Das haben sicher mal gelernt, aber ich vermute, die Dogmen ihrer Lehren sind längst zur Ideologie geworden.closs hat geschrieben:Das tun sie, wenn sie wissenschaftlich ausgebildet sind - wovon ich ausgehe.
Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?
#461 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.
#462 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?
Welche "Modelle" innerhalb der historisch kritischen Methode schweben dir da vor?closs hat geschrieben:Das tun sie, wenn sie wissenschaftlich ausgebildet sind - wovon ich ausgehe. - Das Problem ist anderes: Welches Modell wähle ich innerhalb der Methode.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
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#463 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?
Modell 1 sagt bspw: "Wir bearbeiten Texte, Quellen, Datierungen, Informationen über den Schreiber, Identifikation des Schreibers, historische Gegebenheit zur Zeit des Schreibers und lassen die Möglichkeit der Fehl-Rezeption des Schreibers (und dessen Vorgänger) außen vor, weil es dazu keine unmittelbaren schriftlichen Quellen gibt. - Unter diesen Bedingungen kommen wir zum Ergebnis, dass Jesus selbst eine eigene (äußere) Naherwartung hatte".sven23 hat geschrieben:Welche "Modelle" innerhalb der historisch kritischen Methode schweben dir da vor?
Modell 2 sagt bspw: "Wir bearbeiten Texte, Quellen, Datierungen, Informationen über den Schreiber, Identifikation des Schreibers, historische Gegebenheit zur Zeit des Schreibers (also dasselbe wie Modell 1) und beziehen die Möglichkeit der Fehl-Rezeption des Schreibers (und dessen Vorgänger) ausdrücklich mit ein, weil dies paradigmatisch im gesamten Bibel-Zusammenhang ist. - Unter diesen Bedingungen kommen wir zum Ergebnis, dass Jesus selbst KEINE eigene (äußere) Naherwartung hatte, und lösen gleichzeitig den Widerspruch zu vorhandenen Bibel-Texten auf, die von sich aus gegen eine (äußer) Naherwartung sprechen".
Beide Aussagen sind im Sinne ihres Modells historisch-kritisch richtig - eben unter den Bedingungen, unter denen das Modell angetreten ist. - Wenn Du ein besseres Wort für "Modell" in diesem Zusammenhang hat, übernehme ich es gerne.
Genau das ist mein umgekehrter Verdacht bei Kubitza & Co.Pluto hat geschrieben:Das haben sicher mal gelernt, aber ich vermute, die Dogmen ihrer Lehren sind längst zur Ideologie geworden.
#464 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?
sven23 hat geschrieben:Welche "Modelle" innerhalb der historisch kritischen Methode schweben dir da vor?closs hat geschrieben:Das tun sie, wenn sie wissenschaftlich ausgebildet sind - wovon ich ausgehe. - Das Problem ist anderes: Welches Modell wähle ich innerhalb der Methode.
Möglicherweise "Auslaufmodelle".

#465 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?
Weiß ich doch, mein Lieber.closs hat geschrieben:Genau das ist mein umgekehrter Verdacht bei Kubitza & Co.Pluto hat geschrieben:Das haben sie sicher mal gelernt, aber ich vermute, die Dogmen ihrer Lehren sind längst zur Ideologie geworden.

Allerdings sollten wir nicht so tun, als wäre dieser Verdacht einseitig.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.
#466 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?
closs hat geschrieben:Modell 1 sagt bspw: "Wir bearbeiten Texte, Quellen, Datierungen, Informationen über den Schreiber, Identifikation des Schreibers, historische Gegebenheit zur Zeit des Schreibers und lassen die Möglichkeit der Fehl-Rezeption des Schreibers (und dessen Vorgänger) außen vor, weil es dazu keine unmittelbaren schriftlichen Quellen gibt. - Unter diesen Bedingungen kommen wir zum Ergebnis, dass Jesus selbst eine eigene (äußere) Naherwartung hatte".
