Magdalena61 hat geschrieben:Abraham HAT den Sohn NICHT getötet, das sollte man nicht unterschlagen, und er wußte bereits,
bevor er mit Isaak auf den Berg hinauf stieg, dass sie zu zweit wieder herunter kommen würden.
1. Mose 22,5
Hi Magdalena,
also der Episode mit der Beinahe-Opferung des Isaak stehe ich auch sehr skeptisch gegenüber.
Auch als Test verstanden, kommt man nicht zu sinnvollen Ergebnissen.
Gott mag keine Menschenopfer nach dem AT (hast Du anderer Stelle zitiert). Abraham würde nun genau dies machen. Den Test hätte er also nun bestanden, wenn er Manns genug gewesen wäre auf Gottes Forderung zu sagen: Nein. Das mache ich nicht. Oder: Hebe Dich weg von mir Satan, Gott mag keine Menschenopfer. Wer immer Du bist, wohl nicht Gott.
Eine scheinbare Lösung vermag für Dich auch darin bestehen, dass man unterscheiden müsste zwischen von Gott verordneten Menschenopfern und nicht von ihm angeordneten. Dann haben wir aber in unserer Vorstellung eines Wischiwaschi-Gott der alles oder nichts sein kann, wenn sogar die Tötung eines Menschen ihm gefallen kann und dann doch wieder nicht. Eine antike Despotgottheit, die soweit über der Moral steht, dass er sie für Menschen verbindlich hält, es ihn aber nicht im geringsten stört, wenn er selbst anders will.
Die plausibleste Lösung die mir bisher auf den Bildschirm gekommen ist, ist die:
Die umgebenden Völker (zu Abraham und den Seinen) kannten Menschenopfer und betrachteten die anderen, die dies nicht praktizierten als "Weicheier", die nicht bereit sind wirklich viel oder alles für ihren Gott auch zu tun. Der Autor bzw. die Autoren der Opferungsepisode wollten nun zum Ausdruck bringen, dass Gott Menschenopfer ablehnt aber die Seinen auch keine religiösen Schönwetter-Flachbrettbohrer sind und sie durchaus bereit sind alles für ihren Gott zu tun.
Befriedigt (mich) nicht 100pro, weil dies nicht im Text steht, eine moralische Bewertung der Forderung Gottes schlicht unterschlagen worden wäre und der Text dann nicht auf die Juden (und Nachfolger) zielt, sondern auf die religiöse Konkurrenz des Autoren (und auch dies steht nicht da und wird nicht angedeutet).
Richtig ist zumindest, dass Gott nirgendwo in der Bibel fordert, dass ihm Menschen geopfert werden (Wenn auch die Tötung Andersgläubiger oder die Tötung von Sündern durchaus explizit gefordert wird).
Nimmt man es konsequent, dass Gott keine Menschenopfer mag, dann steht die spätchristliche Vorstellung von Jesus menschlichem Opfertod allerdings ein wenig eigenartig da.