Die HKM ist mitten unter euch

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Savonlinna
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#391 Re: Die HKM ist mitten unter euch

Beitrag von Savonlinna » Sa 23. Jan 2016, 09:08

Münek hat geschrieben: Der methodologische Atheismus ist etablierte wissenschaftliche Forschungspraxis.
Das Thema hatten wir schon öfter hier. Atheismus ist eine Weltanschauung. Also darf man auch nicht atheistisch forschen, auch methodisch nicht.

Man sieht doch hier im Forum, was dabei rauskommen würde, wenn man atheistisch forschen würde. Man würde bestimmte Ergebnisse von vornherein ausschließen. Man wäre befangen, man würde automatisch Ergebnisse, die man als Atheist ablehnt, nie als erfoschtes Ergebnis akzeptieren wollen. Der Atheist scheint ja, jedenfalls nach den Forenbeiträgen zu urteilen, nur die Naturwissenschaft als Wissenschaft zu akzeptieren, nicht die Geisteswissenschaften mitsamt ihren Unterabteilungen.
Das alleine ist schon tendenziös. Ein solches Denken wäre auch als methodisches Denken ein Unglück für die Wissenschaft, weil die Wissenschaft damit die Unterabteilung einer Ideologie würde.

Da die Wissenschaft seit iherer Entstehungszeit von Christen getragen wurde, sind diese Toleranz gewohnt. Die Neuen Atheisten hingegen sind von ihrem Wesen her intolerant und, wie man hier im Forum sieht, unwissenschaftlichen Geistes. Also würden sie immer tendenziös forschen, was dem Forschergeist zuwiderläuft.

Pluto
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#392 Re: Die HKM ist mitten unter euch

Beitrag von Pluto » Sa 23. Jan 2016, 09:35

Savonlinna hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Der methodologische Atheismus ist etablierte wissenschaftliche Forschungspraxis.
Das Thema hatten wir schon öfter hier. Atheismus ist eine Weltanschauung.
Ja. Aber in diesem Fall bezieht sich der Atheismus auf die Methodik der Forschung. Der methodologische Atheismus schließt die Existenz des Übernatürlichen aus der naturwissenschaftlichen Forschung aus.
Synonym wird die naturwissenschaftliche Methodik oft als ontologischen Naturalismus bezeichnet: Man schließt Gott von Vornherein aus den Überlegungen aus.

Savonlinna hat geschrieben:Da die Wissenschaft seit iherer Entstehungszeit von Christen getragen wurde, sind diese Toleranz gewohnt. Die Neuen Atheisten hingegen sind von ihrem Wesen her intolerant und, wie man hier im Forum sieht, unwissenschaftlichen Geistes. Also würden sie immer tendenziös forschen, was dem Forschergeist zuwiderläuft.
Neben den beiden o.a. Begriffen gibt es noch den methodologischen Naturalismus, wie er von Robert T. Pennock 1999 formuliert wurde:

  • Der methodologische Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt existiert und was nicht.
So wird Forschung in der Praxis auch betrieben werden. Wir sollten aber einsehen, dass irren menschlich ist.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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sven23
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#393 Re: Die HKM ist mitten unter euch

Beitrag von sven23 » Sa 23. Jan 2016, 09:36

Savonlinna hat geschrieben: Da die Wissenschaft seit iherer Entstehungszeit von Christen getragen wurde, sind diese Toleranz gewohnt. Die Neuen Atheisten hingegen sind von ihrem Wesen her intolerant und, wie man hier im Forum sieht, unwissenschaftlichen Geistes. Also würden sie immer tendenziös forschen, was dem Forschergeist zuwiderläuft.
Das siehst du völlig falsch. Auch ist die Mär vom Wissenschafts bewahrenden Christentum längst widerlegt. Siehe dazu die Ausfürhungen von Thaddäus.
Wie kann man im Zusammenhang mit dem historischen Christentum von Toleranz gegenüber Andersgläubigen und Abweichlern der eigenen Lehre reden, so als habe es Inquisition, heilige Kriege und Verfolgung nie gegeben? :shock:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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sven23
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#394 Re: Die HKM ist mitten unter euch

