Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

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Zeus
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#341 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Zeus » Mi 19. Aug 2015, 21:06

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Die Inquisition, und die Rolle der rkK darin, wurde nun mal zum Thema hier gemacht.
Wie von anderer Seite mehrfach erwähnt, bedeutet "Inquisition" erst einmal "Gerichtsbarkeit" ("Judikative").
Das mag Anfangs noch so gewesen sein, wandelte sich aber schnell, vor allem durch den Einfluss des Dominikanerordens. Seinen Höhepunkt erreichte wohl die Inquisition mit der Veröffentlichung des Hexenhammers.

closs hat geschrieben:DIE Inquisition ist weder Verbrechen noch Fortschritt, sondern einmal ist sie dieses, ein anderes Mal ist sie jenes.
Ich würde sagen, die Inquisition wurde zur Zeit ihrer Gründung vielleicht noch als Zeichen des Fortschritts gesehen, wandelte sich aber sehr schnell zum Instrument des Terrors.
Meine Rede seit Seite 1:
Die Einführung der Inquisition (Untersuchung) anstelle des Gottesurteils war - wie auch der Ratzfatz schon sagte - formal juristisch ein Fortschritt.
Die allein-seligmachende katholische Kirche hat jedoch daraus in ihrer Demonstration von christlicher Nächsten - und Feindesliebe ein abscheuliches Terrorinstrument gemacht.
MEHR.
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Zeus
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#342 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Zeus » Mi 19. Aug 2015, 21:34

closs hat geschrieben:Darüber darf man allerdings nicht vergessen, dass gerade der Katholizismus seit spätestens 1936 zum Abschuss freigegeben war - mit Folgen, wie DIE ZEIT 1965, Ausgabe 23 folgendermaßen unterstreicht: "Nach hinhaltendem Widerstand der Katholiken insgesamt, der Bischöfe und des Vatikans gab es 1939 weder katholischen Vereine mehr, noch katholische Schulen".
Darüber darf man nicht vergessen, dass die Partei der Katholiken, ZENTRUM, Hitler zuvor zur Macht verholfen hatte.

Die Deutsche Zentrumspartei (Kurzbezeichnung: ZENTRUM) ist eine deutsche Partei. Sie war bis zum Ende der Weimarer Republik 1933 als Vertreterin des katholischen Deutschlands und des politischen Katholizismus eine der wichtigsten Parteien im Deutschen Reich. https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Zentrumspartei

Unter dem Eindruck der Verhaftungen der Reichstagsabgeordneten der KPD und der Drohungen gegen die Reichstagsabgeordneten der SPD und des Zentrums stimmte am 23. März 1933 die Fraktion des Zentrums im Reichstag nach vorheriger Abstimmung mit der NSDAP Hitlers Ermächtigungsgesetz zu und verhalf ihm damit [...]zur erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheit.
https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_ ... .931933.29
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#343 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von closs » Mi 19. Aug 2015, 22:09

Zeus hat geschrieben:Darüber darf man nicht vergessen, dass die Partei der Katholiken, ZENTRUM, Hitler zuvor zur Macht verholfen hatte.
Stimmt - aber das wird der Rolle des "Zentrum" seit Bismarck nicht gerecht. - Noch im Reichstagswahlkampf hat das "Zentrum" auf ein Verbot der KPD und der NSDAP hingearbeitet - war also in seiner Grundausrichtung wo ganz woanders daheim als bei den Nazis.

Welcher Teufel das "Zentrum" 1933 geritten hat, weiß ich auch nicht (da sollte man Experten fragen). - Rein instinktiv würde ich tippen, dass sie sich ähnlich verhalten haben wie die CDU-"Blockflöten" in der DDR.

Insgesamt war die Zustimmung des "Zentrum" eine Katastrophe - Brüning und vorher Kaas haben sich da total vergaloppiert in ihrem Plan, zusammen mit der NSDAP einen rechts-bürgerlichen Block zu bilden. - Daraus eine grundlegende Übereinstimmung zwischen NSDAP und RKK zu konstruieren, wäre mindestens unseriös.
Zuletzt geändert von closs am Mi 19. Aug 2015, 22:14, insgesamt 1-mal geändert.

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#344 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Catholic » Mi 19. Aug 2015, 22:13

Halman hat geschrieben: Dennoch muss ich Küng darin zustimmen, dass Papst Pius XII. das Wort "Jude" nie öffentlich ausprach. Die Nationalsozialisten und die Opfergruppen wurden nicht beim Namen genannt.
....

aber er tat es aus einem gut nachvollziehbaren Grund.
Hätte Papst Pius die Gruppen offen genannt,es wäre sicher nicht (!) so gekommen,dass die Nationalsozialisten dann einfach anders gehandelt hätten.
Darüberhinaus:
Wie hätte der Papst denn reagieren sollen,hätte er Hitler vorschreiben sollen,wie er zu handeln hat?

