Theologie - Wissenschaft oder überholtes Relikt?

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Savonlinna
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#41 Re: Theologie - Wissenschaft oder überholtes Relikt?

Beitrag von Savonlinna » Sa 28. Nov 2015, 14:15

2Lena hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Die Dogmatik und die Systematik können tatsächlich nicht wissenschaftlich arbeiten, weil ihre Gegenstände nicht beweisbar sind.
Kein Gesetz ist "beweisbar".
Ganz genauso. Das ist auch Konsens in der Wissenschaft.
"Bewiesen" werden kann nur, ob ein Untersuchtes mit einem Modell übereinstimmt.
Das Modell aber macht der Mensch.

closs
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#42 Re: Theologie - Wissenschaft oder überholtes Relikt?

Beitrag von closs » Sa 28. Nov 2015, 14:35

Thaddäus hat geschrieben:Aber es sind doch genau diese "nach als wissenschaftlich definierten Regeln", die ausschließen, dass Dogmatik und Systematik wissenschaftlich arbeiten können.
Dann lies mal Paul Hoyningen-Huene - bzw. schau Dir mal das Video an, das Halman neulich mal hier im Forum eingestellt hat (weiss leider nicht mehr wo - Halman wird es wissen).

H.-H. beschreibt dort 6 Phasen der Wissenschafts-Theorie - es scheint mir, dass Du in Phase 4 argumentierst.

Thaddäus hat geschrieben:die Ergebnissoffenheit der Forschung. Das ist bei diesen theologischen Disziplinen aber ausgeschlossen
Aus meiner Sicht ein Missverständnis. - Denn "Wissenschaft" kann man unterschiedlich definieren (und das geschieht ja auch). - Nehmen wir drei Fragestellungen:

1.) Ist naturwissenschaftlich eine "unbefleckte Empfängnis" möglich?
Man testet alles durch, es besteht Ergebniss-Offenheit, am Ende kommt eine Ergebnis. - Diese Variante würde jeder als "Wissenschaft" akzeptieren.

2.) Wie entwickelt man ein Dogma?
Man macht sich fundamental-theologische Gedanken,die in sich sehr wohl ergebnissoffen sind (man weiss ja vorher nicht, was rauskommt) - allerdings unter der nicht-falsifizierbaren Prämisse "Es gibt Gott". - Am Ende kommt heraus: "DAS kann ein Dogma sein, das nicht". - Wissenschaft? - Aus Sicht der Ergebnisoffenheit in Bezug auf "Was kommt als Dogma raus"? JA - unter dem Aspekt der Prämisse "Es gibt Gott" NEIN. - Aber letzteres wird gar nicht untersucht. - Wat nu?

3) Wie begründet man ein Dogma?
Dasselbe in grün, nur im Nachhinein.

Thaddäus hat geschrieben: Um diese Methoden als wissenschaftlich anzuerkennen, müssen sie gewissen experimentellen und empirischen Standards entsprechen
Wie willst Du experimentell/empirisch nachweisen, dass Schillers "Demetrius" den Übergang von Klassik zur Romantik zum Thema hat?

Thaddäus hat geschrieben:grundsätzlich jedem Menschen auf rein vernünftiger und logischer Basis nachvollziehbar und einsichtig sein
Das kann Geisteswissenschaft/Theologie im Grundsatz leisten.

Thaddäus hat geschrieben:von einer kausalen Geschlossenheit der Welt ausgehen, die übernatürliche Begründungen ausschließt
Du würdest als ein Dogma des Materialismus/Naturalismus zur Grundlage jedweder Wissenschaft machen?

Gut - das geht. - Aber dann muss jedem klar sein, dass "Wissenschaft" ein inner-materialistisches Phänomen ist. - Worauf bezieht sich denn dann noch die "Ergebnisoffenheit"? - Richtig - auf eine Prämisse. - Wobei wir wieder bei der Theologie sind, die ebenfalls innerhalb ihrer Dogmen forscht.

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sven23
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#43 Re: Theologie - Wissenschaft oder überholtes Relikt?

Beitrag von sven23 » Sa 28. Nov 2015, 15:22

Savonlinna hat geschrieben:
Doch. Selbst in den Naturwissenschaften wird Chemie, Physik, Mathematik etc. unterschieden.
"Naturwissenschaft" wird ja auch oft im Plural benutzt: "Naturwissenschaften".
.
Das ist doch ganz was anderes. Natürlich kann man sich wissenschaftlich mit evangelischer oder katholischer Theologie beschäftigen. Das bedeutet aber nicht, daß es einen Wissenschaftsbegriff gibt, der konfessionsgebunden wäre.
Zuletzt geändert von sven23 am Sa 28. Nov 2015, 15:39, insgesamt 1-mal geändert.
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R.F.
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#44 Re: Theologie - Wissenschaft oder überholtes Relikt?

Beitrag von R.F. » Sa 28. Nov 2015, 15:24

sven23 hat geschrieben:
R.F. hat geschrieben: Dass die Menschheit ein derartiges Hirngespinst wie Zeit-Dehnung/Raffung nahezu widerspruchslos hinnimmt, sollte uns vor der Zukunft grauen lassen. Solche Menschen sind zu kritischem Denken nicht mehr fähig...

Ersetze mal das blaugefärbte durch "Jungfrauengeburt". Merkste was?
Für IHN, der das dem Menschen Unmögliche schuf, nämlich das Leben, dürfte die Zeugung eines Kindes in einer Jungfrau eine Kleinigkeit sein. Übrigens ist rein biologisch gesehen die Geburt durch Jungfrauen so selten nicht...

