Thaddäus hat geschrieben:Kant gelangt zu der beweisbaren Einsicht, dass wir allenfalls das WISSEN können, dass Gott eine Idee ist, niemals aber, ob er real ist.
DIESE Aussage ist korrekt - aber eine ganz andere Aussage als meine Aussage.
Thaddäus hat geschrieben:Aussagen über eine etwaige Realität Gottes sind grundsätzlich unmöglich, weil es das Erkenntnisvermögen des Menschen grundsätzlich übersteigt.
Richtig - deshalb spricht man von "Glauben", der zwar sehr fundiert begründet wird, aber deshalb noch lange nicht zum Wissen wird - zumal, zu Ende gedacht, der Mensch eh nur innerhalb eines selbst-erstellten Systems "wissen" kann.
Deshalb meine rhetorische Frage:
Closs hat geschrieben:WIE sollte Kant WISSEN, ob Gott eine Idee oder real ist?
Und deshalb meine echte Frage:
Closs hat geschrieben: Sprichst Du der Philosophie ontologische Gestaltungsfähigkeit zu?
Thaddäus hat geschrieben:Die hegelsche Dialektik gehört zu den philosophischen Methoden und ist insofern inhaltlich neutral.
Genau so ist es.
Thaddäus hat geschrieben:Man kann diese Methode aber genauso dazu verwenden, die Entwicklung eines dialektischen Materialismus zu erklären, wie Friedrich Engels es gemacht hat
Exakt.
Thaddäus hat geschrieben:Die dialektische Methode kann dein Vorhaben, closs, Gott damit irgendwie plausibel machen zu wollen, also gar nicht leisten
Das geht schon - eben weil es eine neutrale Technik ist, die man auf diese Frage ansetzen kann.
Thaddäus hat geschrieben:Die dialektische Methode kann aber auch darum keinen Gott erweisen oder auch nur plausibel machen, weil sie einen steten Fortgang zum Besseren impliziert, nämlich zur Selbsterkenntnis des Geistes.
Plausibel machen schon, weil sie im Sinne des Hermeneutischen Zirkels das Potential nach oben sieht - ob dieses Potential genutzt wird, ist eine andere Sache.
Thaddäus hat geschrieben: Historisch sind aber viele Rückschritte menschlichen Wissens und menschlicher Kultur belegbar,
Wie wahr.
Thaddäus hat geschrieben:was die dialektische Mehtode als solche zweifelhaft werdne lässt.
Nein - die Methode ist richtig - sie muss nur angewendet werden (können). - Wenn jemand die Stufen A-B-C geht, steht D offen (vorher nicht). Wenn man auf B zurückfällt, weil einem die Luft ausgeht, liegt das nicht an der Methode.
Thaddäus hat geschrieben:Heideggers ontologische Differenz passt noch viel weniger, auf das was du damit vorhast. Heideggers Sein hat mit einem Gott gar nichts zu tun
Stimmt - genau das waren meine Worte:
Closs hat geschrieben:Es gibt universal denkende Philosophen, zu denen mir Hegel und auch Heidegger zu gehören scheinen. - Mit "universal" meine ich, dass sie Grundstrukturen zur Erklärung der Welt finden, die von ihnen in IHREM Kontext entwickelt und ausgeführt werden, jedoch auch außerhalb ihres Systems Verwendung finden können.
Thaddäus hat geschrieben:gänzlich außer Acht lassen, was diese philosophischen Versatzstücke ursprünglich bedeuten und welchen Sinn sie in ihrem ursprünglichen philosophischen Kontext haben.
Genau dazu habe ich erklärt, warum dies unter universalen Gesichtspunkten irrelevant ist.
Wir haben eine unterschiedliche Auffassung von Philosophie: Du scheinst Philosophie historisch zu sehen im Sinne von: "Wie ist der biografistische und historische Kontext einer Lehre" - insofern stimme ich Dir ausdrücklich zu, dass bspw. Heidegger in seinen existentialistischen Jahren mit "vertikalen" Konstrukten nichts im Schilde führte.
Ich sehe Philosophie unter universalen Gesichtspunkten: "Was bleibt, wenn man biografistische und historische Aspekte weglässt und sich auf die Substanz einer philosophischen Lehre konzentriert?". - Das ist etwas ganz anderes. - Man könnte hier den Gedanken C.G.Jungs einfließen lassen, dass ein Künstler immer gleichzeitig in seiner Zeit und über seiner Zeit wirkt. - Verstehst Du?
Thaddäus hat geschrieben:Genau das tust du, auch wenn du es noch das 5. Mal dementierst.
Dann bist Du tatsächlich auf dem falschen Dampfer.
