Von einer Jungfrau geboren?

Novas
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#351 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Novas » Mo 18. Jan 2016, 22:19

Pluto hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Meine Antwort ist: es ist der Heilige Geist. :thumbup:
Wieso muss man gleich den "Großen Unbekannten" herauf beschwören? Wie du siehst, war der "Heilige Geist" zu keinem Zeitpunkt notwendig um die erwähnten humanistischen Tendenzen im Menschen aufblühen zu lassen

Vom "müssen" habe ich auch nicht gesprochen. Der Heilige Geist ist für mich jene Kraft, die unser Leben vom Innersten her lebendig macht, die uns inspiriert und beseelt. Thomas Merton verwendete gerne den Begriff 'Vernetzung', um den Heiligen Geist zu beschreiben, denn durch ihn ist alles mit allem lebendig vernetzt.
Deswegen wird er auch mit der Liebe Gottes gleichgesetzt. Liebe ist diese Erfahrung vollkommener Vernetzung ohne die das Leben sinnlos und bedeutungslos wäre. Ununterbrochen ereignet sich die Vernetzung aller Dinge und Ereignisse um uns und in uns. Eigentlich braucht man eine poetische - Sprache, um diese Erfahrung mitteilen zu können. Denn diese Vernetzung im Heiligen Geist ist nicht mechanisch zu verstehen.

Diese Vernetzung entspricht eher der Herzensverbindung von Liebenden. Oder dem fließenden Zusammenspiel einer Band....


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Savonlinna
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#352 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Savonlinna » Di 19. Jan 2016, 02:00

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Immerhin ist es mir geglückt, die Drückebergerei punktgenau aufzuzeigen.
Du bist gelegentlich nicht bereit, über Dein eigenes Konstrukt hinauszudenken.
Das Thema war DEIN Konstrukt. Das habe ich reflektiert. Aber wenn es heiß wird, forderst Du schnell den Gesprächspartner auf, mit Dir das Thema zu wechseln. Bin ich Dein Hopser? Sollen alle Forenteilnehmer immer dahin hopsen, wo Du sie hinlenken willst?

Dein Ego braucht das, wie es aussieht, aber immerhin hast Du es eine kleine Weile in unserem Disput geschafft, an einem Thema dranzubleiben. Dafür gebührt Dir Respekt, und das meine ich ehrlich. Du hast endlich mal ernsthaft reflektiert, nicht nur oberflächliche Stammtischparolen auf den Tisch gelegt.

Aber leider hast Du das nicht lange durchgehalten. Jetzt muss es wieder verworren zugehen, muss wieder alles schnell vom Tisch geschafft werden, was Deine ausgedachten Thesen gefährden könnte.
Wenn Du wirklich ein gläubiger Mensch wärst, dann hättest Du die Chance ergriffen, das auszuloten, was ich ja ebenfalls kenne.
Aber Dein Ego hat Dich wieder in den Griff gekriegt, es mussten wieder Deine Lieblingsbegriffe sein, die man benutzen muss - Begriffe, die leer und unreflektiert sind, die Du aber brauchst, um andere schnell vom Stuhl zu schubsen.

Dann schubs mal schön weiter.

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Thaddäus
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#353 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Thaddäus » Di 19. Jan 2016, 07:47

SilverBullet hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben: Und zwar verwechselst du phänomenal vorfindbare Sachverhalte mit ihrer Erklärung.
Nein, in meiner Vermutung gibt es keine „phänomenal vorfindbare Sachverhalte“.
Eine Verwechslung ist somit gar nicht möglich.
Performativer Widerspruch deinerseits.
Deine Überzeugung: "Nein, in meiner Vermutung gibt es keine „phänomenal vorfindbare Sachverhalte“ ist - da ich diese deine schriftlich fixierte Überzeugung lesen und verstehen kann - ein phänomenal vorfindbarer Sachverhalt. Und zwar in meinem Geist und in meinen Gedanken - insofern ich Sinn und Gehalt deiner Überzeugung verstehe sowie in deinem Geist und deinen Gedanken, insofern du diese Überzeugung denken und schriftlich fixieren musstest, bevor ich sie wahrnehmen und verstehen konnte.

