Alles Teufelszeug? XI

Pluto
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#241 Re: Alles Teufelszeug? XI

Beitrag von Pluto » Mo 15. Okt 2018, 09:31

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Durch die Erdrotation wird eine Eigenbewegung der Sonne am Himmel bloß vorgetäuscht.
Astrophysikalisch vorbildlich richtig beobachtet.
Vor allem ist es der Grund warum man so lange getäuscht wurde, zu sagen Geozentrik sei richtig.
Weißt du warum es sieben Tage in der Woche gibt? Das kommt aus dem babylonischen oder von den Assyrern. Die kannten damals sieben "Planeten":
Sonne
Mond
Mars
Merkur
Jupiter (Jove)
Venus
Saturn

Dabei fällt auf, dass manche dieser Namen noch immer in einigen europäischen Sprachen (abgewandelt) verwendet werden.

Babylonien und Assyrien gab es lange bevor die Bibelschreiber ihre Version der sieben Tage aufschrieben.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#242 Re: Alles Teufelszeug? XI

Beitrag von closs » Mo 15. Okt 2018, 12:55

Pluto hat geschrieben:Vor allem ist es der Grund warum man so lange getäuscht wurde, zu sagen Geozentrik sei richtig.
NAturwissenschaftlich gesehen ist das richtig - aber ich merke immer wieder, dass der eigentliche Punkt ständig ignoriert wird. - Der eigentliche Punkt ist: Es geht bei der Genesis nicht um die Alternative "helio- oder geozentrisch", sondern um eine vergleichsfreie Darstellung der irdischen Wahrnehmungswelt.

Beispiel: Wenn heute ein Liebespaar auf einer Bank sitzt und sieht, wie die Sonne "untergeht", dann hat das nichts mit "Rückständigkeit" zu tun. - "Rückständig" wäre es, wenn sie sagen würden "Die Erde ist Zentrum unseres Planeten-Systems und wird in DIESEM Sinne (!) von der Sonne umkreist". - Dito Mond: Er "steht" nicht am Himmel - astrophysikalisch "steht" der Mond NICHT.

SOOO muss man die Genesis sehen: Sie beschreibt das Verhältnis von Mensch, Natur ("Sonne"/"Mond") und geistiger/geistlicher Welt ("Gott"). - Die NATURWISSENSCHAFTLICHEN Kenntnisse der Babyloner und Assyrer haben damit nichts zu tun. - Möglicherweise waren da die Babyloner und Assyrer NATURWISSENSCHAFTLICH weiter (wahrscheinlich sogar) - aber das hat nichts mit Perspektive und Intention der Genesis zu tun.

Deshalb ist es ein Kategoriefehler, Genesis und naturwissenschaftliches Weltbild überhaupt zu vergleichen. - Virulent wird und wurde die Sache erst, wenn/als beides in Korrelation gebracht wird/wurde: DANN, aber erst dann greifen die Argumente, die Du vertrittst - dazu kann man den Galilei-Konflikt nennen (wiewohl das auch weit komplizierter ist, als es gerne ordinär instrumentalisiert wird).

Inzwischen ist die Trennung von geistiger/geistlicher und naturwissenschaftlicher Sichtweise (zumindest) in den (großkirchlichen) Theologien wieder vollständig hergestellt. - Es ist also heute NICHT mehr möglich, Genesis und modernes kosmologisches Bild komparativ gegenüberzustellen. - Mit anderen Worten: In Kenntnis dieser Hintergründe ist dies eine Phantom-Diskussion.

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#243 Re: Alles Teufelszeug? XI

Beitrag von Münek » Mo 15. Okt 2018, 13:14

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Durch die Erdrotation wird eine Eigenbewegung der Sonne am Himmel bloß vorgetäuscht.
Astrophysikalisch vorbildlich richtig beobachtet.
Tjoar - die Erdrotation ist nun mal ein unbestrittenes Faktum; das war noch zu Galileis Zeiten anders.