Das sähe anders aus, wenn dem Craig Venter oder einem anderen Wundert-Täter die künstliche Erzeugung von Leben gelänge. Solltest Du auf diese hoffen, möchte ich daran erinnern, dass den nahezu allwissenden Kosmologen zufolge die Sonne in fünf Milliarden Jahren ihre Funktion aufgeben wird. Wird also zeitlich eng für die Erschaffung von Leben...
sven23 hat geschrieben:[
Die Zeitdilatation ist experimentell bestätigt. Wie siehts mit dem Dogma der Jungfrauengeburt aus?
Das ist einfach nicht wahr! Es gibt kein einziges Experiment, mit dem relativistische Phänomen belegt wurden. Nur einer Gesellschaft, in der man selbständiges Denken nicht aufkommen ließ, kann man solche Verrücktheiten erzählen...

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sven23
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#45 Re: Theologie - Wissenschaft oder überholtes Relikt?

Beitrag von sven23 » Sa 28. Nov 2015, 15:35

R.F. hat geschrieben: Das ist einfach nicht wahr! Es gibt kein einziges Experiment, mit dem relativistische Phänomen belegt wurden. Nur einer Gesellschaft, in der man selbständiges Denken nicht aufkommen ließ, kann man solche Verrücktheiten erzählen...
Ich denke schon, die Experimente werden sogar schon im Museum ausgestellt. :lol:
Die gravitative Zeitdilatation wurde schon 1960 experimentell bestätigt.
Das Hafele-Keating-Experiment stammt aus dem Jahr 1971 und wurde seitdem mit immer genaueren Messungen bestätigt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Hafele-Keating-Experiment
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Münek
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#46 Re: Theologie - Wissenschaft oder überholtes Relikt?

Beitrag von Münek » Sa 28. Nov 2015, 15:50

Savonlinna hat geschrieben:Ich wiederhole noch einmal:
Wissenschaftliche Dogmatik ist auf jeden Fall als eine entscheidende Korrektur der Kirchen unerlässlich.

Sei nicht so naiv. Die Kirche lässt sich von der Dogmatik nicht korrigieren.

Die katholische Theologieprofessorin Uta-Ranke Heinemann widersprach 1987 in einer WDR-Livesendung dem Lehrsatz der katholischen Kirche, dass die Schwangerschaft der Gottesmutter Maria unter Einwirkung des Heiligen Geistes erfolgt sei.
Die Jungfräulichkeit Mariens sei - wie alle Wunder im Neuen Testament - nicht wörtlich, sondern als "damaliges Verstehens-modell" zu verstehen.

Der Essener Bischof Franz Hengsbach entzog, nachdem Vermittlungsversuche und die Aufforderung zum Widerruf gescheitert waren, der Professorin ratzfatz die kirchliche Lehrbefugnis. Von wegen Korrektur.

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sven23
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#47 Re: Theologie - Wissenschaft oder überholtes Relikt?

Beitrag von sven23 » Sa 28. Nov 2015, 15:52

"Axiome sind grundlegende Annahmen einer Wissenschaft.
Sie werden beweislos vorausgesetzt, und aus ihnen dann weitere Erkenntnisse abgeleitet.
...
Die Theologie möchte nun ebenfalls Axiome annehmen, weil man hofft, der Begriff Axiom alleine sei vielleicht schon geeignet, weiter als Stimme im Chor der Wissenschaften akzeptiert zu werden,wobei man gleichzeitig hofft, indem man diesen Begriff verwendet, dem Anspruch einer Verifizierung entgehen zu können."

Kubitza, Dogmenwahn

Schaut man aber genauer hin, dann entpuppen sich die Axiome der Theologie als Inhalte des Glaubensbekenntnisses.

"Hochtrabende „Axiome“ kann jeder religiöse oder esoterische Unsinn leicht hervorzaubern. Dies ist eine rein sprachliche Übung."
Kubitza, Dogmenwahn

In diesem Sinne wäre dann auch die Astrologie eine Wissenschaft. Daß sie aber nicht an Universitäten vertreten ist, hat berechtigte und nachvollziehbare Gründe.
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Münek
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#48 Re: Theologie - Wissenschaft oder überholtes Relikt?

Beitrag von Münek » Sa 28. Nov 2015, 15:54

doppelt
Zuletzt geändert von Münek am Sa 28. Nov 2015, 15:57, insgesamt 1-mal geändert.

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Savonlinna
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#49 Re: Theologie - Wissenschaft oder überholtes Relikt?

Beitrag von Savonlinna » Sa 28. Nov 2015, 15:55

sven23 hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:
Doch. Selbst in den Naturwissenschaften wird Chemie, Physik, Mathematik etc. unterschieden.
"Naturwissenschaft" wird ja auch oft im Plural benutzt: "Naturwissenschaften".
.
Das ist doch ganz was anderes. Natürlich kann man sich wissenschaftlich mit evangelischer oder katholischer Theologie beschäftigen. Das bedeutet aber nicht, daß es einen Wissenschaftsbegriff gibt, der konfessionsgebunden wäre.
Stimmt. Wer sagt das anders?

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#50 Re: Theologie - Wissenschaft oder überholtes Relikt?

Beitrag von Münek » Sa 28. Nov 2015, 15:55

doppelt

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