Pluto hat geschrieben:Fehler in der Bibel?
Halman hat dazu schon einige lesenswerte Dinge gesagt. - Ich würde es noch etwas allgemeiner fassen:
Natürlich stammt die Bibel von Menschen - und natürlich sind Fehler und Widersprüche in der Bibel. - Das hat oft mit unzureichender Überlieferung, ganz oft mit konnotativ verwirrenden Übersetzungen zu tun - aber selbst beim theoretischen Idealfall, dass alles urschriftlich vorläge und im Geiste der Zeit dieser Urschriften übersetzt wäre, würden zwar weit weniger, aber trotzdem eine Menge an Widersprüchen übrigbleiben?
Warum ist das so? Aus meiner Sicht gibt es dazu eine ziemlich einfache Antwort:
Der dialektische Weg aus Irrnis und Wahrheit ist in der Bibel genauso abgebildet wie in jedem Menschen - und das ist so gewollt. - Wenn also von "geistig inspiriert" die Rede ist, ist falsch interpretriert, dies mit "Jedes Wort ist wahr" zu übersetzen. - Allerdings: Die Bibel ist insofern in der Tat geistig inspiriert, dass insgesamt soviele Oberhämmer-Wahrheiten drin stehen, dass es mehr als ausreichend ist, um die kanonische Kontinuität von Genesis bis Offenbarung zu verstehen.
Wenn man mit diesem Ansatz an die Bibel geht, wird man feststellen, dass - verkürzt dargestellt - das AT ein Abgrund von Dunkelheit ist, in der regelmäßig Lichter aufleuchten. - Schaut man nach Ende der Gesamt-Lektüre von oben drauf, stellt man fest, dass diese Lichter eine Richtung haben, die direkt ins NT führt.
Das setzt allerdings voraus, dass man bei der Lektüre zwischen Dunkelheit und Licht unterscheiden kann. - Tut man es en detail, kann einem auffallen, dass bspw. Abraham ein ultra-feiger Charakter ist und David eine gerissener Janus-Kopf. - Was zur Frage führt: Wen wählt Gott aus? Und die Antwort lautet dann: Eben NICHT den guten Charakter. - Allein diese Feststellung ist Gold wert für viele theologischen Fragen, die danach kommen.
Wer dieses Thema vertieft interessant findet, mag einmal die Charaktere des nicht-erwählten Abimelech von Gerar und des erwählten Abraham vergleichen - Abraham sieht da geradezu erbärmlich schwach aus - aber er ist auserwählt. - Was schließen wir daraus?