Alles Teufelszeug? III

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Halman
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#371 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Halman » Mo 4. Jul 2016, 19:56

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:"EISEGESE" bezeichnet eine Textauslegung, bei der etwas in den Text hineininterpretiert wird, das nicht darin steht oder gemeint war.
Da sind wir uns einig. - Aber woran erkennt man, ob etwas hinein interpretiert wird, was nicht darin steht oder gemeint war?

Darauf lautet die Antwort: Die Perspektive des Untersuchenden - konkret:

Ein HKM-ler liest aus seiner Perspektive heraus (nicht immer, aber gelegentlich) etwas anderes heraus als ein systematischer Theologe.
Das mag ja stimmen.
Der HKM-ler kann seine Interpretation aus dem Text sachlich begründen, der systematische Theologe kann das nicht, bzw. verwendet dazu seine auswendig gelernten Dogmen.
Merkst du den Unterschied?
Die Zielsetzung der systematischen Theologe ist eine ganz andere.
Die systematische Theologie setzt sich das Ziel, den gemeinsamen Glauben der Christen zu reflektieren und in Worte zu fassen. Dies beruht auf der Überzeugung, dass der Glaube nicht nur eine individuelle Angelegenheit ist, sondern sich in der Gemeinschaft der Kirche vollzieht.
Der Unterschied resuliert schlicht und ergreifend daraus, dass man in der HKM Texte analysiert und in der systematischen Theologe dem christlichen Glauben reflektiert und formuliert.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Novas
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#372 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Novas » Mo 4. Jul 2016, 20:54

Halman hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Da sind wir uns einig. - Aber woran erkennt man, ob etwas hinein interpretiert wird, was nicht darin steht oder gemeint war?

Darauf lautet die Antwort: Die Perspektive des Untersuchenden - konkret:

Ein HKM-ler liest aus seiner Perspektive heraus (nicht immer, aber gelegentlich) etwas anderes heraus als ein systematischer Theologe.
Das mag ja stimmen.
Der HKM-ler kann seine Interpretation aus dem Text sachlich begründen, der systematische Theologe kann das nicht, bzw. verwendet dazu seine auswendig gelernten Dogmen.
Merkst du den Unterschied?
Die Zielsetzung der systematischen Theologe ist eine ganz andere.
Die systematische Theologie setzt sich das Ziel, den gemeinsamen Glauben der Christen zu reflektieren und in Worte zu fassen. Dies beruht auf der Überzeugung, dass der Glaube nicht nur eine individuelle Angelegenheit ist, sondern sich in der Gemeinschaft der Kirche vollzieht.
Der Unterschied resuliert schlicht und ergreifend daraus, dass man in der HKM Texte analysiert und in der systematischen Theologe dem christlichen Glauben reflektiert und formuliert.

Genau das ist es ja, worüber sich unsre Atheisten so gerne empören: dass sich Christen das (gottgegebene) Recht heraus nehmen ihren Glauben zu reflektieren, zu formulieren und zu leben. Dazu gehören selbstverständlich auch „Dogmen“, also Glaubenssätze, wie der bekannte Satz des Heiligen Paulus, der formulierte, dass das Evangelium ohne Auferstehung inhaltslos sei und folglich auch der Glaube der Christen. Nur aufgrund dieses Glaubens kann Romano Guardini voller Lebensbejahung sagen: „Der Tod ist die uns zugewandte Seite jenes Ganzen, dessen andere Seite Auferstehung heisst.“

Das ist die Grundaussage des Christseins.

Pluto hat geschrieben:der systematische Theologe kann das nicht, bzw. verwendet dazu seine auswendig gelernten Dogmen

Da auch deine Weltanschauung bestimmte Glaubenssätze beinhaltet könnte hier gesagt werden: wer ohne Dogmen ist, der werfe den ersten Stein. Du verwirfst die Auferstehung Jesu nicht aus historisch-kritischen Gründen, sondern aus einem Vorurteil: solch ein Ereignis passt nicht in dein Weltbild.

Pluto
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#373 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Pluto » Mo 4. Jul 2016, 22:20

Novalis hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Der Unterschied resuliert schlicht und ergreifend daraus, dass man in der HKM Texte analysiert und in der systematischen Theologe dem christlichen Glauben reflektiert und formuliert.

Genau das ist es ja, worüber sich unsre Atheisten so gerne empören: dass sich Christen das (gottgegebene) Recht heraus nehmen ihren Glauben zu reflektieren, zu formulieren und zu leben.
Was bedeutet es im Klartext, den Glauben zu "reflektieren"?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Halman
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#374 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Halman » Mo 4. Jul 2016, 22:58

Pluto hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Der Unterschied resuliert schlicht und ergreifend daraus, dass man in der HKM Texte analysiert und in der systematischen Theologe dem christlichen Glauben reflektiert und formuliert.

Genau das ist es ja, worüber sich unsre Atheisten so gerne empören: dass sich Christen das (gottgegebene) Recht heraus nehmen ihren Glauben zu reflektieren, zu formulieren und zu leben.
Was bedeutet es im Klartext, den Glauben zu "reflektieren"?
Das ist eine knifflige Frage. In Wikipedia steht nur recht wenig über systematische Theologie:
Ihre Aufgabe ist es, den christlichen Glauben in seinen Voraussetzungen (Fundamentaltheologie), in seinem Glaubensinhalt (Dogmatik) und in seinen Konsequenzen für das menschliche Handeln (Theologische Ethik oder Moraltheologie und christliche Soziallehre) systematisch zu reflektieren.
Besonders die Konsequenzen finde ich bemerkenswert, da es hier darum geht, darüber zu reflektieren, welche Konsequenzen sich aus der christlichen Lehre ergeben. Darum hatte ich den Thread über die Werke des Fleisches, Früchte des Geistes und unser Sozialverhalten erstellt, um damit daran zu appelieren, um über sich selbst bezüglich der "Werke" und "Früchte" ganz ehrlich zu reflektieren - auch im Hinblick auf das Kommunikationsverhalten.

