sven23 hat geschrieben:Musst du jetzt schon Apogryphen bemühen?
Völlig egal - entweder etwas wurde irgendwann verstanden oder nicht. Der zitierte Satz scheint ein universal gültiger zu sein.
sven23 hat geschrieben:Vor allem deshalb nicht, weil es gnostische Elemente enhält.
Ist aber in diesem Satz nicht erkennbar. - Denn wenn es hier "Vater" heisst, gibt es auch einen Sohn.
sven23 hat geschrieben:Ich dachte auch immer, die Bergpredigt sei so etwas wie die Kernbotschaft Jesu. Nun hat die Forschung gezeigt, dass es sich hier vermutlich um eine Eigenkomposition des Evangelisten Matthäus handelt, bzw. dem unbekannten Schreiber.
Trotzdem ist es eine Kernbotschaft Jesu. - "Kernbotschaft" heißt doch NICHT, ob etwas Jesus historisch-kritisch zugeordnet werden kann, sondern ob es authentisch ist zu Jesu Haltung selbst. Und wenn die Bergpredigt frei erfunden WÄRE, wäre damit noch nicht geklärt, ob hier Jesus etwas untergejubelt wird, oder ob hier sein Wirken und Reden prägnant zusammengefasst wurde.
sven23 hat geschrieben:Und gläubige Rabbis und Imame können dir "geistig" erkären, warum Jesus nur ein "normaler" Wanderprediger und Endzeitprophet war
Das werden sie nicht tun - sie werden ihn als großen Propheten darstellen - in IHREM Verständnis, was ein Prophet ist.
Unabhängig davon ist korrekt, dass auch geistige Menschen unterschiedliche Bewertungen auf ansonsten gleicher Basis haben.
sven23 hat geschrieben:Zumindest könnte die Kirche den Gläubigen gegenüber erwähnen, dass die Hälfte der Paulusbriefe gar nicht von Paulus stammt.
Für den Hebräer-Brief glaube ich das auch - bei den anderen Briefen hatte ich rein vom geistigen Fluss her den Eindruck, dass sie aus "einer Richtung/EINER Schule" kommen (vgl.: "Rembrandt - Rembrandt-Schüler").
Wie man in der Pastorale mit sowas umgehen sollte, weiss ich auch nicht. Soll man nach Deiner Auffassung bei der Vermittlung von geistigen Inhalten jeweils den Status Quo der HKM-Ergebnisse miteinfließen lassen? - Und bedenke eines: Wenn Obama eine Rede hält, stecken ebenfalls Ghostwriter dahinter - die Frage wäre: Was ist wichtiger? Die historisch-kritische Zuordnung oder die die Betonung der kanonischen Identifikations-Größe (hier Obama - dort Paulus)?
Meiner Meinung nach würde ich eh alles mit "Anonym" bezeichnen, weil geistige Aussagen kein menschliches Etikett brauchen. Entweder etwas "ist" geistig wertvoll oder nicht. - Den Hebräer-Brief finde ich übrigens NICHT geistig wertvoll.
sven23 hat geschrieben:Und selbstverständlich wurde dieser Wahrheitsanspruch des Christentums auch erzwungen, wie die Verfolgung Andersgläubiger belegt.
Heute nicht mehr - früher ja. - Damals hat man auf härtere Weise das gemacht, was heute säkulare Weltanschauungen machen ("Wer glaubt, ist nicht aufgeklärt", etc.).
sven23 hat geschrieben:"Die Bibel wird seitens der Kirche als vom Heiligen Geist inspiriert und darum in Glaubensfragen und auch allen wesentlichen historischen Aussagen als irrtumslos vorausgesetzt." Quelle: Kathpedia
Das entspricht dem, was ich Dir ständig versuche zu vermitteln: Nicht das einzelne Wort oder ein einzelner Widerspruch ist entscheidend, sondern es ist insgesamt und in den WESENTLICHEN Punkten gemeint.
sven23 hat geschrieben:Es geht um den Wahrheitsanspruch von Christentum und Kirche.
Diesen Anspruch gibt es - er wird aber nicht übergestülpt. - Im Grunde sagt die Kirche: "Wir wissen, wo es lang geht - wollt Ihr mit?"
sven23 hat geschrieben:Welche Aussagen Kubitzas sind denn nicht belastbar, bzw. wo hat er unrecht?
Er hat in seinen Bezügen und Schlussfolgerungen unrecht - es geht wahrscheinlich gar nicht anders, weil er als Atheist keine Zusammenhänge spürt. - Wenn man nicht weiß, was Kaviar ist, und ihn deshalb an Hunde verfüttert, kann man sich natürlich über das teure Hundefutter aufregen ...
sven23 hat geschrieben:Wärst du in einer anderen Religion sozialisiert worden, wärst du vermutlich der gleiche energische Verfechter dieses (Aber-) Glaubens.
Weil es dort ein anderes Abbild wäre - richtig. - Aber Abbilder können nur Abbild sein, wenn sie Abbild von "irgendwas" sind. - Wie erklärst Du Dir, dass Religionen weltweit recht homogen sind? Ein Buddhist versteht einen Meister Eckart um Längen besser als einen Säkularen.
Aber aus Deiner Antwort schaut schon wieder der oft besprochene Irrtum raus: Du meinst, Religionen seien "Erfindungen" statt "Abbilder".
sven23 hat geschrieben:Vielleicht wird jetzt deutlich, warum die kanonische Exegese in der historischen Jeusforschung keine Anwendung findet und Ratzingers Versuch per se zum Scheitern verurteilt war.
Umgekehrt gilt auch: Vielleicht wird jetzt deutlich, warum geistig orientierte Theologie die HKM nur als Hilfsmittel, aber nicht als Maßstab anwenden kann.
Und lies den kathpedia-Artikel genau durch - dort steht offen oder verdeckt:
* Geistige Substanz der Bibel ist per HKM nicht erzielbar.
* Nichtsdestoweniger ist Geistiges in Jesus wirklich, also auch historisch richtig, da Jesus historisch existent war.
* Nicht historisch-kritische Quellen-Ergebnisse stehen im Vordergrund, sondern die geistige Historizität selbst.