Alles Teufelszeug?

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Savonlinna
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#261 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Savonlinna » Do 11. Feb 2016, 11:34

sven23 hat geschrieben: Ich vermisse sowieso hier oft die argumentative Auseinandersetzung.
Aber Du hast es in der Hand, welche zu bringen.


sven23 hat geschrieben:Da kommen dann ersatzweise die üblichen ad hominems oder die Nazikeule, um alles zu erschlagen.
Ersteres hast Du in der Hand, zu ünterlassen.
Lass Dein Pippi-Langstrumpf-Geträllere, sondern argumentiere!

Zu zweiterem, auch wenn Du es nicht verstehen kannst:
Diktatorische STRUKTUREN kommen in jedem ideologischen Lager vor.
Das "Parteillied", das Novalis gebracht hat, stammt zum Beispiel aus der DDR.

Die Strukturen, die hier oft bedient werden, sind dikatatorische Strukturen.
Wenn angefangen wird, solche Strukturen zu bedienen, dann DARF man sie aufzeigen.
Wer das kritisch beleuchtet und belegt, handelt im Sinn der Aufklärung, nicht wahr?
Das als "Nazikeule" zu bezeichnen, ist eine feine Waffe, um sich der Kritik zu entziehen.

Wir haben nun einmal Muster, die sich wiederholen können.

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Savonlinna
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#262 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Savonlinna » Do 11. Feb 2016, 11:46

sven23 hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:
Die Partei, die Partei, die hat IMMER Recht.
und weil die Partei immer Recht hat, müssen alle Kritiker der Partei automatisch im Unrecht sein - und müssen als Feinde der Wahrheit bekämpft werden. :wave:
Ja Novalis, da lieferst du eine schöne Analogie zum Dogmenwahn der Kirche.

Und wieso schließt das aus, dass das auch in der DDR so war?

Und in der Nazizeit so war? Und in der heutigen Zeit unter anderem Vorzeichen wieder das Bestreben hat zu entstehen?
Wieso ist also der Hinweis, dass euer Denken dem totalitären Denken ähnelt, dadurch zu widerlegen, dass es woanders auch totalitäres Denekn gab?

Ich würde stattdessen empfehlen, dass Du einfach schreibst, dass Du den Glauben durchaus für eine zentrale Haltung des Menschen ansiehst.
Dass Du sie nur für Dich selber als ungeeignet hältst.

sven23 hat geschrieben:Totalitäre Systeme haben mit der historischen Kirche eines gemeinsam. Die Wahnvorstellung, im Besitz der alleinigen Wahrheit zu sein.
Im radikalen Islam heute noch zu beobachten.
Mit anderen Worten: Du selber wähnst Dich also nicht im Besitz der alleinigen Wahrheit.
Wenn dem so ist, dann kann sich ja alles noch zum Guten wenden.

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#263 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von ThomasM » Do 11. Feb 2016, 12:34

Thaddäus hat geschrieben: Nicht unbedingt blödsinnige Titel. Gotteswahn, Jesuswahn und Dogmenwahn sind ja keine blödsinnigen Titel. Es sind sehr provokante Titel, das ist klar. Aber damit kann man doch leben ... oder nicht?
Abgesehen von dem provokanten Titel, stellt er eben auch etwas inhaltlich klar.
Kubitza, Sven, Münek und ähnlich denkende gehen von dem Dogma der Nicht-Existenz Gottes aus, sie setzen das als unwiderlegbare und feststehende Voraussetzung ihrer Argumentation und Denkweise.

Was natürlich mit echter Exegese oder wissenschaftlichem Denken nichts zu tun hat.
Das als "ergebnisoffen" zu bezeichnen ist schon geradezu lachhaft.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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#264 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Savonlinna » Do 11. Feb 2016, 14:57

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Woher stammt denn das Zitat? Wo hast Du es gelesen?
Ich vermute, in einem der Jesus-Bücher - oder in einer Rezension, in der Ratzi zitiert wurde. - Zumindest glaubte ich ihn sofort zu verstehen (es war kein sehr komplizierter Ausspruch) im Sinne von "HKM als reine Mechanik geht nicht". - Und wenn man das Wort "Geist" in Ratzis Sinne versteht, ist dies eine klare Aussage. - Vielleicht finde ich ja noch die genaue Quelle.

