Savonlinna hat geschrieben:
Bücher wie "Jesuswahn" kommen bei Kubitzas Jüngern deutlich so an, dass Glaube ein "Wahn" ist.
1. Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstoßen und es klingt hohl, ist nicht immer das Buch daran Schuld! Kubitza kann ganz sicher nichts dafür, wenn seine Bücher nicht differenziert genug verstanden werden!
2. Die christliche Selbstgefälligkeit hinter deinen Worten gefällt mir ganz und gar nicht:
Es ist völlig zweifelsfrei, dass es Formen religiösen Wahns gibt und es ist zweifelsfrei, dass manche dieser Formen religiösen Wahns durch die dogmatischen und/oder fundamentalistischen Gaubensinhalte von Religionen (Christentum und muslimischer Glaube) sowohl hervorgerufen, als auch bestärkt werden.
Wenn in der Geschichte des Christentums (und des muslimischen Glaubens) Millionen von Gläubigen gestorben sind in panischer Angst davor, als vermeintliche Sünder in einer angedrohten Hölle unterträgliche ewige Qualen durchleben zu müssen, dann ist das ein brutales Angstregime gefördert von den katholischen und evangelischen "Volkskirchen". Das nenne ich jederzeit einen religiösen Wahn!
Wenn Menschen ekklesiogene Neurosen entwickeln, weil sie allen Ernstes annehmen, ein Gott würde sie permanent beobachten bei allem, was sie tun und was sie denken(!) - und sei es auf der Toilette oder beim Liebesspiel mit ihren Sexualpartnern oder allein beim Masturbieren, dann nenne ich das jederzeit religiösen Wahn!
Wenn vor allem Frauen in der Geschichte des Christentums als angebliche Hexen verfolgt, gefoltert, gequält und verbrannt wurden, dann nenne ich das jederzeit religiösen Wahn, der erst durch Aufklärer wie z.B. Friedrich Spee u.a. gestoppt werden konnte.
Wenn gläubige Menschen durch die Straßen gehen und allen Erntses glauben, ihnen begegnende Menschen würden Grimassen schneiden, ihre Zungen herausstrecken und sich überhaupt merkwürdig benehmen, weshalb sie wohl von Dämonen besessen sein müssen, dann nenne ich das jederzeit religiösen Wahn und religiöse Psychopathologie!
Wenn religiöse Fanatiker, christliche wie muslimische, zum Dschihad gegen die jeweils Ungläubigen rufen, auf das man sie vernichte und ausrotte, weil Gott es angeblich so will (Deus vult!), dann nenne ich das jederzeit religiösen Wahn!
Wenn Franziskaner in Südamerika (Yucatán) die Kultur der Maya auslöschen, ihr Schrifttum verbrennen (so dass nur 4 Codices der Maya auf uns gekommen sind) und zahllose Indios in einem Autodafé am 12. Juli 1562 verbrennen lassen (Diego de Landa), dann nenne ich das jederzeit die schlimmste Form religiösen Wahns!
Eine Gedenktafel des Maya-Geschichtsvereins in Mani am Ort des Autodafes erinnert mit folgenden Worten an dieses christliche Verbrechen:
"Hier in diesem Ort Mani, im Jahre 1562, führte Fray Diego de Landa auf dem Vorplatz des Konventes der Franziskaner das verdammenswerte Autodafé durch, bei dem mehr als 10 000 Indios umkamen. Man zerstörte 5000 Götterstatuen (idolos) von unterschiedlicher Form und Größe, 13 große Steine, die als Altäre dienten, 22 kleine Steine, die für religiöse Zwecke gebraucht wurden, 27 hirschlederne Schriftrollen mit Hieroglyphen, die das historische Verzeichnis der Kultur und Zivilisation der Mayas enthielten, und 197 Gefäße für den religiösen Gebrauch. Dieses alles wurde zerstört auf einem riesigen Scheiterhaufen der Inquisition. Und noch nach vielen Jahrhunderten weint der Indio in der Stille der Nacht; das ist die Geschichte, die er von seinen Vorfahren gehört hat, in der man von der Zerstörung des letzten Reiches der Tutul-Xiu erzählt, das in dieser Provinz von Mani bestand."
Soviel zu den Fakten religiösen Wahns, der unendliches Leid in die Welt brachte und immer noch bringt!
So! Gleichzeitig ist klar, dass nicht alle Christenmenschen und Muslime und sonstige Gläubige religiösem Wahn erliegen, nur weil sie religiös sind. Auch das ist ein Faktum.
Wenn Dr. Kubitza also glaubt, dass die christliche Theologie (nicht etwa der christliche Glaube per se!) eine aufgeblähte Pseudowissenschaft ist und ihre Dogmatiken im begründungsleeren Raum existieren, dann ist das eine Kritik, mit der man sich inhaltlich und argumentativ auseinandersetzen muss, - und man sollte gefälligst bessere Argumente haben als er!
Sich aber als Opfer der achso fiesen Religionskritiker zu gerieren ist ganz und gar fehl am Platze, - insbesondere, weil in weitaus schlimmeren Maße das Christentum wie der muslimische Glaube Andersdenkende und Andersgläubige in ihrer Geschichte brutal und schonungslos unterdrückten und ausmerzten. Man kann die weinerliche Klage, der neue Atheismus würde das ganze arme Christenum (es sind aber alle Religionen) und alle gläubigen Menschen pauschal und undifferenziert als Wahnsystem und Wahnsinnige verunglimpfen, nämlich auch herumdrehen: dann kann man nämlich der Ansicht sein, dass jetzt zum ersten Mal in der christlichen Geschichte, die Christen exakt in dem Sinne nicht mehr ernst genommen werden, wie diese selbst jahrhundertelang andere Gläubige und ganze Kulturen nicht ernst genommen haben!
Da kann einem ja der heilige Zorn packen!
