22; Schlachter)
Das alles aber [kommt] von Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Jesus Christus und uns den Dienst der Versöhnung gegeben hat; weil nämlich Gott in Christus war und die Welt mit sich selbst versöhnte, indem er ihnen ihre Sünden nicht anrechnete und das Wort der Versöhnung in uns legte. (2.Kor.5,18-19; Schlachter)
Der Vater bleibt im Wesen eigentlich immer gleich. Es ist der Mensch in seiner Entfremdung und Rebellion, welcher versöhnt werden soll.
Danke für die Argumentation aus der Perspektive. Interessant.
Trifft aber auch den Kern, dass man das Kreuz nicht einfach als ersatzweise Tragen der Strafe sehen kann um gar den Vater zu befriedigen (oder dessen "Gerechtigkeits-Sinn").

closs
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#522 Re: Allversöhnung

Beitrag von closs » Do 17. Okt 2013, 22:02

lovetrail hat geschrieben:Darum wartet auf mich, spricht der Herr, bis zu dem Tag, da ich mich aufmache, um Beute zu machen! Denn mein Ratschluß ist es, Heidenvölker zu versammeln, Königreiche zusammenzubringen, um über sie meinen Grimm auszugießen, die ganze Glut meines Zornes; denn durch das Feuer meines Eifers soll die ganze Erde verzehrt werden. Dann aber will ich den Völkern andere, reine Lippen geben, daß sie alle den Namen des Herrn anrufen und ihm einträchtig dienen. (Zephania 3,8-9; Schlachter)
Es ist immer und immer wieder der Hammer, dass spirituell logische Dinge so was von klar in der Bibel stehen - sehr ermutigend. :)

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lovetrail
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#523 Re: Allversöhnung

Beitrag von lovetrail » Do 17. Okt 2013, 22:11

Naqual hat geschrieben: Danke für die Argumentation aus der Perspektive. Interessant.
Trifft aber auch den Kern, dass man das Kreuz nicht einfach als ersatzweise Tragen der Strafe sehen kann um gar den Vater zu befriedigen (oder dessen "Gerechtigkeits-Sinn").
Hi, ja ich würde sagen, es ist eher eine Gabe für uns.

Denn wenn wir, als wir Feinde waren, mit Gott versöhnt wurden durch den Tod seines Sohnes, so werden wir viel mehr, da wir versöhnt sind, durch sein Leben gerettet werden. Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch Gottes durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir jetzt die Versöhnung empfangen haben. (Röm.5,10-11; Elb.)

Hier ist es nochmal klar ausgeführt: Wir wurden versöhnt als wie Feinde waren. Wir haben die Versöhnung empfangen (nicht Gott)

Denn wenn ihre Verwerfung die Versöhnung der Welt ist, was wird die Annahme anders sein als Leben aus den Toten? (Röm.11,15; Elb.)


versöhnen
=καταλλάσσω, katallasso= kata: herunter; allasso: verändern, austauschen
http://biblesuite.com/greek/2644.htm

Gute Nacht,

lovetrail
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!

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#524 Re: Allversöhnung

Beitrag von lovetrail » Do 17. Okt 2013, 22:36

closs hat geschrieben: Es ist immer und immer wieder der Hammer, dass spirituell logische Dinge so was von klar in der Bibel stehen - sehr ermutigend. :)
Ja, das ist wahr! :-)

Und wir haben gesehen und bezeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als RETTER DER WELT.(1.Joh.4,14)

lg lovetrail
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Zeus
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#525 Re: Die Versöhnung

Beitrag von Zeus » Do 17. Okt 2013, 23:24

Lena hat geschrieben:Wenn Du wüsstest wie froh ich wäre, die Allversöhnung wäre wahr.
Meinst du, dann hättest auch DU noch 'ne Chance ins Paradies zu kommen? :lol:
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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#526 Re: Die Versöhnung

Beitrag von Demian » Do 17. Okt 2013, 23:38

Lena hat geschrieben: Wenn Du wüsstest wie froh ich wäre, die Allversöhnung wäre wahr.

Das ist keine Glaubensfrage.

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#527 Re: Die Versöhnung

Beitrag von Pluto » Do 17. Okt 2013, 23:42

Demian hat geschrieben:
Lena hat geschrieben: Wenn Du wüsstest wie froh ich wäre, die Allversöhnung wäre wahr.
Das ist keine Glaubensfrage.
Sondern...?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#528 Re: Die Versöhnung

Beitrag von Demian » Fr 18. Okt 2013, 00:15

Pluto hat geschrieben:Sondern...?

