sven23 hat geschrieben:Naqual hat geschrieben:
Wenn ein ganz irdischer Vater seinen Sohn nicht verbrennt nach einem Fehlverhalten mit der Bemerkung, "das hat gestern dein großer Bruder schon für Dich übernommen, findest Du das okay und nimmst das an?"
Wenn mein Bruder für mein Fehlverhalten bestraft würde, wäre das ja noch schlimmer.
Sehe ich auch so. Vor allem, wenn ich mich dann moralisch für den Himmel dadurch qualifizieren soll, dass ich es richtig finde, dass jemand anders für mich bestraft wird.
Genau das ist Liebe ja nicht. Die Liebe erduldet für den anderen.
Der Opfertod Jesu ist eine ziemlich konstruierte Geschichte, die hauptsächlich eine Kopfgeburt des Paulus ist, da bin ich mit vielen Theologen einig.
Bei Paulus bin ich mir ein wenig unsicher, ob er es tatsächlich so gemeint hat, wie es heute ausgelegt wird.
Bei Jesus Aussagen kann man den stellv. Opfertod ja nicht ableiten, Paulus kann man so interpretieren, muss es aber nicht.
Bei einigen wenigen Stellen habe ich dann allerdings das Gefühl, ihn zu "dehnen" beim Deuten.
Immer wieder kommt z.B. auch die Paulus-Aussage, dass das Wort vom Kreuz den Griechen eine Torheit ist.
Damit soll jeglicher kritischer Einwand entschärft werden.
Der springende Punkt ist nun aber der, dass Paulus die antiken Griechen sehr gut kannte. Und da wäre das Opfer eines Halbgottes alles andere als eine Torheit gewesen. Die haben in sehr vielen ihrer Sagen davon geschwärmt!
Die Torheit ist es m.E. dass die Liebe einen (anscheinend) schwach macht, hilflos. Hier ist der augenfälligste Kontrast zur Vernunft. Damals wie heute. Und es kostet einiges an Gedankenkraft und Gefühl zu verstehen, warum Liebe nicht schwach macht! Niemand hat aber mehr Angst gehabt vor Hilflosigkeit, als die institutionalisierte Religion, die Kirche. Die haben ganz rational politisch (machtorientiert) gearbeitet und relativ wenig mit Gottvertrauen.