Warum läßt Gott so viel Leid zu?

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sven23
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#301 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von sven23 » Sa 20. Jul 2013, 09:38

closs hat geschrieben: Als Kinder habe sie ganz sicher keinen bewussten Bezug zur Religion - insofern funktioniert das so nicht. - Aber Kinder sind ohnehin näher dran: Da kam mal ein Bericht über eine 8Jährige, die unheilbar an Krebs erkrankt war, die sinngemäß sagte, sie habe keine Angst vor dem Tod, mache sich aber Sorgen um ihre Mutter, wenn sie (da hat sie sich selbst gemeint) nicht mehr da wäre.

Auch Kinder sind zu Emphatie fähig, sogar ohne Religion. ;)



closs hat geschrieben: Es ist ein großer geistiger Unterschied, ob Gott oder der Mensch das Leben nimmt. - Insofern ist es schon ein dramatischer Unterschied, ob jemand jung genommen wird oder getötet wird.
Im Ergebnis ist es dasselbe. Nur wenn Gott tötet, nennt man es "zu sich nehmen", macht der Mensch das gleiche, nennt man es töten.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Sola
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#302 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Sola » Sa 20. Jul 2013, 10:06

sven23 hat geschrieben: Im Ergebnis ist es dasselbe. Nur wenn Gott tötet, nennt man es "zu sich nehmen", macht der Mensch das gleiche, nennt man es töten.

Meinst du wirklich, das ist dasselbe?
Hat der Mensch denn das Leben gegeben, das er nimmt? Hat er die Macht, Leben nicht nur zu nehmen, sondern auch neu zu geben?
Dasselbe gilt für das Leid. Wenn der Mensch anderen Leid zufügt, hat er nicht wie Gott die Macht, "alle Tränen abzuwischen" und dem Leidenden eine Herrlichkeit zu schenken, die so gross ist, dass ein winziger Augenblick das Leid eines ganzen Lebens vergessen lässt - so ähnlich wie der Augenblick, in dem eine Mutter ihr Kind in den Armen hält die Schmerzen der Geburt.
Und dennoch schiebt der Mensch die Schuld für das Leid, das er bewusst und willentlich anderen zufügt auf Gott und beklagt sich darüber, dass er das zulässt.
Liebe Grüsse
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sven23
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#303 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von sven23 » Sa 20. Jul 2013, 10:20

Sola hat geschrieben: Und dennoch schiebt der Mensch die Schuld für das Leid, das er bewusst und willentlich anderen zufügt auf Gott und beklagt sich darüber, dass er das zulässt.

Es geht ja nicht nur um von Menschen verursachtes Leid, sondern Leid im allgemeinen, und da gibt es ein breites Spektrum, das nicht von Menschen verursacht ist.
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Pflanzenfreak
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#304 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Pflanzenfreak » Sa 20. Jul 2013, 10:40

sven23 hat geschrieben: Es geht ja nicht nur um von Menschen verursachtes Leid, sondern Leid im allgemeinen, und da gibt es ein breites Spektrum, das nicht von Menschen verursacht ist.
Alles möglichst vielfältig zu verallgemeinern oder zu verknüpfen ist ein guter Trick um keine Antworten finden zu können. Darum, wer sucht, der findet. Wer nicht sucht, der verknüpft.

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#305 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von closs » Sa 20. Jul 2013, 10:49

sven23 hat geschrieben:Auch Kinder sind zu Emphatie fähig, sogar ohne Religion.
Natürlich - auch ein Atheist - denn er ist aus demselben Topf.

sven23 hat geschrieben:Nur wenn Gott tötet, nennt man es "zu sich nehmen", macht der Mensch das gleiche, nennt man es töten.
Ja - weil es wirklich ein Unterschied ist. - Nach christlicher Ansicht ist Gott der Schöpfer und nicht der Mensch - deshalb ist Töten durch Menschen ein Eingriff ins göttliche Schöpfungs-Monopol. - Aber Achtung: Wir sind uns einig, dass jegliches Töten im vermeintlichen Auftrag Gottes eine Sünde/ein geistiges Verbrechen ist. - Das wird innerhalb des Christentums nicht überall so gesehen.

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sven23
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#306 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von sven23 » Sa 20. Jul 2013, 11:25

Pflanzenfreak hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Es geht ja nicht nur um von Menschen verursachtes Leid, sondern Leid im allgemeinen, und da gibt es ein breites Spektrum, das nicht von Menschen verursacht ist.
Alles möglichst vielfältig zu verallgemeinern oder zu verknüpfen ist ein guter Trick um keine Antworten finden zu können. Darum, wer sucht, der findet. Wer nicht sucht, der verknüpft.