Modell 2 sagt bspw: "Wir bearbeiten Texte, Quellen, Datierungen, Informationen über den Schreiber, Identifikation des Schreibers, historische Gegebenheit zur Zeit des Schreibers (also dasselbe wie Modell 1) und beziehen die Möglichkeit der Fehl-Rezeption des Schreibers (und dessen Vorgänger) ausdrücklich mit ein, weil dies paradigmatisch im gesamten Bibel-Zusammenhang ist. - Unter diesen Bedingungen kommen wir zum Ergebnis, dass Jesus selbst KEINE eigene (äußere) Naherwartung hatte, und lösen gleichzeitig den Widerspruch zu vorhandenen Bibel-Texten auf, die von sich aus gegen eine (äußer) Naherwartung sprechen".
Solche Modelle sind dein Konstrukt. Entweder arbeitet man nach den Kriterien der HKM oder nicht.
Die Frage, was authentisch sein könnte und was nicht, nimmt einen großen Raum in der Forschung ein. Wenn man dann zu dem Ergebnis kommt, daß Jesu Naherwartung mit großer Wahrscheinlichkeit authentisch war, dann ist das nun mal so und hat nichts mit Weltanschauung zu tun. Die Qualität der Forschung wird nicht daran gemessen, ob das Ergebnis persönlich gefällt.
"Es ist die selbstverständliche Grundlage kritischer Wissenschaft, dass sie sich nicht über ihre Ergebnisse definiert, sondern allein darüber, ob diese methodisch an den dafür in Frage kommenden Fakten geprüft wurden."
https://www.uni-due.de/EvangelischeTheo ... hode.shtml
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
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#467 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?
Natürlich nicht - dieser Verdacht ist gegenseitig.Pluto hat geschrieben:Allerdings sollten wir nicht so tun, als wäre dieser Verdacht einseitig.
Mit Verlaub: Dann weßt Du wirklich nicht, wie Wissenschaft funzt. - Selbstverständlich gibt es innerhalb EINER wissenschaftlichen Disziplin unterschiedliche Ansätze UND Ergebnisse zum SELBEN Thema.sven23 hat geschrieben:Entweder arbeitet man nach den Kriterien der HKM oder nicht.
Richtig - nicht unbedingt - es hat mit dem Modell zu tun, mit dem man antritt - und dieses ist eben nicht selten weltanschaulich designt.sven23 hat geschrieben:Wenn man dann zu dem Ergebnis kommt, daß Jesu Naherwartung mit großer Wahrscheinlichkeit authentisch war, dann ist das nun mal so und hat nichts mit Weltanschauung zu tun.
Wer - wie in diesem Fall - auf die Einbeziehung biblischer Paradigmen verzichtet, weil sie nicht unmittelbar mit einem Einzeltext/Einzeltexten zu tun haben, legt nahe, dass er vermutlich säkular orientiert ist. - Wer diese Paradigmen mit einbezieht, legt nahe, dass er vermutlich christlich orientiert ist. - BEIDES genügt den Regeln der HKM, weil das erste eher eine Eng-Führung, das andere eher eine Weit-Führung des lterarischen Umfelds vorzieht. - Das liegt im Befinden dessen, der die Untersuchung und deren Kriterien (INNERHALB der HKM) definiert (das meine ich mit "Modell"). - Das ist wissenschaftlicher Alltag.
Korrekt - hat aber nichts mit dem Thema hier zu tun..sven23 hat geschrieben:Die Qualität der Forschung wird nicht daran gemessen, ob das Ergebnis persönlich gefällt.
Ebenfalls korrekt - hat aber nichts mit dem Thema hier zu tun..sven23 hat geschrieben:"Es ist die selbstverständliche Grundlage kritischer Wissenschaft, dass sie sich nicht über ihre Ergebnisse definiert, sondern allein darüber, ob diese methodisch an den dafür in Frage kommenden Fakten geprüft wurden."
#468 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?
Warum bist Du dir so sicher, dass sie wirklich ergebnisoffen forschen? Verfolgt nicht jeder irgendwelche Absichten? Gibt es nicht immer Gründe, warum jemand - wofür auch immer - für seine Position eintritt? Gehört der völlig ergebnisoffen arbeitende Mensch nicht ins Reich der Phantasie, wie der Vogel Greif?Münek hat geschrieben:Das ist den ergebnisoffen forschenden Neutestamentlern selbstverständlich mehr als bekannt.
