Das Bonmot seiner theologischen Kollegen zeigt doch gerade, dass man nicht ernst nehmen kann, was Dogmatiker so alles von Gott zu wissen glauben.closs hat geschrieben:Das sind hoch-vernetzte philosophische Aussagen, die nur dann richtig sind, wenn die Setzung "Es gibt Gott als Entität" stimmt - diesen Vorbehalt bringt niemand weg.sven23 hat geschrieben:Auch in der Neuzeit schreiben Theogen umfangreiche Dogmatiken, wo man sich fragt, woher haben die ihre Weisheiten über Gott.
Alles Teufelszeug? IX
#341 Re: Alles Teufelszeug? IX
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
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#342 Re: Alles Teufelszeug? IX
Falls Jesus göttlich war...closs hat geschrieben:Das ist methodisch doch verständlich - aber damit kommt man nicht an das, was wirklich war, falls Jesus auch göttlich war.sven23 hat geschrieben:Deshalb läßt man solche Setzungen weg und behandelt biblische Texte wie alle anderen auch.
Richtig. Wenn Jesus der eingeborene Sohn Gottes war, dann war er es. Punkt. Wenn nicht, dann war er es nicht. Punkt. Diese umwerfen-
de Erkenntnis sollte man doch endlich mal für alle sichtbar in Stein meißeln.
Da Jesus sich nach den Erkenntnissen der neutestamentlichen Exegese in seiner Naherwartung nach allem was wir wissen mit höchster Wahrscheinlichkeit geirrt hat, werden wir uns wohl mit der Tatsache abfinden müssen, dass auch Gottessöhne in ihren Prognosen nicht
unfehlbar sind - FALLS es Gottessöhne gibt. DANN hätte ihnen der Papst was voraus.

#343 Re: Alles Teufelszeug? IX
Das ist sehr überinterpretier - sieh es als kollegiale Neckerei.sven23 hat geschrieben:Das Bonmot seiner theologischen Kollegen zeigt doch gerade, dass man nicht ernst nehmen kann, was Dogmatiker so alles von Gott zu wissen glauben.
Das ist nicht die Aussage, um die es geht. - Es geht darum, dass es diese zwei Möglichkeiten historisch gibt, die aber nicht falsifizierbar sind. - Und es geht weiter darum, dass im einen Fall auf Basis der Hermeneutik den Fall "Gott ist nur Mensch" untersucht wird (selbst dann, wenn sie diese Frage nicht ausdrücklich thematisiert), und im anderen Fall auf Basis der Hermeneutik "Gott ist auch göttlich" untersucht wird (hier wird es ausdrücklich gesagt).Münek hat geschrieben: Wenn Jesus der eingeborene Sohn Gottes war, dann war er es. Punkt. Wenn nicht, dann war er es nicht.
Das ist nach der EINEN Hermeneutik so - nach der anderen Hermeneutik ist es NICHT so. - Die Texte geben kontextual beides her.Münek hat geschrieben:Da Jesus sich nach den Erkenntnissen der neutestamentlichen Exegese in seiner Naherwartung nach allem was wir wissen mit höchster Wahrscheinlichkeit geirrt hat
#344 Re: Alles Teufelszeug? IX
Es ist nicht nur verständlich, sondern unabdingbar. Nur so geht historische Forschung.closs hat geschrieben:Das ist methodisch doch verständlich - aber damit kommt man nicht an das, was wirklich war, falls Jesus auch göttlich war.sven23 hat geschrieben:Deshalb läßt man solche Setzungen weg und behandelt biblische Texte wie alle anderen auch.
Du verwechselst das ständig mit dem zirkelreferente Bestätigen eines Glaubenkonstrukts. Dafür musst du in die kanonische Abteilung wechseln.