Beitrag von sven23 » Sa 23. Jan 2016, 09:46

Savonlinna hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:
closs hat geschrieben: Nein - es wird auch nie zu hören sein, weil es um den Geist Jesu geht - ob dieser so oder so überliefert ist, ist wurscht. - Historisch-kritisch hast Du recht.
Dann frag mal Savonlinna. Die hört das jeden Sonntag in der Kirche. :lol:
Nee, die geht seit zig Jahren nicht mehr in die Kirche, aber sie hört schon, wie die Pfarrer heute drauf sind.
Dass es "nie zu hören sein wird", wie closs sagt, ist eine seiner Erfindungen, die er nicht finden kann. ;) Mit der Wahrheit hat er es nicht so.
Hier würde ich closs zustimmen. Mir es es jedenfalls noch nie begegnet, daß in einem Gottesdienst die Ergebnisse der Forschung in einer Predigt thematisiert worden wären. Die Liturgie außerhalb der Predigt läßt dafür erst Recht keinen Raum. Es geht vor allem um die offizielle Lehrmeinung der Kirche und wie man diese gegenüber den Mitgliedern kommuniziert. Und da ist Conzelmann immer noch aktuell, vielleicht aktueller denn je.
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#395 Re: Die HKM ist mitten unter euch

Beitrag von closs » Sa 23. Jan 2016, 10:07

Münek hat geschrieben:Dass die HKM "die ältesten Schriften quasi als irrtumslose Urquelle versteht", ist schlicht Blödsinn.
Es läuft de facto darauf raus. - Denn der Mechanismus ist: Wir vergleichen inhaltliche Änderungen in den unterschiedlichen Überlieferungen und gehen davon aus, dass die älteren Quellen authentischer sind als neuere Quellen - das ist an sich ein bewährtes und oft genug bestätigtes Verfahren.

Was übersehen wird:
Normalerweise gibt es eine Urquelle, von der sich die Abschriften mit wachsendem Zeitabstand immer weitere inhaltlich entfernen. Dieses Verfahren setzt man auch hier ein - ignorierend, dass die jüngeren SChriften im" Fall Bibel" authentischer sein könnten, weil deren Verfasser erst mit der Zeit gecheckt haben, wsa Jesus WIRKLICH gemeint hat (Stichwort: Paradigmenwechsel). - Und eine Urquelle gibt es halt nicht.

Somit ergeben sich je nach Setzung/Modell/Prämisse unterschiedliche Schlussfolgerungen. - Die HKM ist bei der Bibel in der Bredouille, dass bewährte Verfahren aus obigem Grund nicht funktionieren müssen - viele HKM-Vertreter halten aber daran fest, weil ihnen eine sichere Scheinaussage-Kraft mehr bedeutet als ein angemessen differenziertes Vorgehen, das im "Fall Bibel" zum ERgebnis führen könnte: Wir sind mit unserem Latein am Ende, weil beides möglich wäre.

Rechnet man noch dazu, dass die HKM ursprünglich als Gegenkraft zur kirchlischen Theologie gemeint war ("Wir stellen Wissenschaft gegen unhaltbares Glaubens-Gedöns"), käme es für viele schlecht rüber, wenn die HKM zum selben Ergebnis kommen könnte wie die kirchliche Theologie. - Es geht hier weniger um einen redlichen Wettstreit als um einen Glaubenskrieg ähnlich wie dem Kulturkampf in der zweiten Hälfte des 19. Jh.

Münek hat geschrieben: dass Du von der historisch-kritischen Auslegungsmethode und deren Anwendung in der theologisch-wissenschaftlichen
Forschungspraxis so gut wie keine Ahnung hast.
Vielleicht zu viel für Standard-Schrubberei.

Pluto hat geschrieben:Synonym wird die naturwissenschaftliche Methodik oft als ontologischen Naturalismus bezeichnet: Man schließt Gott von Vornherein aus den Überlegungen aus.
Ergo muss ein Ergebnis rauskommen, was dieser Positionierung entspricht.

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#396 Re: Die HKM ist mitten unter euch

Beitrag von Pluto » Sa 23. Jan 2016, 11:03

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Synonym wird die naturwissenschaftliche Methodik oft als ontologischen Naturalismus bezeichnet: Man schließt Gott von Vornherein aus den Überlegungen aus.
Ergo muss ein Ergebnis rauskommen, was dieser Positionierung entspricht.
Dies wurde erkannt!
Genau aus diesem Grund folgt die moderne Wissenschaft dem methodologischen Naturalismus, der NICHTS abschließendes über das was in der Welt existiert und was nicht, aussagt.