Tja, Pflanzenfreak, wie sähe denn deine Antwort aus auf nicht vom Menschen verursachtes Leid?
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#307 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Sola » Sa 20. Jul 2013, 15:02

sven23 hat geschrieben: Man kann ein sinnerfülltes Leben führen, ohne sich die Sinnfrage je gestellt oder mit Religion in Verbindung gebracht zu haben. Alles ist möglich.

Ja genau - und zwar genau so lange, wie es einem gelingt, alles Negative, "Sinnlose", die Illusion der eigenen Freiheit, Allmacht, Unsterblichkeit usw in Frage stellende auszublenen. Dann braucht man gar keine Fragen zu stellen und sich mit gar nichts auseinandersetzen.

Dann darf aber nichts "Unvorhergesehenes" dazwischen kommen. Eine Konfrontation mit den eigenen Grenzen - mit der eigenen Verletzlichkeit und Sterblichkeit, mit der Tatsache, dass es jeden Moment "aus" sein kann mit dem Leben oder "der körperlichen Unversehrtheit" , dass man vieleicht schwach, krank, mittellos, von fremder Hilfe abhängig, verachtet und verspottet werden kann usw - bringt die "auf Sand gebaute Illusion" eines "sinnerfüllten" Lebens sehr schnell ins Wanken. Man gerät in die berühmten Sinnkrisen - zB "Midlife crisis", wenn nicht mehr zu verdrängen ist, dass die Jugendfrische nicht ewig andauern wird. Man fühlt sich "ausgebrannt" ("Burn-out"), weil es nichts "Sinnvolles" mehr gibt, das genügend Schwung und Motivation in die Bewältigung des Alltagstrotts zu bringen vermag...
Liebe Grüsse
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#308 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von sven23 » Sa 20. Jul 2013, 16:49

closs hat geschrieben: Ja - weil es wirklich ein Unterschied ist. - Nach christlicher Ansicht ist Gott der Schöpfer und nicht der Mensch - deshalb ist Töten durch Menschen ein Eingriff ins göttliche Schöpfungs-Monopol. - Aber Achtung: Wir sind uns einig, dass jegliches Töten im vermeintlichen Auftrag Gottes eine Sünde/ein geistiges Verbrechen ist. - Das wird innerhalb des Christentums nicht überall so gesehen.

Ich meine, Gott sollte sich auch an seine eigenen Gebote halten, also eine Vorbildfunktion erfüllen. Wenn sich die säkularen Gesetzgeber nicht an ihre eigenen Gesetze halten, lassen wir ihnen das auch nicht durchgehen, warum dann bei Gott?
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#309 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von sven23 » Sa 20. Jul 2013, 16:52

Sola hat geschrieben: Man gerät in die berühmten Sinnkrisen - zB "Midlife crisis", wenn nicht mehr zu verdrängen ist, dass die Jugendfrische nicht ewig andauern wird. Man fühlt sich "ausgebrannt" ("Burn-out"), weil es nichts "Sinnvolles" mehr gibt, das genügend Schwung und Motivation in die Bewältigung des Alltagstrotts zu bringen vermag...

Schon richtig, was du sagst, aber dann hätte Gott so eine Art Lückenbüßer- oder Seelentrösterfunktion für schlechte Zeiten. Und außerdem könnnen auch Gläubige in eine Sinnkrise geraten oder depressiv werden. Davor ist niemand gefeit.
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#310 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Pflanzenfreak » Sa 20. Jul 2013, 17:12

sven23 hat geschrieben:Tja, Pflanzenfreak, wie sähe denn deine Antwort aus auf nicht vom Menschen verursachtes Leid?
Wie bereits erwähnt, ich weiss nicht wer Katastrophen verursacht und ich weiss auch nicht ob oder wozu es nützt. Aber ich verspreche mir nichts davon, darüber zu spekulieren oder Entschuldigungen zu finden. Vielleicht werde ich es einmal im Jenseits erfahren. So lange muss ich mich gedulden.
Ich weiss auch nicht, ob der Anspruch auf 80 Jahre gesunden, unbeschwerten, sinnerfüllten Lebens gerechtfertigt ist. Denn diesen Massstab setzen wir ja diesem Denken über Katastrophen (auch die der eigenen ganz persönlichen Katastrophe) eigentlich voraus. Zumindest die meisten Menschen unterscheiden beim Beurteilen von Katastrophen solche Dinge. Sie machen einen Unterschied über das Ausmass ob ein Schulbus in den Tod rast, oder ob ein Rentnerausflug in den Tod rast.

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