Nur über sie, besonders die ältesten Quellen, läßt sich die Verkündigung erschließen. Deshalb ist doch die Naherwartung konsensfähig.closs hat geschrieben:Insofern schon, da oft genug betont wird, dass sich die HKM streng an den Rezeptionen der Textverfasser hält.sven23 hat geschrieben:Auch im zweiten, denn in der historischen Jesusforschugn geht es primär um Jesus, auch wenn dich das überrascht.
Was später daraus gemacht wurde, ist eine ganz andere (christlich-kirchliche) Geschichte.
Da die historisch-kritische Methode wissenschaftlichen Ansprüchen genügt, ist es wissenschaftlicher Standard. Sobald Glaubensbekenntnisse ins Spiel kommen, wie bei Kanonikern, ist es vorbei mit Wissenschaft. Dann bewegt man sich im Reich der Glaubensideologien.closs hat geschrieben:Das ist METHODISCHER Standard der HKM - und als solches nicht in Frage gestellt.sven23 hat geschrieben:Das ist kein Kurzschluss, sondern wissenschaftlicher Standard.
closs hat geschrieben:DAS ist keine Verschwörungstheoriesven23 hat geschrieben:Die Diskrepanz zwischen dem kirchlich verkündeten Christus und dem historischen Juden Jesus könnte nicht größer sein. Das ist keine Verschwörungstheorie, sondern die Befundlage der Forschung.
Nein, es ist albern, zu behaupten, mit einer nicht wissenschaftlichen Vorgehensweise, die dazu überhaupt keine historische Forschung betreibt, könne man sich historischem Geschehen besser nähern, als mit historischer Forschung. Dazu muss man blutiger Laie oder hoffnungsloser Glaubensideologe sein.closs hat geschrieben: - es ist eine Verschwörungstheorie, dass nur die HKM die richtigen Ergebnisse dazu liefern könne.
Genau, diese Entscheidung sollte man Menschen zu Beginn des 21. Jahrhunderts zutrauen.closs hat geschrieben:Du willst de facto eine neue Religion einführen: Glaubt Ihr den geistigen Ergebnissen der Theologie oder den methodisch-atheistischen ERgebnissen der Wissenschaft? -sven23 hat geschrieben:Es reicht doch, wenn man die kirchliche Überlieferung der historischen Jesusforschung gegenüberstellt. Dann kann sich jeder immer noch entscheiden: Wissenschaft oder Glaubensideologie.
So langsam verstehst du, was Hermeneutik bedeutet.closs hat geschrieben:De facto richtig - so wie man heute es "für normal" hält, dass Geist aus Materie ist, dachte man damals, dass Gott "normal" ist.sven23 hat geschrieben:Es ging aber um die Kirche des Mittelalters, und da war ein Glaubensvorbehalt so unbekannt wie der Dieselmotor.
Das ist definitiv falsch, weil Kanonik das Ergebnis durch die Setzung vorwegnimmt. Ein Ausschlusskriterium für historische Forschung.closs hat geschrieben:Ich denke einfach grundlegender als Du. - Selbstverständlich untersucht die Kanonik ihre Prämissen genauso wenig wie die HKM - und selbstverständlich weiß die Kanonik vorher genauso wenig wie die HKM, was bei einer Untersuchung rauskommt.sven23 hat geschrieben:Ich hoffe für dich, dass du das nicht wirklich glaubst, denn damit hättest du deinen Laienstatus endgültig verifiziert.
Tut doch keiner.closs hat geschrieben:ICH bezweifele es nicht - aber Naturwissenschaftler haben sehr wohl Grund es zu bezweifeln, wenn sie auf naturwissenschaftliche Standards bestehen.sven23 hat geschrieben:Wer bezweifelt denn, das die historisch-kritische Methode wissenschaftlichen Ansprüchen genügt?
Darum geht es gar nicht, sondern darum, dass du ihn falsch zitierst und auf dieser Grundlage falsch interpretierst.closs hat geschrieben:Glaube ich nicht - ich glaube vielmehr, dass Theißen mindestens so viel von Wissenschaft wie Anton, Thomas & Co versteht.sven23 hat geschrieben:Dann muss man dir doch Böswilligkeit unterstellen, denn damit verkehrst du Theißens Aussage ins Gegenteil und das ist nicht nur unredlich, sondern eine Unverschämtheit.