Die ethisch sicher löbliche Aussöhnung mit dem Judentum ist derzeit ein Motiv. Aber auch der Feminismus und ganz allgemein der Zeitgeist. Eine philsophische Wurzel der HKM ist meines Wissens der mMn überholte Positivismus des 19. Jhds., der in den 1920/30er Jahren im Wiener Kreis in modernisierter Form einen Widerhall fand. Die Weltanschauungen von Hegel, Kant und Schweitzer flossen in das moderne Denken ein beeinflussten sicher auch die moderne Theologie und somit auch die Exegese, oder nicht?
Die Zahl der qualifzierten Kritiker der Exegese, die über die entsprechende fachliche Qualifiktation verfügen, ist klein. Im deutschsprachigen Raum kenne ich da nur Prof. Klaus Berger. Lassen wir ihn zu Wort kommen:
ZitatquelleZitat von Klaus Berger:
Die Interessen der Forschung waren auf die Spätfolgen der Bultmannschen Kehre gerichtet: Exegese als Humanwissenschaft, also als Psychologie, Soziologie, Abart des Feminismus, des Pazifismus, der Ökologiebewegung. Wer die Heilung des Knechtes des Hauptmanns (Joh 4,46f) deutet als die Heilung von dessen „Knaben“ und damit die Homosexualität grundsätzlich rechtfertigen möchte, weil „sein Knabe“ eben bedeute: sein Lustknabe, hat sich offenbar dem Zeitgeist zu 100 Prozent verschrieben.
Je mehr ich den Diskussionen hier folge, je weniger kann ich mich des Eindrucks erwehren, dass auf Basis des Positivmus und Hegel die Bibel bis zur Unkenntlichkeit „entmythologisiert“ wurde, so dass im fragmentarischem Kern nur noch Tiefenpsychologie und Anthropologie bleibt. Wo ist in dieser [der offenbar der „pyrrhonischen Skepsis“ verpflichteten] historisch-kritischen Exegese noch Raum für Gott? Klaus Berger sagte hierzu:
Wer möchte, kann ich selbst sehen und hören:Mit dem anspruchsvollen Wort „Entmythologisierung“ meint man die Befreiung der Texte von mythologischen Vorstellungen der Antike, um dann den Kern eines Textes ungehindert mit philosophischer Anthropologie füllen zu können.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo
#469 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?
Halman hat geschrieben:Je mehr ich den Diskussionen hier folge, je weniger kann ich mich des Eindrucks erwehren, dass auf Basis des Positivmus und Hegel die Bibel bis zur Unkenntlichkeit „entmythologisiert“ wurde, so dass im fragmentarischem Kern nur noch Tiefenpsychologie und Anthropologie bleibt. Wo ist in dieser [der offenbar der „pyrrhonischen Skepsis“ verpflichteten] historisch-kritischen Exegese noch Raum für Gott?Münek hat geschrieben:Das ist den ergebnisoffen forschenden Neutestamentlern selbstverständlich mehr als bekannt.
"Gott" - eine numinose Wesenheit - kann unmöglich Gegenstand historisch-wissenschaftlicher Forschung sein.
Dass ein intelligenter, sehr belesener Mensch wie Du das nicht einzusehen vermagst,
erstaunt mich über alle Maßen. Raum für "himmlische Gestalten" (Gott, Engel, Dä-
monen, Satan, Gottessöhne, Gottesmutter, Heiliger Geist) findest Du in der "Dogma-
tik" überreichlich.
Warum reicht Dir die Lektüre des z.B. "Katholischen Weltkatechismus" nicht?
Hier bekommst Du doch alles, was Dein Herz glaubensmäßig begehrt.

Zuletzt geändert von Münek am Fr 24. Jul 2015, 23:08, insgesamt 2-mal geändert.
#470 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?
100 Minuten haben wir noch
ob am Ende das Tages was bleibt 


Angelas Zeugen wissen was!