Aus Ägypten rief ich meinen Sohn...

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Demian
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#51 Re: Aus Ägypten rief ich meinen Sohn...

Beitrag von Demian » Do 7. Nov 2013, 08:40

closs hat geschrieben: Das kommt drauf an, woher die Setzungen kommen. - Ich hatte meine, BEVOR ich die Bibel aufgeschlagen habe.

Mehr noch - man kann sie eigentlich nicht durch die Buchstaben bekommen. ;)

closs
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#52 Re: Aus Ägypten rief ich meinen Sohn...

Beitrag von closs » Do 7. Nov 2013, 08:57

Demian hat geschrieben:Mehr noch - man kann sie eigentlich nicht durch die Buchstaben bekommen.
Das ist aber gelegentlich ein Problem bei Christen. Denn es gibt dort Richtungen, wonach der Mensch durch den geistigen Tod (Abfall) quasi ein Vakuum wäre, in das hinein man das Bibel-Wort hinein-buchstabieren müsste. Eine sehr tragische Geschichte, da sie die grundsätzliche Ebenbildlichkeit des Menschen verleugnet.

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Demian
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#53 Re: Aus Ägypten rief ich meinen Sohn...

Beitrag von Demian » Do 7. Nov 2013, 08:59

closs hat geschrieben:Das ist aber gelegentlich ein Problem bei Christen. Denn es gibt dort Richtungen, wonach der Mensch durch den geistigen Tod (Abfall) quasi ein Vakuum wäre, in das hinein man das Bibel-Wort hinein-buchstabieren müsste. Eine sehr tragische Geschichte, da sie die grundsätzliche Ebenbildlichkeit des Menschen verleugnet.

Tragisch, weil diese Sichtweise bis ins Mark materialistisch ist. Also wiederum eine Widerlegung der eigenen Auffassung beinhaltet, wenn man sie ernst nimmt. Die Leute, die etwas in mich hineinbuchstabieren wollen, haben mich eher vom Christ-Sein fortgeführt. :thumbup:

dagegen
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#54 Re: Aus Ägypten rief ich meinen Sohn...

Beitrag von dagegen » Do 7. Nov 2013, 12:01

zeus hat geschrieben:In anderen Worten, die Berichte im NT basieren nur auf Hörensagen.

Servus Zeus
ganz genau. Das kann man einmal so deuten, dass Christen "Stille Post" spielen, und zum anderen, dass der Ursprung der Botschaft sich im Dunkeln der Geschichte verliert, aber eben gerade dadurch etwas Göttliches ausstrahlt. Das muss man natürlich nicht glauben. In jedem Fall aber ist zumindest das NT, in der Form, wie wir es kennen, unser Ausgangspunkt, allerdings mit der Einschränkung, dass es eben nicht den "Nullpunkt" markiert so wie die Heilige Schrift des Islam tut.

Ich meine, es ist ja richtig, dass die ganze Bibel durchsetzt ist mit Fehlern und Inkonsistenzen. Die Frage ist doch wie man als gläubiger Christ damit umgehen möchte. Akzeptiere ich sie, indem ich der Schrift Wort für Wort blind folge, dann ist Gott ein höchst launisches Wesen, der mal so und mal so ist. Die Geschichte von Jesus: es gab mal einen, der von sich behauptete, er sei der Sohn Gottes. Er wurde als Aufwiegler hingerichtet. Seine Jünger behaupten, er sei auferstanden. Ja und?

Damit kann ich den Kern des Christentums nicht erfassen. Dieser besteht vielmehr immer in der gegenwärtigen, ununterbrochenen Weitergabe des Glaubens. Statt "gegenwärtige, ununterbrochene Weitergabe des Glaubens" können wir auch Kirche sagen. Buchstabenglaube allein ist tot. Schon die Bibel ist verschriftlichter Glaube, ist schon Theologie, und damit natürlich behaftet mit Fehlern und Unklarheiten und Entwicklungslinien. Das Gottesbild verändert sich schon innerhalb des AT: einmal muss man unbedingt bei jeder Gelegenheit Tiere opfern (siehe die Opfervorschriften in 3.Mose 1), dann wieder heisst es bei den Propheten: eure Opfer belästigen mich:

Jesaja 1,11 hat geschrieben:11 Was soll mir die Menge eurer Schlachtopfer? spricht der Herr. Ich bin der Brandopfer von Widdern und des Fettes der Mastkälber überdrüssig, und am Blut der Jungstiere, Lämmer und Böcke habe ich kein Gefallen!