Du kannst das gerne für dich persönlich meinen, du kannst aber nicht behaupten, dies sei die Meinung Theißens. Allein darum geht es.closs hat geschrieben:Ich meine, dass das letztlich aufs Selbe rauskommt.sven23 hat geschrieben:Falsch, Ziel und Ergebnisse sind 2 paar Schuhe.
Wie er es versteht, habe ich dargelegt.
Falsch, Ziel und Ergebnisse sind 2 paar Schuhe.
Sagen mir mal, es ist das Ziel, das Verhältnis Jesu zum Zelotentum zu untersuchen, wie Theißen das gemacht hat. Auf dem Weg dahin wird sein Verhältnis zu den Pharisäern, den Sadduzäern und zum apokalyptischen Judentum beleuchet, was weitaus interessantere Ergebnisse zu Tage fördern kann, als das urprüngliche Ziel. So hat Theißen das gemeint und erläutert.
Und wenn du jetzt noch mal behauptest, Theißen sei die Methodik wichtiger als die Wahrheit, dann soll dich der Blitz beim Sch....en treffen.
Dieses laienhafte Gerede wird von der Forschung gar nicht thematisiert, auch nicht von Theißen. Das ist allein dein persönliches Hobby.closs hat geschrieben: Nicht-impliziert ist, Jesus so zu sehen, als sei er göttlich - auch das ist ok. - Das heißt aber: WENN man nun so untersucht, muss man sich daran halten ("methodischer Weg") und kann dementsprechend nur "methodische Ergebnisse" erzielen (geht eh nicht anders). - Das heißt somit AUCH: Falls Jesus göttlich war, reicht diese Methodik nicht hin.

Das ist ja auch nur deine laienhafte Vorstellung von "hermeneutischer Interpretation". Wie Theißen die hermenetische Reflexion anwendet, habe ich dir dargelegt. Es bringt nichts, immer die gleichen Fehler zu wiederholen.closs hat geschrieben:Was einmal mehr zwingend zum Ergebnis führt, dass der hermeneutisch-interpretative Teil der HKM unwissenschaftlich wäre - aber das willst Du auch nicht hören, obwohl Du es nach Deiner Logik erzwingst.sven23 hat geschrieben:Kanonik kann deshalb nicht in der Forschung eingesetzt werden, weil sie wissenschafltichen Ansprüchen nicht genügt.
Wenn es dasselbe wäre, könnte man Kanonik in der historischen Forschung einsetzen. Geht aber nicht, aus besagten Gründen. Du kannst Theißen und Co gerne vom Gegenteil überzeugen.closs hat geschrieben:Und Du solltest inzwischen begriffen haben, dass dies aus anderen Gründen genau dasselbe bei der HKM ist.sven23 hat geschrieben:Es gibt keine Ergebnisoffenheit, das Ergebgnis wird durch das vorangestellte Glaubensbekenntnis präjudiziert.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#345 Re: Alles Teufelszeug? IX
Posthume Neckerei trifft oft den Nagel auf den Kopf.closs hat geschrieben:Das ist sehr überinterpretier - sieh es als kollegiale Neckerei.sven23 hat geschrieben:Das Bonmot seiner theologischen Kollegen zeigt doch gerade, dass man nicht ernst nehmen kann, was Dogmatiker so alles von Gott zu wissen glauben.
Die Texte geben das nur her, wenn man unwissenschaftlich vorgeht und selektives Cherrypicking betreibt. Das wäre die clossche Hermeneutik.closs hat geschrieben:Das ist nach der EINEN Hermeneutik so - nach der anderen Hermeneutik ist es NICHT so. - Die Texte geben kontextual beides her.Münek hat geschrieben:Da Jesus sich nach den Erkenntnissen der neutestamentlichen Exegese in seiner Naherwartung nach allem was wir wissen mit höchster Wahrscheinlichkeit geirrt hat
Aber wie ich schon sagte, benutzt du Hermeneutik sowieso immer falsch.
