Thaddäus hat geschrieben:Das Christentum hat die gesamte philosophische Aufklärung und Wissenschaft der Griechen nachhaltig vernichtet und durch Religion ersetzt.
Das ist sehr wertend gesagt - es kann auch umgekehrt gesehen werden. - Ich bin immer wieder überrascht, dass man die Entfernung vom Mythos als "Fortschritt" versteht - es kann genauso umgekehrt sein.
Thaddäus hat geschrieben:Hätte es das Christentum nicht gegeben, wären wir heute mindestens 1000 Jahre kulturgeschichtlich weiter.
Wohin "weiter"? - Meinst Du, der durchschnittliche Amerikaner oder Deutsche ist "weiter" als ein durchschnittlicher mongolischer Nomade?
Technologisch, zivilisatorisch, wissenschaftlich stimmt dies sicherlich - aber geistig, substantiell, emotional? - Was ist der Sinn des Lebens?
Thaddäus hat geschrieben:das ist weiß Gott keine Historisch-Kritische Methode.
Vielleicht waren wir früher schlampig: Aber wir haben alles unter "HKM" subsummiert, was einen historischen Beitrag zum Verständnis des zu untersuchenden literararischen Objekts leisten konnte.
Thaddäus hat geschrieben:Die Wahrheit ist in diesem Falls das Wirken des Archetyps
Aus meiner Sicht ein verschwenderischer Umgang mit dem Wort "Wahrheit". - Zutreffendes in einer sehr begrenzten, auch noch un-geistigen Fragestellung ist eine Bestätigung für ein Modell - "Wahrheit" ist hier ganz schön hoch gegriffen. - Aber das scheint heute normal zu sein - Bachelors dürfen sich heute ja auch als "Akademiker" bezeichnen.
Thaddäus hat geschrieben:Die HKM zeigt, welche inhaltlichen christlichen Aussagen überhaupt plausibel sind und welche nicht. Und da kannst du wie das Rumpelstilzchen mit dem Fuß aufstampfen wie du willst: die HKM macht ganz konkrete Aussagen darüber, was du berechtigt glauben darfst und was nicht.
Ich kann mich in eine Weltanschauung versetzen, aus der eine solche Aussage möglich ist - mit dem, was ich unter "universal-geistig" verstehe, hat dies nichts zu tun.
Du sprichst im Grunde nicht von großen geistigen Zusammenhängen, sondern von dem, was an Wahrscheinlichkeiten aus historisch-kritischer Sicht rekrutierbar ist. - Das ist substantiell NICHTS. - Eine reine Modell-Aussage.
Thaddäus hat geschrieben: Sie sagt dir, ob Jesus eine Naherwartung hatte oder nicht, ob Maria wirklich in den Himmel gefahren ist oder nicht, ob es drei heilige Könige gab oder ob die ganze Weihnachtsgeschichte nur erfunden ist usw.usw.
Ohne zu behaupten, dass Deine Beispiele alle wahr sein müssten:
Die Autorität, die Du der HKM unterstellst, ist einseitig. - Oder anders gesagt: Wenn Du meinst, dass unter HKM-Gesichtspunkten Deine Schlussfolgerungen zwingend sind, könnte dies auch aus meiner Sicht sogar stimmen. - Aber es ist eben keine bindende Aussage über das, was WIRKLICH ist - es kann eine umfassende geistige Interpretation (die übrigens ebenfalls fehlgehen kann) nicht ersetzen. - Hier glaube ich, einen anthropozentrisch-methodischen Standpunkt zu erkennen, der nicht notwendigerweise für das stehen muss, was WIRKLICH ist (und drücke mich dabei ziemlich ritterlich aus).