Roland hat geschrieben:sven23 hat geschrieben: …so krass formuliert das kein Theologe…
Offen und ehrlich sind sie also auch nicht. Naja, von Bibelfälschern vielleicht auch zuviel verlangt
Wenn einer wie Kubitza Klartext spricht, ist es auch nicht recht. Also was denn nun?
Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: …sieht man an den anderen 56 Apokryphen…
Es wurde halt sehr viel geschrieben über die Geschehnisse um Jesus von Nazareth. In den Kanon gelangte nur, was auf Apostel oder deren Schüler zurückging .
Nee, in den Kanon kamen nur Schriften, die der frühen Kirche genehm waren und von denen sie profitierte als "legimite Nachfolgerin". Gnostische Elemente z. b. wie im Thomasevangelium, die eine Priesterschaft als Vermittler überflüssig macht, hatten es da logischerweise schwer.
Z. B. hätte auch der inhaltlich wertvollere Clemensbrief eher aufgenommen werden können, als die unsägliche und schon damals sehr umstrittene "Offenbarung". Aber offensichtlich benötigte die Kirche ein Zuchtmittel zu Disziplinierung der Gläubigen.
Alle Apokryphen, das sei mit einem theologischen Kenner derselben noch einmal betont, sind "ernst gemeint", sind "Glaubenszeugnisse" gewesen. Schon daraus ersieht man, daß damals einfach an alles geglaubt worden ist - selbst an wieder zum Leben erwachte geräucherte Thunfische.
(Karlheinz Deschner)
Und im übrigen gehen keine Evangelien auf Apostel zurück. Es sind allesamt Pseudepigrafien durch unbekannte Schreiber.(außer einige Paulusbriefe, der aber Jesus persönlich nie getroffen hat) Erst die Kirch gab ihnen später Apostelnamen, um den Eindruck zu erwecken, es handele sich um Augen- und Ohrenzeugen.
Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Man verfarf sechsundfünfzig wegen ihrer Kindlichkeit und Albernheit. Gäbe es hierfür keinerlei Anhaltspunkte bei denjenigen, die man behalten hat?
(Denis Diderot, franz. Schriftsteller u. Philosoph, 1713-1784)
Kindlich und albern ist das, was Denis Diderot schreibt, denn viele apokryphe Schriften sind noch heute wertvoll, auch wenn sie nicht auf Apostel zurückgingen und deshalb nicht in den Kanon aufgenommen wurden.
Es gibt in den Apogryphen auch ein paar Perlen, aber auch viel Albernheit und kindisch-christliche Übertreibung.
Die Wunder der christlichen Helden werden immer zahlreicher und größer. Wilde Tiere, die man auf sie hetzt, lecken ihre Wunden, durchbeißen ihre Fesseln oder verenden gar durch ihr Gebet. Der Henker ist wie gelähmt und kann sie nur mit ihrem Einverständniss töten... Mit halbverkohltem Leib stellen sie ruhig philosophische Vergleiche über das heidnische und christliche Rom an, sie deklamieren mit blutüberströmten Körper Hunderte von Versen oder halten trotz abgeschnittener Zunge laute und lange Reden gegen die Götzen und gehen über glühende Kohlen wie auf Rosen.
(Karlheinz Deschner)
Roland hat geschrieben: Ein Zirkel ist weit und breit nicht zu finden.
Ähm, eigentlich doch. Wenn etwas deshalb wahr sein soll,
weil es geschrieben steht, dann ist das ein zirkelreferenter Glaubensentscheid.
Die Forschung bleibt da ergegnisoffen und prüft (historisch-)kritisch.
Roland hat geschrieben:
Weil ich nicht Gott bin, ganz einfach.
Gut dass du das noch mal erwähnst?
Trotzdem, Wunder bleiben literarische Fiktion.
Roland hat geschrieben:
Jesu Wunder waren nicht von der Art, wie wir sie in Märchen finden, wo Frösche in Prinzen verwandelt werden, ...
Die Wunder weisen ihn als den Schöpfer aus.
Die Wunder sind vor allem Ausdruck der Phantasie der Schreiber. Aber wie Bultmann richtig sagt, war das antike Weltbild ein mythisches, in dem Wunder an der Tagesordnung waren.
Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Richtig, deshalb beschränkt sich die Forschung auf die Beschreibung des Glaubens an Gott.
Wäre schön, wenn sich alle daran hielten.
Tut die Forschung doch. Jesu Glauben an Gott und seine Naherwartung wird sehr detailliert beschrieben.
Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Es gab im ersten Jahrhundert bereits Synagogen auf griechischen Inseln und in Rom, warum nicht in Galiläa?