Mein Verdacht, dass du Hermeneutik falsch verstehst, erhärtet sich zunehmend.
Hermeneutik ist die Kunst des Verstehens von Texten. Theißen weist darauf hin- ähnlich wie Bultmann- dass man antike Texte nicht einfach ungefiltert mit unserem heutigen Verständnis lesen kann.
Man benötigt ein Vorverständis, wie die damalige mythische Welt der Antike "funktionierte". Dazu zählen z. B.. wie man damals Wunder, Krankheiten, Heilungen und Exorzismen verstand und interpretierte.
Das, mein lieber closs, ist Hermeneutik und nicht dein hermeneutischer Zauberstab als Universalwaffe, um historisch-kritische Forschung unterlaufen zu können.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
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#346 Re: Alles Teufelszeug? IX
Das ist dasselbe in grün. Entweder er wars oder er wars nicht...closs hat geschrieben:Das ist nicht die Aussage, um die es geht. - Es geht darum, dass es diese zwei Möglichkeiten historisch gibt, die aber nicht falsifizierbar sind.Münek hat geschrieben: Wenn Jesus der eingeborene Sohn Gottes war, dann war er es. Punkt. Wenn nicht, dann war er es nicht.
Dass ein Mensch ein Mensch ist - und der historische Jesus war ein Mensch - muss nicht falsifiziert werden. Die Behauptung, Jesus war ein göttliches Wesen, ist hingegen eine persönliche Glaubensannahme, die primär der gnostisch angehauchte Johannesevangelist teilte.
Der immer wieder erhobene Einwand, dass der "Heilige Geist" schließlich als göttliche Instanz die Autoren der biblischen Schriften inspiriert habe ("Wort Gottes", "Heilige Schrift"), ist ebenfalls eine subjektive Glaubensannahme - und damit ohne Relevanz.
Verstehe ich jetzt nicht. "Gott ist nur Mensch"? Du meinst eine menschliche Projektion? Ja - mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit. Götter gab es schon immer - seit Menschengedenken. Jahwe war nur einer unter Tausenden.closs hat geschrieben:Und es geht weiter darum, dass im einen Fall auf Basis der Hermeneutik den Fall "Gott ist nur Mensch" untersucht wird .
Zustimmung. Wenn es Götter gibt, sind diese auf jeden Fall göttlich. Wer würde hier widersprechen?closs hat geschrieben: und im anderen Fall auf Basis der Hermeneutik "Gott ist auch göttlich" untersucht wird.

Sagen wir besser so: Nach wissenschaftlich-gründlicher Analyse der Texte und dem Aussieben unauthentischer Jesusworte, also Worten, die Jesus selbst nie gesagt hat, sondern ihm von den Evangelisten in den Mund gelegt worden sind.closs hat geschrieben:Das ist nach der EINEN Hermeneutik so .Münek hat geschrieben:Da Jesus sich nach den Erkenntnissen der neutestamentlichen Exegese in seiner Naherwartung nach allem was wir wissen mit höchster Wahrscheinlichkeit geirrt hat
Das Johannesevangelium mit den berühmten "Ich bin -Sprüchen Jesu" ist als historische Quelle wertlos.
Gewiss. Die sog. kanonische Exegese SETZT, dass es nicht so ist. Ratzinger traut gläubig-naiv den Evangelienberichten. Für ihn stellen sie den historischen Jesus authentisch dar. Die historisch-kritische Exegese konnte schlüssig nachweisen (nicht: beweisen), dass dem nicht so ist. Ratzinger geht darüber hinweg. Allein - dass er die sachliche Auseinandersetzung mit den Argumenten der historisch-wissenschaftlich arbeitenden Exegeten scheut wie der Teufel das Weihwasser, lässt tief blicken.closs hat geschrieben:nach der anderen Hermeneutik ist es NICHT so.