Ihr Nachweis ist im Übrigen auch ohne Himmelsbeobachtungen möglich (siehe Foucaultsches Pendel). DERSELBEN optischen Täuschung
einer VERMEINTLICHEN Bewegung (wie die der Gestirne am Himmel) unterliegt das Kind auf dem Kettenkarussell, nach dessen visueller Wahrnehmung die Kirmesbuden und der Kirchturm in der Ferne um das Karussell zu rasen scheinen.


Man braucht bei optischen Täuschungen dieser Art nicht die Astrophysik zu bemühen. :)

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#244 Re: Alles Teufelszeug? XI

Beitrag von closs » Mo 15. Okt 2018, 13:40

Münek hat geschrieben:Man braucht bei optischen Täuschungen dieser Art nicht die Astrophysik zu bemühen.
Zum Verständnis: Es geht hier nicht um das Bestehen auf physikalisch bekannten Gegebenheiten, sondern um die Frage, ob die Wahrnehmung von "Echtem" ("Stab im Wasser") Täuschung genannt werden darf. - Meine Antwort: Meinetwegen. - Aber dann ist als nächstes zu klären, warum Wahrnehmung von "Unechtem" ("Fata Morgana") EBENFALLS Täuschung heißt, ob wohl es einen kategorialen Unterschied zwischen "Stab im Wasser" und "Fata Morgana" gibt - denn das eine ist "wirklich" und das andere NICHT.

Dir scheint nicht bewusst zu sein, wie interessant und schwerwiegend diese Frage ist. - Es geht NICHT darum zu erklären, dass man auch von der Erde aus astrophysikalisch Relevantes nachweisen kann, sondern um viel Wichtigeres.

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#245 Re: Alles Teufelszeug? XI

Beitrag von Münek » Mo 15. Okt 2018, 14:10

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Vor allem ist es der Grund warum man so lange getäuscht wurde, zu sagen Geozentrik sei richtig.
NAturwissenschaftlich gesehen ist das richtig - aber ich merke immer wieder, dass der eigentliche Punkt ständig ignoriert wird. - Der eigentliche Punkt ist: Es geht bei der Genesis nicht um die Alternative "helio- oder geozentrisch", sondern um eine vergleichsfreie Darstellung der irdischen Wahrnehmungswelt.
Eben - mit der Wahrnehmung der Erde als Zentrum der Welt (= geozentrisch), die sich sehr viel später als Täuschung erwiesen hat.

closs hat geschrieben:SOOO muss man die Genesis sehen: Sie beschreibt das Verhältnis von Mensch, Natur ("Sonne"/"Mond") und geistiger/geistlicher Welt ("Gott").
Der erste Schöpfungsbericht schildert die Erschaffung einer MATERIELLEN Welt, die in Details mit der physikalischen Wirklichkeit NICHT übereinstimmt.

Es existiert beispielsweise kein festes Himmelsgewölbe (Feste, Firmament), an dessen Oberseite sich riesige Wassermassen befinden und an deren Unterseite die Gestirne befestigt sind. Pflanzen (3. Tag) können nicht ohne Sonnenlicht (4. Tag) existieren etc.

closs hat geschrieben:Deshalb ist es ein Kategoriefehler, Genesis und naturwissenschaftliches Weltbild überhaupt zu vergleichen.
Dieser Vergleich ist ganz sicher kein Kategorienfehler. Siehe obige Beispiele.

closs hat geschrieben:Inzwischen ist die Trennung von geistiger/geistlicher und naturwissenschaftlicher Sichtweise (zumindest) in den (großkirchlichen) Theologien wieder vollständig hergestellt.
Dass dem nicht so ist, wurde hier schon etliche Male unter Hinweis auf Aussagen im KKK exemplarisch aufgezeigt.