@ closs
Nicht nur das,denn wenn man sich mal Karten anschaut,die das Stimmverhältnis bei der Reichstagswahl 1933 anzeigen,dann wird deutlich,dass die NSDAP mehrheitlich eben nicht (!) in katholisch geprägten Regionen wie Bayern oder dem Ruhrgebiet gewählt wurde.

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#345 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von closs » Mi 19. Aug 2015, 23:09

Halman hat geschrieben:Dennoch muss ich Küng darin zustimmen, dass Papst Pius XII. das Wort "Jude" nie öffentlich ausprach. Die Nationalsozialisten und die Opfergruppen wurden nicht beim Namen genannt.
Noch mal mein Senf dazu:

Die Enzyklika "In brennender Sorge" von 1937 wurde in DEUTSCH verfasst.

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#346 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Zeus » Do 20. Aug 2015, 00:35

Catholic hat geschrieben: Nicht nur das,denn wenn man sich mal Karten anschaut,die das Stimmverhältnis bei der Reichstagswahl 1933 anzeigen,dann wird deutlich,dass die NSDAP mehrheitlich eben nicht (!) in katholisch geprägten Regionen wie Bayern oder dem Ruhrgebiet gewählt wurde.
Ich bezweifle, dass die Wählerschaft des Ruhrgebiets mehrheitlich katholisch geprägt war.
Außerdem denke ich, dass die Mehrheit der Menschen dort SPD (oder auch KPD) gewählt hat aus dem einfachen Grund, weil es sich mehrheitlich um Industriearbeiter handelte und die genannten beiden Parteien spezifisch die Interessen der Arbeiterklasse vertreten.
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#347 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Zeus » Do 20. Aug 2015, 00:51

closs hat geschrieben:Daraus eine grundlegende Übereinstimmung zwischen NSDAP und RKK zu konstruieren, wäre mindestens unseriös.
Wer hat denn was von "grundlegender Übereinstimmung" geschrieben?

Kurtchen, du kannst es drehen und wenden, wie du willst.
Es bleibt die traurige unverzeihliche Tatsache, dass die Zentrum-Partei, die Vertreterin des katholischen Deutschlands und des politischen Katholizismus, Hitler zur Macht verholfen hat.
Ohne das Zentrum hätte er nicht die Zweidrittel-Mehrheit bekommen.
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#348 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von closs » Do 20. Aug 2015, 01:04

Zeus hat geschrieben:Es bleibt die traurige unverzeihliche Tatsache, dass die Zentrum-Partei, die Vertreterin des katholischen Deutschlands und des politischen Katholizismus, Hitler zur Macht verholfen hat.
Das wird ja nicht bestritten - ich habe dazu die Namen Kaas und Brüning genannt. - Das kommt halt davon, wenn man politische Ziele mit religiöser Flagge erreichen will - Katastrophe.

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#349 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Zeus » Do 20. Aug 2015, 04:25

closs hat geschrieben:
Zeus hat geschrieben:Es bleibt die traurige unverzeihliche Tatsache, dass die Zentrum-Partei, die Vertreterin des katholischen Deutschlands und des politischen Katholizismus, Hitler zur Macht verholfen hat.
Das wird ja nicht bestritten - ich habe dazu die Namen Kaas und Brüning genannt. - Das kommt halt davon, wenn man politische Ziele mit religiöser Flagge erreichen will - Katastrophe.
Diese "Krankheit" schein endemisch in der katholischen Kirche zu sein.
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#350 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Naqual » Do 20. Aug 2015, 05:55

closs hat geschrieben:Darüber darf man allerdings nicht vergessen, dass gerade der Katholizismus seit spätestens 1936 zum Abschuss freigegeben war - mit Folgen, wie DIE ZEIT 1965, Ausgabe 23 folgendermaßen unterstreicht: "Nach hinhaltendem Widerstand der Katholiken insgesamt, der Bischöfe und des Vatikans gab es 1939 weder katholischen Vereine mehr, noch katholische Schulen".
Die Kirche hatte versucht, ihre Interessen zu sichern, bzw. ihren Status quo zu stabilisieren und hat einen Pakt mit dem Teufel gemacht (mit den Nazis).
Die Nazis haben nur einige Jahre später sich nicht mehr um die Vereinbarungen geschert.
So wie es z.B. Absprachen zwischen Vatikan und Hitler gab, dass der Vatikan sich öffentlich nicht äußert im Falle eines Einmarschs in Polen. Im Gegenzug sollten katholische Polen unbehelligt bleiben. Das hat die Nazis später nur gar nicht mehr interessiert. Das ändert nur nichts an dem Sachverhalt, dass die katholische Kirche den Nazis nichts entgegengesetzt hat, sondern mit ihnen paktierte. Widerstand der Kirche(n) gab es erst, als die merkten, dass sie verkauft worden waren.

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