Ihm ist klar, dass er bei einem sachlichen Disput denkbar schlechte Karten hätte.
Zuletzt geändert von Münek am Sa 24. Mär 2018, 20:02, insgesamt 3-mal geändert.
#347 Re: Alles Teufelszeug? IX
So geht historisch-methodische Forschung - aber es gibt eben auch andere Arten der Forschung zur Ermittlung Jesu Wirklichkeit.sven23 hat geschrieben:Es ist nicht nur verständlich, sondern unabdingbar. Nur so geht historische Forschung.
"Über" die Quellen forschen auch andere Exegesen - es gibt keine theologische Disziplin, die ihre Aussagen nicht auf Bassi der Quellen tätigt.sven23 hat geschrieben:Nur über sie, besonders die ältesten Quellen, läßt sich die Verkündigung erschließen. Deshalb ist doch die Naherwartung konsensfähig.
Die Naherwartung ist innerhalb EINES methodischen Konzepts (möglicherweise) konsensfähig - mehr nicht. - Dagegen stehen andere methodische Konzepte, die es genauso oder ganz anders sehen und begründen können.
Ein Unsatz. - Natürlich entspricht die HKM (nach MEINEM Verständnis, nicht aber nach Standards der Naturwissenschaft) wissenschaftlichen Ansprüchen - aber das tun andere auch. - Die Standards der Naturwissenschaft können auch die anderen nicht erfüllen, aber geisteswissenschaftliche Standards.sven23 hat geschrieben:Da die historisch-kritische Methode wissenschaftlichen Ansprüchen genügt, ist es wissenschaftlicher Standard.
Die Nicht-Wissenschaftlichkeit anderer Vorgehensweisen in der Theologie ist doch ein Postulat, das jederzeit widerlegbar ist - es ist doch kein Maßstab, was die HKM-Leute zu ihrer Postitionierung fordern.sven23 hat geschrieben: es ist albern, zu behaupten, mit einer nicht wissenschaftlichen Vorgehensweise, die dazu überhaupt keine historische Forschung betreibt, könne man sich historischem Geschehen besser nähern, als mit historischer Forschung.
Zudem: Du sprichst immer von historisch(-methodisch)er Forschung - darum geht es doch letztlich nicht: Es geht um die Wirklichkeit Jesu, die dann selbstverständlich auch historisch ist, aber primär erst mal geistig.
Mit meinungs-gesellschaftlichen Mitteln geht das nicht. - Zutrauen kann man dann, wenn Grundlagen verstanden sind - hier: Die Menschen bräuchten dann eine wissenschafts-theoretische Einführung: Was IST Wissenschaft? - Was kann Wissenschaft, was kann sie nicht?sven23 hat geschrieben:Genau, diese Entscheidung sollte man Menschen zu Beginn des 21. Jahrhunderts zutrauen.
Woher dieses unverdiente Lob? - Aber schön, wenn wir uns hier annähern.sven23 hat geschrieben:So langsam verstehst du, was Hermeneutik bedeutet.
Ich verstehe nicht, warum Du das nicht kapierst. - Weder Kanonik noch HKM untersuchen die Setzungen ihrer Methodik/Hermeneutik/etc. - das macht keiner. - Denn dann wären es keine Setzungen, sondern Forschungs-Objekte.sven23 hat geschrieben:Das ist definitiv falsch, weil Kanonik das Ergebnis durch die Setzung vorwegnimmt.
Doch - frag mal Janina, die Dir dazu stellvertretend was sagen kann.sven23 hat geschrieben: closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:
Wer bezweifelt denn, das die historisch-kritische Methode wissenschaftlichen Ansprüchen genügt?
ICH bezweifele es nicht - aber Naturwissenschaftler haben sehr wohl Grund es zu bezweifeln, wenn sie auf naturwissenschaftliche Standards bestehen.
