Alles Teufelszeug? III

Novas
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#221 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Novas » Sa 25. Jun 2016, 21:03

sven23 hat geschrieben:Ich habe manchmal den Eindruck, dass Theologie Probleme "löst", die man ohne sie gar nicht hätte. ;)

An solchen Aussagen erkenne ich, dass Du die Religion aus einer sehr verzerrten Perspektive betrachtest, denn sie existiert nur deshalb, weil der Mensch mit existenziellen Herausforderungen und Fragen konfrontiert wird, die sich nicht ignorieren oder klein reden lassen. Die religiöse Existenz ist ein Versuch, damit umgehen zu lernen, wie mit dem Bewusstsein der eigenen Sterblichkeit. Praktisch verteidigt der christliche Glaube die unverzichtbare Kostbarkeit unsres Lebens und gibt uns somit eine Würde, die und nichts und niemand nehmen kann, auch nicht der Tod.

Darüber hinaus lebe ich mit dem Glauben an das ewige Leben zweifellos schon im Hier und Jetzt besser, als ohne ihn :)

Pluto
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#222 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Pluto » Sa 25. Jun 2016, 23:42

Novalis hat geschrieben:An solchen Aussagen erkenne ich, dass Du die Religion aus einer sehr verzerrten Perspektive betrachtest, denn sie existiert nur deshalb, weil der Mensch mit existenziellen Herausforderungen und Fragen konfrontiert wird, die sich nicht ignorieren oder klein reden lassen. Die religiöse Existenz ist ein Versuch, damit umgehen zu lernen, wie mit dem Bewusstsein der eigenen Sterblichkeit. Praktisch verteidigt der christliche Glaube die unverzichtbare Kostbarkeit unsres Lebens und gibt uns somit eine Würde, die und nichts und niemand nehmen kann, auch nicht der Tod.
Das ist eine mögliche Erklärung für den evolutiven Vorteil des Glaubens.

Novalis hat geschrieben:Darüber hinaus lebe ich mit dem Glauben an das ewige Leben zweifellos schon im Hier und Jetzt besser, als ohne ihn :)
Ja. Die Hoffnung stirbt zuletzt. 8-)
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#223 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Novas » Sa 25. Jun 2016, 23:54

Pluto hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Darüber hinaus lebe ich mit dem Glauben an das ewige Leben zweifellos schon im Hier und Jetzt besser, als ohne ihn :)
Ja. Die Hoffnung stirbt zuletzt. 8-)

Ist es nicht interessant, wie leidenschaftlich Atheisten für den Tod und gegen das ewige Leben argumentieren? ;) Vielleicht ist es auch so, lieber Pluto: auf mich wartet das Leben... und auf Dich der Tod... denn wenn Du an den Tod glaubst, dann weil Du den Tod willst... und es mag sein, dass uns allen genau das gegeben wird, woran wir am meisten glauben.

Ein Christ stirbt und kommt in den Himmel. An der Pforte begrüsst ihn Gott und lobt ihn für sein Leben und nach etwas Smalltalk entlässt er ihn in den Himmel. Er läuft ein wenig herum und kann es kaum glauben wie paradisisch hier alles ist. Milch und Honig fließt in Bächen. Traumhafte Melodien durchdringen den Raum. Herrliches Wetter. Kurzum das Paradies. Der Christ schlendert etwas herum und findet in einem abgelegenen Teil des Paradieses ein riesiges schwarzes Loch in dem aber auch garnichts zu erkennen ist. Plötzlich schiesst jemand an ihm vorbei, wird vom Loch verschluckt und verschwindet im Nichts. Aufgeregt rennt er zu Gott und fragt ihn: "Oh Gott, ich habe etwas schreckliches gesehen. In deinem Paradies ist ein schwarzes Loch und verschluckt Leute."
Darauf Gott "Ach das. Das ist mein Nichts. Die Atheisten wollen das so..."
---
http://www.atheisten.org/forum/viewtopic.php?f=6&t=2986

Die entscheidende Frage ist also: was WILLST DU? Ich jedenfalls will das LEBEN :wave:


„[E]s muß gewettet werden, das ist nicht freiwillig, ihr seid einmal im Spiel und nicht wetten, daß Gott ist, heißt wetten, daß er nicht ist. Was wollt ihr also wählen? [...] Ihr habt zwei Dinge zu verlieren, die Wahrheit und das Glück und zwei Dinge zu gewinnen, eure Vernunft und euern Willen, eure Erkenntniß und eure Seligkeit, und zwei Dinge hat eure Natur zu fliehen, den Irrthum und das Elend. Wette denn, daß er ist, ohne dich lange zu besinnen, deine Vernunft wird nicht mehr verletzt, wenn du das eine als wenn du das andre wählst, weil nun doch durchaus gewählt werden muß. Hiemit ist ein Punkt erledigt. Aber eure Seligkeit? Wir wollen Gewinn und Verlust abwägen, setze du aufs Glauben, wenn du gewinnst, gewinnst du alles, wenn du verlierst, verlierst du nichts. Glaube also, wenn du kannst.“