Ich möchte jetzt einmal das Vorwort in Ratzingers "Jesus-Buch" 1 durchgehen, mit Zitaten, um aufzuzeigen, dass Ratzinger nicht von "reiner Mechanik" spricht, auch nicht dem Sinne nach, sondern sich von etwas anderem abhebt.

Er ist ein belesener Mann, aber ihm ist sicherlich noch nie begegnet, was ein paar Männekens hier unter "HKM" verstehen.
Die ist so speziell bei Leuten, die wissenschaftlich noch nie gearbeitet haben, dass Ratzinger das schwerlich kennen kann.
Er bezieht sich auf tatsächliche Tendenzen der heutigen Zeit, belegt das mit Büchern, gibt einen Überblick über die historische und auch die historisch-kritische Forschung seit Beginn und wie er darauf jeweils reagiert hat.

Selbstverständlich muss auch seine Variante dieses Überblickes kritisch überprüft werden, aber darum geht es mir im Moment nicht.
Mir geht es im Moment um seine Sicht der historisch-kritischen Forschung, denn die steht ja hier zur Debatte.

Ich leg los:

Etappe 1
Ratzinger hat geschrieben:In meiner Jugendzeit - in den 30er und 40er Jahren - hatte es eine Reihe begeisternder Jesus-Bücher gegeben: von Karl Adam, Romano Guardinim Franz Michel William, Giovanni Papini, Daniel-Rops - um nur einige Namen zu nennen. In all diesen Büchern war von den Evangelien her das Bild Jesu Christi gezeichnet worden, wie er als Mensch auf Erden lebte, aber - ganz Mensch - doch zugleich Gott zu den Menschen trug, mit dem er als Sohn eins war, So wurde durch den Menschen Jesus Gott und von Gott her das Bild des rechten Menschen sichtbar.

Etappe 2
Ratzinger hat geschrieben:Seit den 50er Jahren änderte sich die Situation. Der Riss zwischen dem "historischen Jesus" und dem "Christus des Glaubens" wurde immer tiefer, beides brach zusehends auseinander. Was aber kann der Glaube an Jesus den Christus, an Jesus den Sohn des lebendigen Gottes bedeuten, wenn eben der Mensch Jesus so ganz anders war, als ihn die Evangelisten darstellen und als ihn die Kirche von den Evangelien her verkündigt?

Die Fortschritte der historisch-kritischen Forschung führten zu immer weiter verfeinerten Unterscheidungen zwischen Traditionsschichten, hinter denen die Gestalt Jesu, auf den sich doch der Glaube bezieht, immer undeutlicher wurde, immer mehr an Kontur verlor.

Zugleich freilich wurden die Rekonstruktionen dieses Jesus, der hinter den Traditionen der Evangelisten und ihrer Quellen gesucht werden musste, immer gegensätzlicher: vom antirömischen Revolutionär, der auf den Umsturz der bestehenden Mächte hinarbeitet und freilich scheitert, bis zum sanften Moralisten, der alles billigt und dabei unbegreiflicherweise selber unter die Räder kommt.
[...]
Insofern ist inzwischen war Misstrauen gegenüber diesen Jesus-Bildern gewachsen, aber die Figur Jesus selbst hat sich nur umso weiter von uns entfernt.

Zwischenfazit, das Ratzinger zieht
Ratzinger hat geschrieben:Als gemeinsames Ergebnis all dieser Versuche ist der Eindruck zurückgeblieben, dass wir jedenfalls wenig Sicheres über Jesus wissen und dass der Glaube an seine Gottheit erst nachträglich sein Bild geformt habe.
Dieser Eindruck ist inzwischen weit ins allgemeine Bewusstsein der Christenheit vorgedrungen. Eine solche Situation ist darmatisch für den Glauben, weil sein eigentlicher Bezugspunkt unsicher wird: Die innere Freundschaft mit Jesus, auf die doch alles ankommt, droht ins Leere zu greifen.