Tut doch keiner.
Möglicherweise interpretiere ich ihn in der Sache richtig. - Meine Interpretation ist überhaupt nicht provozierend gemeint, sondern logisch normal.sven23 hat geschrieben:Darum geht es gar nicht, sondern darum, dass du ihn falsch zitierst und auf dieser Grundlage falsch interpretierst.
Selbst wenn es so wäre: Damit ist das Problem nicht gelöst. - Zudem: Natürlich ist es von Theißen in seinen allgemein gehaltenen Worten thematisiert.sven23 hat geschrieben:Dieses laienhafte Gerede wird von der Forschung gar nicht thematisiert, auch nicht von Theißen.
Nein - es ist dasselbe und kann gegenseitig NICHT eingesetzt werden, weil man verschiedene Hermeneutiken nicht mischt, sondern nur hintereinander/parallel, aber nicht in sich vermischt durchspielen kann.sven23 hat geschrieben:Wenn es dasselbe wäre, könnte man Kanonik in der historischen Forschung einsetzen.
Auch nicht schlecht.sven23 hat geschrieben:Posthume Neckerei trifft oft den Nagel auf den Kopf.
Nein. - Wenn Ratzinger sagt, wer glaube, Jesus hätte ein Naherwartung gehabt, habe die Bibel nicht sorgfältig gelesen, sagt das ein Bibelkenner - und er ist ja nur die Speerspitze für all die Theologen, die dieses Thema längst abgehakt haben.sven23 hat geschrieben:Die Texte geben das nur her, wenn man unwissenschaftlich vorgeht und selektives Cherrypicking betreibt.
Du verführst Dich, "wissenschaftlich" und "historisch-kritisch" zu synomisieren, weshalb Du nicht erkennen kannst, dass "historisch-kritisch" nur EINE Art der Wissenschaftlichkeit beschreibt. - Erzähle einem Uni-Theologen, dass er kein Wissenschaftler sei - er wird Dich vermutlich - ähm - zu einem Bier einladen und wird Dich fragen: "Kann ich Dir helfen?".
Mache Dir da keine Sorgen - es scheint eher, dass Du jetzt "Hermeneutik" so positionieren willst, dass sie entweder nur in der HKM wissenschaftlich ist oder umgekehrt immer nur Wunsch konzert ist. - Wir werden sehen.sven23 hat geschrieben:Aber wie ich schon sagte, benutzt du Hermeneutik sowieso immer falsch.
#348 Re: Alles Teufelszeug? IX
Darum geht es ja nicht. - Es geht hier um "nur Mensch" oder "auch göttlich" - beides ist nicht falsifizierbar.Münek hat geschrieben:Dass ein Mensch ein Mensch ist - und der historische Jesus war ein Mensch - muss nicht falsifiziert werden.
So ist es - es ist genauso wenig falsifizierbar.Münek hat geschrieben:Der immer wieder erhobene Einwand, dass der "Heilige Geist" schließlich als göttliche Instanz die Autoren der biblischen Schriften inspiriert hat ("Wort Gottes", "Heilige Schrift"), ist ebenfalls eine unbelegte Glaubensannahme.
Sorry: "Jesus ist nur Mensch" sollte es heißen.Münek hat geschrieben:Verstehe ich jetzt nicht. "Gott ist nur Mensch"?
Ebenfalls sorry: "Jesus ist göttlich" sollte es heißen. - Da habe ich gepennt.Münek hat geschrieben:Wenn es Götter gibt, sind diese auf jeden Fall göttlich.