An dieser phänomenalen Tatsache ändert sich rein gar nichts, wenn du jetzt versuchen solltest, diesen Vorgang mit irgendwelchen Verrechnungsvorgängen in deinem und meinem Gehirn zu erklären.
Damit ist ebenfalls deine Aussage: "Eine Verwechslung ist somit gar nicht möglich" nachweislich falsch, denn du hast die Verwechslung zwischen einem phänomenalem Faktum und seiner Erklärung gerade wieder begangen.

SilverBullet hat geschrieben: Ich ziele nicht auf „phänomenale Inhalte“ ab.
Das mag, sein, dass du nicht darauf "abzielst", dennoch musst du dich auf sie nachweislich beziehen, damit deine falsche Überzeugung überhaupt irgendeinen Sinn ergibt und falsch sein kann.

SilverBullet hat geschrieben: Ich gehe auch nicht davon aus, dass man diese „phänomenalen Inhalte“ herstellen kann.
Das mag sein, dann ist das aber wiederum nur eine falsche, weil in sich widersprüchliche Überzeugung von dir. Denn deine hier schriftlich fixierte Überzeugung: "Ich gehe auch nicht davon aus, dass man diese „phänomenalen Inhalte“ herstellen kann" ist bereits die Herstellung eines phänomenalen Inhaltes sowohl in meinem Bewusstsein (sonst könnte ich mich auf diese Überzeugung nicht beziehen) als auch in deinem (insofern du diese deine Überzeugung denken und schriftlich fixieren musstest).

SilverBullet hat geschrieben: Ich sage:
Durch die „Herstellung des Vorfindens“, also den Aufbau einer Vorhandenseins-Überzeugung, im Rahmen von Verstehzusammenhängen, können die daran beteiligten Funktionen, den Unterschied zu einem tatsächlich vorhandenen Phänomen nicht als Bedeutung, ins Verstehen einarbeiten – somit entsteht im Verstehen die zwanghafte Überzeugung, dass „Etwas“ da ist und dass es „irgendwie zu sein scheint“.
Wiederum lediglich dein Versuch einer Erklärung unseres kommunikativen Vorgangs als dem phänomenalen Akt, der real geschieht und ohne Selbstwiderspruch auch nicht zu leugnen ist.
Zudem eine falsche Erklärung. Deine Aussage: "somit entsteht im Verstehen die zwanghafte Überzeugung, dass „Etwas“ da ist und dass es „irgendwie zu sein scheint"" bedeutet offenbar nichts anderes, als dass man etwas nur verstehen kann, wenn ewas da ist, das man verstehen kann.

Dabei ist es ganz und gar gleichgültig, ob diese Diskussion über deine Überzeugungen gerade real und wirklich stattfindet oder ob ich sie mir nur einbilde oder träume. In beiden Fällen sind die von mir rot gesetzten Überzeugungen von dir und meine Antwort auf sie phänomenale Inhalte meines Bewusstseins.

SilverBullet hat geschrieben: Man muss sich klar machen, dadurch, dass es im Bewusstsein, also im Verstehen keinen Zusammenhang gibt, „was Farbe ist“ und nicht analysiert werden kann „wie Farbe ist“, muss „Farbe“ letztlich gar nicht hergestellt werden – wozu auch, das Bewusstsein braucht diese Details doch gar nicht.
Mir ist nicht ganz klar, was diese Aussage von dir bedeuten soll. Aber wenn du mit ihr das Vorhandensein von Farbeindrücken leugnen willst, dann wird es mir an dieser Stelle eindeutig zu bunt ... ;)

closs
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#354 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von closs » Di 19. Jan 2016, 08:31

Savonlinna hat geschrieben: Aber wenn es heiß wird, forderst Du schnell den Gesprächspartner auf, mit Dir das Thema zu wechseln.
So einfach ist das nicht: Es kommt vor, dass ein Thema in einer Sackgasse landet, wenn es nicht erweitert wird - das war hier der Fall.