Die Schwierigkeit, die Ratzinger in meinen drei Zitaten aufzeigt, kann ich nachvollziehen.
In der ersten Etappe gab es noch keine Kluft zwischen Evangelium und dem historischen Jesus. Man nahm einfach an, dass die Evangelien auch das Selbstverständnis des historischen Jesus wiedergaben.

Die zweite Epoche - mit Fortschritt der historisch-kritischen Forschung - riss eine Kluft auf, weil die Schichten der Tradition sich nicht mehr bruchlos mit den Evangelien deckten. Die Jesusbilder der Forscher wurden jedoch widersprüchlich.
Der gläubige Mensch verlor seine bisherige Basis, denn die Forschung hat ergeben, dass die Gottheit Jesu erst von den Evangelien geformt wurde.
Die Situation für den Glauben sei tatsächlich dramatisch.


Etappe 3: Auseinandersetzung Ratzingers mit dem "wohl bedeutendesten" katholischen Exegeten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Rudolf Schnackenburg.

Rudolf Schnackenburg
Ratzinger hat geschrieben: [...]hat in seinen späteren Jahren offensichtlich die so entstandene Not des Glaubens sehr stark empfunden und angesichts des Ungenügens all der "historischen" Jesus-Bilder, die die Exegese inzwischen geschaffen hatte, sich ein letztes großes Werk abgerungen: Die Person Jesu Christi im Spiegel der vier Evangelien (Herder 1993).
[...]
In seiner eigenen Darstellung der Gestalt Jesu bleibt von den Zwängen der Methode her, die er zugleich für verpflichtend und für ungenügend ansieht, eine gewisse Zwiespältigkeit bestehen:
Schnackenburg zeigt uns das Christusbild der Evangelien, sieht es aber aus vielfältigen Traditionsschichten gebaut, durhc die hindurch man nur von Weiten den "wirklcihen" Jesus wahrnehmen kann. "Der historische Grund ist vorausgesetzt, wird aber in der Glaubenssicht der Evangelien überschritten", schreibt er (S.133).

Nun, daran zweifelt niemand, aber wie weit der "historische Grund" nun eigentlich reicht, bleibt undeutlich.
Den entscheidenden Punkt hat Schnackenburg aber doch klar als auch wirklich historische Einsicht herausgestellt:
die Gottbezogenheit und Gottverbundenheit Jesu (ebd.) "Ohne Verankerung in Gott bleibt die Person Jesu schemenhaft, unwirklich und unerklärlich" (S.354).


Ergebnis Ratzingers aus der Auseinandersetzung mit Schnackenburg
Ratzinger hat geschrieben:Das ist auch der Konstruktionspunkt dieses meines Buches: Es sieht Jesus von seiner Gemeinschaft mit dem Vater her, die die eigentliche Mitte seiner Persönlichkeit ist, ohne die man nichts verstehen kann und von der her er uns auch heute gegenwärtig wird.

In der konkreten Darstellung der Gestalt Jesu habe ich freilich entschieden versucht, über Schnackenburg hinauszukommen.
[...]
Schnackenburg sagt uns im Vorwort seines Buches, dass er sich der historisch-kritischen Methode verplichtet weiß.

- Fortsetzung folgt -

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Savonlinna
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#265 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Savonlinna » Do 11. Feb 2016, 15:59

- Fortsetzung -

Im Folgenden erläutert Ratzinger, welchen Sinn er in der historisch-kritischen Forschung sieht und in welchem Sinn er über sie hinausgeht.
Da seine Erläuterungen sich über 11 Seiten erstrecken, kann ich das nicht mehr sinnvoll abtippen - das Bisherige im vorigen post bezog sich auf die ersten 3 Seiten seines Vorwortes, darum gingen da noch wörtliche Zitate.

Für die restlichen 11 Seiten werde ich darum die Thesenform wählen.