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#246 Re: Alles Teufelszeug? XI

Beitrag von Claymore » Mo 15. Okt 2018, 14:10

Anton B. hat geschrieben:Zu den Koordinatensystemen und ihrer "Willkürlichkeit" habe ich jetzt in 3 Postings eindeutig geäußert.
Nur leider falsch.
Und wenn Du Dein Koordinatensystem mit der Erde mitwandern lässt, ändert dass nichts daran, dass für die Bewegungsmechanik die um Newton erweiterten Keplerschen Gesetze verwendet werden, möglicherweise, wenn der Bedarf besteht, um einen Korrekturfaktor relativistischer Effekte ergänzt.
Der Fehler in der Argumentation liegt in dem verstohlen nachgeschobenen “Korrekturfaktor relativistischer Effekte”. In einem anderen Koordinatensystem (Bezugssystem) sind halt die relativistischen Effekte dementsprechend größer. An der eigentlichen Physik ändert sich nichts.

Wie man in der Praxis was berechnet, ist generell irrelevant. Nächstens hältst noch du die Newtonsche Mechanik für “richtiger” als die Relativitätstheorie, weil sie für die ganz überwiegenden Mehrzahl der praktischen Berechnungen ausreicht.
Anton B. hat geschrieben:Und daraus ergibt sich das Bild einer Sonne und einer Erde, die gemäß ihrem Masseverhältnis sich beiderseits um ein ein Baryzentrum bewegen. Die Erde immer und jederzeit mit dem größeren Abstand dazu. Darum sagen wir (Anton und die Physikbücher), die Erde "umlaufe" die Sonne.
Es ist eine pure Behauptung, dass auch “die Physikbücher” das so sagen. Denn das mit Zitaten zu untermauern, dafür bist du zu faul.

Aber selbst wenn, ist das eine unsinnige Argumentation. So wie zu argumentieren, dass die Kopenhagener Deutung der Quantenmechanik irgendwie “richtiger” ist als die Viele-Welten-Interpretation, weil praktisch alle Physik-Lehrbücher der Einfachheit halber sich für erstere entscheiden.
Anton B. hat geschrieben:Du kannst ja für Deine eigene Konvenienz das Koordinatensystem an die Erde heften und mit der Erde rotieren lassen, es ändert nix daran.
Tja, machen wir es doch noch mal andersherum und schauen uns drei Zitate (eines kam bereits) von drei verschiedenen Nobelpreisträgern der Physik an.
Max Born hat geschrieben:Damit ist die Rückkehr zu PTOLEMÄUS Standpunkt der ‘ruhenden Erde’ ins Belieben gestellt. Es würde das die Benutzung eines mit der Erde fest verbundenen Bezugssystems bedeuten, in dem alle Fixsterne eine Rotation mit gleicher Winkelgeschwindigkeit um die Erde ausführen […] Man muß zeigen, daß die transformierte Metrik im Einklang mit EINSTEINs Feldgleichungen erzeugt wird, durch die rotierenden fernen Massen. Das ist von THIRRING durchgeführt worden. Er hat das Feld berechnet, das eine hohle, dickwandige Kugel in ihrem Innern erzeugt, wenn sie rotiert und konnte beweisen, daß im Kugelinnern tatsächlich Kräfte von der Art der Zentrifugalkraft und anderer Trägheitskräfte auftreten, die man für gewöhnlich dem absoluten Raum zuschreibt. Daher haben von EINSTEINs Standpunkt gesehen PTOLEMÄUS und KOPERNIKUS gleiches Recht. Welchen Ausgangspunkt man wählt, ist Sache der Bequemlichkeit.
Albert Einstein hat geschrieben:Geht das, so können wir die Naturgesetze auf jedes beliebige System anwenden, und die Frage, ob das Ptolemäische oder das Kopernikanische Weltbild das richtige sei, um die in den Anfängen der Naturwissenschaft ein so heftiger Streit entbrannte, wäre völlig gegenstandslos geworden. Es bliebe sich dann gleich, welches System man zugrunde legte, und es wäre reine Formsache, ob wir sagen: «Die Sonne ruht und die Erde bewegt sich» oder «Die Sonne bewegt sich und die Erde ruht.»