Savonlinna hat geschrieben:nicht nur oberflächliche Stammtischparolen auf den Tisch gelegt
Mit Verlaub: Da überschätzt Du Dich. Wenn Du die Tragweite dieses Themas und meine Beiträge als "Stammtisch-Parolen" bezeichnest, hast Du nicht verstanden.

Savonlinna hat geschrieben:dann hättest Du die Chance ergriffen, das auszuloten, was ich ja ebenfalls kenne.
Das würde ich ja gerne konkret hören. - Was soll man mit einem Satz, dass ich die Kreativität des Menschen unterschätze, anfangen, wenn es um ontologische Fragestellungen geht?

Savonlinna hat geschrieben:Begriffe, die leer und unreflektiert sind, die Du aber brauchst
Du hast wirklich nicht verstanden. - Ich möchte die selbstgesetzten Grenzen von System-Diskussionen durchbrechen - es scheint nicht zu gelingen. - Egal, was wir uns an Systemen und system-internen Logiken zurechtlegen: Denn es wird nie etwas daran ändern an dem, was "ist" - dies scheint schwer vermittelbar zu sein.

SilverBullet
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#355 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von SilverBullet » Di 19. Jan 2016, 11:01

Thaddäus hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Ich ziele nicht auf „phänomenale Inhalte“ ab.
Das mag, sein, dass du nicht darauf "abzielst", dennoch musst du dich auf sie nachweislich beziehen, damit deine falsche Überzeugung überhaupt irgendeinen Sinn ergibt und falsch sein kann.
Ich kann mich gar nicht auf die „phänomenalen Inhalte“ beziehen, weil ich „sie“ nicht beschreiben kann (-> Qualia).
Ich kann mich nur auf die Situation beziehen, in der die „Überzeugung vom Vorhandensein von Etwas“ eine Rolle spielt.
Diese Situation spielst du in deinem Verstehen nach und bist dann der Überzeugung, zu wissen, worüber wir reden.
Tatsächlich aber kann ich dir meine „Rot-Vorhandenseinsüberzeugung“ nicht vermitteln und du mir deine genauso wenig.

Thaddäus hat geschrieben:Dabei ist es ganz und gar gleichgültig, ob diese Diskussion über deine Überzeugungen gerade real und wirklich stattfindet oder ob ich sie mir nur einbilde oder träume. In beiden Fällen sind die von mir rot gesetzten Überzeugungen von dir und meine Antwort auf sie phänomenale Inhalte meines Bewusstseins.
Du machst einen elementaren Fehler, wenn du dein Verstehen als Beweis für Vorhandensein, für Existenz ansiehst.

Das Verstehen in Form der „Überzeugung von Etwas“ sehe ich als den Basismechanismus an, um das „Umgehen mit phänomenalen Inhalten“ (insbesondere das „Vorfinden“) zu realisieren.

Wie ich schon geschrieben habe, geht es bei dieser Überzeugung nicht um eine Art „politischer Meinungsbildung“ sondern um einen Mechanismus, bei dem das Verstehen nur in eine ganz bestimmte Richtung ablaufen kann.

Dass in deinen Texten „rote Stellen“ sind, dass eine Röte vorhanden ist, sehe ich als reinen Verstehzwang an, um mit den Daten der Netzhaut optimal umzugehen. Selbstverständlich sind die Daten (elektrische Impulse) derart unterschiedlich, dass der „Verstehzwang einer Röte“ vollkommen sinnvoll ist, aber dennoch muss die „Röte“ selbst dabei nicht existent sein.

Lies mal über „Synästhesie“ nach. Dort werden teilweise einzelne Buchstaben in unterschiedlichen Farben „gesehen“, obwohl ein schwarzer Text vorliegt. Es ist nicht sinnvoll diese Situationen mit „Farbexistenzen“ zu erklären.

Insgesamt ist die „Überzeugung von Etwas“, also der Verstehzwang, kein phänomenaler Inhalt, sondern ein spezieller Mechanismus im Umgang mit Bedeutungszusammenhängen.