Das ist eine ehrenwerte Methodik, deren Kompetenz niemand in Frage stellt - aber das klärt nicht das Hermeneutik-Problem. - Anders gesagt: Wenn die Kirche lehrt, dass Jesus keine Naherwartung (in Deinem Verständnis) hatte, dann bestimmt nicht, weil sie wissentlicht etwas fälscht oder inkompetent zur Bibel-Auslegung ist, sondern weil sie sachlich-neutrale Erkenntnisse zu den Texten incl. der Sachergebnisse der HKM mit einer anderen Hermeneutik interpretiert.Münek hat geschrieben:Sagen wir besser so: Nach wissenschaftlich-gründlicher Analyse der Texte und dem Aussieben unauthentischer Jesusworte, also Worten, die Jesus selbst nie gesagt hat, sondern ihm von den Evangelisten in den Mund gelegt worden sind.
Im Sinne ihrer Methodik mag das sein. - Aber sie lässt mit ihrer Methodik das heilsgeschichtliche Moment des Erkennens im Laufe der Rezeptions-Geschichte aus.Münek hat geschrieben:Die historisch-kritische Exegese konnte schlüssig nachweisen (nicht: beweisen), dass dem nicht so ist.
Richtig ist, dass die Kanonik unter der nicht-falsifizierbaren Setzung untersucht, dass Jesus auch göttlich ist - und damit sind solche heilsgeschichtlichen Parameter nötig. - Umgekehrt: Die HKM SAGT zwar, dass sie die Frage nach der Göttlichkeit nicht stellt, aber sie untersucht methodisch bedingt nach dem, was sie historisch-kritisch sieht. - Und da KANN sie gar nicht sehen, ob Jesus auch göttlich ist, selbst wenn er es ist. - Mit anderen WOrten: Sie untersucht so, als sei Jesus nur Mensch - und somit fällt dieses heilsgeschichtlicht Moment weg.
Somit sind die jeweils methodischen Ergebnisse beider NICHT universal ergebnisoffen (dann müsste man BEIDES untersuchen), sondern nur im Rahmen der methodischen Spielräume ergebnisoffen. - Wenn man das nicht begreift, nützt es nichts, in das eine oder andere System tiefer einzudringen. - Detailwissen ersetzt nicht Grundlagenwissen.
#349 Re: Alles Teufelszeug? IX
Meinst Du "spirituelle Forschung".closs hat geschrieben:So geht historisch-methodische Forschung - aber es gibt eben auch andere Arten der Forschung zur Ermittlung Jesu Wirklichkeit.sven23 hat geschrieben:Es ist nicht nur verständlich, sondern unabdingbar. Nur so geht historische Forschung.

Zum großen Teil richtig. Die katholischen Dogmen wurzeln ausschließlich in den biblischen Quellen - wobei ich das Dogma der Trinität und die letzten drei Dogmen wohlweislich ausnehme.closs hat geschrieben:"Über" die Quellen forschen auch andere Exegesen - es gibt keine theologische Disziplin, die ihre Aussagen nicht auf Bassi der Quellen tätigt.sven23 hat geschrieben:Nur über sie, besonders die ältesten Quellen, läßt sich die Verkündigung erschließen. Deshalb ist doch die Naherwartung konsensfähig.
Der Konsens, dass sich Jesus eklatant geirrt hat, besteht nicht nur möglicherweise - er besteht.closs hat geschrieben:Die Naherwartung ist innerhalb EINES methodischen Konzepts (möglicherweise) konsensfähig - mehr nicht. - Dagegen stehen andere methodische Konzepte, die es genauso oder ganz anders sehen und begründen können.
Entgegenstehende durchdachte Konzepte kenne ich nicht. Mach` mich mal schlau. Wo kann ich diese einsehen oder nachlesen? Aber komme mir jetzt nicht wieder mit der "kanonischen Exegese"; die gibt es nur als theoretisches Konstrukt auf dem Papier.
Jesus war ein Mensch aus Fleisch und Blut. Mit angenommener "Geistigkeit" - was immer das sein mag - kannst Du wissenschaftlich-historisch keinen Blumentopf gewinnen.closs hat geschrieben:Zudem: Du sprichst immer von historisch(-methodisch)er Forschung - darum geht es doch letztlich nicht: Es geht um die Wirklichkeit Jesu, die dann selbstverständlich auch historisch ist, aber primär erst mal geistig.