Können wir aber wirklich eine für alle Systeme geltende relativistische Physik ausarbeiten, eine Physik, in der kein Raum mehr ist für absolute Bewegung, in der es nur noch relative Bewegung gibt? Nun ja, wir können es tatsächlich!
Steven Weinberg hat geschrieben:Wenn wir ein Bezugssystem annehmen würden, wie Tycho’s, in dem die Erde ruht, dann scheinen die fernen Galaxien einmal im Jahr kreisförmige Windungen auszuführen, und in der allgemeinen Relativitätstheorie würde diese enorme Bewegung Kräfte erzeugen, die der Gravitation ähnlich sind, die auf die Sonne und die Planeten wirken und ihnen die Bewegungen der Tychonischen Theorie geben würden. Newton scheint einen Hinweis darauf gegeben zu haben. In einer unveröffentlichten "Proposition 43", die es nicht in die Principia geschafft hat, erkennt Newton an, dass Tycho’s Theorie wahr sein könnte, wenn eine andere Kraft außer der gewöhnlichen Gravitation auf die Sonne und die Planeten wirkt.

Und jetzt kommst du dran – bitte vervollständigen:

Ich, Anton B., weiß es besser als diese drei Nobelpreisträger für Physik, weil _______________________________.
Ja, genau. Weiß auch von keiner Initiative von Muller, die Physikbücher umschreiben zu lassen. Oder hast Du da weitere Infos?
Ein gutes Physikbuch muss man nicht umschreiben, das stellt Behauptungen, wie du sie hier verkündest, gar nicht auf. Oder mit Vorbehalten, die wenigstens in einer Fußnote erläutert werden.
Ja dann kann es ja hier ja nicht passen ...
Warum denn?

(Thirring hat sich mit dem Frame-Dragging-Effekt i.A. beschäftigt aber der eigentliche Lense-Thirring-Effekt bezieht sich auf eine zentrale, rotierende Masse.)
Anton B. hat geschrieben:Die Wolkenbänder, Claymore, die Wolkenbänder. Foucault'sches Pendel, Corioliskräfte inkl. Jetstream erklären sich auf der Erde ohne, auf den jovianischen Planeten dagegen wieder durch Eigenrotation. Denk' doch einfach mal darüber nach!
Willst du nicht etwas mehr bringen als nur irgendwelche Andeutungen?

Die allgemeine Relativitätstheorie erklärt diese empirischen Phänomene. Das ist alles. Du kannst auch ein jupiterozentrisches Koordinatensystem wählen, das geht genauso. Wo ist dein Problem?
Was hätte ich an denen zu bemäkeln. Zu bemäkeln habe ich nur etwas bezüglich Deiner schlauen Interpretationen.
Ich interpretiere nichts und vertrete nur die Standardauffassung der modernen Physik, nach der die Frage “Ist das geozentrische oder das heliozentrische Weltbild korrekt?” durch das Relativitätsprinzip bedeutungslos geworden ist.
Und da Deine schlauen Erkenntnisse noch immer nicht in den Physikbüchern auftauchen, schlage ich doch vor, Du schreibst sie an!
Sie tauchen doch auf:
Fred Hoyle: Astronomy and Cosmology - A Modern Course hat geschrieben:We know that the difference between a heliocentric theory and a geocentric theory is one of relative motion only, and that such a difference has no physical significance.

Wir wissen, dass der Unterschied zwischen einer heliozentrischen Theorie und einer geozentrischen Theorie nur eine der relativen Bewegung ist und dass ein solcher Unterschied keine physikalische Bedeutung hat.
Lehrbücher, wo man darauf aus Gründen der didaktischen Vereinfachung nicht eingeht, mag es natürlich geben.

Claymore
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#247 Re: Alles Teufelszeug? XI

Beitrag von Claymore » Mo 15. Okt 2018, 14:19

Münek hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Durch die Erdrotation wird eine Eigenbewegung der Sonne am Himmel bloß vorgetäuscht.
Astrophysikalisch vorbildlich richtig beobachtet.
Tjoar - die Erdrotation ist nun mal ein unbestrittenes Faktum; das war noch zu Galileis Zeiten anders.