Allerdings bleibt die Aussage von Laplace gegenüber Napoleon weiterhin gültig: Bisher wurde die Gotteshypothese in keiner wissenschaftlichen Erkenntnis gebraucht. In früheren Zeiten genoss Gott ein breites Feld so wie brennende Dornenbüsche, jungfräuliche Geburten oder die Wunder der Auferstehung von Toten. Die wachsenden wissenschaftlichen Erkenntnisse räumen Gott aber einen immer kleiner werdenden Spielraum ein, weshalb man Ihn heute den "Lückenbüßer" nennt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#397 Re: Die HKM ist mitten unter euch

Beitrag von Savonlinna » Sa 23. Jan 2016, 11:12

sven23 hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:

Dann frag mal Savonlinna. Die hört das jeden Sonntag in der Kirche. :lol:
Nee, die geht seit zig Jahren nicht mehr in die Kirche, aber sie hört schon, wie die Pfarrer heute drauf sind.
Dass es "nie zu hören sein wird", wie closs sagt, ist eine seiner Erfindungen, die er nicht finden kann. ;) Mit der Wahrheit hat er es nicht so.
Hier würde ich closs zustimmen. Mir es es jedenfalls noch nie begegnet, daß in einem Gottesdienst die Ergebnisse der Forschung in einer Predigt thematisiert worden wären. Die Liturgie außerhalb der Predigt läßt dafür erst Recht keinen Raum. Es geht vor allem um die offizielle Lehrmeinung der Kirche und wie man diese gegenüber den Mitgliedern kommuniziert. Und da ist Conzelmann immer noch aktuell, vielleicht aktueller denn je.

Zum Blaugetönten:
Du würdest zustimmen, dass das nie je gehört werden wird?
Ihr seid schon zwei Propheten. Da ist wohl der Wunsch der Vater der Prophezeiung.
Außerdem redest Du, sven, offenbar wieder nur von der katholischen Kirche, verallgemeinerst das unzulässig.

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#398 Re: Die HKM ist mitten unter euch

Beitrag von Savonlinna » Sa 23. Jan 2016, 11:15

Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Der methodologische Atheismus ist etablierte wissenschaftliche Forschungspraxis.
Das Thema hatten wir schon öfter hier. Atheismus ist eine Weltanschauung.
Ja. Aber in diesem Fall bezieht sich der Atheismus auf die Methodik der Forschung. Der methodologische Atheismus schließt die Existenz des Übernatürlichen aus der naturwissenschaftlichen Forschung aus.
Synonym wird die naturwissenschaftliche Methodik oft als ontologischen Naturalismus bezeichnet: Man schließt Gott von Vornherein aus den Überlegungen aus.
Das weiß ich doch alles.
Dennoch habe ich eine andere Meinung dazu, und die habe ich versucht zu begründen.

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#399 Re: Die HKM ist mitten unter euch

Beitrag von sven23 » Sa 23. Jan 2016, 11:18

Savonlinna hat geschrieben: Zum Blaugetönten:
Du würdest zustimmen, dass das nie je gehört werden wird?
Ich bin kein Prophet und kann nicht in die Zukunft blicken. Aktuell gilt Conzelmann immer noch und ich las neulich von einem aktuellen Theologen, der Conzelmann ausdrücklich Recht gab.
Es gibt diese offensive Kommunikation in der RKK nicht. Es gibt eine Menge Lippenbekenntnisse, mehr aber auch nicht.

Savonlinna hat geschrieben: Außerdem redest Du, sven, offenbar wieder nur von der katholischen Kirche, verallgemeinerst das unzulässig.
Sagte ich ja schon, daß die evangelische Kirche in manchen Punkten liberaler und moderner ist. Ich rede in der Tat von der RKK, die nun mal der Blockbuster unter den Kirchen ist.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#400 Re: Die HKM ist mitten unter euch

Beitrag von Savonlinna » Sa 23. Jan 2016, 11:20

sven23 hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben: Da die Wissenschaft seit iherer Entstehungszeit von Christen getragen wurde, sind diese Toleranz gewohnt. Die Neuen Atheisten hingegen sind von ihrem Wesen her intolerant und, wie man hier im Forum sieht, unwissenschaftlichen Geistes. Also würden sie immer tendenziös forschen, was dem Forschergeist zuwiderläuft.
Das siehst du völlig falsch. Auch ist die Mär vom Wissenschafts bewahrenden Christentum längst widerlegt. Siehe dazu die Ausfürhungen von Thaddäus.
Wie kann man im Zusammenhang mit dem historischen Christentum von Toleranz gegenüber Andersgläubigen und Abweichlern der eigenen Lehre reden, so als habe es Inquisition, heilige Kriege und Verfolgung nie gegeben? :shock:
Wühl doch nicht immer in der Vergangenheit rum.

Ich sprach von heute. Und "heute" sind die neuen Atheisten in den Foren, und da kann ich keine Toleranz erkennen.
Wehret den Anfängen, das ist meine Devise. Die Anfänge kann man nämlich erkennen, es fängt immer gleich an.
Soll ich die Augen davor verschließen? Soll ich feige den Mund halten, wie es so viele in den Zwanziger taten, die ebenfalls die Anfänge erkannt haben?

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