sven23 hat geschrieben:Mit der "ontischen Realität" hat das nicht viel zu tun, weil Wahrnehmung nun mal täuschen kann.
Es ist KEINE Täuschung, wenn man aus Erdsicht die Sterne am Himmel "oben" sieht.
sven23 hat geschrieben: in der Esoterik kann man sich komplett von naturalistischen Zwängen befreien.
Bei geistigen Fragen gibt es überhaupt keine naturalistischen Zwänge - so wie es umgekehrt bei naturalistischen Fragen keine geistigen Zwänge zu geben scheint. - Außerdem ist Deine Verwendung von "esoterisch" extrem schräg - Du stellst es so dar, als sei alles, was nicht naturalistisch ist, "esoterisch". - "Esoterisch" ist bei aller Unterschiedlichkeit sowohl vom Ursprung als auch in heutigem Verständnis etwas anderes.
sven23 hat geschrieben: Sie hat dir sogar die performativen Widersprüche in deiner Argumentation aufgezeigt.
Aber doch nur im Rahmen IHRES Weltbildes. - Thaddäus hat sich letztlich als Naturalistin dargestellt, selbst wenn sie es mit dem Verweis auf irgendwelche "Qualia" von sich gewiesen hat - sie hat aus IHRER Glaubenswelt heraus argumentiert. - Das darf man natürlich, aber bitte nicht mit dem Anspruch der Universalität - dazu gehört mehr.
sven23 hat geschrieben:Nur vergißt du dabei, dass sich einige darauf spezialisiert haben, Tiefe vozugaukeln, wo gar keine ist.
Absichtlich tut das keiner - wenn bspw. Leute wie Kubitza oder Schmidt-Salomon ihre Sachen loslassen, ist das nicht von intellektueller Einfalt geprägt, sondern von weltanschaulicher Verengung - man kann nur so tief gehen, wie es das eigene Glaubenssystem zuläßt.
sven23 hat geschrieben:Ja, das tut sie in der Tat, auch wenn deine Wahrnehmung eine andere ist. Wahrnehmung kann täuschen.

Es ist KEINE Täuschung, wenn Du die Sonne aufgehen siehst.
sven23 hat geschrieben:Eigentlich hat auch die Gravitation im Alltag eine unverzichtbare Stellung.
Ähm - ja. - Das war mir entgangen.