Ich teile dir somit keinen phänomenalen Inhalt mit, sondern die Idee eines Ablaufmechanismuses.

Dass du der Überzeugung bist, aus meinem Text, phänomenale Inhalte aufzubauen, ist nicht weiter verwunderlich, denn dies folgt exakt dem Basismechanismus.

Wie dir sicherlich klar ist, wirst du Schwierigkeiten haben …
1…diese „phänomenalen Inhalte“ aufzufinden
2…zu beschreiben, nach was du eigentlich suchst
Das nennt man Qualia.

Das „Rätsel der Qualia“ sehe ich als ein Indiz für meine Vermutung, denn die „Überzeugung von Etwas“ (also der Verstehzwang) muss natürlich nur in dem Masse stattfinden, wie es für das Wahrnehmungssystem praktisch und ausreichend ist.

Der Verstehzwang, dass die „Röte“ irgendwie zu „sein scheint“ und dass sie sich glasklar von der „Irgendwie-Bläue“ unterscheidet, ist wohl vollständig ausreichend, ohne dass wir analysieren können müssen, wodurch sich „Röte“ auszeichnet und von „Bläue“ unterscheidet.
Wir haben keine Möglichkeit diese „Farb-Analysebarriere“ zu durchbrechen, weil es gar keine Details dazu gibt.

Man kann sich auch fragen, wieso wir „Röte“ so eindeutig als Farbeigenschaft identifizieren können, also der Bedeutungszusammenhang eindeutig klar ist, obwohl wir keine Ahnung haben, was „Röte“ ist, obwohl wir den Umgang mit „Röte“ nie lernen mussten, obwohl wir „Röte“ nie mit anderen „Phänomenen“, wie z.B. einem Geruch, verwechseln.
Meine Antwort lautet: „weil es ein Verstehzwang ist – so funktionieren wir“

Thaddäus hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben: Man muss sich klar machen, dadurch, dass es im Bewusstsein, also im Verstehen keinen Zusammenhang gibt, „was Farbe ist“ und nicht analysiert werden kann „wie Farbe ist“, muss „Farbe“ letztlich gar nicht hergestellt werden – wozu auch, das Bewusstsein braucht diese Details doch gar nicht.
Mir ist nicht ganz klar, was diese Aussage von dir bedeuten soll. Aber wenn du mit ihr das Vorhandensein von Farbeindrücken leugnen willst, dann wird es mir an dieser Stelle eindeutig zu bunt ...
Ich begründe hier das „Stattfinden von Qualia“, also das „Verstehen“ auf der einen Seite und das „Nicht-Analysieren-Können“ und „Keine-Ahnung-Haben“ auf der anderen Seite.

In unserem Bewusstsein müssen die „Phänomene“ nur über spezielle Verstehzusammenhänge vorliegen…
1…sie unterscheiden sich
2…sie sind vorhanden/real/existent
3…sie bedeuten etwas Konkretes
4…sie sind dinglich
5…sie liegen hier und jetzt vor
6…sie „wirken“ ein, werden also „aus einer Perspektive erfahren“
7…sie gehören zur Aussenwelt oder zur Körperwelt
(usw. usw.)

All das sind Einzelbedeutungszusammenhänge, die das Verstehen ausmachen und auch gleichzeitig einschränken, denn keine dieser Bedeutungen kann angezweifelt, sozusagen „abgeschwächt“ werden.

Was dazu nötig wäre, um so ein „Phänomen“ in der physikalischen Wirklichkeit tatsächlich aufzubauen, spielt nirgendwo im Bewusstsein eine Rolle – deshalb wissen wir es ja nicht.

Somit wäre es reine Energie- und Geschwindigkeitsverschwendung, eine Existenz herzustellen, wenn doch allein der Umgang mit den obigen Bedeutungszusammenhängen, in Form eines Verstehzwanges, ausreicht.