Persönlich kann man die Alleinheit, Allverbundenheit, Allliebe in der mystischen Erfahrung erleben ( weniger groß gesagt: der innere Frieden ). Die Annahme, dass das jeder erreichen kann, ist für mich ein Postulat der praktischen Vernunft - wie der Gottesbegriff bei Kant - und der persönlichen Hingabe ( Stichwort für Meditations-Interessierte: Kundalinienergie, "Hara" bei Karlfried Graf Dürckheim ). Ob es metaphysisch für alle in jedem Falle wahr wird, ist eine andere Frage; das kann man annehmen ( etwa wenn man von einem liebenden Gott ausgeht, dann liegt das in der Natur der Sache ) aber dann wäre es wahr, weil es wahr ist - und nicht weil man es glaubt oder in einer Debatte die glaubwürdigeren Argumente vorweisen kann. Für mich wäre dieses "All" eben ein "All" der Meditation im Hier und Jetzt:

Der Sinn der Meditation als einer Verwandlungsübung ist die zum Sein hin gewährleistete Durchlässigkeit der Person - auf daß das Sein in ihr und durch sie hervortönen (personare) kann in der Welt.Karlfried Graf Dürckheim, Vom doppelten Ursprung des Menschen

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Naqual
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#529 Re: Die Versöhnung

Beitrag von Naqual » Fr 18. Okt 2013, 08:57

Zeus hat geschrieben:
Lena hat geschrieben:Wenn Du wüsstest wie froh ich wäre, die Allversöhnung wäre wahr.
Meinst du, dann hättest auch DU noch 'ne Chance ins Paradies zu kommen? :lol:

Ich lese da bei Lena eher einen unterschwelligen Seufzer.
Im christlichen Denken kann es zum sehr tiefgreifenden, sogar schockartigem Erleben werden:
Eine nahestehende Person ist nicht mehr und hat Jesus nicht als Retter angenommen.
Wenn man es in der "dogmatisch verbreiteten Version" betrachtet, ist diese Person damit für immer
verdammt oder wird vollständig der Seelen-Existenz entzogen. Letzteres wird dann sogar als Trost empfunden im Vergleich zur ersten Alternative.
Hierin besteht eines der meistverdrängten Dinge für viele Christen überhaupt:
Die Konfrontation mit den Folgen der speziellen "Unversöhnlichkeits-Dogmatik".
Bei der Allversöhnung ist ein eingebauter Hoffungsschimmer. Die Seele kann auch nach dem Tod noch geläutert werden.
Es ist eher die Frage wie lange die Seele überflüssigerweise schmerzhaft dagegen ankämpft. Irgendwann wird die Seele den Widerstand verlieren, da Gott immer der Stärkere (und auch "Hartnäckigere") ist.

Mich fasziniert ja immer, mit welcher emotionalen Vehemenz Allversöhnung abgelehnt wird von vielen.
Auf der einen Seite wird für sich selbst Versöhnung durch Gottes Hilfe in Anspruch genommen, andererseits
ist die Bereitschaft gedanklich zuzulassen, dass auch (jetzt) üble Gesellen vielleicht mit einem mal den Himmel teilen unversöhnlich im Raum. Die Ablehnung der Allversöhnung kann man eigentlich nur wollen, wenn man selbst unversöhnlich ist anderen gegenüber. Oder gleichgültig (lieblos). Sicherlich nicht ein geeignetes Kritierium um sich für Gottesnähe zu qualifizieren, obwohl dogmatisch gehorsam.
Legitimiert in der Vorstellung wird dann die vermutete ewig unversöhnliche Haltung Gottes damit, dass dieser nicht nur Liebe ist, sondern auch Gerechtigkeit. Nicht erkannt wird, dass gerade die Forderung nach Gerechtigkeit hier nichts anders ist als der Wunsch nach ausgleichender Vergeltung.
Bloße Vergeltung ist aber unnütz, es befriedigt allenfalls Rachegelüste.

Das Wort "Strafe" muss man sich genauer anschauen.
Strafe kann heißen, dass man jemanden erziehen möchte.
Strafe kann heißen, dass man jemand anderes schützen möchte (Gefängnis für den Täter um die Gemeinschaft zu schützen)
Strafe kann heißen, dass man vergelten möchte. Wer einem weh getan hat, dem soll genauso weh getan werden (Auge um Auge, Zahn um Zahn im buchstäblichen Sinne).
Nur die ersten beiden erfüllen einen Sinn.
Bloße Vergeltung ohne eines der beiden ersten Aspekte entbehrt jeden wirklichen Nutzen. Und ist letztlich primitiv.
Genau das wird aber mit der "ewigen Verdammnis" Gott in die Schuhe geschoben.

Rembremerding
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#530 Re: Allversöhnung

Beitrag von Rembremerding » Fr 18. Okt 2013, 09:38

@Lena
was würde sich an deinem Denken, an deinen Worten und Taten ändern, wenn es die AV gibt?
Wenn du aufmerksam und bewusst darüber nachdenkst, erkennst du in diesen Änderungen jene Bereiche, in denen du vorankommen musst auf den Weg zur Heiligung, die doch erst durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Christus Jesus, dem gerechten Richter, überhaupt möglich wurde.
Gen 3,4; HSK
Die Schlange sprach zur Frau: »0 nein, auf keinen Fall werdet ihr sterben!«
Hatte die Schlange recht?
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