#41 Re: Ist die Bibel glaubwürdig ?
Verfasst: Mi 10. Jan 2018, 19:04
Noch was aus der evangelischen Ecke, das ich ganz interessant finde, weil es auf sprachliche Eigenheiten eingeht, welche auf andere Verfasser hindeuten.
Schweizer, Eduard;Das Evangelium nach Markus - NTD hat geschrieben:Der Abschnitt fehlt in den ältesten Handschriften; einige Kirchenväter kennen ihn, andere bezeugen sein Fehlen. Die Sprache, vor allem die Bezeichnung Jesu als »der Herr«, ist nicht markinisch (vgl. zu 11,3); das bei Markus überaus häufige, die Erzählung weiterführende »und« (besonders am Anfang eines Abschnitts) fehlt fast, ebenso die sehr beliebten Wendungen »sogleich«, »wiederum« u.a.m. Umgekehrt steht das dreimal verwendete Wort für »gehen« (V.10.12.15) nie bei Markus. Der ganze Wortschatz (ausg. »Todbringendes« V.18) findet sich auch in der LXX. Einzigartig ist ferner die Tagesangabe V.9 (s. zu V.2); »er lebt« als Hinweis auf die Auferstehung steht außer 2.Kor. 13,4 erst bei Lukas; die drei Verben für »erscheinen« tauchen sonst erst im 2.Jh. n. Chr. auf und das für »emporgehoben« wird erst spät auf Jesus angewendet. Sachlich sind überall Erzählungen von Lukas, wohl auch Matthäus und Johannes vorausgesetzt (s. unten). Außerdem paßt V.9 nicht zu V.1-8; Maria von Magdala war V.1 ja schon mit andern zusammen genannt (»früh am ersten Tag«, V.2), mindestens hätte die nähere Bezeichnung (V.9 Ende) dann dorthin gehört; auch wird V.9 kein Subjekt eingeführt, nach V.5-7 müßte man eigentlich an den Engel denken. Das zeigt, daß der Abschnitt nicht einfach als spätere Fortsetzung des jäh abbrechenden Markusevangeliums komponiert ist. Ist es eine, vielleicht für Unterrichtszwecke geschaffene, Zusammenfassung der Osterberichte? Nach sehr unsicherer Tradition soll sie auf den Presbyter Aristion (um 100 n. Chr.) zurückgehen. Mindestens die lukanischen Schriften hat der Verfasser wohl gekannt, vermutlich auch die übrigen Evangelien, obgleich er sie mit viel eigener Tradition vermischt. Aber durchs ganze 2.Jh. hindurch wurden selbst Herrenworte noch sehr frei weitergegeben und umgestaltet, auch wo die Evangelien sicher bekannt waren.