"Was ist systematische Theologie?"
Systematische Theologie ist ein wichtiges Werkzeug, das uns hilft, die Bibel besser zu verstehen und die Bibel auf eine organisiertere Art zu unterrichten.
Dies verstehe ich so, dass es darum geht, die christlichen Lehren zu systematisieren und so strukuriert klarer erfassen zu können.

In der Uni Goettingen wird sie wie folgt erklärt:
Die Systematische Theologie entfaltet den spezifischen Sinngehalt der Inhalte des christlichen Glaubens (Dogmatik) und die Grundlegung christlicher Lebensführung (Ethik) in ihrer Bedeutung für die Selbst- und Weltwahrnehmung des modernen Menschen.
Unter Reflektion im Sinne dieser Theologie verstehe ich das Herausarbeiten der christlichen Perspetive. So kann man sich folgende Fragen stellen:
- Welche Konsequenzen hat der christliche Glaube für die Wahrnehmung der Welt in der Gegenwart?
- Welche Konsequenzen hat der christliche Glaube für die Ethik und die Lebensführung des modernen Menschen?

Dies ist eine völlig andere "Bauestelle" als die HKM.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#375 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Novas » Mo 4. Jul 2016, 23:54

Pluto hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Der Unterschied resuliert schlicht und ergreifend daraus, dass man in der HKM Texte analysiert und in der systematischen Theologe dem christlichen Glauben reflektiert und formuliert.
Genau das ist es ja, worüber sich unsre Atheisten so gerne empören: dass sich Christen das (gottgegebene) Recht heraus nehmen ihren Glauben zu reflektieren, zu formulieren und zu leben.
Was bedeutet es im Klartext, den Glauben zu "reflektieren"?

Das bedeutet, dass der Glaube nicht nur eine graue Theorie, sondern eine Lebensform ist, die einen Unterschied macht. Es macht einen Unterschied ob ein Mensch im Licht der Auferstehungshoffnung lebt oder nicht. Die Wissenschaft kann solch ein Ereignis weder beweisen noch entkräften. Weder ist die beste Argumentation ein wissenschaftlich ausreichender Beweis, noch die schärfste historische Kritik eine Entkräftung. Neben einseitiger Bejahung und blinder Verneinung, gibt es noch einen dritten Weg: den Weg der Mitte, den geraden Weg, den Jesus und die Propheten aller Zeiten gewiesen haben.
Zuletzt geändert von Novas am Di 5. Jul 2016, 00:18, insgesamt 1-mal geändert.

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#376 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Pluto » Mo 4. Jul 2016, 23:59

Halman hat geschrieben:Dies ist eine völlig andere "Bauestelle" als die HKM.
Dabei lese ich hier immer wieder, die HKM sei der systematischen Theologie unterlegen, sozusagen ihr Diener. Wie ist das möglich, wenn es getrennte Baustellen sind?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#377 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Pluto » Di 5. Jul 2016, 00:00

Novalis hat geschrieben:Das bedeutet, dass der Glaube nicht nur eine graue Theorie, sondern eine Lebensform ist, die einen Unterschied macht.
Welchen Unterschied denn?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#378 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Novas » Di 5. Jul 2016, 00:13

Pluto hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Das bedeutet, dass der Glaube nicht nur eine graue Theorie, sondern eine Lebensform ist, die einen Unterschied macht.
Welchen Unterschied denn?

„Wer die Osterbotschaft gehört hat, der kann nicht mehr mit tragischem Gesicht herumlaufen und die humorlose Existenz eines Menschen führen, der keine Hoffnung hat“

(Karl Barth)

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#379 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von closs » Di 5. Jul 2016, 00:16

Pluto hat geschrieben:Dann versuch es doch.
Habe ich oft genug getan - bringt meistens nichts.

Pluto hat geschrieben:Aber kannst du ihn widerlegen?
Ich würde es nicht einmal versuchen, weil es vermutlich nicht geht. Es giobt viel Unsinn, den man nicht widerlegen kann - das kann nicht der Weg sein.

Pluto hat geschrieben:Dabei lese ich hier immer wieder, die HKM sei der systematischen Theologie unterlegen, sozusagen ihr Diener. Wie ist das möglich, wenn es getrennte Baustellen sind?
Berechtigte Frage - man muss hier feiner formulieren:

Die HKM ist DANN ein Diener der systematischen Theologie, wenn es um geistig-substantielle Deutungsfragen der Bibel geht. - Wenn es um Quellen-Fragen oder historische Fragen geht, ist es prinzipiell umgekehrt. - Wir haben eine Parallele auch auf anderem Gebiet: Wenn es darum geht, was der Urgrund der Schöpfung ist, ist die Evolutions-Theorie ein Hilfesteller für die Fundamental-Theologie. - Wenn es darum geht, wie Evolution INNERHALB der natur abläuft, hat die ET die Deutungs-Hohheit.

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#380 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Novas » Di 5. Jul 2016, 00:16

Novalis hat geschrieben:Neben Bejahung und Verneinung, gibt es noch einen dritten Weg: den Weg der Mitte, den geraden Weg, den Jesus und die Propheten aller Zeiten gewiesen haben.

Ganz passend dazu:

Der gerade Weg war eine politische Zeitung aus München in der Weimarer Republik, die eindringlich vor Adolf Hitler und dem Nationalsozialismus warnte.
https://de.wikipedia.org/wiki/Der_gerade_Weg

Merkst Du was, Pluto? ;)

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