Thaddäus hat geschrieben:Wenn es stimmt, dass der Mensch immer vom Ich aus urteilt (besser: innerhalb der Grenzen seines Erkenntnisvermögens), dann trifft das auch auf deine Aussage zu, es handele sich dabei nicht um einen absoluten Maßstab, sondern um einen operativen.
Formal korrekt. - Was sagt das inhaltlich aus?
Thaddäus hat geschrieben:Das bedeutet: die Annahme, das Ich sei kein absoluter Maßstab wird erhoben von einem Ich, welches stets nur von sich selbst ausgehen kann und sich selbst damit absoluter Maßstab sein muss, denn von etwas anderem kann es nicht ausgehen.
Der Kreter sagt: "Alle Kreter lügen". - Und jetzt? Was willst Du daraus schließen?
Mein Weg wäre hier wieder der ontologische (nicht im Sinne einer Schule, sondern wörtlich als "Lehre vom Sein"):
* Entweder die Aussage des Menschen, dass der Mensch das Maß der Dinge ist, ist authentisch zu dem, was "ist".
* Oder die Aussage des Menschen, dass der Mensch das Maß der Dinge ist, ist NICHT authentisch zu dem, was "ist".
Damit entlarvt man jegliche sophistische Struktur-Antinomien oder Paradoxien - allein dadurch, dass es "dem, was ist" scheißegal ist, wie und ob sich der Mensch in selbstgemachten Fallstricken verfängt oder nicht.
Thaddäus hat geschrieben:u schreibst gerade, dass der Mensch immer vom Ich aus urteilt. Jetzt schreibst du, das geistiges Denken ein Ableger von etwas Höherem sei und auch noch "gut begründbar".
Der Mensch urteilt anthropozentrisch (anders geht's ja nicht), dass geistiges Denken ein Ableger von etwas Höherem ist.
Thaddäus hat geschrieben:, dann ist es offensichtlich überhaupt nicht begründbar, dass "sein geistiges Denken" von etwas Höherem kommt, weil dieser Gedanke wiederum nur das Urteil eines Ich ist, welches nur von sich selbst ausgehen kann, niemals aber eine andere Sicht als diese seines Ichs einnehmen kann.
Das Ich kann von einem Höheren "inspiriert" sein (so würde man es theologisch sagen), also als anthropozentrisches Ich etwas sagen, was den eigenen Erlebnis-Raum übersteigt.
Das ist doch gerade die Idee der sogenannten "Ebenbildlichkeit", dass der Mensch etwas Göttliches in sich trägt und es nach außen geben kann. - Natürlich kann dies der Mensch nur über sein Ich tun, was in der Regel zu Kontaminierung der Botschaft führt, aber er kann es tun. - Der Anthropozentrismus des Menschen schließt nicht aus, dass in ihm "Exklaven" des Göttlichen sind.
So wurde übrigens in der früchristlichen Philosophe "Gewissen" verstanden: Man nannte es "con-scientia" ("Mit-Wissen" am Göttlichen), das später im Gotischen zu "mit-wizzei" und über das Althochdeutsche "ge-wizzeni" weiter sprachlich geglättet wurde zu dem, was wir heute "Gewissen"nennen.
Thaddäus hat geschrieben:Nein, closs folgt Hegel keineswegs.
Das wäre genauer zu prüfen - aber vollkommen unabhängig gilt auch hier:
Closs hat geschrieben:Es gibt universal denkende Philosophen, zu denen mir Hegel und auch Heidegger zu gehören scheinen. - Mit "universal" meine ich, dass sie Grundstrukturen zur Erklärung der Welt finden, die von ihnen in IHREM Kontext entwickelt und ausgeführt werden, jedoch auch außerhalb ihres Systems Verwendung finden können.
Thaddäus hat geschrieben: strotzt nur so von fundamentalen Fehlern und Missverständnissen
Es mag formale Systeme geben, auf die Du Dich diesbezüglich berufen kannst - aber vergiss dabei eines nicht:
Philosophie sollte nicht nur innerbetriebliche Masturbation sein, sondern auch etwas mit Substanz zu tun haben - also auch Philosophie sollte Instrument zu ontologischer Erkenntnis und nicht nur Denksystem-Selbsterfüllungs-Theater sein.
Weiterhin sollten wir zukünftig auf den Unterschied zwischen philosophie-historische und philosophie-substantielle Betrachtung achten - konkret: Warum und in welchem historischen Kontext ein Philosoph seine Philosophie entwickelt hat, ist genauso interessant wie sekundär. - Weiterhin ist Philosophie aus meiner Sicht nicht nur historisches Verstehen, sondern Erkennung des Potentials ("Was steckt da drin?") einer (hier:) Dialektik Hegels oder Ontologie Heideggers. - Wir greifen hier doch nicht auf philosophische Schriften zurück, um sie in ihrer Zeit und Intention zu verstehen, sondern ihre mögliche Bedeutung im konkreten Kontext zu verstehen.