Ich denke, dieser Ansatz erklärt auch das Stattfinden von Träumen, von Halluzinationen, von Sinnestäuschungen, von Synästhesien, von Agnosien, von verletzungsbedingtem Verlust von Verstehfunktionen (einschliesslich Split-Brain-Effekten)

Ich vermute:
Das Gehirn lässt lediglich die relevanten Bedeutungszusammenhänge in einem Umfang stattfinden, wie sie, innerhalb des Gesamtsystems, eine Auswirkung auf nachfolgende Aktivitäten haben. Dadurch bilden sich die Verstehfähigkeiten.
Nach 640 Mio Jahren Gehirnentwicklung sind diese Fähigkeiten enorm und es scheint, als seien sie umfassend und ein verlässliches „Beweismittel“ für eine Mental-Existenz – aber das täuscht: letztlich handelt es sich immer noch „nur“ um Datenverarbeitung.

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

Mir scheint, dein Problem im Nachvollziehen meiner Vermutung ist, dass du den Anspruch erhebst, dass alles, was sich in deinem Verstehen abspielt, auch genauso vorhanden sein muss.

Dieser Anspruch, diese Denkgültigkeit, ist in keiner Weise bewiesen.

Es gibt sogar Gegebenheiten, auf denen dieser Anspruch nicht aufbauen kann…
1…das aktive Gehirn, als einzig vorfindbare Existenz

2…der elektrische Impuls, also eine Codierung/Abstrahierung der eigentlich vorhandenen Sachverhalte

3…die evolutionäre Entwicklung der Wahrnehmung, die selbstorganisierend abgelaufen sein müsste und damit niemals Zugang/Überblick zu den eigentlichen Existenzen haben konnte.

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Thaddäus
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#356 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Thaddäus » Di 19. Jan 2016, 19:35

Du bist ja ein noch schwierigerer Fall als closs!

Ich denke, ich bin nicht die Einzige, der auffällt, dass du nicht auf das eingehst, was ich schreibe.

Paradigmatisch ist folgende Aussage von dir:

SilverBullet hat geschrieben: Dass in deinen Texten „rote Stellen“ sind, dass eine Röte vorhanden ist, sehe ich als reinen Verstehzwang an, um mit den Daten der Netzhaut optimal umzugehen. Selbstverständlich sind die Daten (elektrische Impulse) derart unterschiedlich, dass der „Verstehzwang einer Röte“ vollkommen sinnvoll ist, aber dennoch muss die „Röte“ selbst dabei nicht existent sein.
Wenn du auf meine Texte mit dieser deiner hier zitierten Aussage erklärend eingehst und auch offenkundig in der Lage bist, von mir rot gesetzte Aussagen als rot-gesetzte zu erkennen, dann liest und verstehst du ganz offensichtlich meine Texte und bist auch in der Lage, Röte wahrzunehmen und also auch die rote Farbe der rot-gesetzten Aussagen.

Genau das sind die phänomenalen Tatsachen, von denen ich spreche und von denen auch du ausgehen musst, um mir überhaupt antworten zu können. Die Tatsache, dass du mir antwortest und auf meine Aussagen und rot-gesetzten Sätze eingehst beweist(!), dass du phänomenale Erlebnisse hast, die an meine anknüpfen, denn ansonsten könnten wir unsere Aussagen hier nicht diskutieren. Zuerallererst gibt es diese phänomenalen Eindrücke, die sich selbstverständlich in deinem (und meinem) Gehirn abspielen. Wie sie dann von dir erklärt werden, das ist eine ganz andere Frage.
Du selbst musst von der Existenz deiner phänomenalen Eindrücke ausgehen (meinen Text lesen und verstehen und rot-gesetzte Sätze bemerken etc.), denn du reagierst auf meine Äußerungen, was nicht möglich wäre, wenn sie nicht existierten. Auf welche Weise phänomenale Eindrücke existieren und wie sie zu erklären sind, das ist eine Sache erst des nächsten Schritts.

Es ist eine schlichte Tatsache, dass du und ich phänomenale Eindrücke haben, wie auch immer man diese dann erklären will. Phänomenale Eindrücke sind schlicht und einfach Bewusstseinsinhalte, die wir faktisch haben. Wenn man im LSD-Rausch eine Meerjungfrau sieht, die in Wirklichkeit nicht existiert, dann ist die Meerjungfrau gleichwohl ein phänomenaler Eindruck im Bewusstsein. Deshalb existiert die Meerjungfrau natürlich noch nicht als reales physisches Objekt.