Ihr Nachweis ist im Übrigen auch ohne Himmelsbeobachtungen möglich (siehe Foucaultsches Pendel). DERSELBEN optischen Täuschung
einer VERMEINTLICHEN Bewegung (wie die der Gestirne am Himmel) unterliegt das Kind auf dem Kettenkarussell, nach dessen visueller Wahrnehmung die Kirmesbuden und der Kirchturm in der Ferne um das Karussell zu rasen scheinen.


Man braucht bei optischen Täuschungen dieser Art nicht die Astrophysik zu bemühen. :)
Fred Hoyle: Astronomy and Cosmology - A Modern Course hat geschrieben:We know that the difference between a heliocentric theory and a geocentric theory is one of relative motion only, and that such a difference has no physical significance.

Wir wissen, dass der Unterschied zwischen einer heliozentrischen Theorie und einer geozentrischen Theorie nur eine der relativen Bewegung ist und dass ein solcher Unterschied keine physikalische Bedeutung hat.
Max Born hat geschrieben:Damit ist die Rückkehr zu PTOLEMÄUS Standpunkt der ‘ruhenden Erde’ ins Belieben gestellt. Es würde das die Benutzung eines mit der Erde fest verbundenen Bezugssystems bedeuten, in dem alle Fixsterne eine Rotation mit gleicher Winkelgeschwindigkeit um die Erde ausführen […] Man muß zeigen, daß die transformierte Metrik im Einklang mit EINSTEINs Feldgleichungen erzeugt wird, durch die rotierenden fernen Massen. Das ist von THIRRING durchgeführt worden. Er hat das Feld berechnet, das eine hohle, dickwandige Kugel in ihrem Innern erzeugt, wenn sie rotiert und konnte beweisen, daß im Kugelinnern tatsächlich Kräfte von der Art der Zentrifugalkraft und anderer Trägheitskräfte auftreten, die man für gewöhnlich dem absoluten Raum zuschreibt. Daher haben von EINSTEINs Standpunkt gesehen PTOLEMÄUS und KOPERNIKUS gleiches Recht. Welchen Ausgangspunkt man wählt, ist Sache der Bequemlichkeit.
Albert Einstein hat geschrieben:Geht das, so können wir die Naturgesetze auf jedes beliebige System anwenden, und die Frage, ob das Ptolemäische oder das Kopernikanische Weltbild das richtige sei, um die in den Anfängen der Naturwissenschaft ein so heftiger Streit entbrannte, wäre völlig gegenstandslos geworden. Es bliebe sich dann gleich, welches System man zugrunde legte, und es wäre reine Formsache, ob wir sagen: «Die Sonne ruht und die Erde bewegt sich» oder «Die Sonne bewegt sich und die Erde ruht.»

Können wir aber wirklich eine für alle Systeme geltende relativistische Physik ausarbeiten, eine Physik, in der kein Raum mehr ist für absolute Bewegung, in der es nur noch relative Bewegung gibt? Nun ja, wir können es tatsächlich!
Steven Weinberg hat geschrieben:Wenn wir ein Bezugssystem annehmen würden, wie Tycho’s, in dem die Erde ruht, dann scheinen die fernen Galaxien einmal im Jahr kreisförmige Windungen auszuführen, und in der allgemeinen Relativitätstheorie würde diese enorme Bewegung Kräfte erzeugen, die der Gravitation ähnlich sind, die auf die Sonne und die Planeten wirken und ihnen die Bewegungen der Tychonischen Theorie geben würden. Newton scheint einen Hinweis darauf gegeben zu haben. In einer unveröffentlichten "Proposition 43", die es nicht in die Principia geschafft hat, erkennt Newton an, dass Tycho’s Theorie wahr sein könnte, wenn eine andere Kraft außer der gewöhnlichen Gravitation auf die Sonne und die Planeten wirkt.