– Blaise Pascal

„Man weiss nie, wie sehr man eine Sache wirklich glaubt, bis deren Wahrheit zu einer Frage von Leben und Tod wird“
Clive Staples Lewis 

„Der Tod ist das Tor zum Licht am Ende eines mühsam gewordenen Weges“
Franziskus von Assisi 


„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“
Dietrich Bonhoeffer 


„Vor uns liegt nicht der Tod, sondern das Leben.“
Peter Hahne 

„Die Furcht vor Tod und Vergänglichkeit, die sich in tiefer existentieller Angst ausdrückt, kann nur durch positiven religiösen Glauben geheilt werden.“
Martin Luther King 

„Durch die Auferstehung ändert sich alles. Der Tod ändert sich. Er war immer das Ende; jetzt ist er der Anfang.“
Max Lucado 

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#224 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von sven23 » So 26. Jun 2016, 07:54

Novalis hat geschrieben: Darüber hinaus lebe ich mit dem Glauben an das ewige Leben zweifellos schon im Hier und Jetzt besser, als ohne ihn :)
Also so eine Art Selbstüberlistungstechnik, um sich besser zu fühlen?
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#225 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von sven23 » So 26. Jun 2016, 08:11

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Von echten Beweisen kann nicht im entferntesten die Rede sein.
Natürlich. - Mir wird immer bewusster, dass es zu geistigen Fragen prinzipiell keine Beweise geben KANN.
Warum eigentlich nicht? Wenn substantiell etwas dahinter stecken würde, wäre es auch beweisbar.
Wenn du jeden Abend betest, dass morgen die Sonne wieder aufgehen möge, und sie geht dann - oh welch Wunder - am nächsten Morgen wieder auf, dann ist das kein Beweis für die Wirksamkeit deines Gebetes. Aus Koinzidenzen werden "Beweise" konstruiert.


closs hat geschrieben: - Was die Wissenschaft in der Theologie leistet, sind wirklich nur Hilfsdienste, aber keine geistigen Aussagen.
Die Forschung hat sehr wichtige Fragen schon lange sehr gut beleuchtet. Sie hat vor allem gezeigt, dass der biblische, mythologische Jesus ein nachträgliches Konstrukt der Schreiber und der Kirche war. Die enttäuschte Naherwartung ist eines der stärksten Indizien dafür, neben vielen anderen Hinweisen. Dass die Juden dieser Posse nicht folgen wollten, ist nur allzu verständlich.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Ich habe manchmal den Eindruck, dass Theologie Probleme "löst", die man ohne sie gar nicht hätte.
Da ist aus naturalistischer Sicht viel dran.
Ich will ja gar nicht abstreiten, dass essentielle Fragen wie "Woher" und "Wohin" die Menschen schon immer beschäftigt haben. Aber ich bezweifle, dass Religionen die "richtigen" Antworten haben und man sollte akzeptieren, dass diese Antworten für immer mehr Menschen unbefriedigend sind.
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#226 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Pluto » So 26. Jun 2016, 08:37

sven23 hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Von echten Beweisen kann nicht im entferntesten die Rede sein.
Natürlich. - Mir wird immer bewusster, dass es zu geistigen Fragen prinzipiell keine Beweise geben KANN.
Warum eigentlich nicht? Wenn substantiell etwas dahinter stecken würde, wäre es auch beweisbar.
Ja klar... aber dann wäre es kein Glaube.

sven23 hat geschrieben:Wenn du jeden Abend betest, dass morgen die Sonne wieder aufgehen möge, und sie geht dann - oh welch Wunder - am nächsten Morgen wieder auf, dann ist das kein Beweis für die Wirksamkeit deines Gebetes. Aus Koinzidenzen werden "Beweise" konstruiert.
Genau das haben die Inkas jahrhunderte getan. Jede Nacht wurde dazu ein jungfräuliches Herz geopfert.
Die Mädchen starben völlig umsonst weil die Hohepriester an eine falsche Kausalität glaubten.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#227 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Münek » So 26. Jun 2016, 09:09

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Und solche supranaturalen Phänomene können wir nirgendwo beobachten.
Das KANN (natur-) wissenschaftlich gar nicht möglich sein - sonst wäre es ja nicht supranatural.
Falsch - was glaubst Du, wieviele Menschen von sich behaupten, Zeugen übernatürlicher Wunder gewesen zu sein?