Möglicherweise hast Du die Legende im Kopf, dass der "Auferstandene" durch eine geschlossene Tür kam. Dann solltest Du aber nicht vergessen, dass Jesus seinen Jüngern versicherte, KEIN Geist zu sein - und zur Bestätigung seiner Worte lecker Bratfisch aß.
Man achte auf die Feinheiten.

#350 Re: Alles Teufelszeug? IX
Nein - Forschung mit spiritueller Interpretations-Hermeneutik. - Das heißt: Die Sachergebnisse werden - wie das Wort schon sagt - sachlich/wissenschaftlich ermittelt - das sachlich Ermittelte wird spiriuell interpretiert.Münek hat geschrieben:Meinst Du "spirituelle Forschung".
Hier kommt wieder das Moment ins Spiel, dass Lehrsätze ("Dogmen") ERgebnisse einer systematischen Zusammenfassung sind. - Es muss in der Bibel nicht "Achtung: Dogma" stehen, damit ein Dogma biblisch begründet sein kann.Münek hat geschrieben:Die katholischen Dogmen wurzeln ausschließlich in den biblischen Quellen - wobei ich das Dogma der Trinität und die letzten drei Dogmen wohlweislich ausnehme.
Meines Wissens ist es eine Mehrheits-Meinung innerhalb der HKM - und KEINE Mehrheits-Meinung innerhalb der Theologie.Münek hat geschrieben:Der Konsens, dass sich Jesus eklatant geirrt hat, besteht nicht nur möglicherweise - er besteht.
Ich kenne die Literatur nicht im Einzelnen - ich bin kein Theologe - und selbst wenn ich es wäre, müsste es mein Spezial-Gebiet sein.Münek hat geschrieben:Entgegenstehende durchdachte Konzepte kenne ich nicht. Mach` mich mal schlau.
Logisch erklären kann ich es auch Dir (eh schon 3500 Mal passiert) - und Dir versichern, dass ich in einigen Jahrzehnten nie einen Theologen von Dorfpfarrer bis Uni-Dozent gefunden habe, der dies meint. - Die einfachste und in dieser Weise unwissenschaftliche Argumentation ist: WENN Jesus göttlich ist, hatte er überhaupt keine "Erwartung", sondern ein Wissen - und dieses Wissen bezog sich auf das, was sein würde. - Umgekehrt heißt dies: Wenn Jesus nur menschlich war, hat die HKM mit großer Wahrscheinlichkeit recht.
Richtig - das ist doch genau die Schwäche, die Ratzinger der HKM vorwirft: "Wenn Ihr schon interpretiert, könnt Ihr doch historisch nicht den Fall ausschließen, dass Jesus wirklich göttlich war = dass seine geistige Realität im Vordergrund stehen muss".Münek hat geschrieben: Mit angenommener "Geistigkeit" - was immer das sein mag - kannst Du wissenschaftlich-historisch keinen Blumentopf gewinnen.
Das ist den theologischen Exegeten ganz sicher nicht entgangen - dann muss man es halt erklären.Münek hat geschrieben:Möglicherweise hast Du die Legende im Kopf, dass der "Auferstandene" durch eine geschlossene Tür kam. Dann solltest Du aber nicht vergessen, dass Jesus seinen Jüngern versicherte, KEIN Geist zu sein - und zur Bestätigung seiner Worte lecker Bratfisch aß.
Genau darüber habe ich letzte Woche mit einer (lehrenden - damit nicht gleich wieder der Dorfpfarrer kommt) Theologin besprochen. - Wir waren uns einig, dass das "Durch die geschlossene Tür gehen" die Offenbarung war für "Ich bin nicht mehr von dieser Welt". - Das Backfisch-Essen war die Offenbarung für "Aber ich bin als geistiges Wesen genauso real wie früher".