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#248 Re: Alles Teufelszeug? XI

Beitrag von closs » Mo 15. Okt 2018, 14:26

Münek hat geschrieben:Eben - mit der Wahrnehmung der Erde als Zentrum der Welt (= geozentrisch), die sich sehr viel später als Täuschung erwiesen hat.
Falsch. - Wenn Du abends siehst, dass der Mond am Himmel "steht", ist es Blödsinn, von physikalischer "Täuschung" zu sprechen. - Du versuchst ständig, "Deine" Wahrnehmungskategorie an einer Stelle einzubauen, wo sie nichts zu suchen hat.

Münek hat geschrieben:Der erste Schöpfungsbericht schildert die Erschaffung einer MATERIELLEN Welt, die in Details mit der physikalischen Wirklichkeit NICHT übereinstimmt.
Dort geht es nicht um naturwissenschaftliche Beschreibung der Wirklichkeit, sondern um die Wirkung der Wirklichkeit auf den Menschen - ganz andere Kategorie.

Münek hat geschrieben:Dieser Vergleich ist ganz sicher kein Kategorienfehler.
Genau das ist es. - Ich frage mich, ob Du mit Deiner ein-kategorialen Sichtweise typisch bist für die heute dominante Sichtweise - könnte sein. - Das heißt aber: No chance, die Bibel substantiell zu verstehen.

Münek hat geschrieben:Dass dem nicht so ist, wurde hier schon etliche Male unter Hinweis auf Aussagen im KKK exemplarisch aufgezeigt.
Warum Du hierbei irrst, wurde ausführlich dargelegt - Stichwort: Naturalistische Sprache vs. Verkündigungssprache. - Du daarfst davon ausgehen, dass die RKK die gängigen naturwissenschaftlichen Ergebnisse im Rahmen deren Zuständigkeit (wichtige Präzisierung!) vollumfänglich akzeptiert.

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#249 Re: Alles Teufelszeug? XI

Beitrag von Münek » Mo 15. Okt 2018, 14:31

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Man braucht bei optischen Täuschungen dieser Art nicht die Astrophysik zu bemühen.
Zum Verständnis: Es geht hier nicht um das Bestehen auf physikalisch bekannten Gegebenheiten, sondern um die Frage, ob die Wahrnehmung von "Echtem" ("Stab im Wasser") Täuschung genannt werden darf.
Es ging nicht um den "Stab im Wasser", sondern um den vermeintlichen KNICK im Stab. Dieser IST eine optische Täuschung.

closs hat geschrieben:Meine Antwort: Meinetwegen.
Danke. Äußerst großzügig. :lol:

closs hat geschrieben:Aber dann ist als nächstes zu klären, warum Wahrnehmung von "Unechtem" ("Fata Morgana") EBENFALLS Täuschung heißt.
Nö - da muss nix geklärt werden. Wenn Du hier einen Klärungsbedarf siehst, dann kläre dies für Dich ab.

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#250 Re: Alles Teufelszeug? XI

Beitrag von JackSparrow » Mo 15. Okt 2018, 14:49

closs hat geschrieben:Würdest Du - wie Anton - im wissenschaftlichen Kontext vermeiden, das Wort "Wirklichkeit" in den Mund zu nehmen?
Ohne Voraussetzung irgendwelcher Naturgesetze kann "Wirklichkeit" selbstverständlich nur das statistische Mittel aller bisher gesammelten Messwerte sein. In diesem Fall sind weder Aussagen über zukünftige Ereignisse möglich noch über Ereignisse, die man nicht gemessen hat.

In einer etwas salopperen und philosophisch leider nicht völlig wasserdichten Betrachtungsweise geht man in der Naturwissenschaft allerdings von der Existenz bestimmter "Naturgesetze" aus. Aus diesen lässt sich offenbar bei hinreichend großen Objekten mit hinreichender Genauigkeit extrapolieren, was jemand messen würde, wenn er den Versuch unternähme.

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