- Aber "astrophysikalische Modelle mit Bezug auf Gravitation" spielen im Alltag keine Rolle.
sven23 hat geschrieben:Wenn du eine esoterische Struktur "bereitstellen" willst, bist du mit dem Geozentrismus bestens bedient.
Meines Wissens denken Esoteriker im heutigen Wortsinn nicht geozentrisch, sondern eher astral - aber da bist Du tiefer drin.
sven23 hat geschrieben:Also ist aus clossens Sicht die ontische Realität der Schein. Sehr interessant.
Davon abgesehen, dass Wahrnehmung IMMER nur ein Abklatsch der Wirklichkeit ist, ist im engeren Sinne der Bedeutung das Licht von Mond, Venus und Mars keine Einbildung (das meinst Du doch mit "Schein", oder nicht?), sondern physikalisch "echt".
sven23 hat geschrieben: Du erklärst den Schein/Anschein/Wahrnehmung zur Realität, obwohl sich diese ganz anders darstellt.
Streng genommen kann man KEINE Wahrnehmung/Messung zur Realität erklären - aber man kann eine Authentizität der Wahrnehmung zur Wirklichkeit postulieren/belegen.
Man könnte bpsw. argumentieren, dass das Licht des "Abendsterns Venus" nicht nur innere Erscheinung, sondern naturwissenschaftlich fassbare intersubjektive Größe ist - und dies experimentell nachweisen. - Vereinbarungsgemäß nennt man dann solche Ergebnisse "Realität" (es ist eine VEREINBARUNG!!!).
sven23 hat geschrieben:Aber die Schlussfolgerung daraus, dass sich die Sonne um die Erde dreht ist falsch. Allein darum geht es.
Längst (und bereits vor Beginn dieses Threads) geklärt: ASTROPHYSIKALISCH dreht sich (verkürzt! gesagt) die Erde um die Sonne. - Das ist nicht das Problem.
sven23 hat geschrieben:Es ging ihr weniger um geistige Dinge, als vielmehr um die naturalistische Deutungsweise der Welt, die allein religiös bedingt war. Alles, was dem religiösen Weltbild zuwider lief, mußte bekämpft werden, allein schon um des Macherhalts willen.
Prinzipiell richtig (mit einigen "Schönheitsfehlern"). - Die Kirche wollte die Genesis nicht metaphorisch verstanden wissen, sondern naturalistisch "echt" - und wenn es allein deshalb war, dass es die Menschen nur so verstehen konnten (ist ja heute noch allerseits!! antreffbar).
Jetzt kamen diese Naturwissenschaftler dazwischen, die die Kirche langfristig dazu zwangen, ihr geistiges Lehrgebäude strukturell umzubauen - das stieß nicht auf Freude.
sven23 hat geschrieben:Das ist ziemlich albern gedacht und wird der Entschuldigung der Kirche nicht gerecht. Ich zitiere mal, was Münek bereits zitiert hatte
Dann lies mal genau:
"So zwang die neue Wissenschaft mit ihren Methoden und der Freiheit der Forschung, die sie voraussetzte, die Theologen, sich nach ihren Kriterien für die Deutung der Bibel zu fragen".
Das ist exakt das, was ich gerade gesagt habe: "Jetzt kamen diese Naturwissenschaftler dazwischen, die die Kirche langfristig dazu zwangen, ihr geistiges Lehrgebäude strukturell umzubauen"
sven23 hat geschrieben:Merkwürdigerweise zeigt sich Galilei als aufrichtig Glaubender in diesem Punkte WEITSICHTIGER als seine theologischen Gegner. Er schrieb an Benedetto Castelli: "Wenn schon die Schrift nicht irren kann, so können doch einige ihrer Erklärer und Deuter in verschiedener Form irren."
Galilei hat bewusst oder unbewusst erkannt ("weitsichtiger" würde ich als bewussten Vorgang NICHT unterschreiben), dass das bestehende Erklärungssystem vor dem Hintergrund der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse renovierungsbedürftig war - damit war er als theologisch Außenstehender in der Tat weiter als die Theologen, die nach dem Trägheitsgesetz möglichst lange im Status Quo verharren wollen. - Allerdings kann ich NICHT erkennen, dass Galilei seine leichtfüßige Erkenntnis in aller theologischer Schwere durchdacht hat - er hat einfach aus SEINER Sicht gesehen: "So geht das nicht (mehr)".
sven23 hat geschrieben:"Der IRRTUM der Theologen von damals bestand dagegen am Festhalten an der Zentralstellung der Erde in der Vorstellung, unsere Kenntnis der Strukturen der physischen Welt wäre irgendwie vom Wortsinn der Heiligen Schrift gefordert."
Genau so ist es! - Die Theologie hatte damals noch nicht gelernt, geistige Frage losgelöst von naturalistischen Bindungen zu beantworten - das war ein objektiver Irrtum.
Nochmals: Der Papst sagt hier inhaltlich exakt das, was ich hier seit Äonen versuche zu vermitteln - Du darfst sicher sein, dass das NICHT "albern" ist.
sven23 hat geschrieben:Immerhin konnten wir einen gewissen closs von dem Irrtum befreien, dass sich Erde und Sonne gegenseitig umkreisen.
Du hast es immer noch nicht kapiert:
Setze Dich mal in Deine Werkstatt, verbinde einen dünnen Eisenstab quer mit zwei gleichschweren Körpern und setze dies auf einen vertikalen Stab. - Du wirst sehen, dass beide Körper um ihr gemeinsames Bary-Zentrum kreisen, das in DIESEM speziellen Fall in der Mitte ist.
Dann ersetze die beiden gleichschweren Körper durch zwei sehr unterschiedlich schwere Körper. - Du wirst sehen, dass in diesem Fall das Bary-Zentrum näher am schwereren Körper ist, im Extremfall sogar IM schwereren Körper. - Trotzdem werden sich auch bei DIESEM Modell beide Körper immer gegenüberstehen und gemeinsam das Bary-Zentrum umkreisen.
sven23 hat geschrieben:Vielleicht sollten wir mal vorab klären, was closs unter "ontischer Realität" überhaupt versteht.
Gute Frage, um die es eigentlich geht. - Es gibt dazu möglicherweise verschiedene Definitionen.
Der eine mag sagen: "Alles, was ich naturwissenschaftlich rausfinde, nenne ich 'ontisch Realität' ". - PRagmatisch kann man das machen. - Allerdings wird es hier insofern schwierig mit Deinem Satz, dass eine Aussage entweder falsch oder richtig zur "ontischen Realität" sei - denke nur an die Relativitäts-Theorie, wonach "Realität" unterschiedlich ist je nach Standpunkt.
Oder nimm den Welle-Teilchen- Dualismus:
1)"Ich kann nachweisen, dass Licht aus Teilchen besteht".
2) "Ich kann nachweisen, dass Licht aus Wellen besteht".
3) "Ich kann nachweisen, dass Licht nicht dasselbe ist wie Wellen".
Und jetzt? - Was ist "ontische Realität" des Lichtes?
Der andere (dazu gehöre ich) sagt: "Alles, was als Entität hinter dem steht, was wir wahrnehmen, ist 'ontische Realität' " (hinzuzufügen wäre: "Auch das, was als Entität ist, was wir NICHT wahrnehmen, ist 'ontische Realität' "). - Wahrnehmung/methodische Ergebnisse sind somit im besten Fall Offenbarungen "von dem, was ist". (Im schlechtesten Fall sind sie schlicht Fehlleistungen - aber hier soll es erst mal um zum Sein authentische Wahrnehmung/Messung gehen).
Insofern ist "Teilchen" EINE authentische Offenbarungsform der Entität "Licht" - und "Welle" eine andere authentische Offenbarungsform der Entität "Licht". - "Licht" IST also nicht Teilchen oder Welle, sondern Teilchen und Welle sind authentische Offenbarungs-Größen von Licht (das ist NICHT esoterisch

gemeint, sondern knallhart ontologisch).
Damit kann man übrigens auch den (vorhandenen) Fall abdecken, dass (in der QM) DURCH Wahrnehmung "etwas" geschaffen wird. - Dieses "etwas" ist Offenbarung DER Entität, aus der es Offenbarung sein kann.
DAS wäre eine sehr weitreichende Definition von "ontische Realität", bei der man nicht beim kleinsten Problem rumstolpern muss oder mit dem Denken aufhören muss oder sich ideologisch zurückziehen muss - DAS wäre eine Einladung zu Aude Sapere.