Du scheinst nun zu glauben, deine neuro-physiologischen Erklärungen würden phänomenale Eindrücke irgendwie wegerklären. Das ist natürlich falsch. Mit Erklärungen werden sie eben nur erklärt, aber sie verschwinden deshalb nicht.

Ein weiteres Beispiel:
Wir sehen täglich die Sonne auf- und untergehen und wir buchen uns sogar für viel Geld Reisen zu Orten, wo man sie besonders schön auf- und untergehen sieht. Wir genießen dann die wunderschönen Sonnenauf- und untergänge und manche Leute schreiben Gedichte darüber oder photographieren sie, um die Photos stolz auf FB einzustellen. Sonnenauf- und -untergänge gehören zu unseren phänomenalen Erlebnissen, - und zwar zu den besonders schönen.

Auf der wissenschaftlichen Ebene hat die Beobachtung von Sonnenauf- und -untergängen zum ptolomäischen Weltbildbild geführt, nach welchem sich die Sonne um die Erde dreht mit der Erde sogar als Mittelpunkt des Universums. Diese irrige wissenschaftliche Auffassung wurde durch Kopernikus korrigiert, und heute wissen wir, dass die Sonne keineswegs auf- und untergeht, sondern dass die Erde sich um unser Zentralgestirn - die Sonne - dreht und Sonnenauf- und untergänge nur eine optische Täuschung sind. Dies ist die korrekte Erklärung für unser phänomenales Erlebnis von Sonnenauf- und untergängen.
Aber ändert das irgendetwas an unserem phänomenalen Erlebnis? Nein, natürlich nicht! Wie haben immer noch wunderbare phänomenale Erlebnisse von Sonnenauf- und -untergängen und buchen nach wie vor teure Reisen zu Orten, an denen man sie besonders hübsch und beeindruckend erleben kann.
Die korrekte Erklärung ersetzt nicht unser phänomenales Erleben! Wir wissen jetzt nur, wie dieses phänomenale Erleben astronomisch korrekt erklärt werden muss.

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#357 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von closs » Di 19. Jan 2016, 19:50

Thaddäus hat geschrieben:Du bist ja ein noch schwierigerer Fall als closs!
Ganz ohne Störung der Diskussion, die hier gerade stattfindet: Du solltest auch einmal in eine Vogelperspektive ÜBER Deiner methodischen Welt gehen.

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Thaddäus
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#358 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Thaddäus » Di 19. Jan 2016, 20:32

closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Du bist ja ein noch schwierigerer Fall als closs!
Ganz ohne Störung der Diskussion, die hier gerade stattfindet: Du solltest auch einmal in eine Vogelperspektive ÜBER Deiner methodischen Welt gehen.
Das habe ich bereits, closs, das habe ich.

Es ist nur so: Ich bin durchaus bereit, meine eigenen Positionen aufzugeben, wenn mir Argumente genannt werden, die mich dazu zwingen. Das ist mir auch schon häufig genug in Diskussionen passiert und es fiel mir nicht schwer, dann meine Haltung aufzugeben und zu konzedieren, dass mein Gesprächspartner einfach die besseren Argumente hatte. Es soll nicht überheblich klingen, aber es ist nun einmal so, dass, wenn man Philosophie ernsthaft studiert hat und sich immer weiter fort bildet (und man eben nicht sein ganzes Studium verschlafen hat), sondern also wirklich viel gelernt hat, dann steigen die Ansprüche an gute Argumente auf das Niveau von ausgezeichneten Argumenten.