- Die historische Methode ist, gerade vom inneren Wesen der Theologie und des Glaubens her, unverzichtbar.
- Darum muss sich der christliche Glaube - zu dem Geschichte, Faktizität wesentlich gehört - der historischen Methode aussetzen.
- Die historische Methode rekonstruiert allerdings nur die Vergangenheit: die Zeit, in der die Texte entstanden sind. Das ist eine ihrer Grenzen.
- Sie sagt nichts über die Wirksamkeit der Texte in der heutigen Zeit
- Sie kann zwar die Berührung mit der Gegenwart erahnen, aber sie kann sie nicht heutig machen.
- Weiterhin kann sie die Texte nur als Menschenwort nehmen.
- Sie kann zwar einen Mehrwert erahnen, aber ihr Gegenstand ist das Menschenwort als menschliches.
- Weiterhin verfolgt sie in der Regel nicht die historischen Abläufe, die zur Kanonbildung geführt haben, sondern untersucht den Ursprung der Texte.
- Aus alledem folgt: das Wesen der historisch-kritischen Methode weist schon von sich selber her über sich hinaus: die Historie ging und geht weiter.
- Die Kanonisierung ist also ebenfalls ein historisches Geschehen
- Weiterhin ist der Glaube lebendig, entwickelt sich also weiter (über die rekonstruierte Historität hinaus)
- Das heißt, die Texte wurden und werden in immer wieder neuem Licht bewertet
- Das Wort entfaltet also erst nach und nach seine Potentialität
- Es ist allerdings ein Glaubensentscheid, in Jesus Christus den Schlüssel für die gesamte Bibel zu sehen.
- Die kanonische Exegese steht also keinesfalls in Widerspruch zur historisch-kritischen Methode, sondern ist im Egenteil ihre organische Weiterführung.
- Weiterhin: sogar Menschenwort ist mehr als das, was dem Autor unmittelbar bewusst ist.
- Das gilt erst recht dann, wenn ein Autor aus einer gemeinsamen Geschichte heraus spricht, die ihn trägt: der Glaubensgeschichte.
- Inspiration: der Autor spricht nicht privat, nicht als in sich geschlossenes Subjekt, sondern innerhalb einer Gemeinschaft, die er nicht gemacht hat.
- Eine führende größere Kraft wird darin wirksam.
- Er, Ratzinger, traut den EvangelIen:
- Was die moderne Exegese herausgefunden hat, wird dabei vorausgesetzt.
- Das alles vorausgesetzt, will er, Ratzinger, den Jesus der Evangelien als den "wirklichen" Jesus, den "historischen Jesus" im eigentlichen Sinn darstellen.

Mir fehlen jetzt noch zwei Seiten, das bringe ich dann vielleicht ein andermal.

Novas
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#266 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Novas » Do 11. Feb 2016, 16:48

sven23 hat geschrieben:Da kommen dann ersatzweise die üblichen ad hominems oder die Nazikeule, um alles zu erschlagen.

Wer austeilt, muss auch einstecken können.

Ich habe eben auch provoziert, um auf etwas hin zu weisen, was ich wirklich meine: ein Atheismus der den totalen Krieg gegen Religion feiert und größeren Teilen der ganzen Menschheit Wahnsinn oder Beklopptheit unterstellt, ist zweifellos faschistoid und ist nicht mehr humanistisch orientiert - und das werde ich auch öffentlich sagen.

Ist Dir klar, wie viele Christen heute verfolgt werden?

http://www.christenverfolgung.org/
https://www.opendoors.de/verfolgung/

Christ sein war noch nie so gefährlich wie heute. Nie zuvor sind so viele Christen diskriminiert, bedroht und verfolgt worden. Weltweit sind bis zu 100 Millionen Christen betroffen und die Tendenz ist steigend. Christen verschiedener Konfessionen sind zwar nicht die einzige Religionsgruppe, die wegen ihres Glaubens benachteiligt wird; weltweit leiden sie aber am meisten unter religiöser Diskriminierung oder Verfolgung.