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#228 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Münek » So 26. Jun 2016, 09:25

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Von echten Beweisen kann nicht im entferntesten die Rede sein.
Natürlich. - Mir wird immer bewusster, dass es zu geistigen Fragen prinzipiell keine Beweise geben KANN.
Das beweist ja geradezu exemplarisch die Schwäche geistiger Standpunkte und Vorstellungen.

Behaupten und glauben kann man im Übrigen natürlich alles und jedes. Das ist keine besondere Kunst... ;)

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#229 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von closs » So 26. Jun 2016, 10:27

sven23 hat geschrieben:Wenn substantiell etwas dahinter stecken würde, wäre es auch beweisbar.
Das ist exakt die Irrung der sog. "Aufklärung". Damit schneidet sie sich jeglichen Zugang zum Spirituell-Geistigen ab und somit zu Gott ab.

sven23 hat geschrieben:Sie hat vor allem gezeigt, dass der biblische, mythologische Jesus ein nachträgliches Konstrukt der Schreiber und der Kirche war.
Dass die Evangelisten (bzw. Textverfasser) Gehörtes individuell bewertet und spirituell unterschiedlich gedeutet haben, ist sicherlich historisch-kritisch gut nachweisbar. Mehr nicht.

sven23 hat geschrieben: Aber ich bezweifle, dass Religionen die "richtigen" Antworten haben
Damit bist Du voll im Glaubens-Zirkus drin - das ist normal.

Pluto hat geschrieben:Die Mädchen starben völlig umsonst weil die Hohepriester an eine falsche Kausalität glaubten.
Das ist leider zu allen Zeiten ein Problem: Die Verwechslung von Korrelation und Kausalität.

Münek hat geschrieben:was glaubst Du, wieviele Menschen von sich behaupten, Zeugen übernatürlicher Wunder gewesen zu sein?
Da gibt es einige - aber es ist eben nicht natur-wissenschaftlich nachweisbar. Der Grund: Geistige Erscheinungen sind individuelle Erscheinungen. Salopp: Hätte Moses Publikum dabei gehabt, als er auf den "brennenden Dornbusch" gestoßen ist, hätte es sein können, dass nur Moses diesen gesehen hätte. (Wir vernachlässigen hier für einen Moment, dass die ganze Geschichte metaphorish gemeint sein könnte)

Münek hat geschrieben:Behaupten und glauben kann man im Übrigen natürlich alles und jedes. Das ist keine besondere Kunst...
Stimmt - das SChwere dabei ist, auf dem richtigen Weg zu sein.

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#230 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Pluto » So 26. Jun 2016, 11:16

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wenn substantiell etwas dahinter stecken würde, wäre es auch beweisbar.
Das ist exakt die Irrung der sog. "Aufklärung". Damit schneidet sie sich jeglichen Zugang zum Spirituell-Geistigen ab und somit zu Gott ab.
Falls Gott nicht existiert, ist das vermutlich das Beste was passieren konnte.

Es läuft alles auf einen konkreten Nachweis für Gott hinaus.
Was ich dabei nicht verstehe: Warum ist die Evidenz für Gott mangelhaft? Warum macht Er so ein Geheimnis aus seiner Existenz?

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Aber ich bezweifle, dass Religionen die "richtigen" Antworten haben
Damit bist Du voll im Glaubens-Zirkus drin - das ist normal.
Einspruch!
Wenn man Zweifel hat, ist man genau NICHT im "Glaubens-Zirkus" (sonst würde man nicht zweifeln).

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Die Mädchen starben völlig umsonst weil die Hohepriester an eine falsche Kausalität glaubten.
Das ist leider zu allen Zeiten ein Problem: Die Verwechslung von Korrelation und Kausalität.
Das stimmt auch für den Allwissenden. Warum sonst steht in der Bibel, man soll ein Kind im Fundament eines Hauses begraben? [1 Könige 16,34]

closs hat geschrieben:Salopp: Hätte Moses Publikum dabei gehabt, als er auf den "brennenden Dornbusch" gestoßen ist, hätte es sein können, dass nur Moses diesen gesehen hätte. (Wir vernachlässigen hier für einen Moment, dass die ganze Geschichte metaphorish gemeint sein könnte)
Es kann NUR metaphorisch sein!
Falls Gott die Naturgesetze erschaffen hat, bezweifle ich, dass er sie danach selbst mit einem brennenden Dornenbusch bricht.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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