Die Art, wie ich hier diskutiere, ist ja jedem sichtbar. Ich schreibe meist längere Texte und versuche so logisch klar wie möglich stringente Argumentationsketten vorzulegen bis hin zu logischen Analysen von Einzelsätzen. So habe ich (analytische) Philosophie gelernt im Austausch mit wirklich brillanten Köpfen (manchmal auch nur mit intelligenten Schlaubergern). Aber das hat mich für alle Zeit versaut ... ;)

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#359 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von closs » Di 19. Jan 2016, 20:41

Thaddäus hat geschrieben:Ich schreibe meist längere Texte und versuche so logisch klar wie möglich stringente Argumentationsketten vorzulegen bis hin zu logischen Analysen von Einzelsätzen.
Ja - das tust Du - und durchaus überzeugend. - Daran liegt es nicht - es liegt an den Prämissen.

Aus Dir meine ich den heutigen Status Quo der Philosophie zu hören - für Dich scheint dies eine qualitative Aussage zu sein, für mich ist es eine rein temporäre.

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#360 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von SilverBullet » Di 19. Jan 2016, 22:37

Thaddäus hat geschrieben:Wenn du auf meine Texte mit dieser deiner hier zitierten Aussage erklärend eingehst und auch offenkundig in der Lage bist, von mir rot gesetzte Aussagen als rot-gesetzte zu erkennen, dann liest und verstehst du ganz offensichtlich meine Texte und bist auch in der Lage, Röte wahrzunehmen und also auch die rote Farbe der rot-gesetzten Aussagen.
Ich denke hinter deiner Aussage steht eine Alltagsanalyse, die nicht mit dem Gehirn in Einklang zu bringen ist.

Du behauptest hier, dass ich etwas sei, das die „Röte“ wahrnimmt.
Ich vermute beides, also die „Röte“ und auch „Ich“, sollen dabei immaterielle Existenzen sein („natürlich“ durch das Gehirn „erzeugt“ – wir wollen ja nicht der Neurowissenschaft widersprechen)

Die behauptete „Wahrnehmung der Röte“ soll dann vermutlich auch ein immaterieller Vorgang sein.

Ich soll also eine immaterielle Existenz sein, die allerdings keine Analyse, rund um ihre Wahrnehmungsaktivität durchführen kann.
Auch wenn ich mich noch so darauf konzentriere, erkenne ich den behauptetet Vorgang nicht als Vorgang – ich kann nicht sagen, was ich da mache – ich kann nicht einmal sagen, dass ich überhaupt etwas mache.
Ich nehme „Röte“ wahr ohne zu wissen, was „das andere“ sein soll, allerdings verstehe ich, ohne es gelernt zu haben, ohne Fehler zu machen, dass es sich um „Röte“, ausserhalb meines Körpers, handelt.

Ich soll zudem eine immaterielle Existenz sein, die sich sogar selbst dabei beobachten kann, wie sie „Röte“ wahrnimmt.
Wie man „immateriell wahrnimmt“, kann ich dabei gar nicht sagen. Wie ich diese unbekannte Aktivität anwende, während ich eigentlich eine andere Aktivität durchführe, kann ich nicht sagen. Offensichtlich bin ich ein „immaterielles Multitasking-Genie“.

„Ich“, die immaterielle Subjektexistenz, habe also, trotz aktiver Selbstbeobachtungshandlung, kein Verständnis von der Selbstbeobachtungshandlung, von der „Röte“-Wahrnehmhandlung und auch nicht von mir, aber das macht nichts, denn aus der Alltagssprache, die sich auf Basis dieser Unwissenheit geformt hat, kann ich es ja exakt so entnehmen.

Wie das Gehirn diese immateriellen Existenzen produziert, sollte mich dabei nicht sonderlich interessieren, denn die Philosophen haben es, dank der Alltagssprache und der messerscharf durchgeführten Denkanalyse (die ja offensichtlich gar nicht möglich ist -> Qualia) als irreduziebel deklariert.


Ist das in etwa dein Ansatz?

