closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Das ist "Anthropozentrik" par exellence.
ALLES ist anthropozentrisch - deshalb muss man mit seiner anthropozentrischen Wahrnehmung versuchen, raus zu kommen, indem man sich selber in den Hintergrund stellt.
Wenn "ALLES" anthropozentrisch ist, dann ist eben alles anthropozentrisch - auch der Versuch, da herauszukommen. Man kann da eben nicht herauskommen, oder es ist eben NICHT alles anthropozentrisch.
Wenn man sich selber in den Hintergrund stellt, dann ist das ein ANTHROPOZENTRISCHES Sich-in-den-Hintergrund-Stellen - oder aber es ist eben NICHT alles anthropozentrisch. Tertium non datur.
closs hat geschrieben:Die erkannte Anthropozentrik kann also nur überwunden werden, wenn man sie als solche erkennt und die eigene Wahrnehmung NICHT maßstäblich nimmt.
Also gilt Dein erster Satz NICHT: "Alles ist anthropozentrisch." Sondern Du sagst nun in etwa das Gegenteil: die Anthropozentrik könne überwunden werden.
Das ist ein ganz anderer Snack mit einem Mal.
Nun gilt nach closs: Nicht alles sei anthropozentrisch. Es gäbe zwar Anthropozentrik, aber es sei keineswegs alles Anthropozentrik.
Und jetzt kommt die Unterscheidung: Welche Aussage ist anthropozentrisch, welche nicht?
Nach Deinem Satz: Man könne versuchen, aus der Anthropozentrik herauszukommen.
Wann ist es aber gelungen, wann nicht? Wo ist der Maßstab? Nach welchem Kriterium kann ich das beurteilen?
Nach Deiner Aussage: Die Anthropozentrik sei überwunden, wenn man
sagt: Die eigene Wahrnehmung sei nicht maßstäblich.
Da erhebt sich dann die Frage:
Wenn ich sage: Meine Augen
sehen anthropozentrisch, und ich wisse das: Habe ich damit die Anthropozentrik meiner Augen überwunden? Sehen meine Augen nun nicht mehr anthropozentrisch, sondern - ja, wie?
Oder wenn ich sage: Ich
erkenne anthropozentrisch, und ich wisse das: Habe ich damit die Anthropozentrik meiner Erkenntnis überwunden? Erkenne ich nun nicht mehr anthropozentrisch? Sondern erkenne jetzt - ja, wie? Wie erkenne ich jetzt, wenn ich weiß, dass ich anthropozentrisch erkenne?
Nicht anders als vorher, offenbar. Es ist gar kein Unterschied im Sehen und Erkennen, egal, ob jemand Anthropozentrik behauptet oder nicht.
Jetzt kommt etwas Entscheidendes:
Woher weiß jemand, dass alles anthropozentrisch ist? Er
kann es ja nicht wissen, da ja auch diese Behauptung anthropozentrisch ist.
Es ist genauso gut möglich, dass unser Erkenntnisvermögen göttlich ist. Oder vermischt ist mit Göttlichem. Oder noch was ganz anderes.
Und jetzt kommt noch etwas Entscheidendes:
Sprachliche Abgrenzungen unternimmt der Mensch.
Und ein drittes Entscheidendes:
Eine bestimmte Sicht - zum Beispiel die, dass es einen fundamentalen Unterschied zwischen Sein und Dasein gibt -, ist vor allem personenbezogen.
MIt dem vielleicht richtigen Begriff gefasst: personenzentrisch.
Jeder hat seine Lieblingsunterscheidungen, und diese sind dem Bedürfnis der entsprechenden Person geschuldet.
Diese personal bedingte Unterscheidung ist EIN Baustein, ein Detail im Gesamtgetriebe alles dessen, was geschieht - ein für das Gesamtgetriebe unerlässliches Detail.
Es gibt dazu Gegenunterscheidungen, die genauso unerlässlich sind für alles, was geschieht. Erst der Zusammenhang aller Sichtweisen macht einen Sinn. Diese Sichtweisen balancieren sich gegenseitig aus.
Und wohl dem, der seine eigene Sichtweise - zum Beispiel die, dass es ein anthropozentrisches Erkennen im Gegensatz zu nicht-anthropozentrischem Erkennen gibt - als personenzentrisch erkennen kann, die zwar ihren Sinn im Gesamtgetriebe hat, weil auch sie innerhalb der Ganzheit ausbalanciert und darum ein unerlässliches Detail des Ganzen ist, dennoch aber auch hier nur eine rein-menschliche Vorstellung vorliegt.