Vielleicht weil Galiläa eine wirtschaftlich abgehängte Provinz war und der Bau von Synagogen auch damals Geld kostete?
Eher nicht. In Galiläa kreuzten sich zur Zeit Jesu wichtigen Handelsrouten, Kapernaum lag z.B. direkt an der Via Maris.
Trotzdem war es eine wirtschaftlich abgehängt Region. Herodes hatte die Handelszentren an die Küste verlegt.
Roland hat geschrieben:
. Man sieht das selbst bei Ereignissen, die nichtmal 50 Jahre zurückliegen, etwa der Mondlandung.
Aber nur bei geistig minderbemittelten Verschwörungstheoretikern.
Roland hat geschrieben:
Sag ich ja, das ist eine Umschreibung für "gelogen". Kein einziger Beleg, reine Behauptungen. Aber du darfst das natürlich glauben.
Sagen wir mal so: sie waren recht kreativ und die Kirche hat dies zu ihrem Nutzen einverleibt.
Roland hat geschrieben:
Es geht hier nicht um die Inspiration sondern darum, dass Augenzeugenberichte vorliegen. Wenn jemand einen Text überschreibt mit: "Was ich schreibe, habe ich selbst gesehen" oder "Was ich schreibe habe ich akribisch durch Befragen der Augenzeugen erforscht", dann stimmt das entweder, oder er lügt.
Ach so, wenn das so geschrieben steht, muss das ja wohl stimmen.
Ein guter Schuss Naivität tut jedem Glauben gut.
Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Der gute Jesus kann wirklich nichts dafür, dass man ihn seiner eigenen Religion beraubt hat und gerade seinem Volk so viel Unrecht angetan hat.
Das haben NT-Schreiber und die frühen Kirchenväter in seinem Namen besorgt.
Was natürlich Unsinn ist. Die NT-Schreiber und die frühen Kirchenväter sind für die gute Botschaft selbst noch verfolgt und größtenteils hingerichtet worden. Es waren die viel späteren Kirchenfürsten, die wohl mit Machtgier aber mit der Schrift meist nicht mehr viel am Hut hatten, denen ihr "das Christentum" unterstellt.
Das ist falsch. Der Antijudaismus ist schon im NT virulent.
(Röm 2,9):
"Trübsal und Angst über alle Seelen der Menschen, die Böses tun, zuerst der Juden und ebenso der Griechen."
(Titus 1,10-11):
"Denn es gibt viele Freche, unnütze Schwätzer und Verführer, besonders die aus den Juden, denen man das Maul stopfen muss, weil sie ganze Häuser verwirren und lehren."
(Röm 2,17-29)
"Du (Jude) predigst, man solle nicht stehlen, und du stiehlst?", "Du (Jude) rühmst dich des Gesetzes, und schändest Gott."
(1. Thess 2,14-16):
"Die (Juden) haben den Herrn Jesus getötet und die Propheten und haben uns verfolgt und gefallen Gott nicht und sind allen Menschen feind. Und um das Maß ihrer Sünden allewege voll zu machen, wehren sie uns, den Heiden zu predigen zu ihrem Heil. Aber der Zorn Gottes ist schon in vollem Maß über sie gekommen."
(Joh 8, 44-45):
"Ihr habt den Teufel zum Vater, und nach eures Vaters Gelüste wollt ihr tun. Der ist ein Mörder von Anfang an und steht nicht in der Wahrheit."
(Apg 2,23)
"Diesen Mann (Jesus), der durch Gottes Ratschluss und Vorsehung dahingegeben war, habt ihr (Juden) durch die Hand der Heiden ans Kreuz geschlagen und umgebracht."
die Liste ist noch endlos erweiterbar.
Besonders fatal war aber, dass die frühen Kirchenväter die Legende von den Gottesmördern in den Vordergrund stellten und damit den Grundstein legten für die Verfolgung der Juden in den nächsten 2000 Jahren.
Selbst der Reformator Luther griff den Antijudaismus der RKK auf.
"Die Juden sind ein solch verzweifeltes, durchböstes, durchgiftetes Ding, dass sie 1400 Jahre unsere Plage, Pestilenz und alles Unglück gewesen sind und noch sind. Summa, wir haben rechte Teufel an ihnen...; Man sollte ihre Synagogen und Schulen mit Feuer anstecken, ... unserem Herrn und der Christenheit zu Ehren, damit Gott sehe, dass wir Christen seien (...) ihre Häuser desgleichen zerbrechen und zerstören."
(Luther: Von den Juden und ihren Lügen)
Wie die Geschichte gezeigt hat, war es mit der christlichen Nächsten- und Feindesliebe nicht allzu weit her.