Thaddäus hat geschrieben:Genau das sind die phänomenalen Tatsachen, von denen ich spreche und von denen auch du ausgehen musst, um mir überhaupt antworten zu können. Die Tatsache, dass du mir antwortest und auf meine Aussagen und rot-gesetzten Sätze eingehst beweist(!), dass du phänomenale Erlebnisse hast, die an meine anknüpfen, denn ansonsten könnten wir unsere Aussagen hier nicht diskutieren.
Du hast offensichtlich keine Ahnung von Beweisen.
Für die Formulierung „phänomenale Erlebnisse“ musst du beweisen, dass es ein „Etwas“, eine Existenz gibt, auf die eingewirkt wird (wobei du auch das „Einwirkende“ beweisen musst) und dies zu einer phänomenalen Wirkreaktion kommt.

Wo hast du diese Zusammenhänge bewiesen?

Tatsache ist, du findest die Existenzen nicht, du weisst noch nicht einmal nach was du suchen müsstest. Du hast keine Ahnung, wie „phänomenales Erleben“ ablaufen soll und wie das mit einem aktiven Gehirn, also einem neuronalen Netzwerk mit elektrischen Impulsen zustande kommen soll, ist dir ein undurchdringliches Rätsel.

Was soll das „phänomenale Erleben“ sein, eine „immaterielle Verformung“ oder eine „immaterielle Phasenänderung“?

Du benutzt lediglich die Alltagssprache, um beliebige Abstraktionen als „existenziell“ anzunehmen.

Das mag philosophisch Spass machen, aber es führt nirgendwo hin.

Thaddäus hat geschrieben:Zuerallererst gibt es diese phänomenalen Eindrücke, die sich selbstverständlich in deinem (und meinem) Gehirn abspielen.
Angenommen, ich hätte das geschrieben, wäre dir dann als erstes die fehlerhafte „Identitätstheorie“ eingefallen und gleich danach irgendeine widerlegte philosophische Richtung?

Im Gehirn gibt es viele Dinge, Zellen, Stoffe, Wechselwirkungen, Impulsabläufe und Zusammenhänge, aber „phänomenale Eindrücke“ hat bisher noch niemand gefunden.

Thaddäus hat geschrieben:Du selbst musst von der Existenz deiner phänomenalen Eindrücke ausgehen (meinen Text lesen und verstehen und rot-gesetzte Sätze bemerken etc.), denn du reagierst auf meine Äußerungen, was nicht möglich wäre, wenn sie nicht existierten.
Das ist falsch, um von „phänomenalen Eindrücken“ auszugehen, muss ich lediglich von „phänomenalen Eindrücken“ ausgehen.

Das klingt komisch, aber es bedeutet, dass das „Von-Etwas-Ausgehen“ ein eigener Vorgang ist, bei dem es sich um den eigentlichen Verstehvorgang handelt.

D.h. angenommen, nur dieser Vorgang ist realisiert, also der Verstehzwang, dass „phänomenale Eindrücke“ vorliegen, dann reicht dies aus, um das gleiche Ergebnis zu erzielen, ohne dass tatsächliche „phänomenale Eindrücke“ vorliegen, sondern eine reine Datenverarbeitung abläuft.
Im Verstehen spielen dann Zusammenhänge eine Rolle, die sehr praktisch sind und funktionieren, die aber nicht auf existenzielle Situationen hindeuten – wir sollten also nicht die „Röte“ irgendwo suchen, weder im Gehirn noch in der jeweiligen Blickrichtung.

Thaddäus hat geschrieben:Es ist eine schlichte Tatsache, dass du und ich phänomenale Eindrücke haben, wie auch immer man diese dann erklären will. Phänomenale Eindrücke sind schlicht und einfach Bewusstseinsinhalte, die wir faktisch haben.
Bestimmt ist dies eine „philosophische Tatsache“, aber Philosophen haben das Rätsel bisher ja auch noch nicht gelöst.

Thaddäus hat geschrieben:Du scheinst nun zu glauben, deine neuro-physiologischen Erklärungen würden phänomenale Eindrücke irgendwie wegerklären.
„Phänomenale Eindrücke“ müssen doch gar nicht „wegerklärt“ werden.

Es muss nur erklärt werden, wie es zu der Überzeugung kommt, dass sie vorhanden sein sollen und zwar sollen sie „zwar konkret, also irgendwie eindeutig sein, aber nicht im Detail durchschaubar“.

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