Obwohl das Recht auf Religionsfreiheit seit Jahrzehnten als grundlegendes Menschenrecht international anerkannt ist, wird es in der Praxis in zahlreichen Regionen der Erde bis heute auf vielfache Weise missachtet. In rund 50 Staaten werden Menschen in ihrer Religionsausübung behindert und in etlichen davon kommt es zu schweren Verletzungen der Religionsfreiheit. Betroffen sind Länder wie Nordkorea, Saudi- Arabien, Irak, Iran, Pakistan, Eritrea, Sudan, Nigeria, Ägypten, Indien, Laos, Vietnam, China, Türkei...

Dieses weit verbreitete Unrecht darf nicht verschwiegen werden, und es muss alles Mögliche getan werden, um es zu beseitigen. In Österreich und anderen westlichen Ländern wird viel zu wenig Notiz davon genommen.

"Sie werden im Glauben geprüft, wir werden in der Liebe geprüft"
Pater Werenfried van Straaten, Gründer von KIRCHE IN NOT

Ich verstehe mich als einen christlichen Humanisten und verteidige dieses Recht auf Religionsfreiheit, wo auch immer ich kann, als ein grundlegendes Menschenrecht; übrigens auch für Atheisten. ;)

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Thaddäus
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#267 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Thaddäus » Do 11. Feb 2016, 20:27

Savonlinna hat geschrieben: Bücher wie "Jesuswahn" kommen bei Kubitzas Jüngern deutlich so an, dass Glaube ein "Wahn" ist.
1. Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstoßen und es klingt hohl, ist nicht immer das Buch daran Schuld! Kubitza kann ganz sicher nichts dafür, wenn seine Bücher nicht differenziert genug verstanden werden!
2. Die christliche Selbstgefälligkeit hinter deinen Worten gefällt mir ganz und gar nicht:

Es ist völlig zweifelsfrei, dass es Formen religiösen Wahns gibt und es ist zweifelsfrei, dass manche dieser Formen religiösen Wahns durch die dogmatischen und/oder fundamentalistischen Gaubensinhalte von Religionen (Christentum und muslimischer Glaube) sowohl hervorgerufen, als auch bestärkt werden.

Wenn in der Geschichte des Christentums (und des muslimischen Glaubens) Millionen von Gläubigen gestorben sind in panischer Angst davor, als vermeintliche Sünder in einer angedrohten Hölle unterträgliche ewige Qualen durchleben zu müssen, dann ist das ein brutales Angstregime gefördert von den katholischen und evangelischen "Volkskirchen". Das nenne ich jederzeit einen religiösen Wahn! :evil:
Wenn Menschen ekklesiogene Neurosen entwickeln, weil sie allen Ernstes annehmen, ein Gott würde sie permanent beobachten bei allem, was sie tun und was sie denken(!) - und sei es auf der Toilette oder beim Liebesspiel mit ihren Sexualpartnern oder allein beim Masturbieren, dann nenne ich das jederzeit religiösen Wahn! :evil:
Wenn vor allem Frauen in der Geschichte des Christentums als angebliche Hexen verfolgt, gefoltert, gequält und verbrannt wurden, dann nenne ich das jederzeit religiösen Wahn, der erst durch Aufklärer wie z.B. Friedrich Spee u.a. gestoppt werden konnte. :evil:
Wenn gläubige Menschen durch die Straßen gehen und allen Erntses glauben, ihnen begegnende Menschen würden Grimassen schneiden, ihre Zungen herausstrecken und sich überhaupt merkwürdig benehmen, weshalb sie wohl von Dämonen besessen sein müssen, dann nenne ich das jederzeit religiösen Wahn und religiöse Psychopathologie! :evil:
Wenn religiöse Fanatiker, christliche wie muslimische, zum Dschihad gegen die jeweils Ungläubigen rufen, auf das man sie vernichte und ausrotte, weil Gott es angeblich so will (Deus vult!), dann nenne ich das jederzeit religiösen Wahn! :evil:
Wenn Franziskaner in Südamerika (Yucatán) die Kultur der Maya auslöschen, ihr Schrifttum verbrennen (so dass nur 4 Codices der Maya auf uns gekommen sind) und zahllose Indios in einem Autodafé am 12. Juli 1562 verbrennen lassen (Diego de Landa), dann nenne ich das jederzeit die schlimmste Form religiösen Wahns! :evil:

Eine Gedenktafel des Maya-Geschichtsvereins in Mani am Ort des Autodafes erinnert mit folgenden Worten an dieses christliche Verbrechen:

"Hier in diesem Ort Mani, im Jahre 1562, führte Fray Diego de Landa auf dem Vorplatz des Konventes der Franziskaner das verdammenswerte Autodafé durch, bei dem mehr als 10 000 Indios umkamen. Man zerstörte 5000 Götterstatuen (idolos) von unterschiedlicher Form und Größe, 13 große Steine, die als Altäre dienten, 22 kleine Steine, die für religiöse Zwecke gebraucht wurden, 27 hirschlederne Schriftrollen mit Hieroglyphen, die das historische Verzeichnis der Kultur und Zivilisation der Mayas enthielten, und 197 Gefäße für den religiösen Gebrauch. Dieses alles wurde zerstört auf einem riesigen Scheiterhaufen der Inquisition. Und noch nach vielen Jahrhunderten weint der Indio in der Stille der Nacht; das ist die Geschichte, die er von seinen Vorfahren gehört hat, in der man von der Zerstörung des letzten Reiches der Tutul-Xiu erzählt, das in dieser Provinz von Mani bestand."
Soviel zu den Fakten religiösen Wahns, der unendliches Leid in die Welt brachte und immer noch bringt! :evil:


So! Gleichzeitig ist klar, dass nicht alle Christenmenschen und Muslime und sonstige Gläubige religiösem Wahn erliegen, nur weil sie religiös sind. Auch das ist ein Faktum.
Wenn Dr. Kubitza also glaubt, dass die christliche Theologie (nicht etwa der christliche Glaube per se!) eine aufgeblähte Pseudowissenschaft ist und ihre Dogmatiken im begründungsleeren Raum existieren, dann ist das eine Kritik, mit der man sich inhaltlich und argumentativ auseinandersetzen muss, - und man sollte gefälligst bessere Argumente haben als er!

Sich aber als Opfer der achso fiesen Religionskritiker zu gerieren ist ganz und gar fehl am Platze, - insbesondere, weil in weitaus schlimmeren Maße das Christentum wie der muslimische Glaube Andersdenkende und Andersgläubige in ihrer Geschichte brutal und schonungslos unterdrückten und ausmerzten. Man kann die weinerliche Klage, der neue Atheismus würde das ganze arme Christenum (es sind aber alle Religionen) und alle gläubigen Menschen pauschal und undifferenziert als Wahnsystem und Wahnsinnige verunglimpfen, nämlich auch herumdrehen: dann kann man nämlich der Ansicht sein, dass jetzt zum ersten Mal in der christlichen Geschichte, die Christen exakt in dem Sinne nicht mehr ernst genommen werden, wie diese selbst jahrhundertelang andere Gläubige und ganze Kulturen nicht ernst genommen haben!

Da kann einem ja der heilige Zorn packen!
:evil:
Zuletzt geändert von Thaddäus am Do 11. Feb 2016, 22:35, insgesamt 4-mal geändert.

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#268 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Savonlinna » Do 11. Feb 2016, 20:42

Thaddäus hat geschrieben: 2. Die christliche Selbstgefälligkeit hinter deinen Worten gefällt mir ganz und gar nicht:
Ich bin kein Christ. Ich lehne das Christentum komplett für mich ab.
Ich kann im Prinzip das Christentum nicht einmal ausstehen.
Es ist meine Vernunft und mein Bestreben, allem gerecht zu werden, was Menschen für sich gewählt haben.

Thaddäus hat geschrieben:Sich aber als Opfer der achso fiesen Religionskritiker zu gerieren ist ganz und gar fehl am Platze
Wie sollte ich denn ein Opfer der Religionskritiker sein, wo ich doch mit Religion überhaupt nichts anfangen kann?