Und in Psalm 50 lesen wir:

Psalm 50, 11-13 hat geschrieben:11 Ich kenne alle Vögel auf den Bergen, und was sich auf dem Feld regt, ist mir bekannt.
12 Wenn ich hungrig wäre, so würde ich es dir nicht sagen; denn mir gehört der Erdkreis und was ihn erfüllt.
13 Sollte ich etwa Stierfleisch essen oder Blut von Böcken trinken?
14 Opfere Gott Dank und erfülle dem Höchsten deine Gelübde;

Damit ändert sich auch das Bild des Opfers. Jesus Tod am Kreuz führt schliesslich die ganze Opferinstitution ad absurdum: Gott opfert sich. Mehr geht nicht mehr. Daher gilt nur noch: opfere Gott Dank. Sag einfach mal "Danke". Das fällt freilich dem aufgeklärten, modernen Menschen schwer, einmal zu akzeptieren, dass er eigentlich nur ein bisschen Staub ist, ein Morgennebel, der vergeht, wenn die Sonne drauf scheint. Wir neigen eher dazu, uns selbst zu danken und die Werke unserer Hände zu vergöttlichen...

Gruss
Zuletzt geändert von dagegen am Do 7. Nov 2013, 15:38, insgesamt 1-mal geändert.

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#55 Re: Aus Ägypten rief ich meinen Sohn...

Beitrag von Demian » Do 7. Nov 2013, 12:58

dagegen hat geschrieben:Damit kann ich den Kern des Christentums nicht erfassen. Dieser besteht vielmehr immer in der gegenwärtigen, ununterbrochenen Weitergabe des Glaubens. Statt "gegenwärtige, ununterbrochene Weitergabe des Glaubens" können wir auch Kirche sagen. Buchstabenglaube allein ist tot.

Sehr schön gesagt - aber welche Kirche meinst du? ;)
Ich halte es mit Kahlil Gibran: das Leben ist unser Tempel und unsre Religion.

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#56 Re: Aus Ägypten rief ich meinen Sohn...

Beitrag von dagegen » Do 7. Nov 2013, 13:50

Servus Demian,

ich versuche mich an Paulus zu halten und meine mit "Kirche" die Menge aller Gläubigen zu allen Zeiten und an allen Orten als mysthischer Leib Christi, der aus vielen Gliedern besteht, die trotzdem alle verschieden sind, verschiedener Herkunft, verschiedener Auffassungen, verschiedener Begabungen, aber doch geeint sind in Christus. Verschieden und doch gleich. Mir ist klar, dass das Wort Kirche auch ganz anders verwendet werden kann. Das akzeptiere ich.

demian hat geschrieben:das Leben ist unser Tempel und unsre Religion.

Was bedeutet das für dich?

schönen Gruss

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#57 Re: Aus Ägypten rief ich meinen Sohn...

Beitrag von Demian » Fr 8. Nov 2013, 07:19

dagegen hat geschrieben:Servus Demian,

ich versuche mich an Paulus zu halten und meine mit "Kirche" die Menge aller Gläubigen zu allen Zeiten und an allen Orten als mysthischer Leib Christi, der aus vielen Gliedern besteht, die trotzdem alle verschieden sind, verschiedener Herkunft, verschiedener Auffassungen, verschiedener Begabungen, aber doch geeint sind in Christus. Verschieden und doch gleich. Mir ist klar, dass das Wort Kirche auch ganz anders verwendet werden kann. Das akzeptiere ich.

Sehr gut gesagt - wobei gerade im inter- und überreligiösen Dialog die Frage relevant wird, wie man dieses christliche Vokabular auf einen anderen Wortschatz bezieht. Wie vermittelt man die "Einigung in Christus" einem Buddhisten? Zu deiner Frage: *Das Leben als Tempel ist für mich der mystische Leib Christi.

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#58 Re: Aus Ägypten rief ich meinen Sohn...

Beitrag von Martinus » Fr 8. Nov 2013, 08:53

dagegen hat geschrieben: Jesus Tod am Kreuz führt schliesslich die ganze Opferinstitution ad absurdum: Gott opfert sich. Mehr geht nicht mehr.

Das tut es nicht. Es stellt die Dreieinigkeit ad absurdum. Geopfert wurde das "Lamm Gottes".
Joh 1,29 Am folgenden Tag sieht er Jesus zu sich kommen und spricht: Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt!
Elb.
Angelas Zeugen wissen was!

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#59 Re: Aus Ägypten rief ich meinen Sohn...

Beitrag von dagegen » Fr 8. Nov 2013, 10:23

Bin ich anderer Meinung. Wie kann man sich das Ergehen des Wortes Gottes an die Menschen anders vorstellen als in der Trinität? Wenn Gott unnahbar, unerkennbar ist, wenn es keine Relation Gottes auf die Welt gibt, wenn Gott immer von der Welt verschieden ist, wie soll dann Gott mit uns sprechen? Es ist grade die Trinitätsvorstellung, die diese Fragen beantwortet.

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#60 Re: Aus Ägypten rief ich meinen Sohn...

Beitrag von closs » Fr 8. Nov 2013, 10:23

Martinus hat geschrieben: Es stellt die Dreieinigkeit ad absurdum.
immer noch nicht den Unterschied zwischen "Gott/Jahwe" und dessen Selbstoffenbarungen "Vater", "Sohn" und "HG" kapiert? - Die Dreieinigkeit bezieht sich nicht auf Jahwe, sonder auf dessen Selbstoffenbarungen.

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