Münek hat geschrieben:Die synoptischen Evangelien sprechen eine ganz klare, eine eindeutige Sprache.
Stimmt - bspw. weil sie dieselbe Quelle haben. Das sagt erst mal nichts aus.
Münek hat geschrieben:Jesus schildert seinen Jüngern am Ölberg den Anbruch der bevorstehenden Gottesherrschaft auf Erden als das Ende eine Kette von katastrophalen kosmischen Ereignissen.
Möglich - ich behaupte ja nicht, dass Deine Version falsch sein MUSS.
Münek hat geschrieben:Und wenn ich mich so in der Welt umblicke, hat Gott in der Tat seine Königsherrschaft immer noch nicht angetreten.
Das wird erst mit der Apokalypse so sein - aber seit 2000 Jahren ist die Gottesherrschaft gekommen. Das ist der andere Ansatz, zu dem sich die mehrheitliche Theologie bekennt.
Münek hat geschrieben:Dass sich die Wissenschaft nicht mit jeglichem esoterischen Klimbim befassen mag, sollte man ihr nachsehen.
Das darf sie auch gar nicht - sie muss systematisch durchgängig historisch-kritisch nachvollziehbar. Die kirchlichen Theologien meinen, dass in ihrem Sinne beides erfüllt ist.
Münek hat geschrieben:Die angekündigte Gottesherrschaft entpuppte sich bekanntermaßen als mörderische Kirchenherrschaft.
Zum Teil ja - auch das war voraussehbar.
Münek hat geschrieben:Sie haben geglaubt, was sie als zentrale mündliche Botschaft Jesu gehört haben.
Gehört und dementsprechend interpretiert haben. Wenn Du bspw. glaubst, der Satz "Das Gottesreich ist nah" wiese auf eine zeitlich nahe Apokalypse hin, können sie es auch so interpretiert haben - eben weil sie den NT-Paradigmenwechsel nicht verstanden haben. - Ist Dir eigentlich klar, dass Du gedanklich alttestamentarisch gestrickt bist? (Das sind die Amerikaner übrigens auch mehrheitlich)
Münek hat geschrieben:Dass die Wissenschaft für irgendwelche postulierten Geistwesen nicht mal ein müdes Lächeln übrig hat
Du wiederholst hiermit, dass die "forschende Theologie" in Deinem Sinne davon ausgehen muss, dass es Gott NICHT gibt - genau mein Punkt. Und das soll keine Setzung sein?
Münek hat geschrieben:die Evangelisten sind die Verfasser ihrer zu Papier gebrachten Evangelientexte
Guck mal unter "synoptische Evangelien" - da bleibt es offen.
Münek hat geschrieben:Ein Theologe schrieb einmal, die HKM sei die "Anwältin der Schrift" und schütze sie vor ideologischer Bevormundung und subjektiver Willkür.
Im besten Sinne ist da was dran - und wird innerhalb der kirchlichen Theologie wahrscheinlich auch heute so gesehen. - Nur hat sich ja offensichtlich die HKM aufgeteilt: Eine "fromme" HKM, die bei Wahrung aller wissenschaftlichen Regeln davon ausgeht, dass es Gott gibt - und eben eine atheistische HKM.
In Bezug auf rein technische Aussagen ist die HKM in der Tat "Anwältin der Schrift" - aber dabei belässt man es ja nicht. - Das alte Problem mit dem Zauberlehrling.
Münek hat geschrieben: Ich halte mit an das "Gebot der intellektuellen Redlichkeit".
System-übergreifend ist diese Aussage unrichtig. Du mahnst Redlichkeit INNERHALB der HKM in einer Form an, die gleichzeitig theologische Unredlichkeit ist.
Münek hat geschrieben:Da den Dogmatikern die fachliche Kompetenz fehlt, schlucken sie in der Regel die Ergebnisse der wissenschaftlichen Bibeltext-Auslegung
Man kann das auch professioneller ausdrücken: Die Dogmatiker übernehmen gerne Erkenntnisse von Spezial-Disziplinen, soweit sie sich innerhalb deren Rahmen stattfinden - konkret: Wenn die HKM sagt, Evangelium x ist aus sprachlichen Analysen heraus 30 Jahre älter als Evangelium y, dann übernehmen sie es dankbar. - Aber für die eigentliche INHALTLICHE Auslegung ist die HKM nicht zuständig - es sei denn, sie öffnet sich zum Geistigen hin (Ratzinger).
Ratzinger hat mit seiner gescheiterten oder nicht gescheiterten Exegese versucht, einen Brückenschlag zwischen HKM und inhaltlicher Deutung der Texte (ich meine damit NICHT "formal-inhaltlich", sondern substantiell) anzubieten.
Gelingt dieser Brückenschlag nicht, wird es aus meiner Sicht eine Spaltung der HKM in kirchlich-theologischer (es gibt Gott) und säkular religions-wissenschaftlicher (es gibt Gott NICHT) geben - es sei denn, die HKM zieht sich auf ihre Kernkompompetenz zurück und äußerst sich ausschließlich wissenschaftlich-sachlich und nicht interpretierend.
Unsere Diskussionen werden daran nichts ändern.