Es sollte doch klar sein, wogegen ich hier im Forum - unter anderem - angehe:
gegen eine neue Herrscherkaste, die sich Christen menschlich und geistig überlegen fühlt und ihnen das Hirn abspricht.

Eigentlich solltest Du intelligent genug sein, diese zwei Dinge nicht gegeneinander auszuspielen.
Man kann gegen jegliche autoritäre Struktur sein, sollte es sogar sein.
Es ist mir völlig unnachvollziehbar, warum man hier Partei ergreift.


Thaddäus hat geschrieben:Da kann einem ja der heilige Zorn packen!
:evil:
Selbstverständlich! Das sollte aber einen nicht blind machen gegen die andere Seite, die den Teufel mit dem Beelzebub austreiben will.

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#269 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von ThomasM » Do 11. Feb 2016, 20:49

Thaddäus hat geschrieben: Wenn Dr. Kubitza also glaubt, dass die christliche Theologie (nicht etwa der christliche Glaube per se!) eine aufgeblähte Pseudowissenschaft ist und ihre Dogmatiken im begründungsleeren Raum existieren, dann ist das eine Kritik, mit der man sich inhaltlich und argumentativ auseinandersetzen muss, - und man sollte gefälligst bessere Argumente haben als er!
Wenn Kubitza glaubt, mit einer hetzerischen, verleumderischen und krankhaft hasserfüllten Sprache "Argumente" verbreiten zu können, dann braucht er sich nicht zu wundern (und seine Anhänger auch nicht), dass eine Auseinandersetzung nicht zustande kommt.
Sven hat ja bereits einige Weisheiten seines Papstes hier preisgegeben und ich muss sagen, dass Kubitzas "Argumente" alleine auf seiner brutalen, menschenverachtenden Sichtweise beruhen. Er verdreht alles, er berücksichtigt Geschichte unzureichend, er sammelt einseitig Daten, die alleine seine Sichtweise stützen, und ignoriert Fakten, die zu relativierenden Ansichten kommen.

Kubitza versucht erst gar nicht zu argumentieren, er will nur und ausschließlich provozieren und das - wie hier schon festgestellt wurde - aus reiner Gier.

Ich bin nicht bereit, mit einem solchen Fanatiker und Anti-Humanist zu diskutieren.
Wenn in seinen Wortgebirgen irgendwelche sinnvollen Argumente versteckt sind, dann soll das ein anderer heraus pulen und sachlich präsentieren, wie es sich für echte Wissenschaftler gehört.
Dann kann man auch darüber reden.

Vorher bleibt nur die Feststellung, dass die Antitheistischen Fanatiker genauso schlimm und unerträglich sind, wie die theistischen Fanatiker. Dumme Menschen eben.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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#270 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Thaddäus » Do 11. Feb 2016, 21:02

ThomasM hat geschrieben: Wenn Kubitza glaubt, mit einer hetzerischen, verleumderischen und krankhaft hasserfüllten Sprache "Argumente" verbreiten zu können, ...
[...] dass Kubitzas "Argumente" alleine auf seiner brutalen, menschenverachtenden Sichtweise beruhen. Er verdreht alles, er berücksichtigt Geschichte unzureichend, er sammelt einseitig Daten, die alleine seine Sichtweise stützen, und ignoriert Fakten, die zu relativierenden Ansichten kommen.

Kubitza versucht erst gar nicht zu argumentieren, er will nur und ausschließlich provozieren und das - wie hier schon festgestellt wurde - aus reiner Gier.
Du hast in keines seiner Bücher je auch nur einen Blick geworfen!
Du kennst kein einziges Argument, das er vorbringt!
Und du weißt auch nicht, in welcher Sprache er das tut!

Alles, was du hier schreibst, ist eine Luftnummer ohne Gehalt. Es ist nämlich offensichtlich falsch!

Man muss Kubitza gewiss nicht folgen in seinen Argumenten, was du aber hier bringst, ist nichts als Rabulistik!

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